Market-Timing

  • Na, da wurde es zuletzt "zerrissen" - ab da hat man dann gelernt, ein buy-and-hold Investor zu sein.


    Wobei, ich denke schon, dass kaufen und liegenlassen gut ist, sofern man sich nicht gerade in der teuersten Aktienbewertungsphase befindet. Leider ist genau das der Fall. Was ja nicht einmal bestritten wird. Die Frage ist eher: bleibt es teuer (z.B. wegen niedriger Zinsen)?


    - - - -

    VStoxx heute erst 29 in der Spitze und VDax bei 31.

    Panik ist bei VStoxx (bzw. V-irgendwas) > 40.

    Klar, der Tag ist tief-rot, aber die meisten nehmen es gelassen hin.


    Nasdaq-100 hingegen nicht sonderlich rot. Gerade mal -0.9%.

    waehrend die guenstigeren EU-Aktienmaerkte mal wieder bei 3-5% im Minus liegen, je nachdem welchen ich mir angucke.



    Kurioses:

    Erinnert ihr euch noch an Lumber? Stieg wie bloede? Nun, es faellt jetzt extrem, ein heftiger Ruecksetzer.


    Sonstiges - wenig korrelationen im Edelmetal-Sektor:

    Silber kriegt auch eins auf die Muetze. Nur Gold haelt sich ganz gut. Eigentlich komisch, ich haette erwartet, das beide Metalle stark miteinander korrelieren, aber ich nehme an, einen einzelnen Tag soll man nicht so ernst nehmen?

    Gold jetzt bei 1899 USD, aber Highland Gold Mining Aktie hat nicht mit der Wimper gezuckt, kein Ruecksetzer (wo man doch einen gehebelten Effekt erwarten wuerde bei Goldminen Aktien?)


    Auf mich wirkt es, als ob die Boerse einbricht wegen Corona - was eigentlich merkwuerdig ist. Corona sollte nicht weiter ueberraschen?

    Ich habe mich ofte gefragt, was denn der Trigger sein koennte, damit es wieder nach unten geht?

    Chin-USA Handels-spannungen? Einbruch der Wirtschaftindikatoren? Unruhe-Demos der Bevoelkerung? Brexit wird haerter als geplant und vernichtet die EU?

    Alles nicht! --> stattdessen: es grassiert wieder verstaerkt Corona (2. Welle kurz vor Herbst).

    Fuer mich wenig ueberraschend, von Corona hatte ich schon zuvor gehoert. Aber nunja, offenbar nicht jeder.

    Aber wars im Februar nicht auch so?

    Deja vu?

    Im Januar hat man schon von Corona in Wuhan mitbekommen, und dennoch crashte es erst ca. 20.Februar - 20. Maerz (davor noch ein ATH, trotz Corona).

    Naja, koennte auch nur ein einziger roter Tag sein, so wie damals im Mai 2010.


    Wenn alles schon am Fallen ist, kann man schwer Indikatoren finden, die eine ueberhitzung signalisieren.

    Jetzt gucke ich auf Chart-Technik (Seufzer), weil nichts besseres zum Beobachten vorhanden ist:


    Die 200-Tageslinie beim S&P 500 verlaeuft bei ca. 3100. Derzeit noch gute 5% davon entfernt.

    Erst ein unterschreiten ist ein Trendwechsel. Und wenn man dem "Todeskreuz" eine Chance geben moechte, so muss man lange zugucken bis es einen Trendbruch gibt. Das Todeskreuz war zuletzt viel zu lahm. Man haette Ende Maerz verkauft, und man haette erst wieder anfang Juli wieder gekauft (Golden Cross).

    Das Problem im Maerz-Crash war, dass es sehr schnell viel. So schnell wie schon lange nicht mehr.

    Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass wir schon wieder so einen Crash bekommen werden. Wenn ueberhaupt, dann einen langsamen Baerenmarkt-Trend, mit ab und zu mal Crash-Tagen so wie heute.

    Aber Glauben ist nicht wissen. Am Freitag hatte ich den Correlation-Index vs. VIX gesehen. Immerhin.

    Heute sehe ich rein gar nichts, was mir die zukuenftige Richtung anzeigen koennte.

    Nein. Ich sehe eigentlich eine Menge, aber ich weiss nicht, was davon relevant ist!

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  • Deutschland und Europa sind nicht besonders teuer: https://www.starcapital.de/de/…g/aktienmarktbewertungen/

    Teuer sind eher US-Techaktien.


    Ich würde nicht auf etwas setzen, wofür es keinerlei empirische Belege gibt. Vielleicht sollte dieser Thread der mehr theoretischen Diskussion vorbehalten bleiben. Vorschlag: Lage-Thread oder ein eigener für "Joes kurzfristige Market-Timing-Versuche"?

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Ja, haette man so nennen koennen. Es ist schon ein bisschen "meine" Ecke, aber wenn jemand Market-Timing Vorschlaege hat, kann er es auch hier hineinschreiben, es muss keine 1-Mann-Show bleiben.


    Es gibt eine Korrelation zu US-Aktien und Europa-Aktien, da bin ich mir so sicher, dass ich mir den Beweis gespart habe. Also empirischen Beweis dafuer? Der laesst sich sicherlich finden.


    Die Sache ist, dass die US-Aktien einen 57%-Anteil an der Welt haben.

    Wenn also 57% der MCap in der Welt "Teuer" ist, dann hat das einfluss.

    Uebrigens ist der US-Aktienmarkt nicht der einzige teure markt, und somit ist der Einfluss nochmal groesser als "nur" diese 57%.


    Ein Freund sagte mir mal: "Die Flut hebt leider alle Boote", und meinte damit: wenn die Aktien steigen, steigen meistens alle.

    Diesem Freund haette ich gesagt, dass es auch umgekehrt funktioniert: kommt die Ebbe, fallen alle Aktien. (bin aber nicht mehr dazu gekommen).


    Eine Abkopplung von Europa (vom US-Markt) koennte es geben, und so etwas gab es mal bei Japanischen Aktien, als Japan 40% der Welt-Mcap ausmachte.

    Ab 1990 fielen japanische Aktien, aber die US- und Europa-Aktien stiegen --> konnten sich entkoppeln.

    So etwas erwarte ich fuer Europa versus USA auch mal, aber der Grund fuer die Entkopplung koennte sein, dass Europa so billig ist, das die Aktien dort nicht weiter fallen. Dann fallen die US-Aktien und die Euro-Aktien halten sich. Das merkt man mit der Zeit, und schwups, ein Jahr spaeter die Entkopplung.

    So in etwa stelle ich es mir vor.


    Man kann diese Korrelationen zwischen den Maerkten auch ignorieren, und dennoch in Europa investieren. Ich tue es ja groesstenteils selbst, und betreibe nur mit einem Teil meines Vermoegens Market-Timing.

    Allerdings gibt es zwischen ignorieren, und leugnen einen Unterschied. Ich bin mir der Korrelationen bewusst, und ignoriere sie zu einem Teil. Aber ich leugne sie nicht.

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    Einmal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Vstoxx heute in der Spitze erst bei 29 Punkten.

    So manche Aktien faellt schnell und tief, aber das sind "nur" die Aktien aus den ueblichen verdaechtigen Branchen:

    Banken, Einzelhandel, Tourismus, Automotive, Transport.


    Das ist fuer das groessere Bild schlecht, denn es sind Konjunktur-Sensible Werte - und das fallen solcher Zykliker zeigt tendentiell einen Baeren-Trend an.

    Also nicht nur ein Ruecksetzer, sondern (wenn es so bleibt) werden wir die Maerz-Tief wiedersehen, und moeglicherweise sogar unterschreiten.

    Richtig daran glauben kann ich nicht, aber das ist es was mir angezeigt wird: Konjunktur-Sensible Aktien laufen schlecht, seit ein paar Tagen. Vielleicht noch nicht lange genug, aber fuer mich ist das ein Warnzeichen. Mehr Warnungen werde ich kaum bekommen koennen, denn "ueberkauft", oder extremer Abstand des ATH von der 200 Tageslinie, sowas sieht man jetzt nicht mehr, das war schon. Irgendwo zwischen Teuer und Billig gibt es eben ein "Niemandsland", und darum ist das einzige was sich jetzt noch sinnvoll beobachten laesst die Art der Aktien die steigen und fallen. Und da hat es sich deutlich eingetruebt.

    Ich bin noch am Nachdenken, ob ich heute noch ein bisschen was verkaufe, angesichts dieser Warnung (= Konjunktursensible Werte schmieren derzeit am staerksten ab).


    Beispielhafter Chart (keine Kaufempfehlung) - Stahl ist zyklisch:

    Thyssen-Krupp-Chart --> man sieht sehr schoen, wie gerade in den letzten Tagen dieser zykliker abschmiert, von ca. 6,x euro Anfang September zu mittlerweile 4,x Euro heute.

    Andere Aktien fallen aehnlich schnell, und ich meine, es sind Konjunktursensible werte.

    Ich habe im Depot vor allem Zykliker (weil die so billisch sind), aber nur 2 davon sehen wirklich schlecht aus (bis jetzt hatte ich also noch einigermassen Glueck, dass ich so glimpflich davon komme, aber kann auch sein, dass Autowerte sich noch relativ am besten halten, und vor allem solche habe ich).

    Auf meiner Watchlist ist aber ein kleines Blutbad zu sehen - soviele Aktien, die ich fast gekauft haette, sind in den letzten Tagen heftig gefallen!


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    2 Mal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Der VStoxx (alternativ VDax, Vix, V-irgendwas) ist wieder auf knapp 30 hochgedreht.

    Der Correlation-Index ist auch nach oben gedreht. Hier ist die Besonderheit, dass am 19. Oktober (das war der Montag) es eine erste Panik-Bewegung gab, wie man an der kurzzeitigen Spannungs-Spitze erkennen kann.

    Die Angst ist also wieder da. Woodpecker spricht es an, ein ungutes Gefuehl. Vielleicht ein bisschen wie: Alle tanzen auf einem Ball. Und alle warten darauf das die Uhr Mitternacht schlaegt. Es ist 5 vor 12 Uhr.


    Hier der Correlation-Index der letzten 12 Monate (amerikanischer Markt):

    pasted-from-clipboard.png


    Der Correlation-Index ist wie der VStoxx zu interpretieren. Die Korrelation ist in einem Crash hoeher als sonst (=alle Aktien fallen im Gleichtakt).

    Spannungs-Spitzen scheinen eher gute Kaufzeitpunkte gewesen zu sein, genauso wie ein hoher V-Irgendwas auch ein guter Kaufzeitpunkt ist.


    Mit VStoxx = 30 und Korrelation-Index leicht erhoeht - es laesst sich kaum sagen wohin die Reise weiter geht.

    Aber zumindest das: Es gibt Trends die Wochen oder Monate lang anhalten koennen: derzeit ist der Trend eine zunahme der Angst. Das sieht mam im Chart oben nicht, aber auf Tages-Sicht schon:

    pasted-from-clipboard.png


    Leider auch das nicht eindeutig.


    Wie halte ich es: Ich hatte als Minimalziel einen Ruecksetzer auf die 200-Tageslinie im Auge (beim S&P 500). Dieser Ruecksetzer ist bisher nicht geschehen, also warte ich weiter ab bis der Ruecksetzer mindestens die 200-Tagelinie beruehrt.


    Manche Aktien sind seit dem September ATH gefallen (Bayer, Fresenius), andere gestiegen (BMW Vz, BASF) - also eine interne Abwaertsrichtung kann ich nicht ausmachen, eher ein Stock-Picking nach Kriterien die sich mir nicht ganz erschliessen.

    Habe ich etwas verpasst? So manche Aktie laeuft mir davon, aber dafuer sind andere Aktien jetzt guenstiger: also nein, ich habe nichts verpasst.


    Wirklich eindeutiges kann ich im Sinne "Market-Timing" also nicht erkennen, alles nur ein Rauschen.

    Doch es ist dieser Gedanke der mich an tiefere Kurse glauben laesst:

    Wir haben Corona (mit all seinen negativen wirtschaftlichen Begleiterscheinungen), wir haben einen Strukturwandel in mehreren Branchen, und die Boersen standen Anfang September bei einem ATH. Wie verrueckt ist das denn?

    Die Aktien sollten nicht ein ATH Anfang September hinlegen, und doch haben sie genau das.


    Ich habe mich deswegen fuer beide Scenarien positioniert: Auf dauerhaft teure Aktien, UND auf fallende Boersen. Indem ich eben nur teilweise investiert bin, und ein Drittel Cashquote fahre. Sollten meine Aktien im Depot steigen, bin ich nicht so stark dabei, aber dafuer (im Falle fallender Kurse) habe ich Cash zum nachkaufen/zukaufen, und kann mich troesten.


    Alles auf eine Karte moechte ich nicht setzen (Voll investiert sein).

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  • Noch ein Gedanke: alles blickt auf China, die sollen die Rettung fuer die Weltwirtschaft sein. Und was ist wenn China luegt, es wirtschaftlich gar nicht so toll fuer China laeuft?

    Dieser Gedanke wird ausgeblendet.

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  • es wirtschaftlich gar nicht so toll fuer China laeuft?

    Naja, aber die Absatzzahlen deutscher Automobilhersteller kann China nicht fälschen (außer wenn die chinesische Regierung deutsche Premiumautos kauft und in der Wüste Gobi parkt). Und da sieht es doch ganz gut aus.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Soweit ist es also schon, dass China uns "retten" muss ... ;-)


    Das ist auch ein großer Haken der Exportorientiertheit: die Anderen entscheiden ...


    Und wenn wir kein Öl und Gas mehr importieren, wird es noch extremer - wohin dann nur mit dem ganzen Geld?

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Ja, 20 Jahre lang wurde von Chinese Hard Landing gefaselt, aber jetzt sind sie der Heilsbringer. Jeweils Wunschdenken?!


    - wohin dann nur mit dem ganzen Geld?

    Na bloß nicht im eigenen Land investierern oder gar runterschalten, sondern es brav weiterhin Richtung USA schaufeln, die brauchen es.

    Nötige neue Mechanismen und Kanäle werden sicher entwickelt, da sind unsere Freunde erfinderisch ;-)

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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  • VDax = 39,5

    VStoxx = 37.5


    Correlation-Index weiss ich erst wenn die USA eroeffnen (kenne keinen europaeischen Correlation Index), aber so wie es heute Morgen aussieht, fallen gerade alle Aktien.


    Ich sag es mal: Crash


    Jetzt die Frage: Wann einsteigen?

    Gestern bin ich etwas in Bayer eingestiegen, Morphy's Gesetzt gilt: Wann crasht es? Immer einen Tag nachdem man gekauft hat.


    Bei V-Irgendwas ueber 40 (oder 39.5) kann man schon einsteigen.

    Mich stoert, dass in Amerika der S&P 500 noch nicht einmal auf seine 200-Tageslinie zurueckgefallen ist. Das ist zuwenig fuer einen Ruecksetzer.

    Angst wird sicherlich heute einsetzen. Und Reue nicht verkauft zu haben. Aber Panik?


    Wenn man aussteigt wenn die Anzeichen auf "greed" stehen, dann wird es auf dem Weg zu "Fear" eben ein Niemansland geben, bei dem nichts sichtbar ist. Es ist kein "greed" mehr vorhanden, aber ist es schon genuegend "Fear"?


    Entscheidend ist eigentlich, ob es einen Sentimentwechsel gibt, der einen Trendwechsel einleitet. Hier bin ich mir nicht so sicher.

    Wir wissen laengst woran wir an Corona sind, wissen dass die Wirtschaft in grossen Teilen getroffen ist.

    Wir wundern uns ueber ein ATH im September beim S&P 500 in den USA --> Kurse, die hoeher sind als vor dem Coronacrash (ehemaliges ATH war im Februar erreicht, und auch dieses Februar-Hoch resultierte aus einem starken vorangegangenen Anstieg).


    Der Corona-Crash hatte meiner Meinung nach gar keinen Trendwechsel eingeleitet. Stattdessen drangen jede Menge Boersen-Neulinge an die Boerse, im Bekanntenkreis redeten viele ueber die Boerse. Eher wuerde ich den Corona-Crash mit 1998 vergleichen, ein Jahr, wo es crashte, um dann mit Viel Schwung ein neues ATH zu erreichen und erst im Maerz 2000 ein Ende fand.


    Wo ist der neue Trigger, der zu einem Baerentrend fuehrt? Ich sehe keinen, bzw. alles schon bekannt.

    Der Kurs macht die News - vielleicht wird sich etwas finden lassen. Im Jahr 2008 wurde schliesslich auch als "Grund" Lehman Brothers gefunden.


    Auf dem Weg von oben nach unten wird man bei "fair" vorbei, und "fair" ist kurioserweise ein sehr seltener Zustand, bei dem nie angehalten wird.

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  • Der Corona-Crash hatte meiner Meinung nach gar keinen Trendwechsel eingeleitet. Stattdessen drangen jede Menge Boersen-Neulinge an die Boerse, im Bekanntenkreis redeten viele ueber die Boerse. Eher wuerde ich den Corona-Crash mit 1998 vergleichen, ein Jahr, wo es crashte, um dann mit Viel Schwung ein neues ATH zu erreichen und erst im Maerz 2000 ein Ende fand.

    Ja, der Gedanke kam mir auch.

    Corona hat eher den finalen Crack-Up getriggert. Nun sind viele Neulinge im Markt. Viele meiner Bekannten wissen seit Jahren dass ich an der Börse aktiv bin, hat aber nie jemand interessiert. Nun bekomme ich fast wöchentlich ungefragt(!) Nachrichten über irgendwelche erfolgreichen deals.

    Ich werde nicht mal mehr im Vorfeld um Meinung gebeten, sondern eher so: "Hey cool, ich bin jetzt auch in Aktien! Vor drei Tagen (irgendwas mit Online-Retail einsetzen) gekauft, und heute schon bei +20%! Kennst du die? Da geht noch einiges da bin ich sicher."

    Nun ja, ich weiß immer garnicht was ich antworten soll und schreib nur "pass halt bissl auf, für meinen Geschmack recht teuer", was natürlich nix bewirkt. Aber unter uns Pfarrerstöchtern wissen wir halt wie derlei endet.

    Wo ist der neue Trigger, der zu einem Baerentrend fuehrt? Ich sehe keinen, bzw. alles schon bekannt.

    Der Kurs macht die News - vielleicht wird sich etwas finden lassen.

    Warte mal auf die Wahl nächste Woche.

    Gut vielleicht liege ich diesmal auch falsch, aber ist das nicht SCHON WIEDER mit Ansage?!?

    Bin jetzt bei 30% Cash, überlege sogar noch mehr zu verkaufen, trotz VDAX 40...weil viele Sachen sind ja kaum gefallen bislang.


    wp

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  • Correlation-Index weiss ich erst wenn die USA eroeffnen (kenne keinen europaeischen Correlation Index), aber so wie es heute Morgen aussieht, fallen gerade alle Aktien.

    Als Proxi kann man übrigens auch ganz gut die Korreltion Gold zu Aktien hernehmen.

    Eigentlich gilt Gold ja als "sicherer Hafen".

    Aber im Crash ist es meist so dass Gold (nur für einen kurzen Zeitraum!) voll mit abschmiert. Vermutlich weil Liquidität beschafft werden muss oder warum auch immer.

    Achte mal drauf!

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  • Interessant ist schon, wie die Börse dann manchmal nachzuziehen scheint. Z.B. wir im Forum hier, sind uns seit einigen Wochen doch ziemlich klar darüber, dass es jetzt entweder Richtung schwedischen Weg geht, oder es nochmal einen Lockdown bzw. eine nennenswerte Verschärfung geben muss. Dass also vor allem dieser Flickenteppich an Regelungen und das Vertrauen auf persönliche Verantwortung nicht zum Ziel führen wird.


    Auch hört man nun öfters von einem Lockdown light, bzw. eines kurzen, begrenzten Lockdowns. Auch das hatten wir hier schon vor geraumer Zeit vorhergesagt.


    Geht nicht darum dass wir so schlau sind.. Aber es ist interessant, dass solche Dinge, die eigentlich relativ klar sind, noch Reaktionen wie heute an der Börse hervorrufen können. Denn die Entwicklung dürfte insgesamt inzwischen recht vorhersehbar sein, man kennt glaube ich die möglichen Stellschrauben und Auswirkungen nun ziemlich gut und muss nur ehrlich damit sein und sollte, das fehlt wohl im Moment teilweise, auch entsprechend konsequent sein.

    Es ist ein superspannendes Phänomen, da bin ich voll bei dir.


    Ich hab da schon viel drüber nachgedacht, weil die Reaktion des Marktes auf "diffuse" Nachrichten, also was so über Tage/Wochen reintröpfelt, nicht sowas wie 09/11, ist m.E. ein ziemlicher Schlüssel wenn man market timing betreiben will.


    Ich bin mittlerweile der Überzeugung dass Kurse in erste Linie Nachrichten machen und nicht umgekehrt.


    So auch in diesem Fall.

    Die aktuellen news sind eigentlich schon recht klar / vorhersagbar, die Reaktion hätte genausogut vor 5 oder 2 Tagen kommen können oder auch erst morgen.

    Aber sie kam nun mal heute und wird dann eben heute mental mit den schon lange schwelenden Nachrichten verknüpft. Und dann wird gesagt: Wegen Corona schmiert es ab.

    Oder auch falls es heute wie blöde hochgerannt wäre: Wegen Corona steigt es, weil der Markt auf neue Stimuli hofft. Auch das wäre ja eine denkbare Schlagzeile!

    Der Kurs macht also die Nachricht.


    Soweit so gut.


    Sind nun Nachrichten egal?


    Nein, Nachrichten sind natürlich nicht egal, aber einzelne Nachrichten wirken nur indirekt weil alle möglichen Nachrichten die Grundstimmung der Aktionäre andauernd in verschiedene Richtungen (Richtung Manisch, Richtung Depressiv, oder auch Richtung Gleichgültig) beeinflussen.

    Was aber relativ egal ist sind die HEUTIGEN Nachrichten. Genau wie du schreibst, so viel Neues kam heute nicht hinzu, dennoch schmiert es heute ab und nicht vorgestern.


    Und warum kommt es dann überhaupt zu abrupten Bewegungen?


    Da hilft ein Blick in zwei wirklich spannende Gebiete im weiten faszinierenden Feld der Mathematik:

    Die Katastrophentheorie und die Theorie der chaotischen Attraktoren.


    Man kann das mal googeln, um die wesentlichen Punkte zu verstehen braucht man eigentlich keine Vorkenntnisse.

    Beide Theorien beschäftigen sich mit Kipppunkten in dynamischen (sich in der Zeit verändernden) Systemen.

    Ein Attraktor ist ein relativ stabiler Gleichgewichtspunkt in dem sich das System befinden kann (also zB "Markt ist bullisch" oder "Markt ist bärisch").


    Interessant ist der Bereich zwischen den Einzugsbereichen der Attraktoren.


    Wenn man das System in eine Richtung schiebt (zB durch schlechte Nachrichten vom manischen Attraktor weg), passiert erstmal: Nichts.


    Wenn man weiter schiebt, zB noch mehr schlechte Nachrichten:

    Passiert immer noch nichts!

    Zu stabil der Attraktor, die Anleger sind noch zu gefestigt in ihrer positiven Weltsicht. Das System ist nachwievor stabil, die Reaktion auf den Schubser also gering oder gar Null.


    Wenn man noch weiter schiebt, noch mehr schlechte Nachrichten:

    ... dann wird es interessant, dann kommt man in den chaotischen Zwischenbereich zwischen den Attraktoren. Hier wird das System plötzlich extrem instabil, d.h. sehr kleine weitere Schubser können es vom Anziehungsbereich des einen in den des anderen Attraktors schubsen (das wird in der Mathematik / Physik "Katastrophe" genannt). Chaotisch nennt man diesen Bereich deshalb, weil plötzlich EXTREM kleine Schubser einen EXTREM großen Unterschied machen können.


    Wenn das System also nun irgendwann plötzlich (in unserem Fall heute) in den neuen Anziehungsbereich (Bärenmarkt) angekommen ist, ist das System aber erstmal immer noch instabil. Kommt also rechtzeitig ein Gegenimpuls, wird es wieder zurück wechseln in "Bullenmarkt" (das wäre dann die Bärenfalle).


    Das heißt für unseren Fall:

    Die spezifischen Nachrichten von heute sind unerheblich.

    Aber sie haben nun mal den entscheidenden kleinen Impuls gesetzt und jetzt kippt es eben.

    Mit etwas Erfahrung hat man das bereits seit 1-2 Wochen "gespürt" dass wir uns in den chaotischen/instabilen Bereich reinbewegt haben.

    Joe hat da gute Indikatoren, für mich sind es eher Dinger wie der SAP Rutsch am Montag, hektische Chartbilder und "Bauchgefühl" an denen ich das festmache.

    Das in Kombination mit den absehbar schlechten Nachrichten der nächsten Tage hat mich zum Verkaufen gebracht.

    Daher war es genau wie im März m.E. "mit Ansage", weil das besondere an den aktuellen Nachrichten (Corona und US Wahl) halt ist dass die nicht schlagartig reinkommen (wie 9/11), sondern langsam und stetig am Attraktor zerren und es wird dadurch ab einem gewissen Punkt immer wahrscheinlicher dass es kippt.


    Die nächsten paar Tage sind jetzt entscheidend, da kann sich das System noch fangen wenn genug gute Nachrichten kommen (fetter Stimulus, ein Goldmeteorit landet vor dem Reichstag, was weiß ich).

    Wenn es sich aber nicht bald fängt, wird das etabliert was Joe "einen neuen Trend" nennt, dann regiert erstmal der Bärenattraktor.


    Keiner weiß was die nächsten Tage kommen wird, aber für mein Gefühl ist die Wahrscheinlichkeit gering dass wir so schnell zurück in den "Bullen" Attraktor kommen. Der Grund ist die US Wahl plus Corona, die beide sehr wahrscheinlich einen konstanten Strom eher unschöner Nachrichten produzieren werden die nächsten Tage.

    Da müssen etwaige gute Nachrichten man erstmal gegen ankommen, selbst ein dicker Stimulus dürfte sich momentan schwer tun imho.


    Es muss eine richtig dicke und am besten "neue" gute Nachricht her.

    Von Corona kommt die so schnell nicht, aber zB eine reibungslose Amtsübergabe könnte dafür gut sein.

    Bis dahin....down denke ich.


    wp


    (Disclaimer: Jeder handelt auf eigene Verantwortung. Keiner kann wissen was morgen passiert, auch ich nicht, jeder muss sich seinen eigenen Reim machen. Etc, pp, usw, ihr wisst schon, kurz ich bin nicht Schuld wenn ihr euch jetzt mit Puts vollladet und die in einer Woche baden gehen.)

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  • Es war im Crash von Februar bis Maerz allerdings auch so. Ich hatte vom Corona-Virus bereits im Januar gehoert und gelesen.

    Und er war auch schon in Italien angekommen und ein Dorf wurde abgeriegelt.

    Erst so ab 20. Februard (=ATH) ging es abwaerts. Zunaechst ein Ruecksetzer, und dann halt viel mehr.

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  • Ja, es ist der zweite Crash "mit Ansage" innerhalb von acht Monaten.

    Wow, das ist schon ein irre Jahr.


    Nur dieses Mal wird m.E. das Zünglein an der Waage die US Wahl sein, nicht so sehr die weitere Coronaentwicklung.

    Anschnallen.

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  • Ein Aufschwung ist nur dann ein sicherer Aufschwung wenn er von der breiten Masse der Aktien getragen wird. So heisst es.

    Darauf hingewiesen hat Hussman, aber ich habe es auch woanders bestaetigt gelesen.


    Das hat mich immer gestoert, dass die Indizes zwar steigen, aber nicht von allen Branchen getragen werden. So waren es insbesondere Zykliker (inkl Banken, die auch Zyklisch sind) die nicht so recht steigen wollten. Stattdessen war es eher ein "Melt-up" der Tech-Aktien (NASDAQ 100).


    Und auch jetzt: es steigen einige Aktien, aber Tech-Aktien fallen.

    Vielleicht sind es eher value-Aktien die steigen.


    Aber immer noch nicht die breite Masse an Aktien.

    Und bei top-bildungen laufen immer die Aktien, die bis dahin niemand wollte. ("Was soll/kann man denn sonst noch kaufen? Alles andere ist schon gelaufen?")



    Einerseits.


    Andererseits: Wenn ein Aufschwung bevor steht, dann sollten doch als ersten die Riskanten Zykliker zuerst zuenden?

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  • Würde es nicht einfach ausreichen, auf den NYSE Bullish Percent Index zu schauen, um herauszubekommen, ob "die breite Masse" der Aktien steigt oder fällt? Andererseits gibt es wohl die Regel, dass der Markt überkauft ist, wenn der BPI über 70% steht, und überverkauft ist, wenn der BPI unter 30% steht. Aktuell sind wir ganz knapp unter 70%:

    https://stockcharts.com/freecharts/pnf.php?c=$BPNYA,P

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  • gruene Kurve = S&P500

    orange Kurve = Baltic Dry Index (sagen wir mal = Transport Schiffe, und somit ein Indikator fuer die Wirtschaftstaetigkeit)

    Lila Kurve = Citibank Surpise Index. --> wenn die Q-Berichte "besser als erwartet" sind, dann steigt dieser Index, und wenn die Zahlen noch schlechter sind als ohnehin schon befuerchtet, dann faellt der Index.





    Kurz: es passt nicht so recht zusammen. Die Wirtschaft laeuft schlecht, die Q-Berichte fallen schlechter aus als eh schon erwartet, und der S&P 500 steigt. Kann man das verstehen?!

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  • Bisher kannte ich immer nur den Buffett Indikator Zahl fuer den US-Aktienmarkt (der ja immerhin 57% der Welt-MCap ausmacht, laut Norbert mit stand Ende April 2020)


    Natuerlich, im Jahr 2007 gab es noch positive Zinsen.


    Hier der Fear & Greed Index:

    https://money.cnn.com/data/fear-and-greed/

    Derzeitiger Stand: Greed (mit 59 Punkten) - ueber 70 waere eine deutliche Warnung. Fehlt nicht mehr viel, aber hat noch ein bisschen Luft.


    Hier noch der Goldman Sucks Sentiment Indikator:


    Immerhin, vor dem Corona Februar-Maerz-Crash funktionierte dieser Sentiment Indikator ganz gut, oder?


    So weit so gut fuers Market-Timing --> es ist nur, das ich den Eindruck habe das ausgerechnet jene Aktien steigen die ich gerne haette, waehrend die Indizes gar nicht so starke Bewegungen machen.

    Viele meine Watchlist-Werte sind verglichen mit vor 1-2 Wochen um 30-50% gestiegen. Und sie sind immernoch nicht teuer.

    Manches habe ich davon, darueber sollte ich mich freuen. Aber da ich ja gar nicht vorhabe zu verkaufen - was nuetzt mir ein teurer Preis? Und wenn ich verkaufen sollte - die Flut hebt leider alle Boote: wohin dann das freigewordene Geld reinvestieren?


    Interessanterweise sind die guenstigsten Aktien die ich gekauft habe auch jene Aktien, die am besten in meinem Depot performen. Das ist keinesfalls selbstverstaendlich und auch nicht typisch nach meiner Erfahrung. Darum diversifiziere ich ja, weil die guenstigsten Aktien eben nicht unbedingt durchstarten. Aber jetzt tun sie es, und ich komme mir dumm vor, diese nicht noch viel staerker gewichtet zu haben.

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Dieser "fear and greed"-Index mißt mitnichten die Stimmung direkt, sondern anhand von 7 technischen Indikatoren:

    https://money.cnn.com/investin…ear-greed-tool/index.html

    U.a. das Momentum, welches für gewöhnlich wohl andersrum interpretiert wird (steigend ist positiv). Gleiches gilt für die Anzahl an Aktien, die ein 52-Wochen-Hoch ausgebildet haben und die Marktbreite (allerdings wohl anders gemessen). Außerdem ist u.a. bereits der VIX enthalten, der seit Anfang November wieder stark gefallen ist.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis