small caps - worauf beruht die Outperformance?

  • Hallo,


    der SDAX enthaelt auch nur Firmen mit einer Marktkapitalisierung ueber dem Durchschnitt des Gesamtmarktes. Bzgl der behaupteten outperformance der SmallCaps verweise ich nochmal auf witchdreams Beitrag bei W-O: Link. Demnach ist die Behauptung zumindest fuer den deutschen Markt auf Sicht von (mittlerweile) 15 Monaten grob falsch.


    Viele Gruesse,


    Balkenchart

  • SDAX: ...Aktien über dem durchschnitt des Gesamtmarktes oft, ja.


    O'S spricht von Small Caps bei einer Größe zwischen 200-2000 mio Dollar.
    Mid Caps zwischen 2000 - 10000 Dollar.


    Small = 200-2000
    Mid = 2000-10000
    Large = 10000 - unbegrenzt


    Aufteilung nach Rang (Marktcapitalisierung
    1-26 Stelle = large (ca. Dax = erste 30 Werte)
    27-76 = Mid (ca. MDax = nächsten 50 Werte)
    77-229 = small ( davon ca. SDax = 81-130)


    Witchs erste 10% umfassen also ca. large+Mid Caps.
    Das 2. und 3. Dezil umfassen O'S Small Caps.
    Für dieses 2. und 3. Dezil sollte bereits eine outperformance nach der Theorie vorliegen.



    Witchs Studie ist sehr interessant.
    Geht man davon aus, je kleiner desto besser, so ist es zumindest in dem von Witch beobachteten Zeitraum nicht wie erwartet gelaufen.


    Wenn ich den DAX und den SDAX vergleiche so ergibt sich bestimmt auch Verzerrungen welche daran liegen, dass je schwerer die Aktie desto mehr gewicht hat sie im Index.
    Soweit ich mich erinnere machen die schwersten 5 Aktien (16,7% aller Dax-Aktien) bereits über 50% des Daxindexes aus.
    Ähnliches müßte für den SDax gelten.


    Was mich bei Witchs Analyse stutzig macht ist, dass es kontinuierlich von Groß nach klein runter mit der Performance geht. Witch macht sehr große Sprünge bei der Betrachtung (1.Dezil im Median ist Aktienrang Nr. 40, 2. Dezil im Median ist Aktienrang 120, 3. Dezil = Median Aktienrang 200).
    Die Indizes Dax, Mdax, Sdax sind zudem auch noch nach Freefloat und nicht nach Marktcap. gewichtet.
    Streng genommen, ist die Datenlage und der Vergleich nicht möglich.
    Meine analyse kann man möglicherweise teilweise in die Tonne treten. Auch Witchs Analyse ist zwar für uns aufschlussreich, doch mit O'S small caps nicht vergleichbar.
    Obwohl natürlich gelten sollte, je kleiner desto besser.


    Und so sollte eigentlich auch gelten je eher SDAX desto outperformender. Aber die Unschärfe zwischen allen 3 Befunden ist nicht unerheblich.


    Gruß, Joe

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Ich stelle es mal hier rein, auch wenn es genaugenommen nicht zur Strategiediskussion paßt, sondern eher zur aktuellen Lage:


    Vor ein paar Tagen erschien in der NZZ ein für Statistikfreunde sehr interessanter Artikel, mit noch interessanter Grafik, die aber leider in der Onlineversion nicht sichtbar ist:
    http://www.nzz.ch/2006/06/30/bm/articleDIZAX.html
    Ohne diesen Link ist der Artikel nicht mehr kostenlos zu erreichen.


    Danach sind Small Caps (gut, man könnte auch hier wieder über die Definition streiten, aber ich glaube mal, von der Tendenz her trifft es trotzdem zu) deutlich überbewertet und es werden geringere Renditen erwartet als für große. Ich habe den Entscheidungsbaum zwar ausgeschnitten, kann ihn zur Zeit aber leider nicht einscannen.
    Gesamt liegen Small Caps zwar vorne (in 46% aller Monate: Large Caps (LC) besser, in 54% Small Caps (SC)). Aktuell sieht er so aus:
    1.) Aktien sind nicht mehr als 24% unterbewertet (LC 51% - SC 49%);
    2.) Value-Aktien sind nicht mehr als 14% gegenüber Wachstumswerten unterbewertet (58% LC) - bei billigen Value-Aktien wäre es 71% SC.
    3.) "Termspread < 3,2%", Zinskurve also nicht sehr steil: 62% LC. Andernfalls wäre der Erwartungswert für SC 89%!
    Wohlgemerkt gilt das kombiniert, die 62% für Large Caps ganz unten zählen also.


    Die Studie stammt zwar von einer schweizer Vermögensverwaltung und ich weiß nicht, auf welchen Markt und Zeitraum sie bezogen ist, aber ich glaube, die Situation ist weltweit die gleiche zur Zeit.


    Mit den allgemein recht verhaltenen Erwartungen für die Aktienmarktentwicklung gibt es also keinen Grund, jetzt in Small Caps zu investieren. In einer Situation mit 89% Outperformance derjenigen Aktien, die für die Entwicklung des Gesamtmarkt ohnehin nicht relevant sind, wäre es etwas anderes!


    Wohlgemerkt: ich habe nichts generell gegen Small Caps, weil sie den Anlagehorizont erweitern. Schon weil es mehr davon gibt, finden sich unter ihnen sicher gute Gelegenheiten. Und vielleicht treffen ja die Argumente oben alle zu, größere Ineffizienz usw. Und sicher gibt es auch derzeit noch die ein oder andere Gelegenheit.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Ich zitiere aus dem ARtikel eingestellt von Mickymoto:

    Zitat

    Taken as a whole -- as measured by thousands of companies, not just two -- small-cap stocks are going to be more inaccurately priced than large caps in the market, but not necessarily better-priced. The inaccuracies work both ways. Those that are overpriced (growth) will be more overpriced than their large-cap brethren, and those that are underpriced (value) will be more so than their large-cap cousins.


    Ich denke auch, dass die Ineffizienz kein Argument sein kann für die Outperformance von Smallcaps. Denn die kleinen sollten in beiden richtungen ineffizient sein. Hier tummeln sich die teuersten UND die billgsten Aktien zugleich.


    Dennoch: eine Outperformance der kleinen scheint vorhanden zu sein, nur ist mir nicht klar warum.
    Values Argument, dass die kleinen volatiler sind, und die Märkte tendenziell immer nach oben gehen ist vielleicht nicht nur ein gutes Argument, es ist möglicherweise sogar das einzige Argument.


    Doch auch bei dem Volatilitätsargument habe ich ein Bauchschmerzen, vielleicht kann hier jemand denken helfen?
    Wenn kleine Aktien stärker steigen, dann müßten sie doch irgendwann überbewertet sein. Es sei denn das Gewinnwachstum wächst im gleichen maße mit. Nur dann würde die fundamentale Bewertung beibehalten werden.
    Ist es wohlmöglich doch so, dass kleine Firmen geringere Kosten haben als große Firmen? Gilt: je größer desto mehr "Reibungsverluste" und Kosten um den Überblick zu behalten?
    Ich tippe fast darauf, dass dies der Grund ist.
    Stelle ich mir vor, ich programmiere Software um sie dann zu verkaufen. Bin ich alleine brauche ich mich mit niemandem abzustimmen. Programmiere ich zusammen mit meinem Bruder können wir beide an verschiedenen Bereichen des Programmes programmieren. Sind wir 10 Programmierer bedarf es vermutlich bereits einer Person, die damit beschäftigt ist die anderen 9 Programmierer zu koordinieren.
    Sind 100 Leute beschäftigt, braucht man evtl. 10 Koordinatoren die wiederum auch einen Koordinator brauchen.
    Von 100 Leuten sind also nur 89 Programmierer effektiv beim programmieren. Und ob das fertige Softwareprodukt dann letztlich auch 89 mal so schnell fertig gestellt werden kann als wenn es einer alleine hätte programmieren müssen?
    Sicher: eine einzelne Person würde effizienter arbeiten aber die Software würde (so sie überhaupt fertig wird) rauskommen wenn sie längst veraltet ist.
    Und bei 89 Programmierern gibt es auch weniger Wissenslücken.
    Doch ab irgendeiner Größe nimmt die Ineffizienz aufgrund der Größe vermutlich doch stark zu. Eine Fima mit nur ein paar Dutzend Leuten ist ein Microcap und dennoch vermutlich groß genug um keine Lücken durch Wissenslücken oder Krankheit zu haben.
    Ich vermute, die kleinen Firmen haben tendenziell einen Preisvorteil bei ihren Produkten weil sie nicht so hohe Overheadkosten haben. Und sie sind flexibler in ihrer Geschäftsausrichtung.


    Kann das sein? Was meint ihr?
    Gruß, Joe
    P.S. zum Volatilitätsargument von value: wenn die kleinen durch höhere Volatilität steigen, dann steigt dabei auch gleichzeitig ihre Marktkapitalisierung. Also paßt es wieder und das Argument ist wohl voll gültig. Und wer weiß? Evtl. ist es das einzige Argument und somit der entscheidende Grund für die Outperformance.

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    Einmal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Ich habe mir da auch schon den Kopf zerbrochen über dieser Frage. Ich glaube, es macht keinen Sinn.
    Denn wieso sollte sich der Umsatz respektive der Gewinn stärker steigern lassen als bei anderen Firmen, nur weil die Joe Brothers effektiver programmieren als Microsoft? Müßte das dann nicht sogar so sein, daß die kleine Firma in ihrem Wachstum immer ineffizienter wird, je unübersichtlicher das Geschäft wird?


    Größe definiert sich in dem Fall ja über die MCap, die letztlich wieder in Zusammenhang mit dem Umsatz steht. Und für die Umsatzausweitung des Softwareproduktes braucht es doch nicht mehr Programmierer?


    Vielleicht spielt eine Rolle, daß die Märkte irgendwo begrenzt sind, und unter kleinen Firmen eher ein paar dabei sind, die ihr Geschäft noch ausweiten können (falls es sich um ein einzigartiges Produkt handelt). Wobei das dann eher ein Growth-Argument wäre: unter den kleinen verbirgt sich die nächste Microsoft. Es wäre kein Argument, warum die kleinen value-Titel besser sein sollten als die großen.


    Diese Erklärungen bleiben alle irgendwie esoterisch. Wobei ich immer noch glaube, daß die kleinen im Schnitt günstiger bewertet sind. Und das wird nicht daran liegen, daß immer wieder eine neue Ladung an Schnäppchen-IPOs frisch an die Börse kommt, sondern daß unter den kleinen einige stark gefallene Aktien dabei sind, die deshalb günstig sind und sich wieder erholen (vom Schlage Schaltbau).
    Umgekehrt sind die hoch bewerteten und extrem stark gestiegenen Börsenstars logischerweise schon nicht mehr in den untersten Dezilen zu finden (wie EM.TV oder MLP).


    Ergibt das nicht eher Sinn?

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  • Wie Balkenchart in seinem Simona-Thread (http://www.antizyklischinvesti…ad.php?threadid=2504&sid=) schreibt, stellt er fest, dass viele Small-Caps ihr Jahreshoch Anfang 2006 gesehen haben, während die großen Werte zumindest teilweise neue Jahreshochs produzieren. Dazu passt, dass man immer wieder liest, dass das Geld derzeit von den kleinen in die großen Werte fließe. Es wird hin und wieder auch behauptet, dass das ein Zeichen für die nahende Wende am Aktienmarkt sei.


    Weiß jemand mehr darüber oder hat sogar Daten?

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Hier mal ganz simpel Dax vs. Sdax:



    Ist mir auch schon aufgefallen, hängt vielleicht mit den Nebenwertefonds zusammen, die erst entdeckt wurden, sprich kaufen mussten, und mittlerweile hat sich der Hype beruhigt und es dümpelt wieder (oder normalisiert sich).
    Vielleicht richtet es der Januar-Effekt.


    War letztes Jahr aber genauso, zumindest in meinem Depot. Ab August/September war eigentlich nur noch Dümpeln angesagt, während der Dax weiterstieg, dieses Jahr vielleicht das gleiche Spiel.

  • Hallo,


    also ich hatte dieses Jahr so gut wie keinen Januareffekt. Mein Depot ist immer noch sehr smallcap-lastig - vielleicht nicht gaanz so schlimm wie witchdream's.


    Von Februar bis Mitte Mail hatte ich dann eine starke outperformance gegen DAX,CDAX,SDAX. Nach dem Absacken im Mai hat sich dann bis Ende September gar nichts mehr getan, und die Schwankungsbreite war nur so +/- 2%. Ziemlich genau seit 1.10. laeuft es jetzt wieder.


    Dieses Jahr widerspricht total dem ueblichen saisonalen Verlauf.


    Viele Gruesse,


    Balkenchart

  • Ich hatte gerade unvermittelt einen Gedankenblitz zum Thema Kleinfirmeneffekt. Soweit ich es in Erinnerung habe, wird bei sämtlichen Studien zum Thema Kleinfirmeneffekt (d.h.: Aktien kleiner Firmen schneiden im Mittel (als gleichgewichtete Gruppe) besser ab als Aktien großer Firmen)) nicht die Größe der Firma an sich gemessen, sondern nur der Börsenwert!


    Wir wissen nun, daß fast jeder erdenkliche Quotient, der den Börsenwert (oder Kurs) als Element enthält, funktioniert. Kurs-zu-Buchwert, Kurs-zu-Umsatz, aber auch Kurs-zu-Schulden und Kurs-zu-Mitarbeitern sind nachgewiesen, wahrscheinlich würden auch Kurs-zu-Dienstwagen oder Kurs-zu-Goodwill noch funktionieren. Vermutlich schwankt die Größe Börsenwert mehr als die anderen. Beim Kleinfirmeneffekt haben wir die Größe scheinbar aber als alleiniges Kriterium, also nicht Kurs-zu-x. Aber das stimmt vielleicht nicht! Wir haben es mit großen, mittleren und kleinen Firmen zu tun, gemessen an einer Größe wie Eigenkapital, Umsatz oder Mitarbeitern. Nennen wir die drei Klassen A, B und C. Nun gibt es in jeder Klasse natürlich teure und günstige Firmen, d.h. mit niedrigem Börsenwert relativ zu Eigenkapital, Umsatz oder Mitarbeitern. Der "Kleinfirmeneffekt" besagt nun nicht, daß die Aktien der Firmen aus Klasse C am besten abschneiden, sondern vielleicht nur, daß die jeweils günstigen Aktien aus jeder Klasse besser abschneiden als die teuren, d.h. auch besser als der Durchschnitt. Die günstigen Firmen haben im Mittel einen geringeren Börsenwert als die teuren Firmen.
    Ist es das?


    Dann gäbe es keinen Kleinfirmeneffekt im eigentlichen Sinn, sondern einen "Kleiner-Börsenwert"-Effekt, der eigentlich nur eine Manifestation des Bewertungseffekts wäre (also nicht im Sinne einer unabhängigen Größe) - wie wir bereits vermutet hatten, d.h. meine Vermutung von weiter oben hätte sich bestätigt, daß es einen Zusammenhang zwischen günstig und klein gibt.
    Daß die meisten Strategien bei Aktienuniversen, die kleine Firmen einschließen, besser funktionieren, ist davon zu trennen, wie Joe hier bereits anmerkte, denn die Unterrendite ist bei diesen Strategien ja spiegelbildlich ebenfalls höher bei den Kleinen, d.h. die Spreizung ist größer; die Spreizung erklärt aber nicht das gute Abschneiden der Small-Caps als Ganzes.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Dass die Einordnung einer Firma als smallcap sich auf die Börsenkapitalisierung bezieht und nicht auf die Größe der Firma, ist eigentlich trivial.


    Zur Frage, "small-cap = niedrige Bewertung?" hatten wir schon mal eine ähnliche Diskussion in diesem thread am 26.01.2007 und Balkenchart hat diese Hypothese damals mit den Befunden von Sattler widerlegt.


    Der small-cap-Effekt ist also nach wie vor ein Rätsel...

  • Vor einiger Zeit gingen die Gedanken hier schon in die (meiner Meinung nach) richtige Richtung, das wurde dann aber als "zu esoterisch" abgetan. Vermutlich weil es nicht in das "mechanische" Schema passt, nachdem nur wahr ist, was sich auch empirisch bzw. mittels irgendwelcher Formeln belegen läßt. ;)

  • Ich denke, hier passt das am besten rein:


    Joachim Klement [dessen blog hier jemand erwähnt hat und den ich ebenfalls weiter empfehle] berichtet über eine Studie zur Frage, warum gleichgewichtete Indices ihre market-cap-gewichteten Vorbilder um Längen schlagen.


    Quelle: https://klementoninvesting.sub…substack&utm_medium=email


    edit: Die im Artikel verwendete Abkürzung GFC bezieht sich auf "Global Financial Crisis", also die Krise 2007 - 2009.