Kohle-Aktien bieten großes Aufholpotenzial
Artikel erschienen am 02.08.2006 unter: http://www.welt.de/data/2006/08/02/983005.html
Experten sehen deutliche Unterbewertung. Hoher Ölpreis macht Umwandlung in Treibstoff attraktiv
New York/London - Kohle-Investments dürften Anlegern in den kommenden Jahren mehr Gewinn bringen als der bisherige Renditesieger Öl. Dies erwarten Investoren und Konzerne, vom milliardenschweren Sanierungsexperten Wilbur Ross über den Bergbauriesen BHP Billiton bis hin zur Investmentbank Merrill Lynch.
Kein Energieträger, von Nordamerika bis nach China, sei so billig und in so großer Menge verfügbar, sagt Richard Price, Investmentbanker bei Westminster Securities in St. Louis und ehemaliger Vice President des größten US-Kohleproduzenten Peabody Energy. Da Öl so teuer geworden sei, würden neue Kohlekraftwerke gebaut und zunehmend Techniken zur Umwandlung von Kohle in flüssigen Treibstoff genutzt.
Vor allem wegen des milden Winters war der Kohlepreis in den USA seit Jahresbeginn zurückgegangen. Analysten gehen jedoch davon aus, dass sich diese Entwicklung schon bald wieder umkehren wird. Die USA importieren derzeit zwei Drittel ihres Öls - obwohl sie über Kohlevorräte für nahezu zwei Jahrhunderte verfügen. Im kommenden Jahr müssten US-Versorger bereits fünf Prozent mehr für den Brennstoff zahlen, sagte Price, und bis 2021 dürfte sich der Preis verdoppeln. Auch Francisco Blanch, Chef- Rohstoffanalyst bei Merrill Lynch in London, schätzt, dass der Kohlepreis schon bald seine jüngsten Hochstände übertreffen wird. Nach einem Zehnmonats-Hoch von 66,83 Dollar je Tonne im März kostet Kohle in Europa derzeit knapp 63 Dollar, teilte das Brokerunternehmen ICAP mit.
Die Kohleverflüssigung, also Kohle in flüssigen Brennstoff oder Gas umzuwandeln, rentiere sich dann, wenn Öl über einem Preisniveau von 40 Dollar pro Barrel verharre, erklärt Stephen Leer, Vorstandschef von Arch Coal, dem zweitgrößten US-Kohleproduzenten. Für dieses Jahr liegt der Durchschnittspreis bei 68 Dollar je Barrel. Die US-Regierung schätzt, dass der Kohlebedarf jährlich drei Prozent steigen wird, doppelt so schnell wie bei Öl. Kohleproduzenten haben daher schon begonnen, Lagerstätten aufzukaufen. So bot Peabody Energy am 5. Juli 1,83 Mrd. Australische Dollar (umgerechnet 1,1 Mrd. Euro) für Excel Coal, den drittgrößten Kohleproduzenten Australiens.
Dennoch bewerten Investoren Kohlevorkommen mit einem Bruchteil dessen, was sie für Öl-Lagerstätten veranschlagen. Auf Basis der Marktkapitalisierung kostet eine Million Britischer Thermal Units (1 BTU = 1055 Joule) bei Peabody Energy sieben Cent. Bei Exxon Mobil dagegen müsste man auf Basis des Schlusskurses vergangener Woche für eine BTU 3,16 Dollar bezahlen. John Piccard, leitender Analyst bei Lord Abbet & Co. aus Jersey City in New Jersey, geht davon aus, dass Kohle diesen Abstand deutlich verringern wird.
Der Peabody-Aktienkurs liegt seit Beginn des Jahres zwölf Prozent im Plus. Die Exxon-Mobile-Aktie hat 19 Prozent gewonnen. Consol Energy verbilligten sich 17 Prozent, Arch Coal 13 Prozent, und Ross' Unternehmen International Coal verlor 32 Prozent. "Derzeit werden Kohle-Aktien mit einem zu großen Abschlag gehandelt, wenn man ihren inhärenten Energie-Wert und ihr langfristiges Potenzial für wachsenden Ertrag berücksichtigt", sagt Kevin Bambrough, Vermögensmanager von Sprott Asset Management in Toronto.
Wilbur Ross ist davon überzeugt, dass die Suche nach günstigeren Alternativen zu Öl und Gas dazu führt, dass sich Kohle rascher verteuern wird als Öl. "Das Gegenargument ist nicht wirtschaftlicher Natur. Dabei geht es vielmehr um die Umwelt und um Emissionen", sagt er.
Bloomberg
Anbei der Link zum größten US-Kohleproduzenten Peabody Energy:
http://finance.yahoo.com/q?s=btu
Die Aktie hatte ihr All Time High am 11.05.2006 mit 76,29 USD und hat seitdem mehr als 50% verloren.