Finanzwertbewertungen

  • Ich muss sagen, ich bin geradezu erstaunt, wie wenig hier über die meiner Meinung nach fast schon krassen Unterbewertungen mancher Finanzwerte geschrieben wird.
    Natürlich gibt es etwaige Risiken, die sich insbesondere auf Bankwerte durchschlagen könnten, aber ich finde doch, dass die Notierungen auf diesem Niveau die Risiken anständig rechtfertigen.


    Nun na, wie dem auch sei, ich für meinen Teil habe gerade Schweizer Rückversicherung zu 61,29 ins Depot gelegt, wenn ich noch keine Hannover Rück hätte, wärens die gewesen. Zu der meiner Meinung nach günstigen Bewertung der Swiss Re, kommt hinzu, dass der Franken m.E. nach in den nächsten Jahren gegenüber dem Euro gewinnen dürfte, sollten in der Schweiz einmal die niedrigen Leitzinsen angehoben werden.
    Natürlich mögen sich nicht mehr so positiv entwickelnde Börsenmärkte aufs Ergebnis drücken, aber KGV`s von 7,80 (Swiss Re), oder 7 (Hannover Rück) bringen mich durchaus zum Staunen.


    Des Weiteren empfinde ich bei den Banken die Royal Bank of Scotland als übertrieben abgeschlagen, m.E. nach eine Folge des völlig übertriebenen Angebotes für ABN Amro. Ich hoffe, dass Barclays zum Zug kommt, dann dürfte es hier wieder aufwärts gehen, wobei natürlich Banken allgemein aktuell nicht sehr hohe Bewertungen zugestanden werden.


    Meiner Meinung nach interessant, ist des Weiteren die Aspen Insurance (WKN: A0BKT1), kommt natürlich auch darauf an, wie man die zukünftige Entwicklung des Dollar einschätzt. KGV: 5,90, Aktie notiert nahezu auf Buchwerthöhe. Informationen auf: www.aspen.bm


    Ich freue mich auf eure Meinungen zur zukünftigen Entwicklung bei Finanzwerten im Allgemeinen, und den obig genannten im Speziellen.

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

    Einmal editiert, zuletzt von buccaneer ()

  • Wenn es an den Kreditmärkten ordentlich kracht und die Subprime-Krise sich ausweitet, sind KGVs schnell Vergangenheit.
    Was mich an Finanzwerten derzeit stört, ist dass man nie genau weiß, inwieweit sie doch riskante Anlagen in ihren Büchern haben - und das betrifft auch die Versicherer. Es war schon erstaunlich, wie gut die Ratings der Rate-Agenturen waren, solange es gewollt war.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Hallo buccaneer,


    ich tue mich immer schwer damit, die Kennzahlen von Finanzfirmen mit denen von Industriefirmen zu vergleichen. Z.B. sind KUV und KBV definitiv kaum vergleichbar. Beim KCV bin ich ebenso unsicher (was sind Investitionen, wann wir abgeschrieben?), EBITDA geht vielleicht. Bleibt noch das KGV. Zur Zeit moechte ich mich aber auf KGVs nicht verlassen.


    Wie soll ich entscheiden, ob ich die BASF oder die Muenchener Rueck ins Depot nehmen soll? Ich habe erstmal die Loesung 'fuer Dumme' gewaehlt und die Finanzwerte komplett aus meiner Analyse rausgenommen.


    Zur momentanen Situation. Ich wuerde von Banken generell die Finger lassen, weil ich nicht vertehe, wer wem wieviel geliehen hat, und weil ich damit rechne, dass wir erst an der Oberflaeche gekratzt haben, was die faulen Kredite (z.B. an Zocker-Fonds) angeht.


    Wenn ueberhaupt, wuerde ich mir die Rueckversicherer anschauen, wie von Dir vorgeschlagen. Aber auch da kann ich nicht richtig einschaetzen, welche Anlagen sie im Portfolio haben und ob und wie weit sie mit in der Hypothekenblase haengen.


    Vielleicht soll man da noch warten, bis in den naechsten GBs drinsteht, ob und wieviel sie abschreiben mussten, und dann hat man vielleicht eine Einstiegschance.


    Viele Gruesse,


    Balkenchart

  • "Wenn ueberhaupt, wuerde ich mir die Rueckversicherer anschauen, wie von Dir vorgeschlagen. Aber auch da kann ich nicht richtig einschaetzen, welche Anlagen sie im Portfolio haben und ob und wie weit sie mit in der Hypothekenblase haengen."


    Das Hochwasser in GB kommt noch dazu, bei mir auch keine
    Rück zur Zeit.


    Banken schon länger nicht.

  • "Sollte das einst lukrative Private-Equity-Geschäft zum Verlustbringer werden, könnte das die Bereitschaft der Banken schmälern, neue Kredite zu vergeben. "Das ist keine Subprime-Krise, das ist eine Schulden-Krise", betitelte Richard Bove, Analyst der US-Investmentbank Punk Ziegel, seine neue Studie. Die Ausfälle in den USA bei verbrieften Hypotheken an finanzschwache Schuldner (Subprime) seien "nur die Spitze des Eisbergs", schrieb Bove. "Die Kreditmärkte stecken in Schwierigkeiten, und das ist das viel größere Problem als die Subprime-Märkte."


    http://www.finanztreff.de/ftre…27253532,sektion,ftd.html

  • Also ich bin jetzt total beruhigt:
    http://www.handelsblatt.com/ne…kein-grund-zur-panik.html
    (Anm: 800 Pkte in zwei Wochen gab es 2000 auch nur einmal.)


    ...und habe heute Dt. Bank zurückgekauft...


    Denke aber es wird weiter runtergehen, es hat halt im Finger gejuckt (immer der gleiche Fehler...)


    Gruß Paul

    Wer selbst nichts weiß, muss alles glauben...Wikipedia.

    Einmal editiert, zuletzt von Paul8 ()

  • "Denke aber es wird weiter runtergehen, es hat halt im Finger gejuckt (immer der gleiche Fehler...)"


    Ja, das kenne ich gut.


    Die Beruhigungspille des Artikels oben wirkt bei mir nicht.
    Mir fehlt wirklich die sommerliche Leichtigkeit.

  • Hallo,


    noch ein paar weitere Zeilen aus dem von Zero zitierten Artikel:


    Zitat


    [...] Jetzt häufen sich die Negativmeldungen. So blieben am Mittwoch die Banken bei zwei der größten Private-Equity-Deals weltweit auf ihren Krediten sitzen: beim US-Autohersteller Chrysler, den Daimler an den US-Fonds Cerberus verkauft hatte, sowie der britischen Pharmakette Boots. Bei Boots bieten die Banken jetzt hohe Abschläge von vier bis fünf Prozent vom Kreditnennwert an, um wenigstens die riskanteren Tranchen von 1,75 Mrd. Pfund unterzubringen. Da ihre Gebühren nur zwei Prozent betragen, trägt dies den Geldhäusern gar Verluste ein.


    Nach Branchenschätzung sitzen die Investmentbanken weltweit auf nicht syndizierten Krediten von 200 bis 300 Mrd. $. Derzeit sieht es so aus, als könnten diese, wenn überhaupt, nur noch mit Verlusten untergebracht werden. Laut Marktkreisen werden selbst erstrangige Senior-Kredite derzeit am Sekundärmarkt mit einem Abschlag von drei Prozent ihres Nominalwerts gehandelt.
    [...]


    Ueber den Daumen gepeilt, 3% Kursabschlag auf 300 Mrd USD macht ca 9 Mrd USD an Buchverlusten. Das allein bringt noch keine Grossbank um, aber es hinterlaeest sehr haessliche Spuren in der GuV.


    Balkenchart

  • tag zusammen,


    das subprime-gedöhns ist die spitze des eisberges, ein Härtetest der kredit- und derivatverseuchten Kreditwirtschaft
    könnte auf dem Programm stehen. In diesem Zusammenhang spricht der gute Warren Buffet gern von "Massenvernichtungswaffen". Und wenn ich mir die Charts von bspw. Allied Irish, ING und Postbank anschaue, dann gute Nacht. Trendwendeformationen pur, die klassische Kopf-Schulter zeichnet sich ab. Wir werden in den nächsten Tagen wohl flott gen 7000-7200 im DAX rutschen, dann kommt die trügerische Erholung und dann tobt der BÄR erst richtig los. September/Oktober 2007, erinnert euch an 1987 und 1997, alle zehn Jahre wieder?

  • Zitat

    Original von Herakles
    Das wäre natürlich das Traumszenario. Vor Abgeltungssteuer nochmal spottbillig Einkaufen gehen.


    ... und bis der richtige Zeitpunkt zum Eindecken gekommen ist, mit DAX-Bärenzertifikaten gewinnen. ..

  • Hallo,




    stimmt schon, die Charts der meisten Banken sehen nicht recht vertrauensvoll aus aber was mich dennoch irritiert ist, daß man nahezu alle Banken über einen Kamm zieht und die Kursrückgänge bei den Kreditinstituten fast weltweit geschehen.


    "In diesem Zusammenhang spricht der gute Warren Buffet gern von "Massenvernichtungswaffen"".


    Ich glaube nicht, daß unser Warren mit dieser Aussage die komplette Bankenlandschaft weltweit meint, sondern nur auf bestimmte Bereiche anspielen will. Buffett liebt z.B. die Bank Wells Fargo. Und was hat eine Wells Fargo mit einer IKB Bank gemeinsam? Die Deutsche Bank ist stark im Investmentbanking aktiv. Die RBS meidet das Investmentgeschäft wegen der zu hohen Risiken. Was hat eine kleine Regionalbank in Deutschland mit den amerikanischen Hypothekenkrediten zu tun. Viele Banken wuchsen auch während schlimmen Rezessionen und Bankenkrisen.


    Die Banken sind doch so unterschiedlich. Einige werden von der möglicherweise kommenden Krise stärker und andere weniger oder überhaupt nicht getroffen werden. Das ist meine Meinung.


    Sicher ist nur, Banken wird es immer geben und die besten werden überleben.


    Mal abwarten was uns die nächsten Wochen an Überraschungen bringen. Spannend ist es allemal.



    gruß

    "Mehr als jemals zuvor sind die Dinge so, wie sie im Moment sind."

  • Zero


    Ich kann Dich sehr gut verstehen und denke im Prinzip genauso wie Du. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, denn nichts genaues weiß man nicht.


    Dennoch gibt es Banken die traditionell anfälliger sind für Krisen und Abschwünge. Die Deutsche Bank erzielt z.B. rd. 70% ihrer Gewinne aus dem Investmentbanking und dürfte demnach bei einem Crash mehr Probleme bekommen als z.B. eine Oberbank, die eher das klassische Privatkundengeschäft betreibt.

    "Mehr als jemals zuvor sind die Dinge so, wie sie im Moment sind."

  • Zitat


    Das heißt, die Umsätze sind dünn, die Handelssäle der Großbanken ausgedünnt und, wenn wenige verkaufen, aber keiner kauft, führt das schon mal zu größeren Ausschlägen, als die zu normalen Zeiten der Fall ist.


    Fallende Kurse bei niedrigem Volumen ist ganz klar nicht das was letzte Woche passiert ist. Dazu muss man sich doch nur mal die Charts ansehen.


    http://stockcharts.com/charts/gallery.html?%24indu
    http://stockcharts.com/charts/gallery.html?%24spx

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

  • Aua,


    Zitat aus dem Artikel, den Zero hier verlinkt hat:


    Zitat

    [...]
    "Bisher gab es zwar Bewertungsabschläge, aber nur wenige Kreditausfälle und nur einige Ratingverschlechterungen bei den Portfolioinvestments. Dennoch hat das Engagement der IKB dazu geführt, dass ihre Bonität vor dem letzten Wochenende in Frage gestellt wurde und zu befürchten war, dass sich die Vertrauenskrise weiter verschärfen würde", erklärte die IKB. [...]


    (fett von mir) Das klingt ja nicht mehr so beruhigend ...


    Balkenchart

  • Aha, ich dachte, die machen nur "solide Mittelstandsfinanzierung". Sind ja schon in den Vorwochen "grundlos" gefallen. Bin gespannt, was demnächst von der Postbank kommt. Die ist ja auch seit Wochen in freiem Fall.