Tognum hat mir als Firma gar nichts gesagt - ich bin da nur mit der Nase drauf gestoßen worden, weil Tognum letzten Montag in den MDAX aufgenommen wurde. Dabei ist der Laden erst seit Ende Juni an der Börse notiert:
Tognum baut schwere Dieselmotoren und "dezentrale Energieanlagen" auf Basis von Gasmotoren und Brennstoffzellen. Offenbar ist das ganze ein spin-off aus dem Daimler-Konzern, dort wurde die Branche "Off-Highway-Geschäft" genannt. (Warum? Die Motoren sind für Schiffe, schwere Landfahrzeuge und Schienenfahrzeuge.) Zwischendrin wurde der Laden von einem private-equity-Haus (EQT) für den Börsengang aufgemöbelt.
Das klingt nach einer ähnlichen Erfolgsstory wie das Dieselmotorengeschäft von Deutz. Vor allem aber sind die Kennzahlen von wisi so günstig, dass die Aktie sofort in mein Depot gewandert ist.
EDIT: Ich habe inzwischen massive Zweifel an der Richtigkeit der nachfolgenden wisi-Zahlen. Laut Deutscher Bank etwa wurden 131 mio Aktien ausgegeben, bei wisi werden 11,35 mio Aktien genannt. Also bitte Vorsicht - keine Gewähr!!!
Kurs 22,10 ¤
11,35 mio Aktien -> Cap 251 mio ¤ (free flot 54%)
Umsatz 1.995 mio ¤ -> KUV 0,13 (!)
12-Monats-Gewinn / Aktie per Q1: 2,94 ¤ -> KGV 7,5
Dividende 0,35 ¤ (Schätzung BO) -> 1,6%
Buchwert 2,39 ¤ (Quelle BO) -> KBV 9,2
EBITDA / Aktie 17,38 ¤ -> "KCV" 1,3 (!)
long-term debt / equity 0,10
ROIC 112% (!)
Der extrem hohe ROIC beruht offensichtlich auf der extrem niedrigen EK-Ausstattung - da wäre etwas mehr Fleisch auf den Rippen sicherlich kein Fehler. Der niedrige Verschuldungsgrad ist in diesem Zusammenhang erklärungsbedürftig - laut Bilanz ist ein Großteil der Verschuldung kurzfristiger Natur. Unschön auch ein relativ hoher Anteil an immateriellen Vermögenswerte in der Bilanz: etwa ein Fünftel aller Assets sind "intangible".
Es gibt also schon diverse Fragezeichen, aber alles in allem sieht der Laden solide aus. Aus meiner Sicht ein klarer Kauf.
Hier noch das ausführlichere Firmenportrait der Deutschen Bank:
Stark bei Schiffs-, Land- und Schienenfahrzeugmotoren
Die Tognum AG ist ein Anbieter von schnelllaufenden, leistungsstarken Dieselmotoren und kompletten Antriebssystemen für Schiffe, schwere Land- und Schienenfahrzeuge, Industrieantriebe und dezentrale Energieanlagen ("Off-Highway-Anwendungen"). Hier bezeichnet sie sich selbst als weltweit führend. Zusätzlich stellt Tognum Elektroniksysteme, Gasmotoren und -turbinen, Einspritzsysteme und Gelenkwellen sowie dezentrale Energieanlagen auf Gasmotoren- bzw. Brennstoffzellen-Basis her. 2006 kaufte das Private-Equity-Haus EQT über eine Fondsgesellschaft das Off-Highway-Geschäft des DaimlerChrysler-Konzerns und brachte es in die Gesellschaft ein. Das Geschäft unterteilt Tognum in die beiden Bereiche mtu Engines und Tognum Onsite Energy Systems & Components.
Im Bereich Engines fasst die Gruppe die Aktivitäten mit Dieselmotoren für Antriebs- und Energieerzeugungssysteme sowie Elektronik und Systemlösungen wie auch die dazu gehörigen Dienstleistungen zusammen. Die Motoren haben eine Leistung von 150 bis 9.100 kW. Die Produkte werden in Schiffe, schwere Land- und Schienenfahrzeuge, Industrieantriebe und dezentrale Energieanlagen eingebaut und unter den Marken MTU, MTU Detroit Diesel und Mercedes-Benz (Industriemotoren), Vericor und VM Motori verkauft. Derzeit entwickelt die Gruppe die Baureihe 1600, die als Serienfertigung unterhalb des Leistungsbereichs des bisherigen MTU-Kerngeschäfts laufen soll. Besonders in der Agrartechnik, in Bahnen und der Energieerzeugung soll diese neue Baureihe in Einsatz kommen und so die bislang in Lizenz vertriebenen Mercedes-Benz-Motoren ersetzen. Das Produktangebot mit dem niedrigen Leistungsbereich von 200 bis 700 kW ist speziell für Off-Highway-Anwendungen konzipiert. Tognum erhofft sich hiervon ein attraktives After-Sales-Potenzial. Nach ersten erfolgreichen Tests ist der Montage-Start für 2009 vorgesehen.
Im Bereich Onsite Energy Systems & Components fertigt Tognum Gelenkwellen für PKW und leichte LKW, Einspritzsysteme und gasmotoren- bzw. brennstoffzellenbetriebene dezentrale Energiesysteme. Diese werden unter der Marke L´Orange (Einspritzsysteme), MDE Dezentrale Energiesysteme GmbH (Gassysteme), CFC Solutions (stationäre Energieanlagen mit Brennstoffzellen, so genannte Hot-Module-Produkte) und Rotorion (Gelenkwellen) vertrieben. Im April 2007 konnte Tognum die Katolight Corp. hinzukaufen, womit dieser Bereich um dieselmotorenbasierte Energieerzeugungssysteme ergänzt wurde.
Mit ihren Tochtergesellschaften und den 130 Vertriebspartnern sowie 1.100 autorisierten Händlern ist Tognum in rund 130 Ländern aktiv.
Ergebnis noch in der Verlustzone
Einer Pro-Forma-Aufstellung zu Folge setzte die Gruppe im Gesamtjahr 2006 rund 2,53 Mrd. Euro um. Der Bereich Engines war daran mit 2,19 Mrd. Euro und der Onsite Energy Systems & Components mit 344,3 Mill. Euro beteiligt. Im Geschäftsbericht der Tognum Group Holding, der Vorgängerin der heutigen Tognum AG, weist der Konzern für 2006 einen Umsatz von 1,99 Mrd. Euro aus. Die Verwaltungsaufwendungen beliefen sich auf 63,4 Mill. Euro und die Forschungs- und Entwicklungskosten auf 68,1 Mill. Euro. Nach Abschreibungen von 112,4 Mill. Euro und einem Zinsergebnis von minus 94,0 Mill. Euro fiel das Vorsteuerergebnis auf minus 4,0 Mill. Euro. Nach Steuern und Anteilen Dritter sank der Konzernjahresfehlbetrag auf minus 5,6 Mill. Euro. Der Pro-Forma-Jahresüberschuss lag bei 26,8 Mill. Euro. Eine Dividende wurde nicht ausgezahlt.
