Französische Aktien

  • Update Trilogiq: Die Aktie ist noch stärker als zuvor mein Grahamscher Net-Net-Hoffnungswert.

    In Kurzform:
    Der Kurs ist auf 2,92€ zurückgekommen.
    Buchwert: 11,10€ je Aktie (Nettoanzahl)

    Nettocash: 4,51€ je Aktie (Nettoanzahl)


    Ausführlicher:

    Bis zum letzten Sommer wurden die Finanzberichte unter trilogiq.fr veröffentlicht, genauer gesagt unter http://trilogiq.fr/publications-financieres/ Dort wartete ich vergeblich auf einen neuen Halbjahresbericht.

    Wie ich erst heute feststellte, werden die Finanzberichte mittlerweile unter trilogiq.com veröffentlicht, genauer gesagt unter http://www.trilogiq.com/de-de/financial

    Das Menü dieser Seite wird sogar auf Deutsch angeboten, aber die Finanzberichte sind und bleiben auf Französisch.


    Der aktuelle Halbjahresbericht wurde am 30.01.2020 veröffentlicht und berichtet über das Halbjahr vom 01.04. bis zum 30.09.2019.

    Mein Eindruck in Worten: Die harte Sanierung setzt sich fort. Laut GB wurden fünf unrentable Produktionsstätten geschlossen, nicht genutzte Kapazitäten verkauft, Lagerbestände gesenkt, die Russland-Tochter aufgelöst. Der Umsatz brach deutlich ein, das operative Geschäft kam auf eine schwarze Null, aber Abschreibungen und Sanierungskosten konnten nicht erwirtschaftet werden.

    Der Cashflow hingegen war deutlich positiv und floss nicht nur in Schuldenabbau und Cashreserven, sondern auch in einen größeren, opportunistischen Aktienrückkauf.


    Umsatz: -23% zum Vorjahreszeitraum, von 16,4 Mio€ auf 12,3 Mio€.

    Nettoergebnis: -1,2 Mio (gegenüber - 2,0 Mio im Vorjahreshalbjahr).

    Operativer Ertrag: +0,035 Mio€ (-0,3 Mio€ im Vorjahreshalbjahr)

    Buchwert: 38,8 Mio€ (40,8 Mio€ in 03/19)

    Anmerkung: Der Rückgang des Buchwertes um 2,0 Mio€ setzt sich nach meinem Verständnis zusammen aus 1,2 Mio€ Nettoverlusten und 0,75 Mio€ für einen Aktienrückkauf.


    Operativer Cashflow: +2,3 Mio€

    Dieser floss in Schuldenabbau (0,55 Mio€), Aktienrückkauf (0,75 Mio€) und Steigerung der Cashreserven (1,0 Mio€).


    Cashreserven (Trésorerie): 17,3 Mio€ (16,3 Mio€ in 03/19)

    Verschuldung (Dettes financières): 1,5 Mio€ (2,1 Mio€ in 03/19)

    Nettocash (Trésorerie nette de dettes ): 15,8 Mio€ (14,2 Mio€ in 03/19)


    Aktienrückkauf: Am 8. August 2019 schrieb ich hier „Bei Trilogiq wurde gestern ein Block von 245.000 Aktien gehandelt, mal eben 6,5% des gesamten Bestandes.“

    Der Großaktionär „Fonds Amiral Gestion“ wollte seit geraumer Zeit hier aussteigen und hatte mit seinem stetigen Verkaufsangebot den Aktienkurs in den letzten Jahren bis auf 3€ gedrückt, weit unter Nettocashwert. Nachdem das verbliebene, recht große Paket im August verkauft wurde, fiel der stetige Verkaufsdruck auf die Aktie weg und diese stieg wieder bis auf 4,80€ im Februar 2020. Jetzt kennen wir auch den damaligen Käufer. Ich bin allgemein eher kein Freund von Aktienrückkäufen. Aber Rückkäufe nicht nur unter Buchwert, sondern sogar unter Nettocashwert, finanziert aus dem eigenen Cashflow, begrüße ich uneingeschränkt!


    Entwicklung der Aktienanzahl netto (abzüglich des Eigenbestands): 3,738 Mio – 0,245 Mio = 3,493 Mio Aktien (netto).


    Buchwert je Aktie (abzüglich des Aktien-Eigenbestands): 11,10€ (10,91€ in 03/19, 10,86€ in 09/18)

    Nettocash je Aktie (abzüglich des Aktien-Eigenbestands): 4,51€ (3,80€ in 03/19, 3,02€ in 09/18)


    Die Kostensenkungen mit der Schließung weiter Geschäftsbereiche führten zwar (noch) nicht zu Gewinnen, aber durch die günstigen Aktienrückkäufe bleibt der (netto-)Buchwert je Aktie stabil bei mehr als dem Dreifachen des aktuellen Kurses, während der Nettocash je Aktie weiter deutlich ansteigt. Mit 4,51€ liegt er derzeit 54% oberhalb des aktuellen Kurses! Entsprechend sehe ich das Kurspotential bei 4,50€ 11,00€, bei 50% bis über 300%.

    Das kann ich nicht für viele Aktien behaupten!


    Einerseits denke ich, dass der Geschäftsbetrieb von Trilogiq mit der Corona-Krise in deutliche Turbulenzen gerät, die Automobilwirtschaft wird kaum mehr in ihre Fabrikausstattung investieren. Andererseits sind die Nettocashreserven eine dankbare Kriegskasse, um sich in der Krise bietenden Gelegenheiten nachdrücklich zu ergreifen.

  • Gerard Perrier mit Zahlen 2019. Cashbereinigt günstige Qualitätsaktie - ärgere mich bei 40 € nicht zugekauft zu haben.

    https://www.gerard-perrier.com…ds/ComFinancier250320.pdf

    Interessante Aktie zu den aktuellen Preisen.


    Weißt du wie die sich in der Finanzkrise gehalten haben? Habe so alte Zahlen leider nicht finden können.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh



  • Pff, gibt's nicht mehr. Nicht die einzigen.


    https://www.zonebourse.com/PAR…cotes-en-Bourse-26219209/

  • https://www.bfmtv.com/economie…s-dividendes-1889207.html


    Das ist nur ein Vorschlag von einem Anwalt mit Geltungsdrang. Verboten wurde gar nichts.

    Den Banken wurde vom Regulierer nahe gelegt bis Oktober auf Dividenden zu verzichten - kein Zwang, aber die großen halten sich alle daran. BNP will wohl statt einer Dividende "Reserven Auskehren" (was natürlich auf das selbe hinausläuft).

  • Verdammt, stimmt. Hatte ich gerade in der neuen BO gelesen. Klingt aber nach Fake-News. Die schreiben, die Unternehmen sollen juristisch an der Dividendenzahlung gehindert und stattdessen 75% der geplanten Divi abliefern, um irgendeinen von der Regierung initierten Fonds für kleine Unternehmen, die Krankenhäuser und den ökologischen Wandel (wieso jetzt das?) zu finanzieren. Danach steht, dass die Regierung Firmen mit Staatsbeteiligung (z.B. Renault) aufgefordert habe (klingt nicht juristisch) keine Divi zu zahlen, und dass sie ein Gesetz vorbereitet, dass Firmen, die Staatshilfe bekommen, keine Divi zahlen dürfen. Dass der erste Teil der Aufzählung nur ein Vorschlag einer Privatperson ist, wird natürlich nicht erwähnt.

  • Es fällt auf, dass franz. Versorger wie Engie (früher GDF Suez) und EDF ihre Dividende gestrichen haben, obwohl Versorger eigentlich nur wenig durch Coron betroffen sein sollten (z.B. bei Zahlungsausfällen). Bei Veolia, Boyges oder anderen ähnlichen Unternehmen weiss ich es nicht. Die Dividende nicht zu zahlen heisst aber noch nicht, dass man das Geld stattdessen dem Staat gibt.

  • Wenn das stimmt...krass.


    Hat der Typ in meinem Avatar nicht mal gesagt der Kommunismus kommt nicht durch Revolution sondern durch ein sich-tot-laufen des Kapitalismus?!


    Am Ende ist da was dran.

    Was wir seit der GFC und jetzt extem sehen ist doch ein Move in diese Richtung.

    Wir werden Chinesischer und nicht die Chinesen westlicher.


    Also Verstaatlichungen, Verbote von Übernahmen, Staats-Beteiligung mit Auflagen, Rettung von Unternehmen, Eingriff in Marktbereinigung, nun Verbot von Dividenden, Steuern der Ölpreise via "Sanktionen", usw.

    Ist das noch Marktwirtschaft was wir haben?!

    Oder nicht auch schon Staatskapitalismus mit ersten kommunistischen Elementen?!

    Und wo geht es als nächstes hin falls sich zeigt dass es funktioniert?


    Wirtschaftshistorisch ein faszinierender Prozess.


    wp

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  • Bei EDF hat der Franz. Staat 80% Anteil, bei Engie immerhin noch 20%. Ich denke dass der Franz. Staat "seine" unternehmen motiviert mit gutem Beispiel voran zu gehen.


    Persönlich finde ich es für den sozialen Frieden gar nicht so schlecht, dass irgendwie alle Ihren Teil beitragen, die Aktionäre in dem sie auch mal auf eine Dividende verzichten. Auf der einen Seite Kurzarbeitergeld beantragen und dann Dividenden zu zahlen ist natürlich zumindest grenwertig.


    An sich gab es in Frankreich unter Macron eigentlich sehr viele Aktionärs- freundliche Veränderungen (sinkende Unternehmenssteuern, Entlastung bei Dividendenmehrfachbesteuerung etc,)


    MMI

  • Kennt sich jemand mit "Trigano" oder "Vicat-Ciments" aus und hat dazu eine Meinung?


    Danke und frohe Ostertage!

  • Vente-Unique schaut interessant aus: ein französischer online Möbelhändler mit Net Cash, stetigem Wachstum und Profitabilität, der bei <5x EV/EBITDA, PE 2019 von 13 und einer Dividendenrendite von >4% handelt.

    2006 hat Cafom, ein französischer offline Möbelhändler, das Startkapital für Vente-Unique einem jungen MBA Absolventen mit dem Namen Sacha Vigna finanziert. Cafom hat von Anfang beim Sourcing in Asien geholfen und Vente-Unique teilt sich das Lagerhaus mit der Cafom Tochter Habitat. Aufgrund von Kapitalmangel musste Vente-Unique vom Start weg auf Profitabilität und positiven Cash Flow achten. An unprofitables Wachstum zwecks schnellerem Wachstum oder Kundengewinn glaubt das Management nicht. Stattdessen wird auf Effizienz im Lager und im Marketing, auf die Preise im Einkauf und die Bruttomargen geachtet. Mit dem Ansatz scheint mir Vente-Unique eine echte Ausnahme im Ecommerce zu sein.

    Vor 2 Jahren fand das IPO statt. Cafom hat ein paar Aktien verkauft und für ca EUR 7mn wurde neue Aktien ausgegeben. Das Cash hat Vente-Unique noch auf der Bilanz. Die Marktkapitalisierung beim IPO war knapp über 100mn, jetzt sind es noch EUR 37mn. Trotz stetigem Umsatzwachstum ist die Aktie seit dem IPO nur gefallen. Ein Grund könnten sein, dass die Margen leicht gefallen sind und damit Net Profit nur kaum gestiegen ist. Die Aktie ist mit einem Free Float von knapp über 30% auch nicht wirklich liquide. Cafom hält noch 62% und der CEO Sacha Vigna hat ca 4%.

    In der aktuellen Lage sollte sich das Geschäft zumindest stabil entwickelt haben. Die Möbel kommen aus China, Osteuropa und Brasilien. Mit der geographischen Diversifizierung im Sourcing sollte es gelungen sein, zu jeder Zeit Supply zu organisieren. Vielleicht ist dem einen oder anderen im Home Office eingefallen, dass er ein neues Regal braucht oder beim Netflix-schauen der Wunsch nach einem neuen Sofa gekommen. Konkurrenz gibt es mit dem online Angebot von Ikea, etc genug. Aber Vente-Unique schafft es seit 15 Jahren profitabel zu wachsen. In einer Rezession sind Discretionary Items eine gefährliche Sache, aber Vente-Unique setzt auf Value for Money und ich vermute, dass Ecommerce eine attraktive Alternative zum Möbelhaus bleibt, auch wenn die wieder öffnen werden. Da nicht jeder gleich in Urlaub fahren wird, bleibt vielleicht auch in Krisenzeiten noch ein bischen Geld für neue Möbel übrig. Für das Geschäftsmodell und den Track Record von Vente-Unique erscheint mir die aktuelle Bewertung ein echtes Schnäppchen zu sein.