Solarindustrie mit Premieren-Krise?

  • Tag zusammen,


    nachdem ich in den späten 80ern vergeblich nach aussichtsreichen Solar-Investments Ausschau gehalten hatte und dann später den einsetzenden Solar-Boom schlicht verpennte, frage ich mich nun, wann und wo ich in dieser jungen Industrie investieren sollte.
    Nach den Boomjahren steht die Solarindustrie offensichtlich vor ihrer ersten ernsten Branchenkrise. Purzelnde Preise aufgrund bestehender Überkapazitäten und asiatischer Billig-Konkurrenz, sowie aufkommende politische Widerstände bzgl. der Einspeisevergütungen sorgen für den pefect storm.

    Die langfristigen Perspektiven dieser jungen Industrie sind zweifelsohne gut, zumal schon bald Solar-Strom mit herkömmlichen Stromquellen gleichziehen wird.


    Die Gretchenfrage lautet, wie lange diese zyklische Krise wohl andauern mag? Gibt es historische Vergleiche, zB die der Computer-Industrie, die ja auch manch ein Tal zu überwinden hatte. Welches sind die richtigen Schlussfolgerungen, wer wird überleben, wann schmeißen die
    solarverliebten deutschen Kleinaktionäre entnervt das Handtuch...Fragen über Fragen...


    Vielleicht habt ihr ja Lust, all diesen Fragen gemeinsam auf den Grund zu gehen...


    gruss aus dem rheinland

  • Hallo Jacomo,


    nur ein paar Anregungen zu Deinem Post:


    Die langfristigen Perspektiven dieser jungen Industrie sind zweifelsohne gut, zumal schon bald Solar-Strom mit herkömmlichen Stromquellen gleichziehen wird.


    Das kann man so nicht stehen lassen. Klar ist, dass regenerative Energien Ihren Platz haben werden, aber für den zweiten Teil Deiner Aussage solltest Du vielleicht nochmal nachrecherchieren.


    Der Vergleich mit der Computerindustrie (PCs ?) hinkt zwar ein bischen, die Lektion war aber, dass fast alle Player der ersten Stunde verschwunden sind.


    Ich glaube, dass man das Thema eher im Hinblick auf Alternative Energiequellen insgesamt ausweiten muss.


    Mein ganz persönlicher Favorit in dem Zusammenhang ist die oft übersehene einfachste Alternative: Energie sparen. Z.B. mit Dämmstoffen von Sto ......



    MMI

  • Hallo MMI,


    hab`ein wenig salopp formuliert...
    Doch nicht nur Solarworld-Chef Asbeck geht davon aus, dass die sogenannte Netzparität, bereits 2012 Wirklichkeit werden könnte. Dann wäre Solarstrom gegenüber herkömmlichen Stromquellen konkurrenzfähig.


    Zweifelsohne bleibt das ganze Thema regenerative Energien spannend. Doch nachdem ich gestern im Wissenschaftsteil der Süddeutschen gelesen habe, dass eine US-Firma eine Art "Solar-Asphalt" entwickelt, wurde meine Fantasie angeregt...


    Was mich speziell interessiert - und das könnte der Fokus unserer antizyklischen Gedankenspiele sein - ist die Frage, wie sich eine junge Branche entwickelt. Du hast zurecht darauf hingewiesen, dass die einstigen first player der Computer-Industrie nicht überlebt haben. Droht ähnliches der Solarindustrie? Wird es eine dramatische Branchenkonsolidierung geben?
    Mit welcher Branche lässt sich die Solar-Industrie am ehesten vergleichen? Wie verliefen einst typische Branchenkrisen? Gibt es allgemeine Beobachtungen, zB Höhe des prozentualen Branchenindexverlustes oder Dauer der Krise?


    Ich habe leider keine historischen Daten zur Verfügung. Daher wäre es toll, wenn Ihr etwas haben solltet, oder wisst, wo es entsprechendes gibt..


    Wann gab es zB die erste Branchenkrise im Halbleiter-Bereich??


    Bueno, schönen Tag noch..

  • Quote

    Original von jacomo
    ... dass eine US-Firma eine Art "Solar-Asphalt" entwickelt, wurde meine Fantasie angeregt...


    Moin jacomo,


    über die Zukunft der sonniger Branche kann ich dir nichts sagen. Dein obiges Argument mit der "angeregten Fantasie" ist eigentlich der Grund, dass ich mich immer von Solaraktien ferngehalten habe. Es gab und gibt immer ganz tolle neue Technologien und ich kann nicht einschätzen, wer am Ende richtig liegt. Daher bleibe ich lieber weiterhin bei Ölaktien und (s.o.) Sto.


    Gruß
    best_choice

    “Investment is most intelligent when it is most businesslike.” -Benjamin Graham

  • Ich halte es wie MMI bleibe ebenfalls lieber bei Werten wie der Sto AG. Die Solarindustrie läßt sich mit jeder Branche vergleichen, in der sich für eine neue, teure Technologie, die glänzende Margen versprach, ein weltweiter Massenmarkt aufgetan hat. Die Computerindustrie ist ein gutes Beispiel, die ersten Hersteller haben blendend verdient, die Aktien wurden hochgejubelt. Die Technik hat sich verändert, der Konkurrenzdruck gewachsen, Überkapazitäten entstanden, die Margen eingebrochen. Commodore, Schneider, Amstrad, Goldstar, Händler wie Vobis oder Escom - weg. Ein ähnliches Beispiel ist die Handybranche.


    In der Welt am Sonntag gab es vor einiger Zeit einen Artikel über Solaraktien als Geldanlage, der fasst die Probleme vielleicht ganz gut zusammen: http://www.welt.de/die-welt/fi…ie-Die-Schattenseite.html


    Edit: muss natürlich vergleichen heißen und nicht erreichen...

  • die Jacomo aber wahrscheinlich alle nicht besonders interssant finden wird:


    Die Ähnlichkeiten der (hiesigen) Solarindustrie mit der Computerbranche sind teilweise ähnlich, teilweise auch wieder nicht.


    Die hiesigen Hersteller (Solarworld, Solon, Conergy etc.) haben nur deshalb so geboomt, weil sie gleich 2 mal Subventionsgewinner waren.


    Zum einen über die Subventionen bei der Einspeisung des Stroms, zum anderen die dicken Subventionen beim Zusammenschrauben der relativ simplen Module in Ostdeutschland.


    Unterstützt wurde dieser frühe Boom noch von Silicium Engpässen, die den Herstellern mit langfristigen Lieferverträgen am Anfang traumhafte Renditen beschert haben.


    Mit dem Zusammenschrauben von Photovoltaikmodulen wird kein großer Blumentopf mehr zu gewinnen sein, jetzt wo anscheinend Silicium kein Engpass mehr ist werden die Chinesen das wohl in ein paar Jahren komplett übernommen haben.


    Da ich kein ausgewiesener Experte bin, kann ich über die erfolgsversprechenden Techniken bei alternativen Energien wenig sagen(Photovoltaik, Bodenwärme, Brenstoffzellen, Biodiesel etc. ), ich wage aber zu behaupten, dass es nicht DIE Technik geben wird sondern ein Sammelsurium verschiedener Techniken.


    Aus dem "Profibereich" (Private Equity) weiss ich z.B. dass dort in Photovoltaik so gut wie gar nicht investiert wird, sondern ausschliesslich in Windenergie.


    Wenn man so im Nachhinein überlegt, wäre wohl das beste und einfachste gewesen, klassiche Stromerzeuger mit hohem Wasserkraftanteil zu kaufen. Das ist die älteste und einfachste alternative Technik. Diese Aktien (z.B. Verbund in Österreich) sind aber alle sehr gut gelaufen und entsprechend teuer.


    Ein Bekannter von mir hat von seinem Großvater eine Reihe kleiner Wasserkraftwerke in Bayern vererbt bekommen. Die haben in den 70ern und 80ern die großen Konzerne wg. zuviel Aufwand für nen Appel und ein Ei abgegeben. Das waren echte antizyklische Investments. Der verdient sich jetzt natürlich dumm und dämlich.


    Bevor ich zu weit abschweife: Ich glaube das Ausgangsposting ist zu eng eingegrenzt. Ich halte es zumindest für zweifelhaft, dass die "Solarindustrie" in der jetzigen Form überleben wird. Von daher könnte der derzeitge Rückschlag nicht nur ein zyklischer sein, sondern ein endgültiger.


    Erfolgsversprechender wäre wahrscheinlich ein breiterer Ansatz mit Kosten/Nutzen Analysen der verschiedenen Techniken.


    Ich persönlich habe mir neben Sto letztes Jahr z.B. antizyklisch RWE VZ mit 10% Dividendenrendite gekauft. Oder eine OMV. Antizyklisch investieren heisst für mich eher "bewährte" Geschäftsmodelle zu möglichst günstigen Preisen zu kaufen und da hat die "Solarindustrie" leider nix zu bieten.



    MMI

  • Hey MMI,


    thanx für deine erhellenden Gedanken. Du malst ja ein düsteres Bild für Deutschlands Vorzeigebranche.


    Wir können den Thread hier gern weiter fassen, alternative Energien sind ein spannendes Thema..

  • In der aktuellen Focus Money gibts einen längeren Artikel über Solaraktien. Grundaussagen sind


    - wachsende Überkapazitäten (Angebot übersteigt Nachfrage um das Dreifache mit steigender Tendenz)
    - fallende Preise (Solaranlagen gibts mittlerweile 30% günstiger als im Herbst 2008, weiter Preisrückgang um 20% wird erwartet)
    - starke Konkurrenz durch Chinesen (chinesische Hersteller können 2 Drittel des Weltmarktes im Alleingang abdecken und produzieren viel günstiger als im Hochlohnland Deutschland jemals möglich)


    Fazit: Bei den fallenden Preisen wird nicht mehr viel Geld zu verdienen sein. Insbesondere die deutschen Hersteller werden es in Zukunft immer schwerer haben. Wenn schon Solarbranche, dann chinesische Marktführer kaufen.

    An der Börse ist es am klügsten, sich dem Trend anzupassen und nur dann antizyklisch zu handeln, wenn die Situation wirklich extrem ist. (Jens Erhardt)

  • Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Photovoltaik ein Nischenprodukt für Klein- und Privatanlagen auf Hausdächern bleibt. Die Solarthermie scheint mir meht Potenzial zu haben.

    „Sei vorsichtig Glaukon, dein Streben nach Ruhm könnte sonst ins Gegenteil umschlagen! Merkst du nicht wie leichtsinnig es ist, etwas zu tun oder zu reden, wovon man nichts versteht? […] Wenn du im Staate Hochachtung und Ruhm genießen möchtest, dann erarbeite dir zuallererst die Kenntnisse, welche du für die Aufgaben brauchst, die du lösen willst!“


    (Sokrates)

  • Quote

    Original von Mickymoto
    Fazit: Bei den fallenden Preisen wird nicht mehr viel Geld zu verdienen sein. Insbesondere die deutschen Hersteller werden es in Zukunft immer schwerer haben. Wenn schon Solarbranche, dann chinesische Marktführer kaufen.


    Oder eben die staatliche Förderung und den Preisverfall bei den Modulen nutzen und sich selbst ein paar Panele aufs Dach zimmern.


    Bei den von MMI angesprochenen Unternehmen im Bereich Wasserkraft fallen mit spontan nur die Lechwerke (DE0006458003) ein, aber die scheinen mir nur was für extrem defensive Anleger zu sein, auch wenn mit RWE als Großaktionär und weniger als 4% Streubesitz eine gewisse Übernahmefanatsie besteht.

  • Europäische Solarindustrie kaum noch wettbewerbsfähig


    Quote

    ...Die europäische Solarindustrie und damit auch die deutschen Hersteller sind gegenüber der chinesischen Konkurrenz kaum noch wettbewerbsfähig. Eine nichtöffentliche Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die der "Berliner Zeitung" vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass chinesische Produzenten sich enorme Kosten- und Effizienzvorteile erarbeitet haben...

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

  • http://www.handelsblatt.com/un…ie-faellt-zurueck;2455685


    Den deutschen Solarkonzernen droht der Abstieg in die zweite Liga. Die Unternehmensberatung PRTM moniert, dass die Branche zu spät auf die veränderte Marktentwicklung reagiert habe. Gut gerüstet hingegen sieht PRTM-Geschäftsführer Hans Kühn die amerikanischen Konzerne First Solar und Sunpower.



    Die Liste, wie immer sie auch erstellt wurde, zeigt kein gutes Bild für die Deutschen. Ich vermutemal, dass man hier sehr bald Fusionen sehen wird.


    MMI



  • Quote

    Original von nixda
    Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Photovoltaik ein Nischenprodukt für Klein- und Privatanlagen auf Hausdächern bleibt. Die Solarthermie scheint mir meht Potenzial zu haben.


    Solarthermie spart (Wärme-)Energie und ist für Hausdächer vorzuziehen, wenn das Haus entsprechend bewohnt ist und daher warmes Wasser benötigt wird.
    Man kann diese Wärmeenergie aber nicht ewig speichern und auch nicht transportieren. Auch kann man sie nicht irgendwo einspeisen und so Subventionen abgreifen!


    Photovoltaik ist Stromerzeugung von Solarzellen. Dieser Strom kann selber genutzt werden oder eben verkauft werden.


    Es ist m.E. eine Frage der persönlichen Umstände, wann sich welche Anlage mehr lohnt.
    Eine Familie mit 2 Kindern wird sicherlich mit Solarthermie sehr gut fahren. Sind die Kinder dann irgendwann aus dem Haus, dann müsste man das nochmal durchrechnen.
    Solarthermie wird häufig unterschätzt, bis man sich damit näher beschäftigt hat...

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

  • Das Konzept darf man auch nicht gleich abschreiben:


    http://www.faz.net/s/RubD16E1F…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Partner der Initiative mit dem Namen H2 Mobility sind Daimler, der Gasespezialist Linde, die Energieversorger EnBW und Vattenfall, die Mineralölkonzerne OMV, Shell und Total, sowie die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH).


    Eine Linde könnte da evtl. stark profitieren.


    MMI

  • Solarworld will die China-Konkurrenz austricksen


    Quote

    Eigentlich schlägt der Solarworld-Chef der Politik also einen Kuhhandel und im Gegenzug für den Verzicht auf Subventionen ein schärferes Vorgehen gegen die chinesische Konkurrenz vor. Denn Asbeck will Umwelt- und Sozialstandards ins EEG aufnehmen. Nur so sei ein fairer Wettbewerb mit der Billigkonkurrenz aus China möglich, die deutschen Herstellern immer mehr Marktanteile abnimmt. "Ansonsten machen wir das Ganze zum Nutzen billiger Dumpingprodukte", betonte Asbeck. Es sei offensichtlich, dass die Chinesen nicht die deutschen Standards für Umwelt- und Arbeitsschutz einhielten. "Eine zwingende Umweltzertifizierung auf allen Wertschöpfungsstufen würde mehr Chancengleichheit bringen."

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

  • Wieder ein schöner Hinweis darauf, daß das Wohl und Wehe der heimischen Solarindustrie an der staatlichen Regulierung hängt.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Neue Regierung will Solarförderung kappen


    Quote

    Die deutsche Solarbranche zittert: Energieexperten aus Union und FDP wollen Solar-Subventionen deutlich zurückfahren. Das soll Verbraucher entlasten, denn die garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom treibt den Preis für Energie in die Höhe. Doch für die Solarkonzerne würde das milliardenschwere Einschnitte bedeuten...

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

  • Ich wollte auch dieses Jahr noch eine Anlage in Betrieb nehmen, aber es sieht so aus, als ob die Solarteure alle bis Ende des Jahres ausgebucht sind. Alternativ gibt es die Möglichkeit, für 2010 dann dafür das ganze Jahr die Einspeisevergütung zu erhalten, d.h. fast 21 statt 20 Jahre (5% mehr), und mit Vergünstigung bei den Modulpreisen würde es fast auf das gleiche hinauslaufen (bei wahrscheinlich 10% Kürzung der Einspeisevergütung).
    Die deutschen Solarfirmen haben wahrscheinlich alle keine Zukunft.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • erinnert mich das an das ewige Spiel mit den Steuervorteilen für Lebensversicherungen.


    Nur noch dieses Jahr, jetzt kaufen, nicht warten....für die Lebensversicherungen war das lange die beste Werbung die sie bekommen konnten. Kurzfristig zumindest.


    MMI