Die Kosten für die Ausbildung würde ich vernachlässigen im Vergleich zu der Zeit in welcher der eine Partner nicht berufstätig ist. Frauen haben es nicht einfach in den Beruf zurück zu finden und die richtige Balance zu finden zwischen Beruf und Erziehung ist nicht einfach. Zum Glück habe ich einen familienfreundlichen Arbeitgeber und war in den ersten Jahren flexibel.
Guerillainvests Einwurf kann ich nur bestätigen. Ich habe einen Studienkollegen der sich nach sieben Jahren Bankerdasein ein zweijährige Auszeit nahm und ein Buch geschrieben hat. Die Rückkehr war nicht einfach. Scheint so als würden Banker vermehrt anfällig für Sinnkrisen zu sein. Scheint damit zusammenzuhängen, dass sie nicht sehen, was sie schaffen, wie auch hier im Thread schon angemerkt.
Das Thema Leiharbeit erfahre ich auch in der eigenen Firma hautnah. Gleich Arbeit für 60% und ackern wie blöde, damit man sich für eine Festanstellung empfiehlt. Wobei dieses Problem in anderen Ländern noch viel extremer ist. In Japan arbeiten wohl über 30% als "freelancer" und haben eigentlich nie eine Chance übernommen zu werden. Tja, wie hat schon Heiner Müller geschrieben "Auf'm Trecker oder unterm Trecker". Das ist das Prinzip der Gesellschaft und so lange es die "hungrigen" Leiharbeiter gibt, die sich verschulden, um hochzukommen oder ihren Konsum zu befriedigen werden auch wir als potenzielle oder real existierende Privatiers unsere Zinsen bezahlt kommen.
Privatisieren
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Original von value
Dazu gibt es im Vergleich zur Wirtschaftsleistung viel zu viel Kapital, als dass ich eine langfristige Rendite im bisherigen Umfang erwarten könnte.
In was anderem soll sich in Bezug auf den Aktienmarkt Kapital(isierung) im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung denn ausdrücken als in der Bewertung? KUV vielleicht noch? *kopfschüttel* -
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Ich habe in deinem vorherigen Posting den Eindruck bekommen, dass du vom Zustand des Privatiers eigentlich aus moralischen Gründen nicht viel hältst. Was auch erklären mag, warum du dann vorher oder nachher wenig Ansprüche an ein richtiges Verhalten anlegst. Sehe ich anders, aber egal.
Was ich aber nicht so ganz verstehe: Du scheinst einen Zustand anzustreben, den du gleichzeitig geringschätzt. Warum? Hat dir irgendjemand eingeredet, man soll anstreben Privatier zu sein, aber eigentlich hältst du es für falsch? Wenn du das nicht für richtig hältst, dann mach es doch nicht. In mancherlei Hinsicht ist das Leben viel einfacher und übersichtlicher, wenn wie alle ganz normal jeden Tag zu Arbeit geht.
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Arbeitseinkommen vs. Einkünfte aus Kapitalvermögen:
Ich habe mal gehört daß das Verhältnis immer 2:1 beträgt und daß seitdem es das erste Kapital gibt (seit der Steinzeit), und in jedem Winkel der Erde.
Allerdings schwanken sowohl die Einkünfte der einzelnen Arten von Kapital (Einkünfte aus Geldvermögen und Firmenbeteiligungen) über die Jahre erheblich. Ebenso muß definiert werden was genau Einkünfte sind: Bei Zinseinkommen ist das eindeutig der Realzins und nicht der Nominalzins. Bei Einkünften aus Firmenbeteiligungen der Gewinn abzüglich der Erhaltungsinvestitionen, was auf den Gesamtaktienmarkt ziemlich genau der Dividendenrendite entsprechen müsste. -
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Hallo zusammen,
Ich bin der Neue. Zumindest was das Schreiben anbetrifft. Mitlesen tu ich hier ja schon länger. Sehr interessantes Board uebrigens. Bei so viel Expertise kann ich leider nur staunend mitlesen.
Aber zu diesem Thema kann ich auch mal was beitragen. Zumindest in gewisser Weise. Ich kann wenig dazu sagen, wie man es am besten macht um aus der Tretmühle auszuscheren. Ich war nämlich gar nie so richtig drin.
Naja, ein paar Groschen hatte ich nach der Schule schon mal abhängig beschäftigt verdient. War aber nicht so mein Ding. Mein jetziges Leben kann man noch am ehesten mit dem vergleichen, auf das herakles weiter oben verwiesen hatte (http://www.faz.net/s/Rub8E1390D3396F422B...n~Scontent.html). Zwar nicht ganz so asketisch aber von Prinzip her durchaus vergleichbar.
Um so zu leben, darf man sich natürlich keine Gedanken darüber machen, was die anderen dazu sagen könnten. Oder gar, ob man deswegen Freunde verlieren könnte. Freunden, die ich deswegen verloren hätte, weil ich so lebe wie ich lebe hätte ich keine einzige Träne nachgeweint. Solche Freunde sollte man lieber früher als später loswerden.
Neben faul im Bett liegen, in Büchern die Südsee und noch weit exotischere Orte zu erkunden Ding die ich auch sehr liebe läuft mein Leben aber doch ein wenig mehr den modernen Zeiten angepaßt ab, als das von Gottfried. So habe ich zwar kein Fernsehen. Ich denke mein IQ ist schon niedrig genug, da muß ich mir nicht noch so eine Verblödungsmaschine ins Haus stellen.
Aber Internet hab ich natürlich. Das finde ich echt aufregend. Was man da alles machen kann.
Durchs Internet bin ich erst drauf gekommen, wie einfach man sein Geld verdienen kann ohne zu arbeiten. Dafür gibt es zwei Betätigungsfelder: Pokern und die Börse.
In dieser Reihenfolge. Denn beim Pokern ist erstens die Rendite wesentlich höher. Und zweitens werden die Gewinne mit dem Traumsteuersatz von 0% besteuert! Davon kann man als armer, ehrlicher Börseninvestor nur träumen.
Bescheuert, nicht? Aber das ist so, da Pokern so haben das zumindest Leute bestimmt, die von dem Spiel offenbar keine Ahnung haben ein Glücksspiel ist. Genau wie Lotto oder Roulette. Nun, solche Fehleinschätzungen muß man sich natürlich zunutze machen.
Bis auf die lästige Steuer sind sich Börse und Pokertisch übrigens sehr ähnlich. Bei beiden besteht die Hauptbeschäftigung darin Leute von ihrem Geld zu trennen, die zu dumm sind um es bei sich zu behalten.Liebe Grüße von der Venus
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Als Hardcoreindividualutilitarist hat Joe jedenfalls den richtigen Nick, denn "nicht der Mensch strebt nach Glück, nur der Engländer tut dies!" meinte jedenfalls schon Friedrich Nietzsche.
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ok, jetzt verstehe ich deine Standpunkt schon besser.
Nebenbei bemerkt halte ich eine wirksame Erbschaftssteuer für sinnvoll. Ist ja ok, wenn einer durch Geschicklichkeit, Glück, sparen oder kluge Entscheidungen schon vor 65 nicht mehr arbeiten muss.(Ich lasse "harte Arbeit" mal weg. Es gibt mir zu viel harte Arbeit, die miserabel bezahlt wird). Aber sowas muss sich nicht auf weitere Generationen übertragen.
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Zu Balkencharts Kinderfrage: Ja. Sowohl als auch. Zwei sind erwachsen, zwei noch nicht in der Schule (habe mit 50 noch mal "durchgestartet", wäre mir sonst zu langweilig geworden - soviel also zum Thema "zuviel Zeit und nix als Saufen zu tun"). Ich glaube, dass vor einem Studium handwerkliche Fähigkeiten wichtiger sind. Klar kann man das nebenbei bis zum Erwachsenwerden irgendwie lernen, aber 'ne richtige Leere ist besser als Sozialpädagigik etc. (0h, ich vergaß Umweltpädagogik). Folglich kostet Kinderausbildung nicht 2000Euro pro Monat. Jedenfalls nicht in der Welt, in der ich lebe.
Privatisieren erscheint mir nur sinnvoll bei eigener Scholle zum Beackern (also Garten und etwas weitläufigere Gemarkungen drum herum - irgendwo muss ja auch das Feuerholz wachsen). Dafür kann die Bude selbst klein sein, weil wird eh nur zum Essen und Pennen genutzt. Wichtiger ist eine Werkstatt vernünftiger Größe und exzellenter Ausstattung. Die dortigen Hobbies tragen zum Auskommen bei; nicht jedoch zum Einkommen (wegen Tauschhandel).
Ich arbeite seit 20+ Jahren an der Idee, weiss, dass ich nie fertig werde - und es macht einen Heidenspassss.
Und der Plan, der Fernseher rauszuschnmeißen (in witchs link), ist ein guter. Sofort umsetzen. Wird umso wichtiger, wenn kleine Kinder da sind. Vorlesen. Und selbst ausgedachte Geschichten erzählen - schön langsam, damit die Furzer in ihrer Fantasie die Bilders dazu auch sehen.
Ich frage mich immer wieder, wie sie es geschafft haben, den Leuten GELD als Maßstab aller Dinge einzureden. Vollkommener Unsinn. Andererseits - vermutlich männliche Vertreter des homo sapiens laufen in schlüpferfarbenen Oberhemden rum. Mit lila Schlüps drüber. Wer soll die ernst nehmen?
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Original von Joe
Ich halte es lediglich fuer eine doppelmoral, die einen Sozialschmarotzer zu nennen, und die anderen edel als Privatier.
@ Joe: Vielleicht entschärft es die Diskussion, wenn man mal die verschiedenen ökologischen Formen des Zusammenlebens etwas differenzierter betrachtet.
Parasitismus (=Schmarotzer schädigt seinen Wirt) wäre da abzugrenzen von der Symbiose (=beide Beteiligten nutzen einander) und dem Kommensalismus (=nur ein Beteiligter profitiert, ohne aber den Partner zu schädigen).
Eine Gläubiger-/Schuldner-Beziehung würde ich hier eindeutig als symbiotisch einordnen: Der Gläubiger stellt dem Schuldner zeitweise Geld zur Verfügung und erhält als Risikoprämie und für den Konsumverzicht den Zins als Ausgleich.
Auch der Aktienhandel ist eine freiwillige Vereinbarung von zwei Geschäftspartnern, bei der beide das erhalten, was sie gerade haben wollen: Cash gegen Aktien. Das ist ebenfalls eine Symbiose von Käufer und Verkäufer.
Völlig anders gelagert sind Zwangsleistungen eines Partners ("Wirt") zugunsten eines Profiteurs ("Schmarotzer"), die der Wirt nicht wünscht und die ihn schädigen. Dazu gehören Steuersubventionen an gescheiterte Banken ebenso wie Hilfsleistungen an Nicht-Hilfsbedürftige im Bereich Hartz IV. Das Tückische am Hartz IV-Parasitismus ist die Ausbeutung der beim Wirt (=Steuerzahler) vorhandenen Hilfsbereitschaft, indem Hartz IV-Parasiten echte Hartz IV-Bedürftige imitieren - - ein klassischer Fall von Mimikry.
Wenn man also Börsenspekulanten schon mit einem ökologischen Fachausdruck belegen will, dann trifft m.E. am ehesten "Symbiont", weil er den Wunsch seines jeweiligen Geschäftspartners erfüllt.
Mir persönlich gefällt am ehesten die Gleichung von Guerillainvest mit den Eichhörnchen. Die normalen Eichhörnchen kommen mit ihrem Vorrat an Nüssen durch den Winter. Die Eichhörnchen ohne Vorräte hungern und suchen Brosamen. Die geschickten Eichhörnchen verzichten auf einen Teil ihrer Vorräte und pflanzen damit Nussbäume.
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#Joe,
um vielleicht noch ein paar Sachen klar zu stellen :
MMI bekommt "das kotzen" war der Ausloeser, dabei tut er doch selbst nix, oder strebt das zumindest an, so wie viele von "uns".
- ich bin Angestellter. Vielleicht bezieht sich die Äusserung "mmi tut nix" auf meine Arbeitsleistung ?
- ich habe nicht vor mich demnächst in die FU zu verabschieden. Bei mir sind Investmenterträge eher dazu da, ein paar Extras zu finanzieren
- aufgeregt habe ich mich nicht über den in Schiffbruch geratenen Privatier an sich (gegen den habe ich nichts), sondern über die Methode, erst bewusst keinen Krankenkassenbeitrag zu bezahlen um dann im Falle des Falles entweder über direkten Betrug (Karte eines Freundes) oder über indirekten Betrug (Vermögen im Ausland verstecken) Leistungen aus dem Sozialbereich in Anspruch nimmt ohne was dazu beigetragen zu haben. Das finde ich auch nach wie vor Scheisse.
- ich persönlich habe überhaupt nichts gegen den Privatier an sich. Kapital ist m.E. für eine Volkswirtschaftliche und Gesellschaftliche Entwicklung unerlässlich. Wird der Anteil des Kapitals zu hoch, reguliert sich das früher oder später von selber. Entweder durch Börsencrashes, Asset Deflation, Realwirtschaftliche Inflation, Währungskursverschiebungen oder im Worst Case Bürgerkrieg etc.
MMI
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Tja, ist schon eine sehr interessante Diskussion, ich weiß gar nicht, wozu ich zuerst was schreiben soll und habe deshalb bisher nur gelesen, was aber auch wieder irgendwie schmarotzerhaft ist. Vielleicht erst einmal etwas Systematisches zum Anfang: Mir fallen im wesentlichen fünf Wege ein, seinen Lebensunterhalt zu sichern (auf der Basis der bisherigen Diskussion, ich denke, dass jeder davon schon als etwas eigenständig zu Betrachtendes erwähnt wurde):
1. Arbeiten und dafür Geld bekommen. Ob es sich um selbständige oder nichtselbständige Arbeit handelt, macht wohl keinen entscheidenden Unterschied. In beiden Fällen ist man darauf angewiesen, jemanden zu finden/behalten, der einen für seine Arbeit bezahlt und insofern abhängig. Ob einem der Chef, der Auftraggeber oder der Markt sagt, was man zu arbeiten hat, ist eher zweitrangig. In jeder Sparte finden sich Fälle, in denen man starken Zwängen unterliegt und solche, in denen man Form und Inhalt seiner Arbeit weitgehend selbst bestimmen kann.
2. Eigenarbeit. Der Bauer in dem verlinkten FAZ-Artikel lebt offenbar weitgehend davon, aber bis zu einem gewissen Grad tun das sehr viele Leute. Hier zwingen einen nur die eigenen Bedürfnisse und man kann sich, wenn man die jeweilige Arbeit beherrscht, sehr sicher sein, Erfolg zu haben. Andererseits gibt es sehr vieles, was man nicht oder nur schlecht in Eigenarbeit herstellen kann. Zum Großteil davon zu leben, gilt hierzulande eher als (wenn auch vielen sympathische - siehe Artikel) Kuriosität. In vielen Teilen der Welt sind primär auf Eigenversorgung ausgerichtete Bauernhöfe aber nach wie vor verbreitet. Vor 500 Jahren war es der absolute Normalfall.
3. Kapitaleinkünfte. Im wesentlichen von denen zu leben, ist wohl das, was man am ehesten als "Privatisieren" bezeichnet. Bei hinreichend hohem Kapital bedeutet das ein wirklich arbeitsloses Einkommen, nämlich dann, wenn man aus dem Ertrag auch die Kosten der bezahlten Verwalter (und ihrer Kontrolle (und der Kontrolle der Kontrolleure)) ohne weiteres bestreiten kann. Dass dies meist nicht der Fall ist, wird in den Krimis von Dorothy Sayers immer wieder mal am Rande ganz nett angesprochen - "Besitz verwaltet sich leider nicht von selbst", kommentiert der reiche Lord Peter da einmal sein auch außerhalb von Kriminalfällen gar nicht immer so untätiges Leben. In "Thrones, Dominations", überwiegend nicht mehr von Sayers selbst geschrieben, beschäftigt sich der Lord dann ganz prosaisch mit Abwasserproblemen und Streitigkeiten seiner Mieter um Lärm. Ganz ähnlich betreibt der Aktieninvestor in Vorbereitung einer Hauptversammlung schnell auch eine Art Gutachtertätigkeit zu Produktionsverfahren, Absatzmärkten und buchhalterischen Annahmen. Der Übergang zur selbständigen Arbeit ist also durchaus fließend. Hierher gehören m.E. übrigens auch Rentner und Pensionäre, denn diese haben sich (nicht immer aus freien Stücken) Anwartschaften auf Versorgungsleistungen erworben, die einen Vermögenswert darstellen und dessen Erträge eben die tatsächlichen Renten- und Pensionszahlungen darstellen. Die haben auch den Vorteil, dass sie, wenn man sie einmal hat, wirklich ohne weitere Arbeit zu bekommen sind.
4. Inanspruchnahme von Unterhaltsleistungen anderer. In den meisten Fällen ist der andere der Staat, der Sozialhilfe, ALG II (ALG I ist eine echte Versicherungsleistung, m.E. also Kapitaleinkunft), BAFöG oder andere Sozialleistungen erbringt, zu denen man sich nicht erst eine Anwartschaft erwerben muss. Daneben gibt es mildtätige Vereine etc., die in kleinerem Rahmen ähnliches tun. Und natürlich lebt auch manch einer zeitweise ganz gut von Omas Zuwendungen. Frage: Ist es nicht etwas ganz ähnliches, wenn man von einer Erbschaft lebt?
5. Wegnehmen, worauf man keinerlei Anspruch hat. Dazu kann man in Wohnungen einbrechen, Banken ausrauben, Abrechnungen manipulieren und die Differenz einstreichen, sich mit falschen Angaben Subventionen oder Sozialleistungen erschleichen, Omas vorschwindeln, man sei der lange nicht gesehene Enkel... auch hier sind die Übergänge fließend, selbst wenn man die Frage des Anspruchs rein juristisch betrachtet. Man denke nur an die Veranstalter von Kaffeefahrten, an Serienabmahner oder Betreiber von Tauschbörsen - oder auch an die Frage, wo eigentlich der Lohnwucher beginnt.
Jetzt fallen mir verschiedene Fragen zu diesen Kategorien ein: Sind manche davon allgemein
- moralisch besser oder schlechter,
- angenehmer oder unangenehmer,
- zuverlässiger oder riskanterals andere? Ist die Einteilung so überhaupt sinnvoll, oder müsste man sie ganz anders machen?
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Der Mensch ist für das Paradies gar nicht geboren. Es wird unter Psychologen (Glücksforschern) immer wieder diskutiert, dass der Mensch ein Ringen ums Dasein braucht, um sich lebendig und zumindest abschnittsweise zufrieden zu fühlen. Es wird auch diskutiert, ob das Streben nach Reichtum nicht angenehmer ist als der Reichtum selbst. Der Weg ist das Ziel ist mehr als eine Floskel. Menschen die es verstehen mit ihrer Freizeit produktiv umzugehen, sind für ein Leben als Privatier sicher besser geeignet, als Menschen, die eben jeden Tag ein bissl einen Zwang brauchen, um in die Gänge zu kommen. Der psychologische Fachbegriff für pathologische (chronische) Unterforderung nennt sich wie wahrscheinlich ohnehin bekannt ist Bore-Out.
Auch wenn ich selbst es selten so empfinden kann, kann Arbeit durchaus als etwas Erfüllendes gesehen werden. Wie wir Arbeit interpretieren hängt auch zu einem Großteil von kulturellen Zuschreibungen ab. Arbeit wird nach wie vor eher als mühselig als erfüllend gesehen. Interessanterweise stellt die Glücksforschung fest, dass Menschen während der Arbeit glücklicher sind als in der Freizeit, nur sie wissen es nicht&.Moral: Es ist interessant zu sehen, wie sich hier moralische Entrüstung breit macht. Persönlich glaube ich, dass die Menschen alle relativ ähnlich sind und Verhaltensweisen weitgehend von den äußeren Umständen abhängen. Mir gefällt die Offenheit von Joe, der nicht anklagt, sondern einfach schreibt was Sache ist, wie er funktioniert und denkt, und wie ich denke die meisten Menschen funktionieren würden wenn entsprechende äußere Parameter sich einstellen. Viele andere sind doch sehr intensiv mit ihren eigenen Gedanken und Meinungen identifiziert, dies nennt man (nicht wertend) den Ego-Modus.
Wer zu moralisieren anfängt muss die Sache quer- und v. a. konsequent zu Ende denken. Es ist faszinierend, wie fundiert hier Firmenwerte analysiert werden, das verdient Respekt. Aber wenn schon ethische Aspekte hier miteinbezogen werden und hier munter drauf losinterpretiert wird was korrekt oder nicht korrekt ist, dann sollte man in Zukunft vielleicht in die Firmenbewertung auch einen Ethik-Faktor miteinbeziehen. Reduziert gesagt kommt es hier(im Forum und wohl überall) bei jeder Transaktion darauf an mehr rauszubekommen als man hineingesteckt hat.
Ob irgendwelche chinesische CEOs korrupt sind oder Verbrechen an der Umwelt geschehen, Massenentlassungen für shareholder- value stattfinden, das interessiert ja beim Investieren (Spekulieren) kaum jemanden. Wir Investoren spielen ja bei unseren Anlageentscheidungen auch mit menschlichen Schicksälen. Denn im Grunde ist die Wirtschaft so wie der Investor/Kunde es provoziert.
Wir wollen, dass Werte geschaffen werden, nicht Arbeitsplätze oder das größtmögliche Glück in der Firma für die größtmögliche Anzahl an Mitarbeitern, das interessiert niemanden der Aktien kauft.Weiters faszinierend: Seit den 50ger Jahren habe sich alle materiellen (Einkommen, Autos, Wohnungen,&) und immateriellen (Bildung, Infrastruktur, etc.) Faktoren stark verbessert, aber die Menschen sind kaum bis gar nicht zufriedener geworden. Unser Wirtschaftssystem ist also geradezu auf groteske Weise uneffizient was unsere gefühlte Lebensqualität betrifft.
Dieser Aspekt veranlasste den britischen Nationalökonomen Richard Layard (Mitglied der Labour Party im House of Lords) dazu Ergebnisse der Glücksforschung in die Wirtschaftswissenschaften und Politik miteinzubeziehen. D.h. Maßnahmen sollen in Zukunft v.a. auch unter dem Aspekt getätigt werden, ob sie das Glücksempfinden der Menschen steigern und nicht einfach danach, ob mehr Geld im Börserl bleibt.Vielleicht passt das nicht direkt in die Diskussion, aber es zeigt dass wir vielleicht schon Unabhängigkeit anstreben sollten, aber wir brauchen dazu nicht Unmengen an Geld. Und auch Unabhängigkeit ist nicht unkritisch als etwas Positives zu sehen. Abhängigkeit vernetzt uns fast zwangsläufig mit den Lebenswelten unserer Mitmenschen, sozialer Kontakt ist ein wesentlicher Faktor für ein gelungenes Leben. Unabhängigkeit führt hingegen öfters zur Vereinsamung als man glaubt. Auf andere pfeifen zu können und sein Ding zu machen wirkt destruktiv. Auch wenn hier viele Aspekte angesprochen werden, man muss erst einmal die nötige Reife haben um mit (finanzieller) Freiheit umgehen zu können. Die Frage was soll ich tun wird bei der Eröffnung von noch mehr Möglichkeiten immer schwerer zu beantworten. Oft ist es eben die Arbeit, die unserem Leben die nötige Struktur und Ordnung gibt und ein wenig Zwang, scheint unserem Wesen entgegen zu kommen&.
Toska
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Original von toska
Ob irgendwelche chinesische CEOs korrupt sind oder Verbrechen an der Umwelt geschehen, Massenentlassungen für shareholder- value stattfinden, das interessiert ja beim Investieren (Spekulieren) kaum jemanden...Toska
Das kann ich so nicht unterschreiben. Das haben auch die Fondsgesellschaften erkannt und sogenannte Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt gebracht.Ich z.B. würde nie in Rüstungsbetriebe investieren auch wenn die Rendite noch so hoch wäre.
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Original von toska
Der Mensch ist für das Paradies gar nicht geboren. Es wird unter Psychologen (Glücksforschern) immer wieder diskutiert, dass der Mensch ein Ringen ums Dasein braucht, um sich lebendig und zumindest abschnittsweise zufrieden zu fühlen.Das würde ich nun so nicht unterschreiben (außer natürlich, dass diese These diskutiert wird). Sicher sucht der Mensch auch Herausforderungen, diese müssen aber kaum gleich im Ringen ums Dasein bestehen. Wenn es im Bereich des Daseins nichts Passendes geben sollte, kann man sich immer noch dem Versuch widmen, die Goldbachsche Vermutung zu beweisen, den Weltrekord im Weitsprung einzustellen oder eine zutreffende Prognose für den DAX am kommenden Jahresende hinzubekommen. Und wer es existenzieller haben will, trete der nächsten freiwilligen Feuerwehr bei.
QuoteOriginal von toskaMenschen die es verstehen mit ihrer Freizeit produktiv umzugehen, sind für ein Leben als Privatier sicher besser geeignet, als Menschen, die eben jeden Tag ein bissl einen Zwang brauchen, um in die Gänge zu kommen.
Sicher - wer mit freier Zeit nichts anzufangen weiß, wird kaum glücklicher sein, wenn er welche bekommt. Ich halte es ohnehin für einen der interessantesten Aspekte des Privatisierens, dass man die Gelegenheit hat, seinen Wunsch nach Tüchtigsein auf Gebiete zu lenken, die tatsächlich nützlich und nicht nur zufällig gut bezahlt sind.
QuoteOriginal von toskaAuch wenn ich selbst es selten so empfinden kann, kann Arbeit durchaus als etwas Erfüllendes gesehen werden.
Doch, das kenne ich durchaus aus eigener Erfahrung. Wobei da neben der üblichen "bezahlten Arbeit" auch nicht oder geringfügig bezahlte Arbeit dabei ist. Oder auch Sachen, die ich erst mal nicht in der Hoffnung auf Bezahlung gemacht habe, mit denen sich dann aber irgendwann eben doch Geld verdienen ließ.
QuoteOriginal von toskaInteressanterweise stellt die Glücksforschung fest, dass Menschen während der Arbeit glücklicher sind als in der Freizeit, nur sie wissen es nicht.
Diese Aussage kommt mir nun komisch vor. Ich halte "Glücklichsein" für eine Empfindung und damit etwas, worüber man sich unmöglich täuschen kann. Vergleichbar wäre die Behauptung, viele Leute hätten Zahnweh, ohne das zu wissen (sie haben vielleicht unwissentlich kaputte Zähne, aber das ist was anderes als Zahnweh).
QuoteOriginal von toskaMir gefällt die Offenheit von Joe, der nicht anklagt, sondern einfach schreibt was Sache ist, wie er funktioniert und denkt, und wie ich denke die meisten Menschen funktionieren würden wenn entsprechende äußere Parameter sich einstellen.
Natürlich weiß ich nicht, welche äußeren Parameter Joe zu seinen Aussagen veranlassen und wie ich unter den selben Umständen denken würde. Allerdings halte ich einige seiner Aussagen für ziemlich daneben und kann mir auch nicht vorstellen, dass er unter "äußeren Parametern" lebt, die mir das verständlich machen würden. Aussagen der Marke "Die Welt ist böse, ich muss nun mal sehen, wo ich bleibe, und ändern kann ich sowieso nichts" halte ich für nachvollziehbar, wenn sie von einem Habenichts aus Haiti kommen. Nicht von jemandem, der offenbar Muße genug hat, sich mit Fragen des Privatisierens zu befassen. Meine Güte, meine Eltern und Großeltern standen nach dem Krieg zeitweise mit nichts da und haben auch keinen solchen Zynismus entwickelt.
QuoteOriginal von toskaViele andere sind doch sehr intensiv mit ihren eigenen Gedanken und Meinungen identifiziert, dies nennt man (nicht wertend) den Ego-Modus.
Verstehe ich nicht. Wenn Joe schreibt "wie er (...) denkt", gefällt Dir das, wenn andere das tun, gefällt es Dir so deutlich nicht, dass Du Deine negative Wertung schon selbst nicht mehr gefällt und Du sie mit "(nicht wertend)" abschwächen willst?
QuoteOriginal von toskaWer zu moralisieren anfängt muss die Sache quer- und v. a. konsequent zu Ende denken.
Konsequenz ist vielleicht verkehrt, aber wohl auch nicht nötig. Lieber eine gute Sache - soweit Moralisieren eine solche ist - unvollkommen machen als gar nicht.
QuoteOriginal von toskaEs ist faszinierend, wie fundiert hier Firmenwerte analysiert werden, das verdient Respekt. Aber wenn schon ethische Aspekte hier miteinbezogen werden und hier munter drauf losinterpretiert wird was korrekt oder nicht korrekt ist, dann sollte man in Zukunft vielleicht in die Firmenbewertung auch einen Ethik-Faktor miteinbeziehen.
Gute Idee, wobei das hier durchaus auch schon vorgekommen ist.
QuoteOriginal von toskaReduziert gesagt kommt es hier(im Forum und wohl überall) bei jeder Transaktion darauf an mehr rauszubekommen als man hineingesteckt hat.
Nun ja, der Schwerpunkt der Diskussion hier liegt sicher auf der Frage, wie man an der Börse Geld verdienen kann. An dem Wunsch, Geld zu verdienen, kann ich jedenfalls nichts so Böses erkennen, dass es lächerlich würde, sich auch um ethische Fragen Gedanken zu machen.
QuoteOriginal von toskaOb irgendwelche chinesische CEOs korrupt sind oder Verbrechen an der Umwelt geschehen, Massenentlassungen für shareholder- value stattfinden, das interessiert ja beim Investieren (Spekulieren) kaum jemanden.
Doch, das interessiert mich beim Investieren durchaus, und ich habe durchaus den Eindruck, dass es viele andere gibt, die das auch so sehen. Ich möchte nicht zu Räuberei und Wucher beitragen. Beim Spekulieren interessiert es in der Tat weniger. Da ist - im schlimmen Fall, es gibt auch Spekulationen, die eher den Charakter einer Sportwette haben - sozusagen gegeben, dass Räuberei und Wucher nun mal stattgefunden haben, und es geht darum, wer die Beute kriegt.
QuoteOriginal von toskaWir Investoren spielen ja bei unseren Anlageentscheidungen auch mit menschlichen Schicksälen. Denn im Grunde ist die Wirtschaft so wie der Investor/Kunde es provoziert.
Das ist sie nur sehr bedingt. Vieles, m.E. das meiste, hängt von kollektiven - anders gesagt: politischen - Entscheidungen ab. Ich finde, es hat durchaus seine Berechtigung zu sagen: Ich lehne X ab, aber so lange X passiert, will ich nicht der einzige Dussel sein, der auf den Vorteil aus X verzichtet. Ein schönes Beispiel bietet das Feld der Getränkeverpackungen. Es gibt (vor allem: gab - einiges ist da politisch geschehen) massenweise Leute, die finden, dass Dosen verboten gehören, aber deswegen nicht der einzige Dussel sein, der die schweren Flaschen nach Hause schleppt. Und die haben durchaus nicht ganz Unrecht.
QuoteOriginal von toskaWeiters faszinierend: Seit den 50ger Jahren habe sich alle materiellen (Einkommen, Autos, Wohnungen,&) und immateriellen (Bildung, Infrastruktur, etc.) Faktoren stark verbessert, aber die Menschen sind kaum bis gar nicht zufriedener geworden. Unser Wirtschaftssystem ist also geradezu auf groteske Weise uneffizient was unsere gefühlte Lebensqualität betrifft.
Wundert mich nicht - aber hast Du eine Quelle für die entsprechenden Forschungsergebnisse? Die fände ich nämlich mal im Original interessant. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie sich die Zufriedenheit auf die Leute verteilt, die mehr oder weniger von der durchschnittlichen Verbesserung der Verhältnisse profitieren.
QuoteOriginal von toskaVielleicht passt das nicht direkt in die Diskussion, aber es zeigt dass wir vielleicht schon Unabhängigkeit anstreben sollten, aber wir brauchen dazu nicht Unmengen an Geld. Und auch Unabhängigkeit ist nicht unkritisch als etwas Positives zu sehen. Abhängigkeit vernetzt uns fast zwangsläufig mit den Lebenswelten unserer Mitmenschen, sozialer Kontakt ist ein wesentlicher Faktor für ein gelungenes Leben. Unabhängigkeit führt hingegen öfters zur Vereinsamung als man glaubt. Auf andere pfeifen zu können und sein Ding zu machen wirkt destruktiv.
Der einzige, der _wirklich_ vielleicht einigermaßen auf andere pfeifen könnte und in dieser Diskussion erwähnt wurde, ist wohl der Bauer aus dem FAZ-Artikel. Bei dem scheint es aber nicht allzu destruktiv gewirkt zu haben. Fast alle anderen müssten, auch wenn sie privatisieren könnten und würden, sich doch noch darauf verlassen, dass der nächste Bäcker ihnen auch morgen noch Brötchen verkauft, die er nicht eigens vergiftet hat.
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Die meisten Menschen die viel Kapital haben, sind nicht faul und leben in den Tag hinein, sondern tun etwas.
Durch ihr gesichertes Einkommen, besitzen sie die Freiheit zu bestimmen was sie tun und das ist erstrebenswert.
Schaut euch Schumacher an, der müsste nie wieder F1 fahren, aber ihm ist die Decke auf den Kopf gefallen!
Gates, könnte auch, jetzt stiftet und das ist auch Arbeit!
Buffett, der muss schon lange nicht mehr.
...
Reich ist, wer die Freiheit besitzt das zu tun was ihm Spaß macht.
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Ich möchte privatisieren können, wenn mir meine Rente bzw. Pension zusteht, da ich nicht weiß, wieviel ich dann wirklich noch bekommen werde. Ich habe noch ca. 25 Jahre Zeit, sollte also klappen.
Meine Arbeit macht mir Spass und ich werde nicht schlecht bezahlt, in dieser Richtung gibt es also keine Motivation
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Original von markobr
Ich halte es ohnehin für einen der interessantesten Aspekte des Privatisierens, dass man die Gelegenheit hat, seinen Wunsch nach Tüchtigsein auf Gebiete zu lenken, die tatsächlich nützlich [...] sind.QuoteOriginal von dev
Die meisten Menschen die viel Kapital haben, sind nicht faul und leben in den Tag hinein, sondern tun etwas.Ihr habt Recht, aber hättet ihr denn ein Problem mit einem faulen Privatier, der in den Tag hinein lebt?
Mir misshagt die Vorstellung, dass man als Privatier jetzt aber auch etwas waaahnsinnig Sinnvolles und Wertvolles auf die Beine stellen muss. Leistungssport betreiben, in die hintersten Erdwinkel reisen, sich sozial engagieren, die Erde retten, biodynamisches Gemüse anbauen, die alten Meister lesen, sich künstlerisch betätigen, und und und...
Dieser Anspruch wäre für mich schon wieder ein Leistungszwang, und dem wollte ich eigentlich erst mal entkommen. Ich bin da bekennender Hedonist, der erst mal das tut, worauf er gerade Lust hat. Ganz im Sinne des Loriot'schen Herrman ;o)
Falls das zufällig irgendwann mal in eine Teilnahme am Ironman-Wettbewerb münden sollte, dann nicht aus dem Bestreben heraus, etwas Sinnvolles tun zu müssen.Was Sinnvoll ist und was nicht, unterliegt ohnehin sehr stark dem Zeitgeist. Hedonismus war bei den Griechen völlig in Ordnung. Im Dritten Reich war es für Privatiers ehrenwert, sich mit Rassenkunde und Genealogie zu befassen. Heute dürfte man punkten, wenn man Bachblütentherapie und Photovoltaik als Hobby wählt. Zumindest Erstere wird aber kaum den Test der Zeit bestehen und in 100 Jahren belächelt werden. Also mach ich doch lieber das, worauf ich *wirklich* Lust habe, und sei es faulenzen, saufen oder fernsehen...
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Original von witchdream
Ihr habt Recht, aber hättet ihr denn ein Problem mit einem faulen Privatier, der in den Tag hinein lebt?Mir ist es völlig egal wie andere ihr Leben finanzieren und was sie aus ihrem Leben machen.
Auch das beschäftigen mit Genüssen aus der Natur ist doch interessant. Soweit ich mitbekommen habe, freuen sich hier einige über die kulinarischen "Versuche" von value.
Eventuell führt er ein Tagebuch, welches später ein Verkaufsschlager wird.
... wer weiß schon was man alles nicht entdecken konnte, weil man nur damit beschäftigt war sein Lebensunterhalt zu erarbeiten.
Das Leben besteht aus 100% Risiko, nur der Tot ist sicher, wobei man nicht sagen kann wann er eintritt.
witchdream Und ich glaube nicht das du dich hinsetzt und auf den Tot wartest, nur weil du jetzt "Reich" bis! ;-):-)