Krisenimmobilien Spanien

  • In Spanien ist ja bekanntlich Immobilienkrise. Theoretisch müsste es ja möglich sein, für nen Appel und eine Ei eine schicke Wohnung zu bekommen, die man urlaubsmässig nutzen kann und dann vielleicht in ein paar Jahren mit Gewnn verkauft.


    Ich hab mal interessehalber ein bischen rumgsucht und dabei die Suchmaschine http://www.idealista.com/ entdeckt.


    Da ist ein recht großes Angebot drin. Interessanterweise gibt es ein Feature, dass man sich melden lassen kann wenn der Preis eines Objektes auf ein genehmes Niveau gesunken ist.


    Hat sich jemand da schon umgeschaut, ob es wirklich "echte" Schnäppchen gibt ?


    MMI

  • nur am Rande: Ich erinnere mich noch, dass Willy mal vor vielen Jahren geschrieben hat, dass es in Spanien kein Grundbuch gibt. Dadurch hat er bei Bekannten erlebt, dass windige Verkäufer ihre Wohnung mehrmals verkauft haben. Welcher Käufer mit welchen Konsequenzen das Nachsehen hatte, weiss ich nicht mehr.

  • Zitat

    Hat sich jemand da schon umgeschaut, ob es wirklich "echte" Schnäppchen gibt ?


    Gezielt umgeschaut habe ich mich nicht. Aber ich verbringe sehr viel Zeit in Spanien, habe dort viele Bekannte und Freunde (auch aus dem Immobiliensektor) und lese häufig spanische Tageszeitungen. Da kann ich gerne ein paar subjektive Eindrücke zum Thema zum besten geben.


    1. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Immobilienhändler massiv zurückgegangen. Dies geht aus Zeitungsmeldungen hervor. Es sticht aber auch sofort ins Auge wenn man seit Jahrem mit dem spanischen Straßenbild vertraut ist. Dort ist die Anzahl von Immobilienbüros enorm zurückgegangen. Dafür gibt es heute kein noch so kleines Kaff in Spanien in dem nicht mindestens ein Laden in Telefonzellengröße die Dienstleistung anbietet den Leuten ihren Goldbalast unbürokratisch und sofort gegen wertvolles Cash einzutauschen. ;)
    2. Ein Freund von mir betreibt seit mehr als 15 Jahren selbstständig ein Immobilienbüro. Laut seiner Aussage ist sein Umsatz fast vollständig zusammengebrochen. Er hat sich inzwischen zusammen mit seiner Frau ein zweites Standbein als selbstständiger Unternehmer aufgebaut. Das Immobilienbüro betreibt er mehr oder minder im Standby-Betrieb in der Hoffnung auf bessere Zeiten.
    3. Laut dessen Aussage haben wirklich gute Lagen im Preis bisher kaum nachgegeben während ein Großteil des sonstigen Bestandes schlicht unverkäuflich ist.
    4. Ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis das kürzlich ein mehr als glückliches Ende für die Betroffene genommen hat. Es handelt sich dabei um eine hübsche junge Kubanerin die durch Heirat (man muß es wohl im Rückblick als Scheinheirat einstufen) zu einer Aufenthaltsgenehmigung in Spanien kam. Die kaufte sich vor ca. 4 Jahren ein kleines Studio für 90.000 Euro. Legt man die Erstellungskosten plus einen 20%igen Aufschlag für den Komfort der Bezugsfertigkeit als Wertmaßstab für das Objekt zugrunde so hatte es einen tatsächlichen Wert von gut 60.000 Euro. Es war also massiv überbezahlt, aber das war vor 4 Jahren gang und gäbe. Natürlich konnte die junge Dame das nicht aus eigener Tasche bezahlen. Aber ähnlich wie vor der Subprimekrise in USA waren die Banken auch hier damals noch sehr großzügig bei der Vergabe von Konsumentenkrediten. Die junge Frau hatte damals immerhin eine Anstellung. Natürlich nur mit Zeitvertrag wie fast alle in Spanien. Aber da ja bekannt war daß Immobilienpreise nur steigen können erhielt sie von der BBVA einen Hypothekenkredit von 120.000 Euro mit dem Studio als Sicherheit. Vor ein paar Tagen nun ging das Studio in den Besitz einer Immobilienzweckgesellschaft der BBVA über gegen vollständige Löschung der Hypothek. Die Großzügigkeit von Seiten der Bank erklärt sich wohl in erster Linie aus der Tatsache, daß eine erhebliche Gefahr existierte daß die junge Dame Spanien verläßt und die Eintreibung der Restschuld sich als ziemlich aussichtslos erwiesen hätte.
    5. Dies ist nur ein Einzelbeispiel. Aber Tatsache ist, daß sich heute fast der gesamte Bestand der unverkäuflichen Immobilien im Besitz der Banken befindet. Vermutlich ist er in ähnlicher Weise wie der beschriebenen dort hingekommen.
    6. Dieser Tatbestand gibt wenig Anlaß zu der Hoffnung, daß die Preise der Immobilienhalde großartig sinken werden. Zumindest nicht solange die Banken die Aussicht auf Bailouts im Rücken haben. Hier dürfte sich erst etwas ändern wenn Spanien vernünftiger Weise aus dem Euro ausgeschieden ist und diese Option nicht mehr besteht. Dann dürften die Preise im Vergleich zu heute massiv fallen. Zumindest in anderen Währungen als der neuen spanischen Pesete gerechnet.
    7. Vor kurzem las ich einen Artikel in dem beschrieben wurde, daß in Florida grade massiv Luxusimmobilien von Brasilianern aufgekauft werden. Für die seien dank der Kombination von Preisverfall und Aufwertung der brasilianischen Währung gegenüber dem Dollar die Preise für solche Objekte inzwischen um bis zu 80% gefallen. Ich vermute ähnliche Effekte werden sich auch hier in Spanien einstellen sobald es aus dem Euroraum ausgetreten sein wird.
    8. Befände sich ein Großteil der unverkäuflichen Immobilien noch in privatem Besitz so sähe die Lage natürlich vollkommen anders aus. Da wäre der Druck auf die Verkäufer aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage enorm. Aber ich höre auch immer wieder von gelungenen Schnäppchenkäufen. Wenn man sich entsprechend umsieht kann man da vermutlich durchaus was finden. Ob die von dir genannte Plattform dabei hilfreich ist kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls würde ich empfehlen nur nach persönlicher Beaugäpfelung zu kaufen. Denn was nützt das beste Schnäppchen wenn es in einem Umfeld unverkäuflicher Objekte gelegen ist und somit in absehbarer Zeit von einem Meer von vernachlässigten Objekten steht die dringend sanierungsbedürftig sind?

    Gold functions like the sun, with all currencies as planets orbiting around it, with only the sun in fixed position (Zijstra)

  • bäs ,
    Ich weiß natürlich nicht was Willy geschrieben hat. Aber es gibt in Spanien selbstverständlich ein Eigentumsregister für Immobilien jeder Art. Allerdings ist der Umgang und die Pflege desselben nicht im entferntesten mit derjenigen des deutschen Grundbuches zu vergleichen. Von daher haben potentielle Betrüger die Möglichkeit unbedarfte Leute übers Ohr zu hauen die da von einem Vertrauensschutz ausgehen wie er in Deutschland existiert. Da muß man wirklich aufpassen und sich mit den spanischen Gepflogenheiten vertraut machen. Ist nicht schwierig, aber unerläßlich um vor Betrug gefeit zu sein.

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