Attraktive Branchen in einem zunehmend inflationärem Umfeld

  • #winter,


    wie finanziert der Konkurrent die neue oder gebrauchte Machine ? Er hat ja im Jahr des Kaufs einen deutlich negativen Free Cashflow.


    Vmtl. nimmt man Fremdkaptial zu höheren Zinsen --> niedrigerer Free Cashflow laufend.


    Ein Punkt den Du angesprochen hast ist allerdings wichtig: In Inflationären Zeiten sind die Buchwerte zu niedrig, in deflationären Zeiten tendenziell zu hoch.


    MMI

  • Weiß zufällig jemand, ob es bei Gewerbeimmobilien üblich ist, einen Passus bzgl. Mietanpassung als Inflationsausgleich im Mietvertag zu verankern? Die Deutsche Euroshop z.B. hat recht lang laufende Mietverträge:


    "Die Mietverträge, die wir mit unseren Mietpartnern abschließen, haben überwiegend eine Standardlaufzeit von zehn Jahren. Per Stand 31. Dezember 2010 betrug die gewichtete Restlaufzeit der Mietverträge in unserem Portfolio 6,4 Jahre. 59,9 % unserer Mietverträge sind bis mindestens 2016 gesichert."

  • http://www.gurufocus.com/news/…ocks-and-inflation-2-of-3



    Zitat

    My third observation is on the positive side. I think all investors should recognize the possibility though not necessarily the probability of future inflation at the recent 11 per cent rate, or even higher, and should introduce what I shall call a concrete-object factor in their overall financial approach. By this I mean that they should not be content to have an overwhelming proportion of their wealth represented by paper money and its equivalents, such as bank deposits, bonds and receivables of all sorts. For the shorter or longer pullwho can really tell?it may turn out to be wiser to have at least an indirect interestvia the common-stock portfolioin such tangibles as land, buildings, machinery and inventories. This is relatively easy to accomplish in the execution of an ordinary common-stock investment policy


    Ich würde das mal übersetzen mit "Anlage Intensiven" Aktien.


    MMI

  • Zitat

    Original von memyselfandi007
    Historisch haben interesanterweise Anlagekapital intensive Branchen mit langen Abschreibungszeiträumen immer stark von Inflation profitiert.


    Der Grund ist recht einfach: Ein Konkurrent müsste sich die Anlagen zu deutlich höheren Preisen einkaufen und höhere Abschreibungen vornehmen (und damit niedrigere Gewinne, ROI etc erzielen).


    D.h. Telekom, Versorger, auch Energieverbraucher wie Stahl, Zement, Alumminum bekommen durch diese "Inflations Marktzutrittsbarriere" plötzlich mehr Pricing Power.


    Ist dem so? Mir schiene eher das Umgekehrte logisch: Wenn ich einen hohen Kredit aufnehmen muss, dann entwertet er sich in der Inflation sehr schnell. Die Markteintrittsbarriere hohe Investitionen schwindet eher.

    Und irgendwann werden sie feststellen, dass man gendergerechte Sprache nicht essen kann (fefe).

  • #nixda,


    wenn Du bei hoher Inflation einen Kredit mit noch höheren Zinsen aufnehmen musst ist das nicht so schön.


    Da ist es viel besser, wenn sich der alte Kredit mit den niedrigeren Zinsen bei der alten Maschine schnell entwertet.


    In einer Hochzinsphase mit steigenden Zinsen bekommt man auch gar nicht so einfach lang laufende Kredite, das vergessen immer viele. Meistens bekommt man da nur kurzlaufende Kredite oder variable Verzinsung.




    MMI

    3 Mal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Zitat

    Original von memyselfandi007
    wie finanziert der Konkurrent die neue oder gebrauchte Machine ? Er hat ja im Jahr des Kaufs einen deutlich negativen Free Cashflow.


    Die Verschuldung ist natürlich ein zusätzlicher, berechtigter Aspekt. Ich ließ das aber komplett außen vor. Daß ein negativer freier Cashflow im Jahr der Anschaffung entsteht, ist immer so, egal ob Inflation oder nicht. Dann hätte die Firma, die bereits investiert ist, immer einen Vorteil.


    Ich würde folgendes annehmen:
    - Inflation begann im Jahr -5 (sonst witzlos), Preisniveau heute konstant +50%
    - Firma A hat vor 5 Jahren eine Maschine zu 1000 gekauft
    - 10 Jahre Lebensdauer => lineare Abschreibung 10% pro Jahr (wahlweise länger), also 100 pro Jahr
    - In der Bilanz von A steht die Maschine mit 500, realer Wert aber 750
    - Maschine wirft Cashflow von 20% ab, d.h. aktuell 150 pro Jahr, steigt mit der Inflation
    - Börsenwert von A ist 750 entsprechend dem realen Substanzwert (KBV=1,5 bzw. KSV=1)
    ---
    - Der Konkurrent B tritt auf den Plan, hat 750 Cash, Börsenwert ebenfalls 750 (KBV=KSV=1)
    - B kauft dafür eine gebrauchte, gleiche Maschine (einfacherer Vergleich)
    - Cashflow daraus ist identisch, d.h. aktuell ebenfalls 150, steigend
    - Lineare Abschreibungen folglich 150 pro Jahr
    - Annahme: Steuerbilanz=Handelsbilanz
    - B kann folglich 50 mehr steuermindernd abschreiben


    Ansatz:
    - Gewinn ist nur für Buchhalter und Finanzamt interessant
    - Rationale Anleger achten auf realen Substanzwert (KSV) und nicht auf KBV oder KGV
    - Brutto-Cashflows sind gleich, DCF über 5 Jahre daher auch, nur Abschreibungen unterschiedlich
    - Ersatzinvestitionen würden beide exakt gleich treffen, kann daher außen vor bleiben
    - Ferner Cashflow unter dem Strich daher bei B um die gesparte Steuer besser (z.B. 40% Steuer = 20 pro Jahr)


    => Leichter Vorteil für B!


    Daß der Konkurrent B vielleicht sein Cash 5 Jahre lang unverzinst auf dem Konto herumliegen lassen hatte und die Aktie deshalb underperformte, spielt hier keine Rolle. Es geht ja nicht um A vs. B, sondern ob die Branche (=Aktie A) einen besonderen Inflationsschutz hat. Wenn A sich rechtzeitig günstig verschuldete und B sich jetzt teuer finanzieren muß, sieht es anders aus.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Uff, ich bin verwirrt.
    Nun lieber Kapitalintensiv oder nicht?!?
    Ich finde für beides kommen hier sinnvolle Argumente.


    Kennt denn jemand Daten? z.B. für den Zeitraum 1975-1985 müsste das doch mal irgendwer untersucht haben.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


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  • #winter,


    klar, wenn annehme dass B eine gebrauchte Maschine bekommt (von wem eigentlich ?) und sich nicht um die Finanzierung kümmern muss sieht es so aus




    Passen wir das Beispiel an:


    A hat die Maschine ursprünglich zu 5% finanziert und noch keine Tilgung geleistet
    B muss eine neue Maschine für 1.500 kaufen und mit 7,5% finanzieren


    D.h. A hat netto cash (ohne Steuern) von 150- (1000*5%)= 100 p.a


    B hat netto Cash von 150 - (1500*7,5%) = 37.5 netto cash p.a.


    Das würde ich mal einen kleinen Unterschied nennen.


    MMI

    3 Mal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • @MMI: Du hast recht, aber das ist ja auch unfair: Du gehst von einem in der Praxis realistischen Szenario aus! Nämlich daß kapitalintensiv oft auch verschuldet bedeutet. Wirtschaftswissenschaftler gehen aber doch meist von rein theoretischen Annahmen aus, wo so lästige Dinge wie Kredit keine Rolle spielen. ;)


    Allerdings spricht es dann wiederum gegen die Branche, wenn die Inflation länger dauert, und sie Kredite rollieren muß, zu dann höheren Zinsen. Das passiert unserem Unternehmen A nach 5 Jahren, dann wird es plötzlich zu B.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Mir scheint, die Widersprüche in der Diskussion kommen aus einer unzureichenden Definition. Beim Begriff "inflationäres Umfeld" sind ja verschiedene Szenarien möglich:


    - Erhöhte Inflation < 10% p.a. mit niedrig gehaltenen Zinsen (à la 70er Jahre)
    - Erhöhte Inflation < 10% p.a. mit angepassten Zinsen
    - Galoppierende oder Hyperinflation wie in den 20er Jahren. Solange sich die Zinsen nicht an die Inflationsrate anpassen, spielen sie hier keine Rolle (siehe Hugo Stinnes, der mit Krediten Anfang der 20er an Unternehmen gekauft hat, was er kriegen konnte).


    Außerdem sind viele der hier angesprochenen Branchen reguliert, insbesondere die Telekoms, aber auch Energie.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Evtl. muß man auch noch unterscheiden zwischen konstant hoher Inflation und zwischen der Zeit, in der sie erst zu steigen beginnt.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Zusammengefasst kann man das Thema wohl so beantworten:


    Frage: Welche Branchen profitieren von Inflation ?
    Antwort: Kommt drauf an


    MMI

  • Zitat

    Original von memyselfandi007
    Zusammengefasst kann man das Thema wohl so beantworten:


    Frage: Welche Branchen profitieren von Inflation ?
    Antwort: Kommt drauf an


    MMI


    Das Gefühl habe ich leider auch langsam. :(
    Warum muss das auch immer so kompliziert sein. Ich will doch nur billig einkaufen und teuer verkaufen... :( ;)


    wp

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