Türkische Aktien

  • Genau um diese Vorurteile abzubauen, habe ich mir die Mühe gemacht ein Wochenendtrip mit 7 weiteren deutschen nach Istanbul zu machen.

    Dabei habe ich eine Tour geplant, wo man alle Facetten der Türkei sehen kann.

    Alle 7 waren zum ersten mal in der Türkei und hatten genau das Bild was sie aus deutschen Medien kannten.


    Nach 3 Tagen Istanbul Aufenthalt, haben alle ein komplett anderes Bild was die Türkei betrifft. Keiner wurde verhaftet :-) ( und wir waren am Wahlwochenende in Istanbul) , Es ist nicht Erdogan-Land, Menschen total entspannt , keine Spur von Krise, Top-Preis Leistung Verhältnis, "Türken in Istanbul sind ja ganz anders als in Deutschland" usw.


    Ich häng euch mal einen detaillierten Plan dazu, wenn Ihr euch daran haltet könnt Ihr Istanbul in 3 Tagen ganz grob erkunden.


    Viel Spass

  • Ich war mal vor 10 jahren (?) in Istanbul. Der Teil rund um den Bosporus ist tatsächlich sehr "mediteran".


    Wir sind dann in ein Stadtviertel gefahren an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere um eine katholische Kirche zu besichtigen, aber da hatte ich plötzlich den Eindruck ich bin mitten in Saudi Arabien. Alle komplett verschleiert etc.


    Das war dann auch von der Stimmung ehre unentspannt.


    Edit: Der Reiseplan von Mobilpage scheint diese Viertel nicht zu beinhalten ;-)

  • Ich will sagen, dass der Sturz eines weiten Teilen der Bevölkerung recht populären, ursprünglich demokratisch gewählten Machthabers (Chavez genauso wie Erdogan) sich trotz heftigen Gegenwindes sehr sehr lange hinziehen kann und ich deshalb mit Wetten auf den baldigen Abtritt vorsichtig wäre.

    Du hast gut aufgeführt, warum der Gegenwind in Venezuela deutlich heftiger war, und trotzdem hielt sich Chavez.


    Aber ich will mich nicht streiten, gerade wenn hier deine Emotionen getroffen sind. Das sind deine Wetten, dein Geld und dein Risiko, nicht meines.

    Hi Al,


    nein, ich empfinde es gar nicht als Streit.

    Und ich weiß dass du ein extrem fairer Diskussionspartner bist, daher sind auch meine Emotionen nicht so schlimm getroffen wie es vielleicht scheint.


    Es ist eher so dass es mich frustriert dass sich (meiner Wahrnehmung nach) keiner hier mal sachlich mit dem Thema Türkei jenseits der Person Erdogan auseinandersetzen will.

    Das finde ich erstaunlich, denn immerhin sind wir hier im antizyklischen Forum , pflegen eine weit überdurchschnittliche und offene Diskussionskultur und unterhalten uns ohne weiteres über Aktien aus Ukraine, Russland, Brasilien, Rumänien, China, you name it. Und sogar - trotz Bösewicht Trump - aus den USA! ;-)


    Nur beim Thema Türkei scheint irgendwie eine Blockade drin.

    Es scheint schwierig hier mal ganz nüchtern Pros/Cons und Chancen/Risiken abzuwägen wie in anderen Märkten auch.

    Ich komme mir bissl vor wie bei life of Brian: "Er hat Jehova gesagt!" ... "Er hat gesagt in der Türkei ist trotz Erdogan nicht alles verloren!"..."Steinigt ihn!!" ;-)


    Aber es ist eben so - nach mittlerweile vermutlich in Summe 1 Jahr Türkei in den unterschiedlichsten Regionen, und über 15 Jahre hinweg - kann ich einfach nur mobilpages Eindruck teilen ... Erdogan nervt aber er ist nicht alles...:

    Zitat


    Nach 3 Tagen Istanbul Aufenthalt, haben alle ein komplett anderes Bild was die Türkei betrifft. Keiner wurde verhaftet :-) ( und wir waren am Wahlwochenende in Istanbul) , Es ist nicht Erdogan-Land, Menschen total entspannt , keine Spur von Krise, Top-Preis Leistung Verhältnis, "Türken in Istanbul sind ja ganz anders als in Deutschland" usw.


    Der Grund warum mich das so frustriert ist zweifach:


    1) Ich fänd es ganz egoistisch schlicht super eure Einschätzung zu den Aktien dort zu hören, und zwar eben zur Abwechslung mal aus dem ökonomischen Aspekten raus und nicht immer nur mit dem Erdogan-Killerargument.


    2) Es scheint mir ein wenig erschreckend dass selbst in diesem Forum hier so wenig Bereitschaft zu existieren scheint sich differenziert mit Türkei und ihren Bewohnern zu befassen. Ich habe den Eindruck immer wenn ich versuche einen positiven Aspekt zu bringen kommt im Tenor "Nein, dein Eindruck täuscht...in Wahrheit ist alles ganz ganz schlimm" ohne das man sich wirklich mit dem Aspekt befasst.

    Das ganze Volk und seine Kultur wird (so scheint es mir, ich mag da daneben liegen) in Sippenhaft genommen mit dem Deppen Erdogan. Das machst du/ihr doch bei den Amis, Russen, Ungarn, Rumänen, Brasilianern auch nicht. Deren Aktien und das Potential ihrer Wirtschaft (oder auch nur Teilen davon) analysieren wir doch trotz Trump und Putin auch weiterhin. Deren Bevölkerung versuchen wir auch zumindest teilweise von ihren ätzenden Anführern zu differenzieren.


    Ich frage mich halt warum das so ist...denn das scheint mir spiegelbildlich genau das zu sein, was der Erdogan seinen Leuten eben auch einimpft ("im Westen ist alles schlecht").

    Ich finde man muss da etwas aufpassen dass man nicht ähnlichen Mechanismen anheim fällt.



    Gruß,

    Woodpecker

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Ich fürchte aber, das ist nicht zu trennen. Mit der richtigen Regierung traue ich der Türkei ein enormes ökonomisches Wachstumspotential zu, aber das politische Risiko ist leider auch enorm, wenn man sich die letzten Kapriolen am Devisenmarkt angeht. Es ist für mich einfach schwer zu entscheiden, welche Unternehmen für diese politischen Risiken vergleichsweise unempfänglich sind. Man kann sie aber nicht wegdiskutieren.


    Das sehe ich auch bei uns in der Firma: Vor ein paar Monaten hatten wir eine günstige Gelegenheit, bei einem türkischen Unternehmen ein interessantes und strategisch wichtiges Projekt zu gewinnen. Das wurde von der Geschäftsführung wg. der politischen Risiken abgelehnt (da spinnt unser Unternehmen ein bisschen; der Fairniss halber möchte ich erwähnen, dass die USA auch auf der schwarzen Liste stehen). Meiner Ansicht nach eine klare Fehlentscheidung, aber dennoch wurde so entschieden.


    Ganz davon abgesehen, ist es ja auch nicht so einfach, in türkische Unternehmen zu investieren, bzw. die Auswahl ist sehr eingeschränkt.


    EIn ETF wäre als Beimischung aber vielleicht ganz interessant. comdirect wirft mir da vier ETFs auf den MSCI Turkey aus, die müsste man sich vielleicht mal genauer ansehen.

    Vor die Wahl zwischen zwei möglichen Alternativen gestellt, wähle die Dritte!

  • Das mit den Arabern ist tatsächlich immer noch so. (Stadteile Fatih, Eyyüp usw. , auf der europäischen Seite)

    Es hat ein Wandel weg von Russen hin zu Menschen aus dem mittleren Osten stattgefunden. Auch die ganzen Flüchtlinge aus Syrien wurden in manche stadteile vermehrt verteilt. Man hat das Gefühl, dass bewusst Stadteile , die nicht AKP Wähler waren , mit Menschen aus Saudi Arabien überschwemmt wurden.

    auf der asiatischen Seite sind wiederum kaum Araber bzw. verschleierte Menschen zu treffen.


    Auch solchen Menschen und Vierteln sind wir auf der Tour begegnet . lässt sich ja bei 18 Millionen Menschen nicht vermeiden ;-)


    Auf der anderen Seite denke ich , dass alle Metropolen Ihre eigene Viertel mit verschiedenen Kulturen haben.


    Antwerpen zum Beispiel: Als ich dort war dachte ich zeitlang ich bin in Tel Aviv . Im Diamantenviertel laufen sehr viel jüdische Bürger in Ihren Traditionellem Outfit und Ihren Locken durch die Stadt. Auch sehr viele jüdische Läden.


    sehe Bilder hier:


    https://www.alamy.de/stockfoto…pen-belgien-94133009.html

  • Lieber Woody,
    Mein Desinteresse an türkischen Aktien liegt begründet in
    1. Der Erwerb und Verkauf der meisten türkischen Aktien ist recht aufwändig (was zu steigenden Kosten führt), hatten wir hier schon breit diskutiert. Ist es den Aufwand wirklich wert?

    2. In Ländern mit ausgeprägt weicher, abwertungsgefährdeter Währung und einem schwachen Rechtsstaat (=deutliches Risiko auf Enteignungen) passt im Normalfall nur eine Art von Firmen in mein Beuteschema: Stark exportorientierte Firmen mit regelmäßiger Dividendenausschüttung, die erkennbar einen Teil der Gewinne auch zurückgeben. Auch dieses Beuteschema hatte sich erst in Diskussionen u.a. mit dir geschärft.
    Besonders viele derartige Firmen finden sich im Rohstoffsektor (z.B. meine Gazprom), aber der Rohstoffsektor ist in der Türkei nicht so stark ausgeprägt.
    Zuweilen gibt es auch Industrie- und Landwirtscahftsfirmen mit ausgeprägter Exportorientierung (z.B. der ukrainische Hähnchenzüchter MHP), aber auch da ist mir kein taugliches türkisches Vergleichsunternehmen aufgefallen, dass zudem noch leicht im Ausland handelbar ist.


    Vorwürfe, das aktienspezifische Desinteresse würde an einer Geringschätzung der Türkei liegen und rassistische Hintergedanken haben, nehme ich entweder als Überreizung aufgrund starker emotionaler Bindung oder als (untauglich) versuchte Beleidigung wahr. Zweiteres schließe ich bei dir aus, daher verbleibt Option eins.
    Das sei dir gegönnt, ich empfehle aber dennoch bei Investitionen einen kühlen Kopf.

  • Ich bin tatsächlich versucht nochmal aufzustocken.

    Chartmäßig ist letztlich nix passiert, Unternehmenszahlen (zB Koc oder Turk.Airlines) 2018 waren durchaus gut, Multiples sind einfach nur sensationell...hier ist verdammt viel bereits eingepreist.

    Ich habe noch nie eine Türkische Aktie gehandelt.


    Bei welchem Broker kaufst Du Türkische Aktien?


    Wie hoch ist das Enteignungsrisiko? Die Frage ist ernst gemeint. Es gab ja die Tage schon restriktionen bei der Währung...

    In diesem zusammenhang steht auch die Frage nach der Bilanzsicherheit. Mit China Stocks bin ich schon hart auf die Nase gefallen. So ziemlich alles was aus China an Deutschen Börsen gelistet war hat sich im Nachhinein als Luftnummer rausgestellt.

    Mal abgesehen von den Dickschiffen...


    Wie sieht es bei der Steuer für Türkische Aktien aus? Finde hier wirklich nicht viel bei Google, da es anscheinend wirklich ein Land für sehr wenige Investoren ist.

  • Nur beim Thema Türkei scheint irgendwie eine Blockade drin.

    Leider, leider. Dabei gilt doch auch hier der alte Spruch: "Handel bringt Wandel". Dazu zähle ich auch Tourismus.

    Die Türkei nur auf Erdogan zu reduzieren ist kurzsichtig. Dieses Land eine quasi optimale Bevölkerungsstruktur (Tannenbaum) und daher enorm viel Energie. Wenn dieses Land nicht perfekt und vorurteilsfrei zu dieses Forum passt, dann weiß ich auch nicht weiter.

  • Vorwürfe, das aktienspezifische Desinteresse würde an einer Geringschätzung der Türkei liegen und rassistische Hintergedanken haben, nehme ich entweder als Überreizung aufgrund starker emotionaler Bindung oder als (untauglich) versuchte Beleidigung wahr. Zweiteres schließe ich bei dir aus, daher verbleibt Option eins.

    Die Annahme dass ich nicht beabsichtigte dich zu beleidigen ist absolut korrekt! Danke dass du das direkt richtig eingeschätzt hast.

    Ich denke allerdings auch nicht dass ich dir Rassismus unterstellt habe. Falls das so rüber kam, möchte ich dem Eindruck explizit widersprechen.

    Ich gehe im Gegenteil davon aus dass du ein sehr wenig rassistischer und sehr offener Mensch bist.


    Es ist eher eine allgemein Beobachtung, und nicht gegen dich spezifisch gerichtet, dass auch unsere Gesellschaft und Presse offenbar nicht frei sind von den Mechanismen, die wir (sehr zurecht!!) in anderen Ländern anprangern.

    Die da wären Neigung zu Schwarz/Weiß-Denken, Freund/Feind-Kategorien, confirmation bias usw.

    Ich sage wie gesagt nicht, dass das auf dich zutrifft, aber allgemein ist dieser gap einfach da, das ist - wenn man die Türkei ein wenig kennt - einfach offensichtlich! Und schade. Und auch nicht zielführend. Denn die Türkei ist nun mal eine stark aufstrebende Macht direkt vor der Haustür (und mit Millionen Mitbürgern hier in DE) , mit der es sehr hilfreich wäre sich gut zu verstehen.

    Man muss sie absolut nicht lieben, aber man sollte versuchen ein realistisches Bild von ihr zu haben und den Dialog offen zu halten, grade um Gegenkräfte zu Erdogan auch fördern zu können.

    Letztlich wünschte ich mir nur darüber differenziert nachzudenken weil ich denke dass das oft nicht der Fall ist.


    Aber das alles geht natürlich weit über Aktien hinaus...


    Was diese betrifft bin ich nur in Unternehmen investiert die hier gehandelt werden.

    Koc, Turk Airlines, TAV und in einem Zertifikat auf den BIST100 (abn5tl).

    Nachteil: Hohe spreads.

    Wobei ich meine Kaufkurse immer am umgerechneten Kurs in Istanbul ausgerichtet hatte und immer bedient wurde nach etwas Zeit.


    Enteignungsrisiko: Halte ich für geringer als zB bei russischen ADRs (Doppelrisiko Russland + ADR). Immerhin ist die Türkei letztlich ein Partner und Verbündeter und Europa und Türkei sind extrem stark voneinander abhängig.


    Inflation: Daccord dass nur Unternehmen mit viel Export Sinn machen ODER mit USD-basiertem Geschäft. Das ist bei meinen Kandidaten der Fall. Zumal ich 5-7% Inflation in der Türkei für den Normalzustand halte. Das sind die Unternehmen dort gewohnt und können gut damit umgehen m.E. Darüber hinaus wird es schwierig.


    Muss natürlich jeder selber entscheiden ob der clash 2017-2018 sich nun dauernd wiederholt. Das ist vermutlich die Basisfrage für Investments dort.

    Ich glaube nicht dass das passiert. Meine Arbeitshypothese ist, dass Erdogan immer einen vor den Bug bekommt wenn er sich zu sehr von der NATO entfernt (wie aktuell wieder wg. des Abwehrsystems). Erdogan ist aber ein Spieler, er wird sich immer wieder ein wenig vorwagen, aber letztlich einlenken. Denn ich denke ein dauerhafter Wirtschaftscrash ist für ihn das größte Machtrisiko. Nicht vergessen: Erdogan regiert schon lange und hat sein Unterstützung erst durch den sensationellen Aufschwung der letzten 15 Jahre erlangt, auf der Ökonomie basiert also viel seiner Macht. Er war übrigens auch lange Zeit Darling des Westens.

    Ich kann mich natürlich auch täuschen.

    Aber bei den Multiples ist eben viel Risiko bereits eingepreist. Mehr als genug m.E.


    wp

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  • Ich fürchte aber, das ist nicht zu trennen. Mit der richtigen Regierung traue ich der Türkei ein enormes ökonomisches Wachstumspotential zu, aber das politische Risiko ist leider auch enorm, wenn man sich die letzten Kapriolen am Devisenmarkt angeht. Es ist für mich einfach schwer zu entscheiden, welche Unternehmen für diese politischen Risiken vergleichsweise unempfänglich sind. Man kann sie aber nicht wegdiskutieren.


    Das sehe ich auch bei uns in der Firma: Vor ein paar Monaten hatten wir eine günstige Gelegenheit, bei einem türkischen Unternehmen ein interessantes und strategisch wichtiges Projekt zu gewinnen. Das wurde von der Geschäftsführung wg. der politischen Risiken abgelehnt (da spinnt unser Unternehmen ein bisschen; der Fairniss halber möchte ich erwähnen, dass die USA auch auf der schwarzen Liste stehen). Meiner Ansicht nach eine klare Fehlentscheidung, aber dennoch wurde so entschieden.


    Ganz davon abgesehen, ist es ja auch nicht so einfach, in türkische Unternehmen zu investieren, bzw. die Auswahl ist sehr eingeschränkt.


    EIn ETF wäre als Beimischung aber vielleicht ganz interessant. comdirect wirft mir da vier ETFs auf den MSCI Turkey aus, die müsste man sich vielleicht

    Vor die Wahl zwischen zwei möglichen Alternativen gestellt, wähle die Dritte!

  • Aber bei den Multiples ist eben viel Risiko bereits eingepreist. Mehr als genug m.E.

    In Landeswährung oder in USD/EUR? Falls Landeswährung: Vergleichst Du die mit Firmen in Ländern mit ähnlich hoher Inflation, oder wie korrigierst Du die Abwertung via Inflation?

  • In Landeswährung oder in USD/EUR? Falls Landeswährung: Vergleichst Du die mit Firmen in Ländern mit ähnlich hoher Inflation, oder wie korrigierst Du die Abwertung via Inflation?

    Weiß nicht genau was du meinst.

    Also die Kurse interessieren mich natürlich nur in EUR.

    Ich wüßte nicht mal wo der BIST in TRY steht, nehme für die Marktbeobachtung ausschließlich abn5tl her, da sieht man direkt wie der BIST Chart in EUR aussieht.

    Die Bilanzen werden von allen meinen Einzelwerten, KOC, Turk Airlines und TAV Havalimanlari sowohl in TRY als auch in EUR und USD erstellt, da hat man also die Wahl :).


    Allgemein ist das mit der Inflation und Abwertung ja so ne Sache.

    Als ausländischer Investor ist der immense Rutsch der TRY ja auch eine Chance:

    Du bekommst die selben Assets für 50% weniger EUR als vor einem Jahr. Die Fabriken von Koc und die Flugzeuge von Turk.Airlines sind ja weder weg, noch weniger werthaltig durch die Abwertung der Währung.

    Die Frage ist natürlich welche Art Cashflow die generieren.

    Wie Al richtig anmerkte, sind hier Firmen zu bevozugen die "Hartwährung" generieren. Das ist für alle drei Positionen in signifikantem Umfang gegeben.

    Erfreulich ist dabei das viel des OPEX in TRY anfällt und somit tendentiell sinkt. Die Unternehmen werden also wettbewerbsfähiger.

    Das ist der Hauptgrund warum mir KOC und Turk Airlines so gut gefallen.

    TAV ist an sich auch cool, da die ihre Gebühren am Flughafen direkt in USD od. EUR abrechnen. Dennoch haben sie einen großen Haken: Sie sind nur indirekt am Betrieb des neuen Flughafen Istanbul beteiligt und rechnen daher mit ca. 40% Umsatzeinbruch. Das nur als Hinweis wer sich die genauer ansehen will.


    All das bitte nicht als Investmentempfehlung verstehen, dass das kein Selbstläufer ist sollte klar sein.

    Alles bringt nix wenn Erdi die Türkei aktiv in den finalen Untergang steuert oder Trump ihnen das Licht ausdreht.

    Ich halte beides wie gesagt für weniger wahrscheinlich als vom Markt momentan gespielt. Aber das muss halt jeder selber entscheiden.


    wp

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  • Nachdem ich letztes Jahr ein erstes Investment in der Türkei gemacht hatte (Enka), wurde ich von einem lokalen Broker zu einer zwei-tätigen Investmentkonferenz in Istanbul eingeladen, wo ich vor zwei Wochen war. Ich habe auch die Gelegenheit genutzt, Enka zu besuchen. Hier ein paar Eindrücke:

    • der türkische Markt wird komplett von Retail und kurzfristigen Tradern dominiert. Scheinbar haben einige türkische Fonds ein Turnover von 100% pro Woche. Deshalb gibt es relativ viele Broker, die auch in aktuellen Zeiten scheinbar immer noch gutes Geschäft machen
    • wie nicht anders zu erwarten, ist Politik ein viel wichtigeres Thema als wir das aus Westeuropa gewohnt sind, den Einfluss über Subventionen, Steuerpolitik, populistische Massnahmen oder Aussagen, etc auf die Wirtschaft hatte ich aber unterschätzt
    • der Ausblick für die Entwicklung nach den Wahlen wurde mehrfach fast emotional diskutiert. Einige waren der Meinung, dass Erdogan, etc nach dem Wahlkampf sich wieder auf positive Massnahmen konzentrieren wird und das die Wirtschaft befördern wird. Andere dachten, dass vor der Wahl negative Nachrichten unterdrückt wurden und erst nach der Wahl das tatsächliche Ausmass an NPL, Firmenpleiten, etc bekannt wird und daraufhin die Währung weiter abwerten wird
    • der Export scheint erst mit der EU-Türkei Zollunion 1996 richtig an Fahrt aufgenommen zu haben. Es gibt einige sehr erfolgreiche Exporteure (z.B. Arcelik oder Ford Otosan in der Koc Gruppe)
    • die Türkei wurde mehrfach als attraktiver Produktionsstandort beschrieben. Es gibt scheinbar gute Unis, gerade für Ingenieure, die Arbeitsmoral ist gut, die Arbeitszeiten sind relativ hoch und die Gewerkschaften flexibel
    • Im Konsumgeschäft ist nicht wie bei uns das Weihnachtsgeschäft, sondern die Heiratssaison in Q2 und Q3 am Wichtigsten, weil erst mit der Heirat ein neuer Haushalt gegründet wird
    • durch die TL Abwertung haben lokale Unternehmen einen großen Preisvorteil gegenüber Ausländern. Logo, ein türkischer Anbieter von Unternehmenssoftware, sieht jetzt bessere Chancen, Aufträge gegen SAP, Oracle, Microsoft zu gewinnen, weil die in Hartwährung preisen
    • scheinbar wechseln auch die staatliche Bürokratie, Ministerien, etc jetzt eher zu lokalen Anbietern, statt bei ausländischen Dienstleistern zu kaufen
    • weil der Stromverbrauch über Jahre stark gestiegen ist, wurde viel neue Kapazität geschaffen, die oft mit Fremdwährungskrediten finanziert wurden. Scheinbar stehen mehrere Utilities vor finanziellen Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass der Strompreis aktuell offensichtlich künstlich tief gehalten wird, damit die Inflation nicht noch mehr steigt
    • folgende Unternehmen könnte man sich genauer anschauen: Enerjisa, Logo, Koc, Kordsa, Ford Otosan, Tekfen
    • Sabanci handelt mit aussergewöhnlich grossem Discount zum NAV, hat aber grosses Exposure zum Finanzsektor und keinen guten Track Record. Ein neues Management legt jetzt mehr Fokus auf aktionärsfreundliche Massnahmen

    Das mittel- bis langfristige Wachstumspotential und teilweise die Bewertungen in der Türkei sind definitiv interessant. Andererseits gibt es tolle Small Caps in UK, Frankreich, Spanien, ..., wo ich mich wohler fühle und die Bewertungen aktuell auch tief sind

  • Ich investiere lieber vor der Haustür, meiner Meinung nach brauche ich keine ferne Investitionen, denn für mich ist es schwer an Informationen zu kommen ( Sprachdefizit ) und oft schmälert die zusätzliche Quellensteuer die Rendite. Denn so wie ich es oft lese ist der Aufwand bzw. bei einigen Banken die Kosten, oft nicht Wert, diese wiederzuholen.


    Bisher hat es meiner Performance nicht geschadet.

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Ich denke das hier (und nicht die Rezession - die ist eingepreist) spielt bei den Turbulenzen an den türkischen Märkten die entscheidende Rolle:


    https://www.sueddeutsche.de/po…n-nato-russland-1.4396069


    4. April 2019, 00:38 Uhr

    Nato-TreffenUSA und Türkei streiten über heiklen Waffendeal

    Erdogan wäre schön blöd wenn er nicht letztlich einlenkt, wie bei dem Priester damals auch.

    Warten wir ab ob er das kapiert.


    wp

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  • was ich nicht verstehe:


    Warum ist man vehement gegen den Waffendeal zwischen der Türkei und Russland während ein Nato-Mitglied und EU-Land Griechenland in aller Ruhe Raketen-Geschäfte mit Russland abschliesst?


    Wo ist der Unterschied ?


    "Griechenland kauft Russland Raketen ab


    Das hoch verschuldete Land modernisiert seine Armee: Teil eines Rüstungsgeschäfts mit Russland ist der Austausch von Abwehrraketen und Munition."


    https://www.zeit.de/politik/au…ammenos-ruestung-russland

  • was ich nicht verstehe:


    Warum ist man vehement gegen den Waffendeal zwischen der Türkei und Russland während ein Nato-Mitglied und EU-Land Griechenland in aller Ruhe Raketen-Geschäfte mit Russland abschliesst?


    Wo ist der Unterschied ?

    Der Unterschied ist dass Griechenland nicht damit kokettiert "die Seite zu wechseln".

    Bei der Türkei wäre das denkbar.

    Russland ist ihnen in vielen Dingen (Rohstoffe, Kurden, Syrien, Regelung der Hegemonie im Nahen Osten allgemein, neuerdings Tourismus) deutlich näher als die NATO.

    Gleichzeitig ist es durch die Jahrhunderte immer das Ziel Russlands die Türkei auf seiner Seite zu haben - wegen des einzigen eisfreien Hafens hat der Bosporus im Krisenfall eine überragende Bedeutung.

    Erdogan, um seine geostrategische Stärke wissen, versucht seit Jahren die beiden Blöcke gegeneinander auszuspielen und davon zu profitieren.

    Wenn ich gemein wäre würde ich sagen typisch orientalischer Politikstil eben.


    Oder einfacher gesagt:
    Griechenland ist einfach nicht bedeutend genug.

    Die Türkei schon.


    wp

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  • Apropos türkische Aktien kaufen:


    Gestern auf Bloomberght (das türkische Bloomberg TV) ein sehr interessante Diskussion angeschaut.

    Dabei ging es um Kauf von Aktien von Privaten.

    Auch der Moderator wurde von einem Gast (Banker) gefragt welche Aktien er denn hätte. Die Antwort von Ihm fand ich sehr überraschend. Er ist "der" Moderator bei Bloomberght . Er sagte , er habe gar keine Aktien , denn er würde die täglichen Zuckungen nicht verstehen und würde sein Geld auch nicht investieren . Lieber in Immobilen und Grundstück. (traditionell sind die Türken Grundstücks- und Wohnungsspekulanten) Er moderiere lieber die Bewegungen an der Börse. Es wurde diskutiert (eigentlich eine Bestätigung von valuematt seinem Beitrag ) , dass die türkischen Fonds die Positionen sich hin und her schieben. Privaten zocken immer wieder mit. Es wird auch wöchentlich gemeldet was am meisten Ertrag abgeworfen hat: Lira, Dollar, Euro, Gold oder Börse.

    Von Langfrist würden alle reden , aber schon eine Haltedauer von einer Woche wäre in der Türkei langfristig.

  • Interessant.


    Aber kann man das verifizieren?

    Dann müssten ja die Umsätze immens sein, wenn z.B. eine KOC alle paar Wochen komplett umgeschlagen wird.

    Da scheint es mir wahrscheinlicher dass irgendwo doch ein paar stille Halter mit sehr dicken Positionen sitzen, die dem ganzen Trubel schlicht fern bleiben.

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