Unterschiedliche Steuerquoten

  • Wie kommen eigentlich die unterschiedlichen Steuerquoten der AGs zustande? Kann man annehmen, daß die Steuerquote z.B. der letzten zehn Jahre auch in Zukunft bestehen wird? Oder sollte man eher davon ausgehen, daß die Gründe, die zu einer niedrigeren Steuerquote als dem Standard (knapp 30% in Deutschland) geführt haben, z.B. Verlustvorträge, in der Zukunft wegfallen werden?

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Gewinne ins steuergünstige Ausland verschaffen...


    Sieht man doch gut in den USA. Eine Walgreens oder auch Walmart, die größtenteils ihren Umsatz in den USA machen zahlen 35-38% Steuern und die "globalen" Unternehmen 20-25%.


    Da gabs letztens einen lustigen Beitrag zu Google, die in Frankreich offiziel nur 60 Mio. Umsatz machen und in D auch nicht viel mehr. Gewinn sowieso kaum. Scheinbar kaufen sie Assets und verkaufen sie dann unter Buchwert an Google direkt. Durch den Verlust durch diese Geschäfte bleibt dann vom operativen Geschäft nix mehr hängen :D

  • Ist das die einzige Erklärung neben den Verlustvorträgen?
    Für mich ist das Unternehmenssteuerrecht ein Buch mit sieben Siegeln. Evtl. wäre es also angebracht, vorsichtshalber die Kennzahlen neben den ausgewiesenen Gewinnen mit einer normalisierten (länderspezifischen) Steuerquote zu berechnen?

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Die Steuerposition im Konzernabschluß ist ein Sammelsurium aus diversen Einzelpositionen. Zum einen finden sich hier die diversen originären Steueraufwendungen aus den jeweiligen Ländern, in denen der Konzern Geschäfte tätigt (mit unterschiedlichsten Steuersätzen bzw. Ansatzregeln), zum anderen beinhaltet der Posten die latenten Steuern (=fiktive Steuern auf Bewertungsunterschiede zwischen Handelsabschluß(z.B IFRS) und Steuerabschluß).
    So sinnvoll das Konzept der latenten Steuern im Grundatz für den Ausweis einer sinnvollen Steuerbelastung im Konzern ist, so kann es doch in Sondersituationen zu kuriosen Steuereffekten führen.


    Z.B. Ein Konzern hat einen aktiven latenten Steuerposten aus Verlustvorträgen in Höhe von 100 Mio. Das betreffende Land senkt die Einkommensteuer von 40 auf 30 %. Diese an und für sich erfreuliche Nachricht für das Unternehmen führt zu einem Aufwand von 10 Mio durch die Entwertung des Aktivpostens. Die Steuerquote kann in dem betreffenden Jahr jeden beliebigen Wert annehmen (z.B. auch über 100% oder einen negativen Wert). Ähnlich sieht es aus, wenn ein hoher aktiver latenter Steuerposten abgewertet werden muß, weil ein verschlechterter Geschäftsverlauf es nicht mehr als wahrscheinlich erscheinen läßt, dass der Verlustvortrag in einer angemessenen Zeit auch tatsächlich genutzt werden kann.

  • In dem Fall würde ich dazu tendieren, die Steuerquote zu normalisieren, selbst wenn sie über längere Zeit in der Vergangenheit besonders niedrig war.
    Werden darunter evtl. noch andere, branchenspezifische Sondersteuern subsummiert? Sofern solche überhaupt eine Rolle spielen - oder wird wie Energie- oder Sektsteuern oder dergleichen bereits beim Umsatz herausgerechnet, weil sie nur auf den Umsatz und nicht auf den Gewinn abstellen? Sonst kenne ich nur Körperschafts- und Gewerbesteuern.

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  • Sehe ich auch so! Das kommt der Realität vermutlich näher als
    die hochvolatilen "Ist"-Ausweise in Konzernabschlüssen. Ein Anhaltspunkt kann im übrigen der Prozentsatz sein, der für den Ansatz der latenten Steuern gewählt wurde (steht im Anhang). Diese Sätze liegen bei den meisten Unternehmen recht nah beieinander (normalerweise Zwischen 25 -30%).