Baltikum

  • Ich habe mir jetzt eine Position von Grindeks geholt. Grindeks war die sechstgrößte Position im Portfolio der BiB. Ich halte es für möglich bis wahrscheinlich, dass der neue Vorstand diese Aktien mit Gewalt in den Markt gedrückt hat, um ohne Rücksicht auf Verluste Cash für andere Geschäfte im Reich-Kosmos zu bekommen, und damit an den aktuellen, m.E. sehr günstigen Kursen mit beteiligt war. Zumindest deutet der BiB-Aktionärsbrief aus dem April darauf hin.


    Meine Einschätzung zum Unternehmen habe ich hier aufgeschrieben: www.stw-boerse.de/forum/messages/1719/2433.html, Beitrag vom Freitag, 2. Mai 2014 - 19:19.


    Achtung: Handelbar in Frankfurt, aber Achtung: Sehr illiquide, hoher Spread.

  • Wo kaufst Du denn dann die Grindeks-Aktien, wenn der Handel in Deutschland so illiquide ist? Etwa die 150 Stück zu 7,35 ¤ in Frankfurt von Freitag? Die Höhe der Geld-Brief-Spanne in Frankfurt ist grotesk, wenn man die Aktie sinnvoll handeln will, muss man das m.E. vor Ort tun, aber keiner meiner Broker bietet so etwas an, soweit ich weiß.
    BiB verkauft die Aktien doch auch nicht in Deutschland; vielleicht sollte man spaßeshalber auf die HV gehen und das mal ganz genau erfragen, welche Positionen die noch haben und wo die die verkaufen?

  • Zitat

    Original von Quercus
    Wo kaufst Du denn dann die Grindeks-Aktien, wenn der Handel in Deutschland so illiquide ist? Etwa die 150 Stück zu 7,35 ¤ in Frankfurt von Freitag? Die Höhe der Geld-Brief-Spanne in Frankfurt ist grotesk, wenn man die Aktie sinnvoll handeln will, muss man das m.E. vor Ort tun, aber keiner meiner Broker bietet so etwas an, soweit ich weiß.
    BiB verkauft die Aktien doch auch nicht in Deutschland; vielleicht sollte man spaßeshalber auf die HV gehen und das mal ganz genau erfragen, welche Positionen die noch haben und wo die die verkaufen?


    Der Kurs ist derzeit ausreichend niedrig für mich, um mit dem Spread leben zu können. Es geht mir nicht ums traden, dafür wäre der Spread in der Tat Gift.
    Ich denke zudem, dass der Reich-Clan bis zur HV Fakten geschaffen und alle Aktien verkauft hat, siehe Aktionärsbrief.

  • Es ging mir auch nicht ums traden, für mich wäre das schon ein langfristiges Investment, aber ich würde ungern für eine Aktie 7,35 ¤ zahlen, wenn zu der gleichen Zeit in Riga der letzte gehandelte Kurs bei 7 ¤ liegt, das sind ja dann immerhin 5% Aufschlag auf den echten Marktpreis. Da muss man von der Aktie dann schon sehr überzeugt sein.


    Ich meine, wenn man die Werte ernsthaft kaufen will, dann muss man das an den Heimatbörsen tun und dafür fehlt mir immer noch die Adresse.


    Wie schnell der Abbau bei BiB abgeschlossen ist, weiß ich nicht, aber für mich hat sich das so angehört, als ob sich das noch eine Weile hinziehen wird/ könnte.


    Wie sieht es eigentlich mit der Dividendenbesteuerung baltischer Aktien in Deutschland aus? Kennt sich da jemand aus, ob das auch so ein Alptraum ist wie mit Frankreich und Spanien?

  • Zitat

    Original von Quercus


    Wie sieht es eigentlich mit der Dividendenbesteuerung baltischer Aktien in Deutschland aus? Kennt sich da jemand aus, ob das auch so ein Alptraum ist wie mit Frankreich und Spanien?


    Inwiefern ist denn Frankreich bzgl. der Dividendenbesteuerung ein Alptraum? Bloß wegen dem Wisch einmal im Jahr? Das ist ja verglichen mit anderen Ländern hervorragend. Man bekommt alles und muss nichts zurückfordern.


    Was wär da mit Italien, Österreich, Portugal...

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • Na ja, es reicht doch schon, wenn man sich aktiv kümmern muss, oder ansonsten zu viel abgezogen bekommt. Ich habe ja gar nicht behauptet, dass anderer Länder besser sind. Wäre es denn zu viel verlangt, zu erwarten, dass von vorneherein nicht mehr einbehalten wird, als man schuldet und zu zahlen hat? Wo für haben wir denn eigentlich eine europäische Union, wenn so etwas noch nicht einmal in Europa klappt?

  • Zitat

    Original von Quercus Wo für haben wir denn eigentlich eine europäische Union, wenn so etwas noch nicht einmal in Europa klappt?


    Sag das den EU-Skeptzikern, die regelmäßig gegen Harmonisierungen in der EU wettern. ;-)
    Davon abgesehen ist das für Grindeks wirklich kein Problem: Grindeks hat in den letzten 10 Jahren nie Dividenden gezahlt. Warum sollte sich das in naher Zukunft ändern?

  • Stimmt, Grindeks zahlt (noch) keine Dividende, aber das ist es ja gerade, was mich an diesem Unternehmen etwas irritiert: Das KGV sieht ja sehr attraktiv aus und auch die Gewinn- und Umsatzhistorie passt, aber ein wirklicher Wachstumswert ist Grindeks mit gerade mal noch 0,7% Umsatzwachstum im letzten Jahr ja nicht mehr. Wenn sie gleichzeitig angeblich hochprofitabel sind, dann müssten sie doch spätestens jetzt anfangen, auch mal eine Dividende auszuschütten? Wie soll ich denn den Gewinnzahlen vertrauen, wenn sie Gewinne machen, nicht mehr wachsen, aber dennoch keine Dividende ausschütten?


    Ansonsten bezieht sich die Chance mit dem Abverkauf von BiB ja nicht nur auf Grindeks, sondern auf alle marktengen Aktien, die die im Portfolio haben oder hatten. Wenn man den Gedanken schon spielt, dann wäre meine Idee, die Gelegenheit zu nutzen, um sich einen breiten Strauß an niedrig bewerteten baltischen Aktien mit einem Discount zuzulegen, den man ohne den Verkauf von BiB nicht bekommen würde. Und da sind dann hoffentlich auch Werte dabei, die auch eine Dividende zahlen.


    Die Auswahl reduziert sich aber schnell: Die estnischen Aktien sind überwiegend recht hoch bewertet oder nicht markteng, also weniger interessant, allenfalls dieses AS Silvano Fashion Group scheint mir eine nähere Überlegung wert, ist aber auch auf den ersten Blick nicht einfach zu verstehen. SAF Tehnika finde ich interessant und sehr niedrig bewertet, aber sie schreiben im Moment Verluste und haben einen Umsatzrückgang, dessen Ursache ich nicht ganz verstehe. Sie klagen in ihrem Zwischenbericht über den niedrigen USD-Kurs, aber andere Telekommunikationszulieferer mit Kostenbasis in EUR haben das Problem auch und machen trotzdem Gewinne, das alleine kann also die Ursache nicht sein. Olainfarm schein mir relativ zu Grindeks deutlich weniger attraktiv bewertet zu sein und hat seine Dividende sogar gestrichen. Aber vielleicht gibt es ja noch weitere Werte, die in dem GB von 2012 bzw. dem Aktionärsbrief nicht namentlich erwähnt werden?

  • Der Verkaufsdruck durch die "Beteiligungen im Baltikum" auf Grindeks hält immer noch an, wie man auch am Aktienkurs spürt. Im Mai gab es wieder einen Aktionärsbrief. Laut diesem wurden die russischen Aktien bis auf 3% des Gesamtportfolios reduziert, die baltischen Aktien auf 20%. Dafür ist man jetzt mit 8% in Edelmetallen und mit 7% in Immobilien.


    Zu Grindeks: "In unserem letzten Aktionärsbrief hatten wir Sie darüber informiert, dass es sich bei einigen Werten um relativ marktenge Werte handelt, bei denen eine Veräußerung größerer Tranchen so gut wie nicht möglich ist. Als Beispiel hatten wir die Aktie der Grindeks und der SAF Tehnika genannt. Beide Aktien haben zudem im Monat April nochmals deutlich an Wert verloren. Die Aktie der Grindeks verlor im April 14,84%, die Aktie SAF Tehnika büßte 9,47% ein. Zwischenzeitlich ist jedoch ein Investor an uns herangetreten, der Interesse bekundet hat beide Aktienpakete (Grindeks & SAF Tehnika) zu erwerben. Hier warten wir aktuell noch auf ein Angebot, welches wir nach Zugang entsprechend prüfen werden."


    Dass es sich bei den Zukäufen um illiquide Beteiligungen aus dem Reich-Imperium handeln dürfte, zeigt dieser Satz:
    "Die eigenen Aktien der Gesellschaft wurden veräußert. Als Kaufpreis für die eigenen Aktien der Beteiligungen im Baltikum AG wurde mit der Käuferin der NAV zum 15.03.2014 + 5% je Aktie vereinbart. Dies entspricht einem Kaufpreis von 4,42 ¤ je Aktie bzw. 252.249,40 ¤. Die eigenen Aktien wurden somit als Akquisitionswährung eingesetzt. Von dem Verkaufserlös hat die Beteiligungen im Baltikum AG Aktien der KK Immobilien Fonds I AG & Co. KG a.A. erworben. [...]
    Detaillierte Informationen über die KK Immobilien Fonds I finden Sie auf der Internetseite der Gesellschaft unter www.kk-fonds1.de. Der Vorstand Herr Engels fungiert bei der KK Immobilien Fonds I als Aufsichtsratsvorsitzender."


    http://www.baltikum-ag.de/app/…C3%A4rsbrief-Mai-2014.pdf


    Die fragwürdigen Aktivitäten bei BiB kommentiere ich mal nicht weiter, aber zumindest gibt es so für Grindeks gute Einstiegskurse.


    Kann jemand SAF Tehnika einschätzen? ISIN LV0000101129

  • Ich habe mir das Unternehmen näher angeschaut, halte dich aber für besser beim Bilanzen lesen etc.
    Sie haben in der Vergangenheit schon mehrere kleinere Pharmafirmen im Baltikum aufgekauft, jetzt halt Slowakei. Was ist dir daran ins Auge gesprungen?
    Mir gefällt, dass sowohl Baltikum als auch die Slowakei in der relativ rechtssicheren EU liegen, anders als der Großteil des Absatzmarktes.
    Angesichts der überragenden Bedeutung Russlands als Absatzmarkt (>50%!) finde ich Forderungen gegenüber russischen Geschäftspartnern absolut verständlich.


    Ich sah und sehe die folgenden Vor- und Nachteile:
    1.Hohe Wertschätzung durch Dibelius (Ehemaliger GF von Beteiligungen im Baltikum (BiB), den ich als langfristig orientierten Baltikum-Kenner schätze): 25.000 Aktien zu ca. 8€ = 200.000€ = ca. 5% seines Depots. Laut GB 2012 war Grindeks die sechstgrößte Position seines Depots. („Die ersten sechs der genannten Aktienpositionen sind im Depot in besonders hohem Maße gewichtet und stellen in ihrer Summe rund 60 Prozent des realen Gesamtvermögens der Gesellschaft zum Bilanzstichtag dar.“)
    2. Pharmaunternehmen mit sehr sicherem (In den letzten 10 Jahre wurden IMMER Gewinne erzielt) und profitablem Geschäft (Umsatzmargen im langjährigen Schnitt > 10%), guter Bilanz (79% Eigenkapital), neutrale NettoCash-Bilanz, langfristig solide wachsendem Umsatz (ca. 10% Wachstum per Anno in den letzten 10 Jahren)
    3. Wachstum wird nahezu komplett aus eigenen Erträgen finanziert - Die Aktienzahl stieg in den letzten 10 Jahren von 103 Mio auf 113 Mio.
    4. Extrem attraktive Bewertung für so ein gutes Unternehmen: Bei 7,35€ gilt KGV ~ 5,4, KBV ~ 0,6, EV/OCV = 2,5 …
    5. Handelbar an deutschen Regionalbörsen wie Frankfurt und Stuttgart: ISIN LV0000100659 , WKN 919812 (Achtung, sehr illiquide)
    6. Lettland ist ein stabiler Rechtsstaat, als Teil des Euroraumes ist die Währung auch stabil.
    Große Teile des Buchwerts werden als Immobilienbesitz gehalten. Auch wenn das Baltikum durch eine Krise ging: Immobilien pflegen im Wert eher zu steigen als zu sinken. Daher gehe ich ohne detaillierte Kenntnisse von einer belastbaren Bilanz aus.
    Nach meinem Verständnis wäre das Unternehmen bis etwa 14€ ein Kauf und ab atwa 22€ ein Verkauf.
    7. Aktueller Sonderdruck auf Kurse durch "Fire sales" durch neuen BiB-Geschäftsführer.


    Schwächen und Risiken:
    1. Keine Dividende in den letzten 10 Jahren, also sind auch zukünftig keine zu erwarten (Auch wenn es einen Antrag zur aktuellen HV auf Dividende von 0,52€/Aktie gibt)
    2. Sehr klare Eigentümerverhältnisse (Kirovs Lipmans und Anna Lipmane halten zusammen 50% der Aktien) --> kaum Übernahmefantasie, anders als bei EGIS
    3. Aus 1+2 resultiert: Risiko einer Value Trap
    4. Währungsrisiken, falls der Rubelraum gegenüber dem Euro stark abwertet.
    5. Orientierung auf die alte SU: 80-85% des Umsatzes werden mit GUS-Staaten gemacht, darunter 2013 ca. 55% mit Russland und ca. 10% mit der Ukraine. Handelssanktionen bei Medikamenten würden das Unternehmen extrem belasten. Allerdings wende ich ein, dass einerseits Medikamente nur sehr Selten Teil von Sanktionen werden und andererseits Grindeks
    Fähigkeit, in den letzten 10 Jahren stets Gewinne zu schreiben, obwohl die Zeiten nicht immer leicht waren, für die Stabilität des Geschäfts und die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens spricht.

  • Ich habe mir das Unternehmen näher angeschaut, halte dich aber für besser beim Bilanzen lesen etc.
    Sie haben in der Vergangenheit schon mehrere kleinere Pharmafirmen im Baltikum aufgekauft, jetzt halt Slowakei. Was ist dir daran ins Auge gesprungen?


    Je mehr ich darüber nachdenke, desto seltsamer ist die Sache:


    - Sie zahlen über mehrere Jahre recht hohe Beträge an den Eigentümer und bekommen nicht mal aktien dafür (vmtl. auch keine Zinsen)
    - Sie sind selber größter Kunde dieser Firma


    Das hört sich m.E. sehr seltsam an. Wer ist eigentlich Eigentümer von HBM Pharma ? Der Aufsichtsrat besteht praktischerweise schon aus diversen "lippmans"....


    Gerade gefunden:


    Der jetzige Eigentümer ist "Liplats 2000":


    http://www.hoechst-biotika.sk/…/recptai/SLO_docs/Liplats 2000 SIA_ announcement English.pdf


    Die gehört Kirovs Lipmans. Also zahlt Grindeks die Kohle an den CEO. Klar, da muss ich keine Dividenden an die lästigen Minderheitsaktionäre schüttem.


    m.E. ein ganz klarer Fall von: FINGER WEG, sonst Geld weg.


    MMI


    Ohne das jetzt genauer anzuschauen: Auch das frühere Kaufen kleinerer Pharmafirmen im Baltikum scheint "verdächtig"........

  • Hallo MMI,


    ich ziehe wieder einmal den Hut vor deinen detektivischen Fähigkeiten! Da scheint Grindeks in der Tat ein Unternehmen von seinen eigenen Hauptaktionären gekauft zu haben.


    So wie ich es gerade rekonstruiere:
    2005 wird Hoechst Biotika von Sanofi Aventis an das litauische Unternehmen Sanitas verkauft. Diese nennt das gekauft Unternehmen in HBM Pharma um.
    2010 verkauft Sanitas die slowakische Fabrik von HBM Pharma an Liplats 2000 (Sehr intransparentes Unternehmen, anscheinend Eigentum der Familie Liplats) weiter: http://www.baltic-course.com/e…_and_companies/?doc=28997
    Diese, zugleich Großaktionäre bei Grindeks, verschaffen HBM Pharma große Produktionsaufträge für Grindeks (30% des Umsatzes). Für die Auftragsproduktion dürfte Grindeks zahlen müssen.
    2012 werden Mutter "Liplats2000" und Tochter "HBM Pharma" miteinander fusioniert.
    Irgendwie scheint dann der Besitz von HBM Pharma im gleichen Jahr an "Dashdirect Limited" übergegangen zu sein - wer auch immer Dashdirekt Limited ist.
    Ebenfalls 2012 wurde eine Verkaufsvereinbarung zwischen Grindeks und "Dashdirect Limited" über den Verkauf von HBM Pharma für 13,1 Mio€ von "Dashdirekt Limited" an Grindeks abgeschlossen. 11,7 Mio des Geldes fließen früher, der Rest 2014 bei erfolgreichem Abschluss der Fusion. Als Netprofit von HBM Pharma in den letzten 3 Jahren werden jeweils etwa 2 Mio€ angegeben. http://online.wsj.com/article/PR-CO-20140529-908218.html
    Der Besitz von HBM Pharma sollte damit in den Besitz von Grindeks übergegangen sein: "on acquisition of whole (100%) shares of "HBM Pharma" s.r.o. (Slovakia)"


    In der Tat, der Wetierverkauf eines Unternehmens durch den Hauptaktionär hat ein mächtiges Geschmäckle. Große Alarmlampe.
    Sofern die Angaben von etwa 2 Mio Nettogewinn pro Jahr zutreffen, erscheint mir ein Kaufpreis von 13 Mio € dennoch nicht hoch gegriffen.


    Insofern große Warnlampe, aber kein Sofortverkauf.

  • Wenn dem so sein sollte, ist der Kauf um so besser. Denn so bleiben sie zukünftig bei Grindeks.
    Bin mit der Profitabilität der letzten Jahre nicht unzufrieden, zumindest gemessen am Aktienkurs. Wenn es zukünftig 2 Mio€ besser werden sollte - nichts dagegen. ;-)


    EDIT: An dem Kauf finde ich auch den Zeitpunkt interessant. Bislang scheint Grundeks die Slovaken für Auftragsproduktion genutzt zu haben. Wenn die Geschäfte schlechter laufen, hätte man dort auch problemlos Aufträge abziehen können. Mit der Übernahme und der Begründung "Bedarf an höheren Kapazitäten" zeigt Grindeks an, dass sie keine tiefgreifenden Probleme im Geschäft mit Russland, der Ukraine etc. erwarten, sondern für die kommende Zeit sehr optimistisch sind. Mir gefällt diese implizite Aussage, da ich hier die größten Risiken sah und im laufenden Jahr eher mit stagnierenden bis schrumfenden Umsätzen und Gewinnen gerechnet habe.
    Mit einer EK-Quote von 79% und einer leicht positiven nettocash-Bilanz kann sich Grindeks einen Zukauf dieser Größenordnung (Netto-Jahresgewinn 2013) problemlos leisten.
    Sofern der Umsatz 2013 (27 Mio€) und Gewinn 2013 (2,13 Mio€) von HBM Pharma auch nach dem Kauf anfallen, steigert das den Umsatz anorganisch um 22% und den Gewinn um 15%.
    Wenn ich das organische Wachstum mit Null ansetze und für 2014 nur die gemeinsamen Gewinne von 2013 wiederhole, läge das KGV bei 4,1, EV/EBIT bei 3,6 und das Umsatzwachstum auf 10 Jahre bei 11% p.a. Und falls die Aquisition Grindeks auch einen besseren Marktzugang zu den Visegrad-Ländern ermööglichen sollte, wäre das noch besser. Eine etwas geringere Abhängigkeit vom russischen Markt wäre mir nuich tunangenehm.
    Also nicht nur verdammt billisch, sondern auch in einer guten Branche stark wachsend.
    Bei den Randbedingungen kann ich diese Warnlampe gut vertragen, ebenso die Warnlampe wegen fehlender Dividende.

  • ich würde mal sagen, dass Grindeks sehr "spekulativen" Charakter hat. Margin of Safety hat das m.E.keine wenn der Großaktonär falsch spielt.


    Zuminest weiss man jetzt warum es billig ist. Russland UND zweifelhafte Transaktionen. Nix für mich.


  • Mal abgesehen von der Sache mit dem Kauf der slowakischen Gesellschaft: Ist das Risiko der Abwertung des Rubels gegenüber dem Euro nicht (teilweise) bereits eingetreten? Immerhin steht der Rubel zum Euro jetzt gut 5% unter dem Stand zum Jahresbeginn (auch wenn die Abwertung in der Spitze, im März, mit über 10% noch wesentlich größer war), und in 2013 war der Rubel auch schon schwach. Wenn die Gesellschaft so vom russischen Markt abhängig ist, dann erklärt sich die Kursentwickung in diesem Jahr vielleicht auch mit der Veränderung des EUR-Rubel-Kursverhältnisses, obwohl die ganz kurzfristige Übereinstimmung der Kurseentwicklung mit der Wechselkursbewegung nicht allzu groß ist, nur im Februar/ März und teilweise im April.


    Interessant wäre es zu wissen, ob sie im Russlandgeschäft in Rubel oder in Euro fakturieren, bzw. wieweit sie die Möglichkeit haben, Wechselkursänderungen überzuwälzen, ohne dass das ihren Absatz tangiert. Letztenendes kenne ich das von Pharmaunternehmen aber so, dass das lokale Preisniveau gegeben ist und eine kurzfristige Überwältzung von Wechselkursveränderungen eher nicht gelingt, so dass die Profitabilität der Gesellschaft dann sehr stark am Euro-Rubel-Kurs hängen könnte. Das könnte auch erklären, warum die Umsatz- und Gewinnentwicklung in 2013 schwächer als in den Vorjahren war, immerhin war der Rubel gegenüber dem Euro auch in 2013 schon sehr schwach.


    Ansonsten überzeugt mich die Hypothese, dass die Entwickungen bei BiB der Hauptgrund für die Kursverluste der Aktie in diesem Jahr waren oder den Kurs derzeit unter Druck setzten nicht so wirklich (es sei denn, man würde annehmen, dass es sich dabei um Antizipationseffekte anderer Marktteilnehmer handelt): Ich kann dem Geschäftsbericht 2012 von BiB nicht entnehmen, wieviele Aktien von Grindeks man damals hatte, nur dass es die sechstgrößte Aktienposition war, aber ich habe den Aktionärsbrief von April so verstanden, dass man noch nicht viele Aktien verkauft hätte und der Bestand im Wesentlichen noch vorhanden war: "Bei einigen Wertpapieren aus den „Baltikum-Depots“ handelt es sich um relativ marktenge Werte, bei denen nur sehr wenig handel stattfindet. Eine Veräußerung dieser Werte gestaltet sich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt als sehr schwierig. Als Beispiel kann hier die Aktie der Grindeks (Depot Lettland) genannt werden, wovon die Beteiligungen im Baltikum AG knapp 25.000 Aktien hält. Seit einigen Wochen sind Verkäufe von nur wenigen 100 Stücken am Tag möglich..."


    Für mich deutet diese Formulierung nicht darauf hin, dass man zum damaligen Zeitpunkt (Ende April) schon viele Aktien verkauft hatte. Auch sind die Umsätze sowohl an der Börse Riga als auch in Deutschland in diesem Jahr bisher recht niedrig gewesen, nur Anfang/ Mitte März und kurzzeitig Mitte Mai wurden mal kurzzeitig höhere Stückzahlen in Riga umgesetzt.


    Der letzte Aktionärsbrief deutet für mich erneut darauf hin, dass die meisten der Grindeks-Aktien noch immer bei BiB liegen müssen: "In unserem letzten Aktionärsbrief hatten wir Sie darüber informiert, dass es sich bei einigen Werten um relativ marktenge Werte handelt, bei denen eine Veräußerung größerer Tranchen so gut wie nicht möglich ist. Als Beispiel hatten wir die Aktie der Grindeks und der
    SAF Tehnika genannt. ... Zwischenzeitlich ist jedoch ein Investor an uns herangetreten, der Interesse bekundet hat
    beide Aktienpakete (Grindeks & SAF Tehnika) zu erwerben. Hier warten wir aktuell noch auf ein Angebot, welches wir nach Zugang entsprechend prüfen werden."


    Würde ein Blockverkauf hier nicht zustandekommen, sehe ich eher ein Risiko, dass diese Aktien über die Börse verkauft werden würden und dann den Kurs noch einmal bzw. erst richtig deutlich drücken könnten. Umgekehrt: Wer die Aktie für kaufenswert hält, der sollte, wenn schon, besser nicht über die Börse kaufen, sondern der BiB ein Angebot für einen Blockkauf machen, solange das noch möglich ist? Erst wenn die Aktien, die noch bei BiB liegen, alle weg sind, ist m.E. das technische Risiko eines Kursdrucks beseitigt. Falls dagegen kein Blockkauf zustande kommen sollte, dann kommen die richtigen Ausverkaufskurse an der Börse vielleicht erst noch?

  • Nur als Info: Ich werde die Woche vmtl. mal einen "Quick check" für Grindeks im Blog veröffentlichen. Für mich ist es ein "Finger Weg" Wert.War Reply auch, aber damit hat man 300% machen können ;-)

  • Zur Rubelschwäche: Ich gehe auch davon aus, dass Grindeks seine Medikamentenpreise in nationalen Währungen verkauft und diese nicht nach Lust und Wechselkurs erhöhen kann. Aber mit dem Blick in den Rückspiegel erwarte ich, dass sie auch die aktuelle Rubelschwäche meistern werden. Eine ausgeprägte Rubelschwäche gab es immer mal wieder, ganz krass lief es Ende 2008/Anfang 2009, als der Euro in ganz kurzer Zeit von 34 auf 46 Rubel hochschoss. Selbst damals blieb Grindeks in den schwarzen Zahlen, wie immer in den letzten 10 Jahren! Der Gewinn stürzte von 12,8 Mio€ in 2008 auf 5,1 Mio€ in 2009, aber stieg 2010 schon wieder auf 10, 1Mio€.


    Grindeks hat in der Vergangneheit bewiesen, dass sie auch schwere Zeiten profitabel durchstehen. Und jetzt trauen sie sich diesen Zukauf über 13 Mio€. Beides macht mich optimistisch, dass Grindeks auch durch die aktuelle Zeit profitabel fährt, wenn auch sicherlich nicht ohne Dellen.


    Ich gehe davon aus, dass der Kursverfall seit Jahresbeginn von 10,50€ auf jetzt 7 € sich aus beiden Faktoren zusammensetzt. Nach meiner Einschätzung begann der Kursverfall als Folge der Rubelschwäche und der Sorge um die Eskalation der Krimkrise. Oben auf diese Sorgen, die dadurch ausgelöste Kaufzurückhaltung und den abschreckenden Chart setzten sich ab März oder April die Verkäufe durch das neue BiB-Management und drückten den schwachen Kurs noch weiter in für mich komplett irrationale Tiefen. Zumindest der zweite Effekt wird nicht ewig anhalten.
    Wenn der Blockverkauf nicht zustande kommt, könnte der Verkaufsdruck noch eine Weile anhalten, aber irgendwann sind auch diese 25.000 Stück weg. Selbst im absolut sekundären deutschen Markt wurden alleine im Mai 7.000 Stück gehandelt (6.000 Frankfurt, 1.000 Stuttgart). Ich gehe davon aus, dass zumindest ein Teil davon von den Brokern aus dem Baltikum beschafft wurden. Daher freut mich der Firesale mehr als er mich beunruhigt: Auf Sicht von Wochen und vielleicht Monaten drückt er den Kurs und bietet extrem günstige Preise, auf Sicht von Quartalen und Jahren ist er irrelevant. Was jucken mich Wochen?


    Freut mich sehr, dass MMI die Aktie in seinem Blog besprechen will! Oft melden sich da noch Leser mit Branchen oder regionalen Einblicken. Vielleicht liefern diese ja weitere Hinweise, nach denen ich mich seinem "Finger weg"-Ansatz anschließe. Bislang sehe ich die Risiken aber noch gut durch den Preisrabatt im Kurs abgepuffert.


    Bei Reply war es wohl ganz gut, dass ich die Aktie kaufte, bevor ich sein Blog entdeckte. War mein Top-Performer im letzten Jahr, neben dem französischen Autozulieferer Plastic Omnium. ;-)
    Als diese Werte so gut liefen und ich nach weiteren Hinweisen für interessante Franzosen und Italiener suchte, stieß ich auf das Blog und darüber später auf dieses Forum.


    Ich sehe Grindels durchaus ähnlich wie Reply, Woodpecker hat es mal für die Oligarchen-Aktien wie folgt ausgedrückt: Bei einem bestimmten Grad an Billigkeit nimmt er gewisse Schwächen, auch Unregelmäßigkeiten, billigend in Kauf, da der extrem tiefe Preis der Aktien viele Risiken eh schon abdeckt.
    Grindeks wäre nach meiner Kalkulation und aktuellen Daten (langfristige Profitabilität, langfristiges Wachstum, Buchwert, Cashflow...) ohne Dividende bis 14,5 € ein Kauf und bei etwa 24,50 € fair bewertet (=Verkaufsschwelle). Falls Grindeks, womit ich NICHT rechne, dem Antrag auf Dividendenzahlung von 0,52€ (50% des Gewinns) in diesem Jahr zustimmen sollte und sich auch zukünftig daran orientiert, stiege die Kaufschwelle bis auf 18€ und der faire Wert (=Verkaufspreis) auf 30€. Bei so viel Reservepuffer kann ich einige Schwachpunkte gut ertragen.
    Ach ja: In diese Kalkulation ist kein Osteuropa-Malus eingeflossen, aber auch kein Pharma-Bonus, der Unternehmen dieser Branche sonst oft an der Börse entgegengebracht wird.


    PS: Von SAF Technika habe ich nach einem kurzen Blick die Finger gelassen. MK im einstelligen Bereich, derzeit sehr rote Zahlen, das kommt für mich für Firmen aus dem Ausland nicht in Frage.