Netflix - boom or bust

  • Kurzarbeitergeld etc sind Zahlungen der Allgemeinheit im Interesse der Allgmeinheit, damit das Unternehmen Arbeitnehmer nicht entlässt und so ggf. längere Arbeitslosengeldzahlung seitens Allgemeinheit vermieden werden.

    Das Schlagwort wäre natürlich "Verluste sozialisieren, Gewinne (Dividenden) privatisieren.". Allerdings will der Staat die Wirtschaft ja derzeit aktiv am florieren halten, auch leben einige Anleger von ihren Dividenden. Zu normalen Zeiten würde ich mich nicht für eine Dividendenausschüttung aussprechen, aber im Moment bin ich mir unsicher, ob man das als notwendige Soforthilfe des Staates an Anteilseigner ansehen kann. Einfach schwarz/weiß ist das Thema nicht.

  • Das Schlagwort wäre natürlich "Verluste sozialisieren, Gewinne (Dividenden) privatisieren.". Allerdings will der Staat die Wirtschaft ja derzeit aktiv am florieren halten, auch leben einige Anleger von ihren Dividenden. Zu normalen Zeiten würde ich mich nicht für eine Dividendenausschüttung aussprechen, aber im Moment bin ich mir unsicher, ob man das als notwendige Soforthilfe des Staates an Anteilseigner ansehen kann. Einfach schwarz/weiß ist das Thema nicht.

    Nein ist es nicht.

    Daher ja mein Vorschlag: 50/50 für beide "Seiten".


    Oder Disney muss halt ein Jahr mal aus der Substanz zahlen.

    Das sollte sie nicht umbringen, nicht wahr?

    Sehe jetzt nicht dass Staatsgelder dafür aufgewendet werden sollten, superstabile, superprofitable Firmen zu unterstützen.

    Das ist ja mein Punkt...eine Pleite ist hier schließlich nicht zu befürchten, oder?


    Ach so und parallel das weiterlaufende Bonusprogramm für die Führungskräfte.

    Wenn das stimmt, kotz!

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Sehe jetzt nicht dass Staatsgelder dafür aufgewendet werden sollten, superstabile, superprofitable Firmen zu unterstützen.

    auf jeden Fall. Wir werden auch die erhaltenen Corona-Soforthilfen zurückzahlen, falls unsere Kunden weiterhin so tun, als hätte sich nichts geändert.

  • ... falls unsere Kunden weiterhin so tun, als hätte sich nichts geändert.

    sehr guter Punkt.

    Irgendwie ist seit heute nach den Lockerungen und öffnen der Läden , alles so als ob nichts gewesen sei und endlich die Ferien vorbei sind.

    Die meisten tun als ob nichts wär und einige Gastronomen in der Stadt sind sogar froh , dass endlich mal eine Pause für alle zwangsverordnet wurde. Somit hatten Sie keinen Stress mit der Konkurrenz mithalten zu müssen und konnten mal endlich durchatmen.

    Das Jahr 2019 war Dank der BUGA für die Gastronomeiszene in Heilbronn eine goldene Zeit. Da wurde die Kohle mit den Schubkarren aus dem Laden rausgetragen. Jetzt gabs auch noch "Urlaubsgeld" vom Staat dazu.


    EDIT: sorry , sehe das passt gar nicht hier rein. Könnt es in Lage verschieben. :-)

  • Noch eine Anmerkung hier. Ich hab neulich ein paar Netflix-Aktien gekauft. Wahrscheinlich die teuersten (nach KGV, bzw. konservativen Bewertungsmaßstäben) Aktien, die ich je gekauft habe. Aber mir hat's einfach gereicht. Nicht FOMO, sondern einfach keine Lust mehr, nicht an einem Unternehmen beteiligt zu sein, dass ich so bewundere. Außerdem laufe ich eigentlich nie einer Aktie nach, wenn dann kaufe ich mal, wenn sie in nem langfristigen Aufwärtstrend runtergekommen sind, aber da hab ich jetzt wirklich drauf gepfiffen und bei knapp unter 400 € das Stück gekauft. Letztes Jahr im Herbst waren sie noch bei etwa 240 € und selbst im März nochmal gut unter 300 €. Trotzdem aber und zwar aus folgenden Gründen:


    1. Letztes Jahr habe ich einem Kollegen gesagt (bei eben 240 € im Herbst), dass ich die einfach behalten und liegen lassen würde, weil ich von dem Geschäftsmodell, der Marke und einer damit einhergehenden Kunden-Loyalität (bzw. Zufriedenheit) überzeugt bin (sicher nicht bei allen Kunden, aber bei einigen). Er hatte die schon eine Weile und gefragt ob ich meine dass er sie verkaufen soll. Irgendwann muss ich dann auch mal einsehen, dass, wenn ich einem anderen diesen Rat aus vollster Überzeugung gebe, ich ihn vielleicht auch selbst befolgen sollte.


    2. Natürlich habe ich eine totale Abneigung teure bzw. schon stark gestiegene Aktien zu kaufen, aber ich zahl dann lieber irgendwann mehr bzw. sehe es ein dass ich es zuvor verpasst habe, als ewig und immer hinterherzuschauen. So hab ich das bei Apple und Alphabet zumindest gehandhabt und bin damit jetzt sehr zufrieden.


    3. Überspitzt, ich sehe bei Netflix einfach die Downside nicht und deshalb bleibt nur die Upside. Nicht falsch verstehen, ich sehe schon pot. Downside, z.B. Benutzer-Abwanderung, etc., aber ich schätze es einfach nicht als realistisch ein. Ich glaube, bloß dass man leicht wechseln kann, heißt nicht, dass man leicht bzw. oft wechselt. Manche Menschen sicher, aber mein Eindruck ist, dass vielen Leuten dass einfach total egal ist, bzw. sie überhaupt nicht darauf achten. Da wird halt jeden Monat ein bißchen was abgebucht, so what.

    Was die Downside bzw. Upside betrifft. Ich hab gerade diesen Faden nochmal von Anfang an durchgelesen und sinngemäß kam ständig: "Ich würde nicht long gehen, aber shorten niemals." Dieser Kommentar eigentlich seit Jahren und der Kurs-Anstieg war entsprechend. Vor 5 Jahren, also 2015, war man z.B. bei etwa 100 €:

    https://www.marketwatch.com/st…gh-stock-price-2015-07-16


    4. Content. Die Eigenproduktionen halte ich für genial. Ich meine jetzt nicht Qualität oder so, sondern dass sie das machen. Viel vom negativen CashFlow geht in IP und Assets und wird in der Zukunft zurückkommen, davon bin ich relativ überzeugt. Außerdem, meine ich, sind diese Kosten aber relativ fix und lassen sich bei weiterem Nutzeranstieg sehr hebeln. D.h. jeder zusätzliche Nutzer bringt nahezu keine zusätzlichen Kosten und fast nur zusätzlichen Ertrag.


    5. Corona-Hedge. Ich war gerade in den letzten Jahren immer mehr von Netflix überzeugt. Gerade nach dem Rückgang unter 300 € im März hab ich mich dann im Nachgang sehr geärgert nicht gekauft zu haben. Und zwar weil ich die als Profiteur sehe. Klar gibt es die Möglichkeit dass die Leute jetzt schauen wie verrückt und danach dafür erst mal nicht daheim sitzen wollen und wieder kündigen, etc. Glaube ich aber erstens nicht, also in dem Maße, d.h. ich glaube viele werden dabei bleiben und zweitens weiß ja noch keiner wann "danach" ist. Im besten Fall, nämlich dass diese Krise bald vorbei ist und das Leben wieder normal läuft, sollten andere, insbesondere zyklische, Aktien sehr gut laufen. Wenn Netflix sich dann halbieren sollte, kann ich damit mehr als gut leben, das wäre sogar äußerst wünschenswert. Auch aus geschäftlicher Sicht also. Ansonsten, wenn also Corona noch länger da sein sollte, dürfte die Nachfrage nach Streaming-TV nicht gerade sinken, gleichzeitig sind die aktuellen Produktionen größtenteils auf Eis gelegt (was zumindest CashFlow-positiv ist) und Netflix hat schon eine massive Content-Menge. Die Qualität finde ich eh nicht immer spitze da, aber man kann immer was finden um sich berießeln zu lassen und ich denke das ist ganz vielen gut genug, bzw. manchmal gut genug. Das könnte für Netflix deutlich besser sein als für andere Streaming-Dienste, die kürzlich erst angefangen haben und beim Content erst richtig ins Laufen kommen müssen. Ich bewundere Disney und Apple auch sehr, aber in dieser Hinsicht sehe ich Netflix im Moment da als deutlich überlegen an. Gegenüber Apple vor allem, Disney hat natürlich viele ältere Sachen. Aber gerade die neuen Star Wars-Folgen etc., die müssen jetzt schon einiges nachschieben - denke ich - um das Nutzer-Wachstum hoch zu halten.


    Kurzum, wenn ich ein Unternehmen so bewundere, hab ich mir angewöhnt bzw. vorgenommen, eine Position zu kaufen und dabei weniger auf die Bewertung zu schauen. Wenn es weiter nach oben geht, ok, falls aber nach unten, auch ok, dann kann man günstiger mehr kaufen. In diesem Fall, tja, sehe ich das genauso. Sollte sich Netflix wirklich halbieren, z.B. auf ein KGV von 30 und trotzdem weiter wachsen, sehe ich mich da sehr auf der Käufer-Seite. Den einzigen negativen Gamechanger den ich sehe, ist wirklich eine Stagnation bzw. ein Rückgang der Nutzerzahlen. Das sehe ich aber noch auf Jahre nicht, zumindest nicht strukturell.


    Ich hab jetzt mal ausführlich meine Beweggründe dargestellt, weil mir bewusst ist, dass man da ganz unterschiedliche Meinungen haben kann. Ich sehe auch Argumente der anderen Seite, aber die obigen Punkte überwiegen für mich. Ich darf hinzufügen, dass ich bei den meisten Geschäftsmodellen mit Verlusten bzw. massiv negativem CashFlow sehr, sehr skeptisch bin. Ich glaube aber, was im letzten Shareholder Letter steht, nämlich dass der Cash-Burn 2019 seinen Tiefpunkt erreicht haben sollte und vor allem denke ich, dass die Gewinne in Zukunft beständig steigen werden.

    https://s22.q4cdn.com/95985316…20-Shareholder-Letter.pdf

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • Anbei ein längeres Interview mit einem ehemaligen Exec bei Netflix.

    Zum Verständnis von Netflix und den Wettbewerbsvorteilen wirklich spannend und in die Tiefe.


    Ja sie sind immer noch teuer und mit fast 10X seit dem Erstellen des Treats ein echtes Schmankerl...

    Ich glaube mittlerweile, dass sie den Streaming-Kampf gewonnen haben -> die Frage ist nur wer noch #3 und/oder #4 neben Amazon und Netflix wird.


    (btw. Ich kann "Inpractise.com" wirklich empfehlen - die haben für rund 200 USD im Jahr wirklich einen Haufen guter Interviews auch als mp3 zu hören wirklich extrem gut-> bitte nicht außerhalb des Forums teilen -> es gibt auch einen kostenlosen Test-Account)


    Da sind einige wirklich gute Gedanken drin:

    But long term, if you believe that eventually, all these services are going to beglobal, they are going to have to be in a volume game. You have to look at it
    in the way that consumers are going to want to spend 15, 20, 25 hours on aservice, per month, to stay subscribed to it and people aren’t going to want to
    watch the same things. For every 15 hours of a consumer, you’re going to need hundreds of hours of choice. I think they’re going to have to figure out how to
    get to scale.


    Die spielen wirklich das ganz lange Spiel:

    I think analysts want to look at this as if we’re in the 80th minute of a football match, but we’re actually in the 5th minute. It will take a long time for the game to develop and figure out where ARPUs can be raised.

    Dateien

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • Also ich hab meinen Corona-Netflix Account wieder gekündigt.
    Finde das Angebot dort enttäuschend.

    Massig mittelmäßige Serien und nur mäßig viele gute Filme.

    Da ist Amazon mindestens gleich gut, aber deutlich günstiger und da kann man viel mehr nicht enthaltene aber wirklich gute Filme zusätzlich kostenpflichtig leihen, also quasi Videothek angeschlossen.


    Dazu noch die Mediatheken der Öffentlichen oder mal Youtube und man ist wirklich satt versorgt.


    Ach so, disney+ hab ich auch probiert. Sehr enttäuschend, wer abonniert sowas, das ist doch höchstens was für Kids und Jugendliche?!


    Sorry my rant.
    Und ich sage jetzt auch nicht dass ich repräsentativ bin.
    Aber ich sehe immer noch nicht den langfristigen moat oder warum diese Multiples gerechtfertigt sein sollen.


    wp

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  • Disney+ ist bisher ein riesen Flop und ich denke nach der Aktion mit Disney plus und VIP Zugang für den Film Mulan haben sie endgültig den Bock abgeschossen. Probieren wieder die Kunde mit Gratis Zugang (Telekom) bei Laune zu halten. (Gab zuerst 6 Monate kostenlos Zugang und nun wieder)

    Die dachten wohl, dass das beim streaming genauso wie in Ihren Freizeitparks mit den VIP-Lanes klappen würde.

    Das hat dem Kunden deutlich gemacht "wir wollen Eure Kohle und zwar die ganze Kohle". Netflix produziert auch Millionen Dollar Filme verlangt aber keinen VIP-VIP Streaming Gebühr.


    woodpecker übrigens, falls Du mal wieder in der Türkei unterwegs sein solltest :-) und vor Ort bist, besorge Dir dort in einem W-Lan im Hotel einen Netflix, YouTube Premium usw. Zugang . Ist wesentlich günstiger ;-)

    Oder per VPN.

  • woodpecker übrigens, falls Du mal wieder in der Türkei unterwegs sein solltest :-) und vor Ort bist, besorge Dir dort in einem W-Lan im Hotel einen Netflix, YouTube Premium usw. Zugang . Ist wesentlich günstiger ;-)

    Oder per VPN.

    Cool. Immer nen Spar-Kniff parat der mobilpage!


    Und das funktioniert?
    Frag Netflix denn nicht meine IP ab wenn ich mich danach dauerhaft aus München einwähle?!?

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  • Cool. Immer nen Spar-Kniff parat der mobilpage!


    Und das funktioniert?
    Frag Netflix denn nicht meine IP ab wenn ich mich danach dauerhaft aus München einwähle?!?

    Also Disney macht bei mir zu, wenn ich per VPN mit einer IP von ausserhalb Deutschland darauf zugreife

  • War ne Frage der Zeit bis das exponentielle Wachstum in ein sigmoides übergeht.


    https://www.comdirect.de/inf/n…743cbccfbd8b3613fd&RANGE=


    Ich bleib dabei.

    Würde ich sinnvoll auf den Absturz von Netflix innerhalb der nächsten 10 Jahre wetten können, ich würde es tun.

    Es gibt zuviel Content auf der Welt, die werden einfach nicht die Preise erhöhen können auf einen Level der dem Aktienkurs angemessen wären.

    Investitionen werden sie auch nicht einsparen können weil ihr Content dann extrem schnell veraltet.

    Letztlich ein sehr kapitalintensives Geschäft mit wenig Moat und viel Konkurrenz, wie soll das gut gehen?

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  • Hallo wp,


    da bin ich mal - selten genug - ganz anderer Meinung als Du.


    Ich hab ja weiter oben schon was geschrieben, warum ich (im Mai) bei Netflix eingestiegen bin. Das gilt für mich nach wie vor.


    Ein paar Sachen, bzw. Kommentare zu Deinen Punkten.


    Erst Mal, was die Nutzerzahlen betrifft, darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass die nach wie vor massiv wachsen. Netflix hatte ja selbst mit deutlich weniger im 3. Quartal gerechnet (2,2 Mio. waren's; Netflix hatte mit 2,5 Mio. gerechnet; nur manche Analysten hatten deutlich höhere Erwartungen geschürt), Ausgleichseffekt wegen der Vorzieheffekte der beiden Vorquartale. Aber hier z.B. mal über ein paar Jahre:

    https://de.statista.com/statis…n-netflix-quartalszahlen/


    Ich würde argumentieren, dass die ersten beiden Quartale tatsächlich als Ausreißer zu erkennen sind, und man bei der Gesamtzahl an Nutzern im 3. Quartal ziemlich genau auf dem mittelfristigen Graphen liegt.


    Ich stimmt Dir zu, es gibt unglaublich viel Content auf der Welt. Aber ich meine, darum geht es nicht, sondern wer mit seinem Content die Leute erreicht. Und da finde ich Netflix mit seinem Direkt-Modell nach wie vor sehr attraktiv. Und ich habe eher schon das Gefühl, dass sie ihre Preise erhöhen können, sie haben es kürzlich in Kanada gemacht und ich glaube sogar eher, dass sie es auch in den USA recht bald machen werden. Aber das ist gar nicht so sehr meine Priorität, viel mehr das Nutzerwachstum.


    Und da kommen wir dann zum für mich wichtigsten Punkt, Content. Hier sind unsere Einschätzungen wohl am abweichendsten. Für mich ist das nahezu genial, ein unglaublicher Aufbau an IP und Assets. Je mehr sie selbst haben, desto weniger sind sie natürlich auf andere angewiesen. D.h. dass ist für mich der Punkt, wo sie sich wirklich unabhängig gemacht haben. Und wie in meinem ersten Statement erwähnt, ich meine jetzt gar nicht dass die im Schnitt so toll sind, etc., aber sie haben halt sehr, sehr viel und da ist fast für jeden irgendwas dabei. Und vor allem haben sie es halt und es wächst weiter. Für mich ist das eigentlich wie Geld, diese Produktionen sind im Eigenbesitz und für diese Rechte muss man ja was ansetzen. Und ich hab das Gefühl, dass das insgesamt zu wenig gesehen wird. Und das ist ja alles eine Basis. Erfolgreiche Serien können sie ja weiter nutzen, das ist ja das schöne an IP. Investieren werden sie weiter müssen, da stimme ich Dir zu, aber ich denke nicht, dass der Content so schnell veraltet und dann quasi nutzlos ist. Ich glaube, dass der im Schnitt auf viele, viele Jahre nutzbar ist. Und, dann kommen eben wieder die steigenden Nutzerzahlen in's Bild, die Investitionen und Kosten werden auf immer mehr Nutzer umgelegt. Ich würde sagen, die Kostenbasis ist einigermaßen stabil, jeder zusätzliche Nutzer ist überproportional gewinnbringend.


    Es hängt also für mich sehr an der weiteren Entwicklung der Nutzerzahlen, klar. Und da habe ich immer den Eindruck, bzw. in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die "Runway" da oft unterschätzt wird. Die Welt ist groß, ich sehe nicht warum Netflix nicht mal 500 Mio. Nutzer haben könnte. Aber das ist jetzt gar nicht das entscheidende. Lass es 250 Mio. oder 300 Mio. sein, in einigen Jahren anstatt jetzt dann 200 Mio. im 4. Quartal. 25 % oder 50 % mehr Nutzer bei einer annähernd gleichbleibenden Kostenbasis. Und nochmal, bis jetzt wachsen sie einigermaßen gleichbleibend mit ca. 20 % pro Jahr, das erscheint mir also nicht völlig abwägig.


    Nochmal erwähnt, ich finde Netflix nicht unbedingt billig, aber ich find sie auch nicht schreiend teuer. KGV ca. 80, das ist richtig viel, aber wie gesagt, ich sehe da einen wahnsinnigen Hebel um das runter zu bringen, mit jedem zusätzlichen Nutzer. Und, hatte ich ja auch geschrieben, ich hab nur eine kleine Position gekauft, wenn die sich halbieren, dann find ich sie wirklich nicht mehr teuer und kann nachkaufen. Vorausgesetzt die Nutzerzahlen bleiben wachsend, das ist die Grundthese.


    Ich seh das übrigens auf 20, 30, von mir aus 50 Jahre, da ist mir das jetzt relativ egal, ob das KGV jetzt 30, 50 oder 80 ist. Die Richtung muss stimmen.


    Ich könnte Dir also schon eine Gegenposition für eine sinnvolle Wette auf den Absturz von Netflix anbieten :). Je nach Ausgestaltung. Aber möchte ich eigentlich nicht, einer muss ja dann verlieren, das wünsch ich Dir nicht und mir auch nicht ;).


    Und natürlich, alles ist möglich, aber mir scheint die IP, der Content, die Runway und der Hebel werden oft unterschätzt.


    Übrigens, vielleicht witzig, ich selbst hab kein Netflix, würd ich nie bezahlen. Heißt ja manchmal es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen zahlen Netflix und die anderen schmarotzen. Aber nein, würde ich nicht bezahlen, Geld ausgeben um noch mehr vor dem Bildschirm zu hängen, nein danke. Aber das ändert nichts daran, dass ich da immer noch sehr viel Potential sehe.


    Achja, falls das unklar ist, ich erwarte keinesfalls eine Vervielfachung oder irgendsoetwas innerhalb von ein paar Jahren. Aber in z.B. den von Dir genannten 10 Jahren würde ich mir eine Verdoppelung, vielleicht auch eine Verdreifachung vorstellen können (eher eine Verdoppelung). Kann natürlich aber niemand wissen, vielleicht kommt es auch nicht so, aber dann müsste das, meine ich, aber der Bewertung liegen. Also dann dürfte das KGV dann deutlich niedriger sein, mit steigenden Gewinnen würde ich nämlich jedenfalls schon rechnen.


    Hier noch der Letter zum dritten Quartal:

    https://s22.q4cdn.com/95985316…20-Shareholder-Letter.pdf


    Das ist nämlich auch etwas - meiner Meinung nach - Positives. Die Vorhersagen und die Kommunikation ist ziemlich klar und präzise. Das gefällt mir.

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    W. B.


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    B. G.

  • Und natürlich, alles ist möglich, aber mir scheint die IP, der Content, die Runway und der Hebel werden oft unterschätzt.

    Hi bucc, sicher gute Punkte.


    Ich denke wir unterscheiden uns vor allem in der Bewertung der Werthaltigkeit des IP.

    Hier bin ich der Ansicht dass der Content immer schneller veraltet.

    Eine Serie die heute der Hit ist wird in 3-4 Jahren bereist eher langweilig sein, auch wenn sie irre teuer war.

    Der Geschmack ändert sich einfach zu schnell und auch die "Technik" also die Art wie Serien (oder Filme) gemach werden.

    Also braucht es Unmengen Erhaltungsinvestition und gibt bei viel Contentbesitz eben auch viel Abschreibungen.


    Letztlich hat halt Netflix einfach vertikal integriert, kann gut gehen, tut es aber oft auch nicht.

    Was wenn Content wirklich immer günstiger wird? Dann ist es besser das extern einzukaufen und die Provider gegeneinander auszuspielen.

    Und der Kern meiner Skepsis ist ja dass content immer günstiger werden wird.

    Ich zB mag Science Fiction Serien. Da musstest du früher endlose Durststrecken durchstehen bis wieder was kam.

    Heute wird gefühlt jeden Monat ne neue Serie in den Markt gedrückt...ich hab den Überblick total verloren.


    Aber gut kann auch sein dass du Recht hast, und wetten will ich mit dir ungern wenn du Investiert bist, dann müsste ich mir ja wünschen dass dein Investment baden geht, das ist doof.


    Mal aus Neugierde:

    Hast du mal nen Bierdeckel-Businessplan gemacht, also mit paar Annahmen zukünftige Kundezahl, Abokosten, Produktionskosten, was muss man einsetzen damit die Aktie günstig wird? Ich habs nie gemacht weil sie bei mir gleich durch die primären Filter fällt.


    wp



    ps. Ich habe aktuell (noch) Netflix, aber nur noch bis ich "Fauda" zu Ende gesehen habe.
    Hammer Serie! Dafür lohnt ein Probeabo.

    https://www.netflix.com/de/title/80113612

    (OK, nix für Zimperliche)

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  • Hm, ja, ich weiß es nicht. Wobei Netflix die Serien ja nicht selbst dreht, die kaufen das ja ein, nur eben halt die Rechte und die ganze Serie, nicht die temporäre Nutzung. D.h. wenn Content günstiger wird, dürfte auch deren Kosten-Input geringer werden, müsste also nicht unbedingt schlecht sein (auch wenn dann die Content-Assets weniger wert wären).


    Das oben also gleich mal zur Bierdeckel-Kalkulation bei Produktionskosten. Seh ich pot. Vor- und Nachteile falls die steigen sollten.


    Bei Nutzern war meine Annahme, dass der Trend einigermaßen so weiter geht wie bisher, wenn auch natürlich eher schlechter angenommen. Also die 20 % Nutzerwachstum pro Jahr würde ich nicht fortschreiben wollen, sondern eher, dass das mal linearer wird, also z.B. 20 Mio. Nutzer Wachstum p.a. für die nächsten Jahre, aber nicht 20 %.


    Reicht aber meiner Meinung nach auch vollkommen, weil ich eben die hinzukommenden Nutzer als überproportional positiv sehe. Und ich lasse mich gerne nach oben überraschen. Das Wichtigste für mich ist, dass ich nach unten einigermaßen eine Downside sehe. Also halbieren könnte ich mir vorstellen wie gesagt, aber viel mehr eigentlich nicht.


    Und bei den Abokosten nehme ich auch eher an, dass sie steigen werden. Ich finde man bekommt insgesamt schon sehr viel für sein Geld, also quasi unbegrenzt Content für den monatlichen Preis von etwa einem Kinoticket, naja. Also ich finde das ist ziemlich günstig und da gibt es Potential.


    Bierdeckel-Annahmen sind also die oben und wie geschrieben, ich finde die Netflix-Kommunikation ziemlich gut, die waren da m.M. nach immer ziemlich zutreffend mit ihren Annahmen. Beim Free Cash Flow sollte es auch langsam Richtung positiv gehen, dieses Jahr werden es ca. 2 Mrd., aber das liegt natürlich daran, dass die Produktionen jetzt so eingeschränkt waren. Nächstes Jahr soll es dann neutral bis -1 Mrd. werden und in Zukunft sollte es dann einigermaßen bald einmal nachhaltig positiv werden. Hauptsächlich eben dadurch, dass mit steigenden Nutzerzahlen der Umsatz weit über den Kosten wächst.


    Übrigens, eins nebenher, als eines der größeren Risiken würde ich nicht die Konkurrenz sehen, sondern dass verschiedene Länder Gesetze einführen, die Netflix zu Kosten für die hohe Internet-Nutzung verpflichten, wie aktuell in Südkorea. Wobei sich das in "normalen" Ländern hoffentlich in vernünftigen Grenzen bewegen sollte.


    Probeabo gibt es soweit ich weiß seit kürzlich nicht mehr :). Glaub die Argumentation war, dass Netflix jetzt so bekannt ist, dass das nicht mehr zum kennenlernen genutzt wird, sondern nur zum kostenlos schauen. Dafür machen sie glaub ich im Dezember oder so mal 2 Tage kostenlos schauen für alle oder sowas in die Richtung. Aus Geschäfts-Sicht scheint mir das auch vernünftiger. Ich würde sowieso den Kunden nach z.B. einem Jahr, 3 Jahren, 5 Jahren Rabatte geben. Damit haben die eine große Motivation, den Account nicht mal temporär zu kündigen, weil sie sonst wieder ohne Rabatt anfangen müssten. Und wer länger dabei ist und eben das nicht macht, wird belohnt. Schiene mir sinnvoll.

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    W. B.


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    B. G.

  • Probeabo gibt es soweit ich weiß seit kürzlich nicht mehr :).

    Wenn das so ist, ist das klug von denen (und schlecht für mich).


    Es gibt ja so viele Bezahl-Dingens, da kann man aktuell nämlich superkompfortabel durchs Jahr kommen mit immer neuem spannenden Content, indem man überall reihum den Probemonat mitnimmt. Man meldet sich an, kündigt noch in der selben Internetsitzug, das dauert heute meist nicht mehr als 2 Minuten in Summe.

    Und das Beste: Wenn man ein Jahr später wieder nen Gratis-Probeaccount machte bei Netflix, hatte man sogar seine Watchlist noch, das find ich echt kundenorientiert. Und die Lieblingsserien haben ne komplette Staffel mehr die man direkt bingen kann ;-)

    Die sogar so doof, wenn man das auf seine Frau anlegte gingen auch zwei pro Jahr...

    ...welch Trauer wenn das jetzt vorbei sein soll;(

    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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