Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Thema Aktien: Der weltweit schlechteste Markt in den letzten 3 Monaten war Russland mit -14%, und innerhalb Russlands waren die Banken der schlechteste Sektor mit -31%. Gute Gelegenheit, mal die russischen Banken im Quervergleich anzusehen - siehe Anhang.


    Außerhalb der Moskauer Börse sind nur SBER-Bank und VTB-Bank handelbar. Die Creditbank of Moscow und die Bank Saint-Petersburg sahen auch noch interessant aus und ich hab sie eingefügt für die, die direkt in Moskau handeln können. Die meisten Daten sollten selbst-erklärend sein. Beim Thema Financial Health vergibt Simply Wallstreet maximal 5 Punkte zum Thema Verschuldung, Zinsdienst usw. Probleme haben alle 4 Banken in der Unterkategorie "Bad Loans", wo Simply Wallstreet ab 2% eine Warnung ausspricht. Deshalb die Extra-Zeile "Bad Loans".


    Mein Fazit: Die SBER-Bank ist nicht überall "am besten", aber hat einen ausgewogenen Zahlen-Mix.

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    "Spending money to make you happy is hard if you’re already happy." Quelle

  • Punkt 1: Biden wirkt mit seinem Gestammel intellektuell völlig neben der Spur. Es gab ja schon vor seiner Wahl Gerüchte über eine evtl. Demenz, aber so schlimm hab ich das nicht befürchtet.

    Ich gehe mal davon aus, dass die Politik von seinen Beratern gemacht wird, und er nur multiple choice aus den sorgfältig ausgesuchten Optionen auswählt. Da würde ich mir mehr Sorgen machen, wenn seine offensichtlich nicht ganz so begabte Vizepräsidentin übernehmen würde, die dann weitere Optionen sucht.


    Vermutlich hat man als nächsten Schritt von Putin identifiziert, das keine große Invasion kommt, sondern kleinere Nadelstiche. Sozusagen wird der Einsatz ein wenig vergrößert. Dann müsste der Westen entweder folden, oder All-In gehen.


    Der Westen hat aber nichts auf der Hand. Die Sanktionen sind nicht mehr als ein Zweierpärchen. In Westeuropa wird man sich nicht wegen der Ukraine in einen bewaffneten Konflikt mit Russland hereinziehen lassen. "Unpopulär" wäre da freundlich ausgedrückt. Die Bundeswehr ist sowieso nur bedingt wehrfähig, die Franzosen werden bestenfalls die für den Dschungelkampf ausgebildete Fremdenlegion aufbieten wollen. Das müssten die Amis dann schon selber machen, und das wird ganz schön schwierig, weil sie schon reichlich mit China überlastet sind, und das Volk nach Irak und Afghanistan ebenfalls kriegsmüde ist. Bluffen tut also eher der Westen als Russland.


    Zusammenfassend: Die Brezinskystrategie, die Ukraine in den Westen zu holen, ist erst einmal gescheitert.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Ich glaub auch der Drops ist durch.

    Morgen trifft der Blinken den Lawrow und dann steht der deal.

    Die arme Ukraine reiht sich dann in die Schlange der enttäuschten Ex-Umworbenen ein.


    Nun gut, warten wir mal.

    Aber der Markt gibt unserer Analyse momentan recht.


    Ich muss sagen ich schlaf auch erstaunlich gut trotz aktuell ziemlich hohem Aktien-Exposure dort.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Ein leicht gekürzt einsehbarer Bericht zur Sberbank aus einer 2015-Ausgabe von BrandEind in der Rubrik "Blick in die Bilanz" mit dem Titel Krisengewinner. Ging darum wie Sberbank in der damaligen Ukrainekrise mit Sanktionen klarkommt.


    War für mich derzeit Anlass die Aktie zu kaufen, hat sich gelohnt.


    Ein Deja-vu ist auch die Bemerkung zur Inflation des Rubels: "Dass die Sberbank wächst, obwohl die russische Wirtschaft seit Jahresbeginn praktisch stagniert, hat zwei Gründe: Die Inflation von rund acht Prozent jährlich hilft. Sie sorgt für steigende Preise und damit höhere Finanzierungsvolumina."

  • Ich kann aus dem Artikel nicht entnehmen, wie Sberbank mit den Sanktionen zurechtkam oder zurechtkommen würde. Die könnten doch davon am meisten betroffen sein? Ich verstehe auch die Begeisterung für die Aktie nicht so recht, außer der hohen Dividende. KBV knapp über 1, das ist alles nichts besonderes. Die Aktie steht keineswegs auf einem Kurstief - nur relativ zum Oktober. Günstige Bewertungen bei Banken sind angesichts der Risikos auch angemessen. Die Gewinne sprudeln lange, bis sich irgendwann das Tailrisiko materialisiert. Ich darf daran erinnern, daß die deutschen Großbanken heute einen niedrigeren Kurs haben als zu dem Zeitpunkt, als der DAX startete, der EuroStoxx Bankenindex war auf dem Stand von mindestens 1990 usw.


    Ansonsten halte ich es auch für unwahrscheinlich, daß es zu einer Eskalation kommt, aber nicht völlig unmöglich. Diese Drohgebärden sind halt die einzige Möglichkeit für Putin, überhaupt etwas zu erreichen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Ich bin kein Bankenexperte, aber wenn man 2 Punkte kombiniert, kann man schon zu dem Schluss kommen, dass die russischen Banken derzeit einen Vorteil genießen:


    Punkt 1.) Es heißt allseits, dass die wieder steigenden Zinsen gut für die Banken sind, siehe z.B. hier:

    https://www.capital.de/geld-ve…n-steigende-zinsen-dienen


    Punkt 2.) Die russische Zentralbank hat - im Gegensatz zur EZB - die Zinsen bei steigender Inflation deutlich auf über 8% erhöht. So hoch, dass Anleihen sogar reale Zinseinkünfte abwerfen. Details und Quelle siehe das link in diesem Beitrag:

    Russische Aktien - die neuen Griechen?


    Die russischen Banken dürften somit früher und deutlicher von den steigenden Zinsen profitieren als die EU-Banken.

  • Besonderheiten bei der Sberbank:

    Wenn man einen Vergleich ziehen will, wäre das in etwa so, als wenn alle deutschen Sparkassen in einer börsennotierten Aktiengesellschaft zusammengefasst wären. Sberbank ist nicht mit einer Geschäftsbank (wie z.B. Deutsche Bank) zu vergleichen - was füher ein Manko gewesen wäre, ist inzwischen wohl eher als Vorteil zu sehen.

    Im Gegensatz zu westlichen Banken, muss sich die Sberbank nicht mit einem Nullzins-Umfeld herumschalagen. Im klassischen Bankgeschäft ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

  • Sberbank ist in Russland extrem dominant, ich habe von 30-50% Marktanteil gelesen. Diese Verbreitung wollen sie nutzen, um ihren Kunden diverse Cloud-Services anzubieten. Sie sind für eine Bank sehr aktiv dran, ihre derzeitige App in alle möglichen Richtungen zu erweitern (es gibt u.a. schon e-commerce, e-education, ride-sharing, streaming, machine-learning digital assistants, demnächst soll digital asset trading and custody kommen). Die Einnahmen aus diesen E-Schnickschnack-Bereichen sind noch gering, Sberbank plant aber dass sie bis 2030 die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen sollen.

    Ob das funktioniert? Keine Ahnung, aber auf dem russischen Markt haben sie durch ihre Verbreitung einen guten Startvorteil und sind einigermaßen vor ausländischer Konkurrenz geschützt.

    Für mich ist das erstmal eine günstig bewertete, weiter wachsende Bank mit hoher Dividende. Das hätte für den Kauf schon ausgereicht. Die ganzen E-Projekte gibts umsonst dazu und das macht Sberbank noch viel interessanter.

  • Wobei es bei Sberbank auch nur die geschätzte Dividendenrendite mit über 12% ist und nicht die zuletzt gezahlte Rekorddividende, die nur für aktuell 8,0% gut ist. Dafür KGV10 mit USD-Werten ist 6,2. eine Art KPV17 5,8 (@11,77 USD). Die ADR-Gebühr war 2021: 0,03$ und 2019: 0,02$ bei je knapp über 1$ Dividende, also 2-3% der Dividende (warum unterschiedlich?!).


    Der Westen kann auch Spieltheorie:

    Eine Entscheidung über den genauen Umfang der Strafmaßnahmen gegen Russland im Falle einer neuen Invasion ist unter den westlichen Alliierten noch nicht gefallen. Zum einen möchte man nach Angaben von Diplomaten abwarten, was Putin vorhat – und die Reaktion an die Schwere der russischen Aggression anpassen. Zum anderen soll Moskau im Unklaren darüber gelassen werden, was genau im Fall eines Einmarsches geschehen würde, um die Folgen für Putin unkalkulierbar zu machen.

    »Wir werden keine Preisschilder an Russlands mögliche Aktionen hängen«, sagt ein ranghoher EU-Diplomat. »Das würde Putin einen Vorteil verschaffen.«


    Aktuell der Index -7,5%, Tagestief scheint erstmal gefunden zu sein. Gazprom zwischenzeitlich -11,0% auf 6,26€.

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    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Der Westen kann auch Spieltheorie:

    Stimmt.


    Der Westen ist diese Runde nicht nur mitgegangen:


    NATO Manöver im Mittelmeer angekündigt,


    Sondern hat auch direkt erhöht:


    Abzug diversen Botschaftspersonals aus der Ukraine.

    Drohung der weiteren Aufrüstung in Osteuropa.


    Nun ist Russland wieder am Zug.


    Puh, ich bin als Contrarian derlei ja mehr gewohnt als andere denke ich, aber das ist schon verdammt heiß alles.

    Den Finger auf die Kauftaste runter zwingen und Gazprom nachkaufen?! ;-)

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  • Gazprom für 6,50 ist ja wenn man irgendwann wieder mit Verhältnissen wie vor 2019 rechnet nicht extrem billig, als Spekulation auf eine kurzfristige politische Wende kann das natürlich aufgehen, ich persönlich würde erst ab 5,x richtig reingehen..

  • Ich rate mal aufgrund des Interview mit Biden am Wochenende, dass es schon einen 'deal' gibt, und das klang sogar so, dass Russland ein Stück Ukraine bekommt (aber keinen großangelegten Angriffskrieg führen muss).


    Das neueste Säbelrasseln der NATO wäre dann zur Gesichtswahrung.

  • Ich rate mal aufgrund des Interview mit Biden am Wochenende, dass es schon einen 'deal' gibt, und das klang sogar so, dass Russland ein Stück Ukraine bekommt (aber keinen großangelegten Angriffskrieg führen muss).


    Das neueste Säbelrasseln der NATO wäre dann zur Gesichtswahrung.


    Hätte ich eigentlich auch gesagt.


    Aber der RTX Marktrutscher heute, komisch, das passt nicht so rein.


    Meist hat der Markt einen feinen Riecher.


    Mal schauen.

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  • Ich rate mal aufgrund des Interview mit Biden am Wochenende, dass es schon einen 'deal' gibt, und das klang sogar so, dass Russland ein Stück Ukraine bekommt (aber keinen großangelegten Angriffskrieg führen muss).

    Ich hatte Bidens Äußerungen eher so interpretiert, dass wenn Putin glaubt, mit kleinen Nadelstichaktionen die NATO zu Eskalationshandlungen zu zwingen, damit keinen Erfolg haben würde. Oder um im Pokerbild zu bleiben: Wenn Putin den Einsatz leicht erhöht, würde die Nato nicht "Call" rufen. Kann sie ja auch nicht, hat ja nur eine Bluff auf der Hand.


    Ansonsten habe ich aus dem Baerbockbesuch in Moskau am ehesten mitgenommen, das man in Russland versucht, die Deutschen mit ein paar Avancen zu umgarnen. Es mag inhaltlich richtig sein, das die Deutschen in dieser Situation (und auch sonst) zu wenig auf die eigenen Interessen schauen. Aber es könnte sich als schlechte Taktik erweisen, denn umso schwerer wird es für die Deutschen, auf die Situation mäßigend einzuwirken, weil man ihnen ein Reinfall auf die russischen Avancen vorwerfen würde.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Bei den Russen geht aber heute der Punk ab! Die Schwergewichte Gazprom und Sberbank zweistellig im Plus. Warum eigentlich? Einen konkreten Anlass konnte ich nicht ausmachen.

    Der Markt hat unsere Analyse hier gelesen und als stichhaltig bewertet ;-)


    Im Ernst: Keine Ahnung warum grade heute.

    Aber meist weiß der Markt mehr als die Zeitungen, daher kann man wohl mit baldigen guten Nachrichten rechnen.

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  • Der Markt hat unsere Analyse hier gelesen und als stichhaltig bewertet ;-)


    Im Ernst: Keine Ahnung warum grade heute.

    Aber meist weiß der Markt mehr als die Zeitungen, daher kann man wohl mit baldigen guten Nachrichten rechnen.

    Ich habe gerade in einem Börsenkommentar ein aktuelles Zitat gesehen, wonach von russischer Seite nicht beabsichtigt wird, "irgendjemanden anzugreifen", obgleich man von der amerikanischen Antwort auf deren Vorschläge enttäuscht ist.

    In den deutschen Qualitätsmedien hiervon keine Spur!

    Vielleicht ist die Börse ja das neue "Westfernsehen".

  • Vielleicht ist die Börse ja das neue "Westfernsehen".


    Ja das ist sie, das ist sie!


    Türkei ja ebenso:


    Passiert irgendwas ungutes (grade Stromausfall), erfährt man es garantiert sofort in aller Dramatik in unseren Medien.


    Passiert was gutes (Lira stabilisiert sich, Quatar pumpt Kohle rein, Exporte brummen) dann sieht man das nur an der Börse und muss international recherchieren um den Grund zu erfahren.


    Internationaler Journalismus ist in Deutschland ein Witz geworden muss man leider echt sagen.


    Nun ja, ist andererseits ne weitere Ineffizienz die wir an der Börse profitabel nutzen können....

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