Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Ich hab noch nie ne Aktie mit dermaßen vielen Insiderkäufen gesehen. Laut Simply Wallstreet hat der eine, Artem Khachatryan, inzwischen 34% der Aktien - der hat in den letzten Monaten für überschlägig 30 mio USD Aktien an der Börse gekauft... 8| 8| 8|


    Normalerweise ist das Problem bei IPOs ja, dass dabei die Leute, die den Laden am besten kennen, short gehen. Das scheint hier anders zu sein.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Klingt nach 'nem Buffett-Wert? Für mich sind solche GARP-Werte normalerweise nix, es sei denn, ich bekomme sie als D-Aktie zu weniger als dem halben Preis, oder eben in Rußland, weil der Markt allgemein recht günstig ist. In Europa oder gar den USA wäre so eine Aktie bestimmt teuer. Daß sie also fast voll ausschütten und daher eine hohe Dividende haben, die auch noch stark wächst, macht es schon interessant. Ich hätte die auch nie entdeckt, da sie nicht als russische Aktie ausgewiesen werden.

    Das Wachstum bringt aber auch Risiken mit sich, falls die neuen Standorte nicht ausreichend profitabel sind.

    Die Aktie ist seit dem kontinuierlich IPO gefallen, besonders natürlich seit Oktober.


    Ich habe mal von diesem russischen Lebensmittel-Discounter gehört, der in den deutschen Markt rein wollte, obwohl der ja nun wirklich bereits stark besetzt ist, was schon sehr seltsam ist, wenn Rußland noch nicht so sehr durchdrungen sein sollte und daher doch bessere Wachstumsmöglichkeiten bietet (Bekanntheitsgrad etc.): https://en.wikipedia.org/wiki/Svetofor


    Fix Price ist ja sowas wie TEDI, Euroshop oder Thomas Pilipps. Wikipedia listet keine Konkurrenz in Rußland, vielleicht sind die noch nicht so durchdrungen?

    https://en.wikipedia.org/wiki/…s_around_the_world#Europe

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Kenne die Aktie nicht, aber Einzelhandel Russland fällt mir Magnit ein, da haben einige hier im Forum mal investiert (ich als Lemming auch).

    Müsste sich weiter oben im Faden finden lassen.

    War damals ein Schuß in den Ofen, wo das Problem lag hab ich allerdings vergessen.

    Und weiß auch nicht ob man das vergleichen kann, nur zu eurer Info.


    ps.

    Mittlerweile sind Magnit auch extrem günstig sehe ich grade, Comdirect sagt 12% Divi...vielleicht auch nen zweiten Blick wert?

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Fix Price ist im RTS Index enthalten.

    Weder die 1-Euro-Shops (wie TEDi) noch Sonderpostenläden (wie Thomas Philipps) dürften der richtige Vergleich sein, gerade die erstgenannten sind meiner Meinung nach unseriös, denn vieles - nicht alles - ist sogar teurer als anderswo, und das, was günstig ist, ist billigster Gruscht. In sowas möchte man eigentlich nicht investiert sein. Günstig & gut einkaufen im Nonfood-Bereich kann man nebenbei meiner Meinung nach bei den Discountern Lidl und Aldi - da ist es immer billiger als bspw. im Baumarkt, aber sie haben halt immer nur Aktionsangebote; und qualitativ stets ok. Die anderen Ketten aus dem Wikipedia-Link sind mir in Deutschland nicht bekannt. Vielleicht ist eher Poundstretcher aus dem UK der richtige Vergleich? In so einem war ich mal.

    Jedenfalls, die depositary service fee hat bei der BONYM 0,03$ betragen; für die Dividendenausschüttung bezahlte man nichts, außer daß es über zwei Wochen dauerte, bis das Geld gezahlt wurde. Das sind ~0,6% des Kurses oder bei 6% Dividendenrendite eben 10% davon!


    Wie gesagt, bei den anderen Einzelhändlern einschließlich Lenta (zu) hohe Verschuldung bzw. schlechte Bilanzen.

    Witchdreams Stahlkocher hingegen haben tatsächlich wenig oder kaum Schulden, bloß sind die KGV10 nicht gut. In den letzten zehn Jahren hat sich beidesmal der Umsatz währungsbereinigt etwa halbiert, um jetzt wieder auf dem Ausgangsniveau zu stehen. Die Nettomarge liegt auf oder über dem Rekordniveau der letzten 17 Jahre und ist schwindelerregend hoch mit 25% und 30%. Das KPV10 liegt bei 11,8 bzw. 9,5. KBV 1,5 bzw. 2,7. In Anbetracht der wirklich extremen Zyklik und im Vergleich zum russischen Markt sind diese Aktien damit aus meiner Sicht nicht günstig. Das sind sie nur auf Basis des TTM-KGVs/Dividendenrendite etc, und das wiederum heißt: als Investment versprechen sie nicht so viel, es ist vor allem eine Spekulation auf die Fortsetzung des Zyklus. Oder anders gesagt: heiße Dinger. Nicht Schrott, aber eben Stahl, und da heißt die klassische Weisheit: die kauft man mit hohem oder negativem KGV, was m.E. erst Sinn ergibt, wenn es mit niedrigem KPV einhergeht (bzw. KGV10, da man bei denen auch noch den Umsatz normalisieren müßte).

    Ich selbst hatte letztes Jahr irgendwo Mechel entdeckt, aber alleine wegen den extrem günstigen Kennzahlen (too god to be true) abgewunken (oder abgewinkt?). Hatten sich zwischenzeitlich vervierfacht.


    Mein aktueller Stand ist: wenn fossile Rohstoffe, dann Gazprom. Wenn Bank, dann Sberbank. Beide haben unterschiedliche Risiken in Bezug auf Sanktionen. Wenn Gold, dann am besten Polymetal, die haben m.E. in der Hinsicht keines. Zu den interessanten Watchlist-Werten morgen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Witchdreams Stahlkocher hingegen haben tatsächlich wenig oder kaum Schulden, bloß sind die KGV10 nicht gut. In den letzten zehn Jahren hat sich beidesmal der Umsatz währungsbereinigt etwa halbiert, um jetzt wieder auf dem Ausgangsniveau zu stehen. Die Nettomarge liegt auf oder über dem Rekordniveau der letzten 17 Jahre und ist schwindelerregend hoch mit 25% und 30%. Das KPV10 liegt bei 11,8 bzw. 9,5. KBV 1,5 bzw. 2,7. In Anbetracht der wirklich extremen Zyklik und im Vergleich zum russischen Markt sind diese Aktien damit aus meiner Sicht nicht günstig. Das sind sie nur auf Basis des TTM-KGVs/Dividendenrendite etc, und das wiederum heißt: als Investment versprechen sie nicht so viel, es ist vor allem eine Spekulation auf die Fortsetzung des Zyklus. Oder anders gesagt: heiße Dinger. Nicht Schrott, aber eben Stahl, und da heißt die klassische Weisheit: die kauft man mit hohem oder negativem KGV, was m.E. erst Sinn ergibt, wenn es mit niedrigem KPV einhergeht (bzw. KGV10, da man bei denen auch noch den Umsatz normalisieren müßte).

    Winter : Danke für die KPV-Berechnung. Zur Zyklik bzw. Antizyklik: Wenn du Stahlkocher als (langfristiges) Investment über mehrere Konjunktur-Zyklen betrachtest, dann sollte es eigentlich (relativ) egal sein, zu welchem Zeitpunkt im Konjunktur-Zyklus du einsteigst. Eine Branchen-Rotation im Konjunktur-Zyklus wäre aus dieser Sicht eher eine kurzfristige Spekulation ;)


    Nein, jetzt mal im Ernst: Einerseits hast du da Recht. Andererseits notieren z.B. Magnitogorsk momentan zu Kursen auf dem Niveau von 2017 - 2020 oder von 2007-2012 (außer 2009). Wohlgemerkt in Euro. Also TROTZ extrem hoher Margen und Dividenden das gleiche Preis-Niveau wie vor 15 Jahren. Das heißt:


    1.) Die gesamte Rendite der letzten 15 Jahre stammt aus den Dividenden.

    2.) Angesichts der Zyklik, der hohen Margen und Dividenden müssten die Kurse momentan eigentlich viel höher stehen, oder?

    3.) Vermutlich sind die Kurse wegen der Ukraine-Krise so gedämpft, d.h. es ist eben doch eine antizyklische Chance.

    4.) Geht momentan völlig unter, dass auch Magnitogorsk (auf Druck der Regierung?) massiv die Dividenden erhöht hat. Vor 2018 waren die absoluten Divis und die Divi-Rendite deutlich niedriger.

    5.) Ich hab seit 09/19 bereits 27% meines Kaufpreises an Divi erhalten. Gut möglich, dass sich die Aktien bis Ende des Konjunktur-Zyklus selbst finanziert haben.

    6.) Antizykliker wie Peter Huber bezeichnen Energie- und Rohstoffwerte als langjährige antizyklische Mega-Chance, d.h. der Rohstoff-Boom könnte länger dauern als üblich.


    Es gibt also durchaus auch Gründe FÜR ein langfristiges Investment einen aktuellen Einstieg. Aber zugegeben: Ich hab da nicht lang nachgedacht, sondern die einfach gekauft, weil sie momentan billig waren.


    edit: Nachtrag zu Punkt 4: Die Divi-Politik von Magnitogorsk wurde tatsächlich immer aktionärsfreundlicher, wie man in den Präsentationen sieht: Bis 2015 payout-ratio 20% des Netto-Gewinns (IFRS), danach schrittweise Erhöhung auf mindestens 30% / 50% und jetzt 100% des Free Cash Flow, falls Net Debt / EBITDA <1, ansonsten mindestens 50% des FCF.

    "Spending money to make you happy is hard if you’re already happy." Quelle

    Einmal editiert, zuletzt von witchdream ()

  • Zu buccaneer weiter oben und zum russischen Aktienmarkt im allgemeinen: Er ist wie gesagt dauerbillig, im internationalen Vergleich. Ich kenne diese extrem niedrigen KGVs schon aus der Börse Online von Ende der 1990er und dachte damals, daß das durch irgendwelche Sonderfaktoren erklärbar sein müsse; was bei Öl- und Gasfirmen ja leicht denkbar wäre (niedriges KGV wegen der Endlichkeit der Reserven). Je nach Quelle - wir haben gesehen, daß die Angaben von grob KGV10 = 5 bis 10 sich heftig unterscheiden! - war er zumindest noch Ende 2021 relativ zu seiner eigenen Historie vielleicht sogar eher teuer (ohne Gewähr!).

    Ich hatte das zuerst als wenig sinnvolles Maß abgetan, muß aber zugeben, daß diese Betrachtung durchaus etwas für sich hat. Warum? Es gibt zwei Faktoren, die eine Rolle spielen können, und die sich überlagern können, und die konstant sein können oder selbst im Zeitverlauf schwanken, neben der allgemeinen Schwankung. Ich versuche das einmal aufzudröseln.

    - Zum einen der Bewertungsabschlag aufgrund von diversen politischen Risiken (auch Korruption). Wenn man annimmt, daß das ein konstanter Abschlag ist, z.B. ein Drittel billiger als der Rest der Welt (entsprechend 50% mehr Erwartungswert an Rendite), dann müßte man doch auch die Bewertung im Vergleich zur eigenen Geschichte betrachten, um feststellen zu können, ob er gerade besonders günstig ist oder nicht. Der Vergleich mit anderen Ländern ist dann zumindest nur ein Teil der Wahrheit. Aber, es wird vielleicht auch ein solcher Abschlag im Zeitverlauf mal größer und mal kleiner ausfallen. Man könnte sich jetzt umgekehrt auch mal fragen: wann, wenn nicht jetzt, soll eigentlich der russische Aktienmarkt mal günstig sein relativ zu seiner Historie? Wenn der Abschlag schwankt, dann sollte er jetzt besonders hoch sein? Und so richtig sehe ich das nicht. Dazu müßte der RTX eher auf Höhe des Corona-Tiefs stehen? (Keine Ahnung, ob die Orientierung am Chart sinnvoll ist; im März 2020 muß er unglaublich billig gewesen sein, denn das Zehnjahresmittel der Gewinne verändert sich nicht so schnell; oder ist das übertrieben?)

    - Zum anderen könnte die günstige Bewertung zumindest zum Teil auch daran liegen, daß bestimmte Länder, nämlich vor allem kleinere oder Schwellenländer, in bestimmten Sektoren stark übergewichtet sind, konkret in Rohstoffen. Man müßte also eigentlich eine sektorbereinigte Betrachtung vornehmen. Und so ist es ja auch: typisch für Schwellenländer sind ein hohes Gewicht von Rohstoffen, und Finanzwerte, Versorger und Telekoms gibt es ebenso überall, Einzelhandel auch. Wenig dagegen Industrie und noch weniger Pharma, Technologie usw. Abgesehen von der Frage, ob bestimmte Sektoren (zu recht) immer günstig sind, erklärt das halt einen Teil der Bewertung. Das bedeutet nicht, daß man gerade in diese günstigen Sektoren nicht investieren sollte, aber es würde eben darauf hindeuten, daß nicht etwa der ganze Aktienmarkt günstig und damit interessant ist, aus welchen Gründen auch immer, wegen einer negativen Stimmung im Land oder gegen das Land, sondern daß eben nur der Index günstig ist wegen der hohen Gewichtung einer Branche, die weltweit überall günstig ist (aktuell oder dauerhaft), z.B. Ölaktien.

    Man wäre ja auch nicht auf die Idee gekommen, daß der finnische Aktienmarkt generell teuer und daher zu meiden ist, in dem Sinne, daß es dort kaum günstige Banken oder Industriewerte gibt, weil Nokia während der Tech-/Telekomblase hoch bewertet war und zugleich 80% des Börsenwertes aller finnischen Aktien ausmachte. Bei kleinen Ländern ist es oft so, daß sie wenig diversifiziert sind wegen der fehlenden Größe oder eine einzige Aktie ein hohes Gewicht hat im Index.

    Tatsächlich wissen wir jedoch, daß auch die russischen Rohstoffwerte günstiger sind als die anderswo (das gleiche gilt nebenbei für andere Schwellenländer, also günstiger als westliche Rohstoffaktien), und daß auch die anderen Aktien tendenziell günstiger sind als die westlichen, jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Bestes Beispiel ist für mich die Börse selbst, die im Peergroup-Vergleich sagenhaft günstig ist.

    Sprich, dieser zweite Punkt erklärt es nicht so recht. Ölaktien hatten zwar meistens ein günstigeres KGV als andere, aber sowohl sind die russischen besonders günstig, als auch daß die russischen Aktien aus anderen Branchen günstiger sind als die anderswo.


    Und beides spricht nicht gegen ein Investment. Wie bei Hochzinsanleihen oder günstigen Aktien im allgemeinen ist es schließlich gut möglich oder erwartbar, daß auch günstige Sektoren und günstige Länder tendenziell zu günstig sind, selbst wenn sie dauerhaft günstig sind. (Also einfach, was für Aktien allgemein gilt, gilt auch für die Sektoren- und Länderauswahl)


    Aber alleine die Tatsache, daß es Kriegsgerüchte/Sanktionsdrohungen gibt, ist noch lange kein Kaufgrund, sondern das ist im Gegenteil c.p. ein Grund, sich zurückzuhalten. Erst eine (außergewöhnlich) günstige Bewertung könnte ein Grund sein, trotzdem zu kaufen, und die haben wir in Rußland vielleicht nicht...


    Bei der Türkei ist der Fall ein anderer. Dort haben wir schon kursmäßig (in USD oder inflationsbereinigt) Jahrzehnte-Tiefststände. Allerdings eine auffällig niedrige Dividendenrendite. Bei Polen habe ich auch keine solchen Bedenken. Der Aktienmarkt ist recht diversifiziert, es gibt keinen für mich offensichtlichen Grund, warum die Bewertung gerade besonders niedrig sein sollte, obwohl sie genau das mutmaßlich ist, wenn man sich den Verlauf des Index anschaut, ähnlich wie in der Türkei, der gleiche Stand wie vor 25 Jahren. D.h. wahrscheinlich war das Land nicht immer günstig und es gibt eher immer weniger Grund dazu (dazu später noch im Polen-Thread, sobald ich Zeit dazu finde).


    Ich bin auch etwas unschlüssig. Daß Rußland schon lange der günstigste Aktienmarkt weltweit ist, würde mich unter normalen Umständen nicht abhalten. Sogar dann nicht unbedingt, wenn er relativ zur eigenen Geschichte nicht günstig ist. Gerade die hohen Dividenden machen es zur Zeit besonders interessant. Aber wie gesagt: Luft nach unten wäre eigentlich schon, und wann, wenn nicht jetzt, sollte er in der Hinsicht mal günstig werden?


    Was ferner noch eine Rolle spielen könnte, ist die Verschuldung. Die ist bei russischen Aktien oft sehr hoch, was paradox ist angesichts der dort hohen Zinsen. Oft schon hoch relativ zur Bilanz (debt/equity), und erst recht bezüglich der Zinsdeckung. Gerade bei hohen Zinsen kann man sich die hohen Schulden nicht leisten. Wir kennen vom Gesamtmarkt nur KGV10 und vielleicht noch das KBV und die Dividendenrendite. Wie würden EV-basierte Kennzahlen aussehen? Vielleicht relativierte es sich dann.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Nur mal anekdotisch zu Lukoil , ich kann mich erinnern dass ich die 1998 für 1,98 im Depot hatte, tief lag bei etwa 1,80, ich weiß gar nicht warum die so gefallen waren, es war Asien Krise und Russland hat es auch irgendwie getroffen, Lukoil waren damals die absoluten Zockerpapiere, leider habe ich die dann auch bald wieder rausgeworfen, und habe mich ein paar Jahre später gewundert wie hoch die gestiegen sind.
    Und heute, meiner Einschätzung nach eher normale Bewertung, da ist noch nichts von Krise drin.


    pasted-from-clipboard.jpg


    Grün soll der Brent Ölpreis sein

    log Chart

  • Die beiden oben genannten Stahlhersteller waren übrigens Novolipetsk und MMK (Magnitogorsk).


    Magnitogorsk ist keine Staatsfirma, sondern gehört zu 80% einer Einzelperson über eine Holding auf Zypern. Der hat 2021 übrigens 4,5% seiner Anteile verkauft. Die Erhöhung der Ausschüttungsquote könnte indirekt mit der Regierungsanordnung zu tun haben, die halt auch anderswo etwas Druck gemacht hat, mit höheren Dividenden nachzuziehen; so würde ich das interpretieren. Die hohen Dividenden sind das beste, was solche Zykliker machen können und auch ein Argument.


    witchdream, Du hast einen Punkt. Die Gewinne sind rekordhoch, die Kurse nicht.

    Aber allgemein gesprochen - und das hat weder mit russischen Aktien noch mit witchdreams Depotwerten zu tun: Wir haben einen kleinen, vielleicht nur scheinbaren Widerspruch - scheinbar nämlich, weil alles funktionieren kann, solange die Aktien jeweils günstig genug sind. Was sollte man nun kaufen:

    - Aktien mit niedrigem KPV (nicht empirisch getestet, aber stark vermutet) und aktuell hohem oder sogar negativem TTM-KGV - das ist das, was ich eigentlich als antizyklisch bezeichnen würde (TTM-KGV darf aber gerne auch niedrig bis mittel sein).

    - Oder Aktien mit nur mittelmäßigem KPV, aber aktuell Rekordgewinnen und daher niedrigem TTM-KGV - das passt zu den Erkenntnissen von O'S, obwohl wir nicht wissen, ob das auch für solche Zykliker gilt.

    Die erstgenannten wird man vorwiegend in bestimmten Marktphasen finden, und wir haben halt aktuell nicht Ende März 2020. Die Rekordgewinne gibt es wieder zu anderen Zeiten, später im Zyklus. Und wie gesagt, beides kann zu einer Überrendite führen, weil es einen Unterschied macht, ob man den Rekordgewinn zu KGV 3 oder KGV 15 kauft.


    ----


    Dann noch zu den Finanzwerten. Ich korrigiere mich: Wenn Finanztitel, dann am besten die Moscow Exchange (MOEX).

    Sberbank sieht zwar günstig aus, aber ich habe mittlerweile aus unterschiedlichen Quellen gelesen, daß sie a) eine der schlechtesten Trading-Apps in Rußland haben sollen, die noch nicht einmal auf Englisch übersetzt wurde und b) sie hohe Gebühren verlangen, z.B. bis zu 0,5% selbst für private Überträge innerhalb der Sberbank und auch deutlich niedrigere Zinsen bieten als andere, d.h. ihre Zinsmarge ist relativ hoch. Das sieht man an den Kennzahlen natürlich nicht. Das liegt aber nicht an der Effizienz und damit einem echten Wettbewerbsvorteil, sondern wohl an bisher wenig Wettbewerb und eher daran, daß sie als quasi-staatliche Bank in einem Land wie Rußland eine breite Kundenbasis haben. Ich weiß nicht, ob es in Rußland überhaupt ein Einlagensicherungssystem gibt? Also genau die Art von bequemem, ineffizientem Koloss, der von der neuen Konkurrenz der Fintechs in die Zange genommen werden wird, die es z.B. mit der Tinkoff-Bank mittlerweile auch in Rußland gibt (TCS Group), einer Neobank ohne Filialen, die weit günstiger ist; wurde hier im Thread früher mal erwähnt. Das könnte die hohen Margen runterbringen. In Europa ist es zwar ähnlich, aber das Ausgangsniveau ist in Rußland ein ganz anderes; Deutschland galt ja bereits seit langem als overbanked und die Gebühren waren oft bereits sehr niedrig. Aber es kann natürlich sein, daß sich das sehr lange hinzieht und man bis dahin durch die hohen Dividenden schon den Einstandskurs wieder heraus hat.


    Stattdessen die MOEX: Die hat einen hohen Anteil an FX-Handel, und da sollten sie in Rubel gemessen einen besonders hohen Umsatz und Gewinn haben, wenn der Rubel abwertet, was einen gewissen Hedge darstellt. Überhaupt, die hatten stets gute Gewinne, während der Weltfinanzkrise als auch während der russischen Finanzkrise 2014-16, nicht auch nur ein schlechtes Quartal. Die Dividendenrendite ist nicht ganz so hoch wie bei anderen Titeln (7,4%e), aber sie dürfte dafür mit dem Gewinn wachsen; auch keine Finanzschulden wie bei vielen anderen Aktien, die problematisch werden könnten. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß es noch die Börse St. Petersburg gibt, die aber nur einen sehr geringen Anteil am Markt hat, während der der MOEX immer weiter stieg.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Der ganze Thread hier ist übrigens voll mit aus meiner Sicht ziemlich sinnfreien Spekulationen über politische und volkswirtschaftliche Entwicklungen, entgegen der ursprünglichen Intention aus dem Ausgangsbeitrag:


    Zitat

    Ich starte hier mal einen separaten Thread zu russischen Aktien, da ich das gerne übersichtlich von der allgemeinen Diskussion zu Russland getrennt hätte.

    [...]

    In diesem Thread möchte ich allerdings nicht die politische Entwicklung in Russland allgemein diskutieren (dafür haben wir z.B. diesen Thread).

    Sondern ich würde hier gerne, von der Prämisse einer historischen Chance ausgehend, potentielle Kaufkandidaten sammeln. Am Besten gleich mit Kennzahlen usw.


    Das hat leider überhaupt nicht geklappt. Wenn man sich wie ich einlesen will - ich war ja seit Threaderöffnung kaum mehr hier aktiv und hatte ihn seit meiner Rückkehr meist aus Desinteresse ignoriert oder jeweils nur kurz überflogen; leider! Denn ich hätte besser in Rußland investiert, statt komplett rauszugehen -, dann muß man vieles überlesen.

    Vielleicht sollte man die allgemeinen Fragen zu Rußland und die konkreten Aktiendiskussionen wieder trennen. Verlinkt war dieser Thread hier, der mittlerweile eingeschlafen ist: Russland und die EU


    Zur MOEX:

    - Ja. Es hieß irgendwo, sie seien an der LSE gelistet, aber ich habe sie dort nicht gefunden. Irgendwie auch logisch, das ist ja die Konkurrenz! Aber keine gute: russische Aktien werden zwar als ADRs auch dort gehandelt, deren Anteil bei den liquidesten Werten ist aber von 45% im Jahr 2014 auf nur noch 17% im Jahr 2021 zurückgegangen.

    - Noch eine Idee: Zumindest kurzfristige Turbulenzen (Crashs) dürften wegen des hohen Handelsvolumens geschäftlich eher positiv sein. Eine langfristige Baisse mit sinkenden Kursen und typischerweise auch rückläufigem Volumen wäre negativ. Aber wie gesagt: Der Aktienmarkt macht nur 11% aus. Leider ist mittlerweile ja fast alles miteinander korreliert, wobei russische Anleihen jetzt keine Nullzinsen haben und von der Everything-Bubble ausgenommen sein sollten. Die Währungen sowieso. Verwahrung & Clearing und IT-Services & Marktdaten sollten ohnehin recht stabil sein.

    - Der Anteil an ausländischen Aktien am Handelsvolumen ist seit Corona explodiert, allerdings mit ~3% immer noch gering.

    - Das hatte sicherlich auch damit zu tun, daß die Anzahl der Endkunden am Aktienmarkt (und ähnlich am Geldmarkt) sich seit der Coronapandemie seit Ende 2019 mehr als versiebenfacht hat! "Die Leute sitzen zu Hause und handeln mit Aktien" hat sich auch in Rußland bewahrheitet... Dabei halten 1% der Kunden bzw. 3% der aktiven 76% der Vermögenswerte (4% bzw. 11% halten 92%), wie zu erwarten.

    - Die haben übrigens ebenfalls seit 2019 eine neue Dividendenpolitik: mind. 60% des Nettogewinns, das Ziel ist, den FCF voll auszuschütten (entspricht normalerweise nahezu dem Gewinn). Die erwartete Dividendenrendite ist derzeit 25% unter dem historischen Maximum (z.B. Coronatief).

    - Für den Aktienmarkt geben sie an, 40% des Umsatzes kommt von "Russian retail investors", 48% von ausländischen Investoren.
    - Die Zins- und Investmenterträge haben sich seit 2015 halbiert durch die gesunkenen Zinsen (Mosprime), die sich jedoch seit dem Tief 2020/21 aktuell bereits wieder verdoppelt haben (Overnight) - die erzielen sie zu 90% mit den Geldern der Kunden! Das sollte aber berücksichtigt werden bei Betrachtung der Netto-Cashposition (Finanzschulden haben sie eh praktisch keine).

    - Das "fee and commission income" legte dagegen kontinuierlich zu (14% p.a. seit 2015).

    - Gleichzeitig stiegen auch die Kosten, zuletzt mehr als die Inflationsrate, weil sie neue Leute eingestellt haben (Wachstum!).

    - Daher lag der Nettogewinn in Rubel noch knapp unter dem Rekord von 2015. Ich rechne aber damit, daß dieser künftig wieder steigen wird. Mit business as usual hätten sie bereits heute höheren Gewinn.

    - Commodities sind unter "Derivatives" zusammengefasst, dort von 18% auf 30% Anteil YoY gestiegen (+92%).

    - Die MOEX gab es 2015 einmal mit einem TTM-KGV von unter 7. Der jetzige Wert (11,7) dürfte ziemlich dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre entsprechen. Er war 2013 auch schon bei 15 und letztes Jahr über 16. KGVe ganz analog. Ende 2014 und Ende 2015 war der russische Aktienmarkt wohl allgemein viel günstiger (MOEX hier als Proxy?), der RTX in USD unter 1000, heute über 2000 gesprungen.


    financials.gif


    Fees_evolution2.gif


    Anteile.gif

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

    2 Mal editiert, zuletzt von Winter ()

  • RTX aktuell sportliche -12%.


    Wo kann man nochmal den Vxxx vom RTX einsehen?


    Edit. Ah, gefunden. Steht aktuell bei 89 8|

    Das ist selbst für russische Verhältnisse ganz schön hoch...


    https://www.investing.com/indices/russian-vix

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • VIX Russland in der Spitze bei 95.


    Hatte mir hier 90 als mechanischen Kauftrigger gesetzt, um ein paar Werte aufzustocken.

    Musste mich grade ganz schön zwingen es auch umzusetzten.

    Schwitz.

    Wenn das mal gut geht...=O


    Hand aufs Herz.

    Wer ist noch dabei?
    Wer hat geschmissen?
    Wer ist lebensmüde und stockt auf?

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Ich oute mich als „lebensmüde“. Bis jetzt sind Sberbank, Tatneft, Globaltrans und Fix Price im Depot gelandet.


    Bei QIWI fällt es in Deutschland nicht annähernd so wie in Moskau - also abwarten.


    Für X5 Retail wurde die Order in London abgelehnt, warum auch immer.

  • Da nehme ich die Soft-Variante. Meine polnischen Aktien mögen die Situation auch nicht so sehr. Habe Toya und TIM leicht aufgestockt. Von den Russen lasse ich die Finger.

    “Investment is most intelligent when it is most businesslike.” -Benjamin Graham

  • Ich habe schon vor 2 Wochen mir kleinere Positionen von Sberbank und Lukoil ins Depot gelegt (jeweils 2,5 % des Depots), Nachlegen werde ich aber nicht.


    Lukoil: Energie, Rohstoff, Emerging Markets, waren das nicht die neue Mode, von der im Nachbarthread die Rede war?

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“