Russische Aktien - die neuen Griechen?

Sieht so aus, als ob es bei allen Banken aus dem deutschsprachigen Raum nicht geht. §$%&#! Bei IB auch nicht.

Solange das so ist, sind dahingehend weitere Überlegungen müßig. Ich habe mal Anfragen bei Consors und Sbroker gestartet und darum gebeten, daß sie darauf hinwirken, das zu beenden. Ganz rund scheint mir die Geschichte mit den Lagerstellen nicht. Es könnte auch irgendein weiterer Broker als Dienstleister sein, der da involviert ist, worauf die Info vom Sbroker hindeutet.

Beim ADR in Frankfurt sehe ich die Schnäppchenkurse nicht. Der war durchaus nicht immer teurer, wenn man sich den Verlauf anschaut. Statt 3,48€ müßten es unter 2,40€ sein! In den USA gab es im Oktober mal ein hohes Volumen von 20.000 Stück zu 0,50$. Ein echtes Schnäppchen für den, der da auf der Lauer lag, aber leider sonst kaum Volumen.

In der NZZ ist heute ein Artikel darüber, dass Holcim Zement Opfer eines (versuchten?) Diebstahls seiner Russischen Werke geworden ist. Holcim sei in Russland verklagt worden, weil die eigene Russische Holding angeblich die Schulden ihrer Russischen Töchter verkauft hätte, und deshalb der Käufer jetzt Eigentümer der Tochter wäre. Die Klage wurde vor einemn lokalen Gericht in Tschetschenien eingereicht, und nachdem man das irgendwie durch eine Verlegung nach Moskau hingebogen hatte, kam die gleiche Klage, mit anderen angeblichen Käufern, noch einmal aus Sibirien von der Krim.

(Artikel erfordert leider Anmeldung)

P.S. und OT: In der selben Ausgabe der NZZ gibt es einen hinreißenden Verriss der Berlinale

MOEX heute mit m.E. überraschend sehr guten Zahlen für 2022. Nettogewinn in Rubel +29%, und der Rubel steht bekanntlich höher zum Euro als vor Kriegsbeginn; immer noch genau auf dem Niveau des Höchststandes von Oktober 2021. Aktie bei 123 RUB, in Euro nur noch ein geringes Minus gegenüber meinem Einstandskurs (145 RUB). Interessant wird die Frage, wie sie dieses Jahr mit der Dividende umgehen, die letztes Jahr ausfiel (und wie IB ggf. damit umgeht).

Fix Price meldete ebenfalls gute Zahlen. Umsatz +21%, EBIT +27%, FCF +43%, statt geringen Nettoschulden jetzt minimal Nettocash, Gewinn jedoch nur gleich wie 2021 v.a. wegen höherem Steuersatz. Von denen habe ich noch nichts gehört, wie sie mit der Dividendenproblematik umgehen wollen. Der Sitz wurde ja von den Britischen Jungferninseln nach Zypern verlagert, was freilich nichts ändert. In den letzten Tagen gab es an der LSE "off book, on exchange" Umsätze zwischen 1,50 und 2,40 USD. Sehr wenig, wenn man bedenkt, daß 25 RUB Gewinn und RUB/USD etwa 76, d.h. 33 US-Cents Gewinn (KGV 4,5-7,3). In Moskau wird der GDR auch gehandelt, aber die haben das gleiche Problem wegen Sitz auf Zypern, dort KGV 14. Ich ärgere mich, daß ich am letzten Handelstag zu geizig und zu spät limitiert hatte bei den Ausverkaufskursen (Limit 45 Cent oder so, Tief war sogar 36).

Bei Polymetal hat offenbar meine Nachfragerei bei allen möglichen Stellen dazu geführt, daß der ADR seit Anfang Februar auch nicht mehr über meine deutschen Broker handelbar ist. An der Börse Frankfurt gab es noch einige wenige Umsätze. Bei der Aktie war die geäußerte Sorge, daß es Lieferschwierigkeiten geben könnte, offenbar nicht so unbegründet, denn in den Tagen darauf stellte in London die CCP (central counterparty, habe ich nie zuvor gehört) ihren Dienst ein, und ohne CCP-Fähigkeit ist die Aktie aktuell nur noch in einem niedrigeren Handelssegment handelbar.

Die SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger) hat gestern einen neuen Newsletter #19 zur Problematik der russischen ADRs veröffentlicht.

Insbesondere hat sie eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht und bittet um Unterstützung dieser Petition - 50.000 Unterstützer sind erforderlich.

Außerdem findet morgen (15.03.) um 17:00 Uhr ein weiteres Webinar zum Thema statt, u.a. mit folgendem Schwerpunkt:

Zitat

An der Veranstaltung werden neben den SdK Vorstandsmitgliedern Dr. Marc Liebscher und Daniel Bauer auch die beiden in dieser Sache spezialisierten
Rechtsanwälte Dr. Wolfgang Schirp aus Berlin und Dr. Oleg Mosgo aus Moskau teilnehmen. Wir haben beide Anwälte zur Teilnahme eingeladen, da in den zurückliegenden Wochen vielfach Kritik bezüglich des schleppenden Fortgangs des Umtausches der ADRs in Stammaktien über deren Kanzleien an uns herangetragen wurde. Daher halten wir es am sinnvollsten, wenn sich Betroffene direkt mit diesen austauschen.

Sieht so aus, als hätte sich die Connection mit den Drs Schirp & Mosgo nicht gerade bewährt.

edit: Ich habe bis jetzt noch keine Möglichkeit gefunden, die Petition des SdK zu zeichnen. Auf der Seite des Bundestags ist sie noch nicht aufgeführt - vermutlich noch zu frisch eingereicht.

Kurzbericht zum gestrigen SdK-Webinar: Offenbar stößt die Umwandlung der ADRs über den "russischen Weg" (den die RA Schirp und Mosgo anbieten) in der Praxis auf massive Schwierigkeiten. Kooperationsbanken in Russland sind lediglich die Gazprombank (nur für Gazprom-ADRs), die Citybank Russia (nur für Lukoil und Magnitogorsk) sowie die Raiffeisenbank Russland (für alle anderen ADRs). Schirp und vor allem Mosgo schilderten wortreich und zeitintensiv die Probleme (Vollmachten, Personal, Engpässe, Gemeinschaftskonten, usw usf). Auch bei den wenigen Klienten, bei denen der Umtausch geklappt hat, sind offenbar noch keine Dividenden geflossen, ein Anspruch auf Dividenden bestehe aber 3 Jahre lang.

Völlig unklar ist nach wie vor, was nach einer Kündigung der russischen ADR-Vereinbarungen geschehen wird, wenn nicht getauscht wurde. Gerüchteweise könnte es zu Zwangsverkäufen der russischen Aktien kommen, was aber nach russischem Recht verboten ist und auch für ADRs als Anlageklasse eine Katastrophe wäre. Hier herrschte allgemeine Ratlosigkeit - empfohlen wird am ehesten "abwarten und auf bessere Zeiten hoffen".

Auf Zuschauerforderungen, die SdK möge doch bitte Verfassungsklage einreichen, reagierte der SdK-Vorsitzende sichtlich angefressen: Das sei bei Mindestkosten von 50k€ eine Verschwendung von Mitgliedsbeiträgen und Energie. Sinnvoller sei die (oben erwähnte) Petition. Die Freischaltung der Petition durch den Petitionsausschuss des Bundestages dauert noch - die Sdk wird sich nochmal melden, wenn man zeichnen kann.

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und wird zugänglich gemacht, ebenso wie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Man würde also die ADRs auflösen und reguläre Aktien bei der russischen Depotbank bekommen, und Dividenden in Rubel? Die kann man aber erstmal nur auf einem speziellen Konto in Rußland lagern und nicht konvertieren oder außer Landes bringen?

Falls die MOEX Dividenden zahlen würde (ich glaube und hoffe es nicht), wird es auch interessant, ob IB die einem gutschreibt. Vielleicht schaffen sie es, ein spezielles Konto einzurichten. Oder man muß sie innerhalb von drei Jahren auch nachfordern. Das ist bei Aktien mit hoher Dividende natürlich blöd.

Fix Price hat mir geantwortet, daß eine Dividendenzahlung an alle Aktionäre derzeit nicht völlig unmöglich aussehe und sie das Thema separat von der Sitzverlagerung betrachten, was eine aufwendige Sache sei. Soll mir recht sein, auch wenn ich es noch nicht glaube.

Zitat von Winter

Fix Price hat mir geantwortet, daß eine Dividendenzahlung an alle Aktionäre derzeit nicht völlig unmöglich aussehe und sie das Thema separat von der Sitzverlagerung betrachten, was eine aufwendige Sache sei. Soll mir recht sein, auch wenn ich es noch nicht glaube.

Ich habe einige ADRs in Originalaktien konvertiert bekommen und darauf z.T. auch schon Dividenden erhalten. Die Dividenden werden Rubel ausbezahlt und landen auf einem deutschen Sperrkonto. Ein Umtausch der Rubel in Euro ist nicht möglich (d.h. das Währungsrisiko bleibt), aber der deutsche Fiskus holt sich jeweils zum Tageskurs die Quellensteuer, auch die Kirche wird bedient.

Die Zulässigkeit der Quellenbesteuerung bei einem Sperrkonto wurde von der Bank anwaltlich abgeklärt - da kann man wohl nichts machen.

Das sind ja Neuigkeiten! Die Dividenden werden also von Rußland nach Deutschland überwiesen?! Dann verhindern vermutlich nur die EU-Sanktionen den Währungsumtausch? Zwar auch ärgerlich, aber wohl einfacher, als das Geld aus Russland rausbringen oder gar nach Jahren die Dividenden nachfordern zu müssen. Ich selbst habe ja keine ADRs (bei Fix Price gibt es nur GDRs der Holding auf Zypern).

c1bc87b3-a1b9-45b2-8429-5b8c9e753eef.jpegKomisch, wer ist denn nun der Verlierer des Krieges (außer den Menschen, die ihr Leben lassen müssen)?

Quelle??

In Wikipedia findet man aktuelle Listen zu:

GDP (PPP) per capita

GDP (PPP)

GDP (nominal) per capita

GDP (nominal)

In den jeweiligen Spalten findet man auch Links zu den Datenbanken von IMF, Weltbank, UN und CIA. Die dort zu findenden Daten haben verschiedenen Aktualitätsstand (von 2020 bis 2023).

Die Grafik kursiert wohl derzeit, ist aber schon drei Jahre alt und eben eine Prognose. Es gibt auch noch eine kaufkraftbereinigte Version, da sind die Änderungen weniger sprunghaft.

https://www.statista.com/chart…es-in-the-world-timeline/

Polymetal will den Sitz nun nach Kasachstan verlagern. Es endet auch die Lagerung im UK (CREST ist der britische Zentralverwahrer), dann geht auch kein Freiverkehr mehr. Sie arbeiten an weiteren Börsenplätzen, aber das könnte ein Zweitlisting in Arabien oder Hongkong sein. Für einen GDR haben sie keinen Dienstleister gefunden.

Zwischenzeitlich stürzte die Aktie daraufhin um über 50% in London ab, aktuell noch -27%. In Moskau hingegen +6%.

Wir müssen also erstmal bei unseren Brokern abklären, ob wir die Aktien künftig überhaupt noch dort halten können, oder was ggf. zu unternehmen ist.

Man kann sich direkt im Register bei der AIX eintragen lassen, dann natürlich ohne Handelbarkeit, oder man braucht einen Broker mit Zugang zur AIX. Diese sind abschließend auf der Seite der AIX aufgeführt, im wesentlichen welche aus Kasachstan, u.a. die Halyk Bank, daneben auch ein paar auf Zypern und einer aus Tschechien, bei dem man nur halten und verkaufen kann. Ob die deutsche Kunden annehmen, und ob man ein Konto vor Ort eröffnen müßte, ist unklar.

Das MOEX-Listing bleibt ebenfalls, aber das hilft uns derzeit ja nicht. Das Onlineportal des kasachischen Zentralverwahrers ist erst im Aufbau; wenn man nichts unternimmt, werden die Aktien scheint's automatisch dort registriert, aber man wird sich wohl melden müssen, wegen Bankverbindung und so.

Hier die Übersichtsseite dazu:

https://www.polymetalinternati…/en/re-domiciliation-agm/

Ich kann Polymetal jetzt schon nicht handeln (lt. comdirect wg. Russlandsanktionen), obwohl in Frankfurt regelmäßig Kurse gestellt werden. Die Verlagerung des Firmensitzes ist theoretisch außerdem von der Zustimmung der Aktionäre abhängig, ich gehe aber davon aus, dass die erfolgen wird.

Hab oben noch ergänzt.

Nächstes Jahr wird der Split kommen und POLY-K soll dann auch wieder an der LSE gelistet werden.

Sie schreiben auch, im 9. EU-Sanktionspaket sei beschlossen worden:

"EU persons are prohibited from acquiring new or extending existing participations in any non EU legal entity operating in the mining and quarrying sector in Russia" - da Polymetal auf Jersey registriert ist und damit außerhalb der EU, dürfen wir also gar keine Aktien mehr kaufen, wenn ich sie richtig verstehe.

Der Kurs an der MOEX entspricht aktuell 7,08 GBP - und selbst das dürfte noch einen Abschlag darstellen. Für 1,25 GBP hätte ich gerne vollgetankt, wenn absehbar wieder Dividenden ausgeschüttet werden, vielleicht in der Größenordnung 0,50$ - für 2020 war 1,34$ ausgeschüttet worden.

Sie bitten auch noch, den notwendigen HV-Beschlüssen am 30.05. aktiv zuzustimmen.

Ich will absehbar nicht verkaufen, aber wer weiß, wie schwierig es dann wieder sein wird, die direkt beim AIX-CSD hinterlegten Aktien zu einem Broker im Ausland zu transferieren; das könnte zwischen den Banken einfacher sein. Wenn es umsonst wäre, könnte man über ein Depot in Kasachstan nachdenken. Aber vielleicht klappt es auch noch mit dem Zweitlisting in Hongkong, wo man mit deutschen Brokern handeln kann.

Achtung: Wer ADRs hat, muß aktiv werden, sonst werden die wohl liquidiert und die Aktien dabei zwangsverkauft.

Von der Leyen versucht gerade wohl, auch Kasachstan irgendwie zu sanktionieren.

https://www.welt.de/wirtschaft…iskiert-Handelskrieg.html

Keine Ahnung, woodpecker . Aber Polymetal ist evtl. schon anders gelagert als die richtigen russischen ADRs. Da würde ich jetzt erst recht empfehlen, die Präsentation und die aktuellen FAQs durchzuarbeiten, ggf. auch die Pressemitteilung. Das Rundschreiben ist leider sehr umfangreich.

Du solltest Dich wohl mit Deinem Broker und der Ausgabestelle der ADRs auseinandersetzen, der Bank of New York Mellon. Das bloße Halten von Polymetal war nicht das Problem, wie ich im Februar bei meinen vielen Telefonaten herausgefunden hatte. Da ist nichts sanktioniert, auch der Übertrag nicht. Nur Handeln haben sie uns nicht mehr lassen. Den ADR sollte man gegen Gebühr auflösen können, evtl. auch umsonst. Du bekommst dann die Originalaktien eingebucht. Wenn Du nichts tust, verkaufen sie wohl die Aktien und Du bekommst den Liquidationserlös gutgeschrieben.

Ich habe eben bei der DKB und bei Lynx angefragt, was mit den Aktien passiert. Noch sind einige Wochen Zeit. Polymetal selbst warnte davor, es könne bei einigen UK-Brokern Zwangsverkäufe geben, aber das kann auch spezielle britische Depots betreffen.

Es wäre schon der Knüller, wenn auch Kasachstan ins Visier der Sanktionen genommen würde. Polymetal meinte im Webcast, die Wahrscheinlichkeit, daß es einmal aus russischer Sicht als "unfriendly jurisdiction" gelten würde, sei "nil".

Ich sehe jedenfalls nicht ein, warum ich meine russischen Aktien auf null abschreiben sollte, auch die MOEX nicht (morgen werden Dividenden ausgeschüttet, da bin ich schon gespannt), aber die anderen beiden erst recht nicht. Mit dem Kurs in Moskau wäre Polymetal aktuell meine größte Position (wegen des stornierten Verkaufs, aber nicht anschließenden Rückkaufs letztes Jahr), knapp vor KSB und nach der kürzlichen Halbierung der Centrotec-Position.