Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Neues von Fix Price: Deren GDR-Sponsor, die Bank of New York Mellon, hat ja die Verwahrung der GDRs zum 19.8. gekündigt. Fix Price wird nun in der Folge das Listing in London zum 19.8. kündigen. Die Redomizilierung an das AIFC (Kasachstan) hat am 3.7. stattgefunden und die GDRs werden auch bereits seit letztem Jahr an der AIX gehandelt, die sie als primäres Listing bezeichnen.

    Das deutet an, daß wie im Falle Polymetal ein Wechsel der Depotbank nach Kasachstan notwendig sein könnte, weg von Interactive Brokers. Bei denen hatte immerhin im Falle von Polymetal der Transfer (zu FF24) leichter geklappt als bei der DKB (zu Tabys). Die Frage ist aber auch, was passiert mit den GDRs? Sie schreiben, sie selbst hätten Zeit bis 19. August, um einen Nachfolger als depositary bank zu benennen und sie seien gerade in aktiven Verhandlungen darüber. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Auswirkungen haben könnte auf den Transfer, vermutlich nicht. Was passiert nach dem 19.8., wenn kein neuer GDR-Sponsor gefunden würde? An der AIX und MOEX werden nur die GDRs gehandelt. Ich vermute daher, daß sie einen GDR-Sponsor finden werden, vielleicht einen aus Kasachstan. BNY wird das GDR-Programm nicht vor einer 90-Tages-Frist beenden, die meinem Verständnis nach erst ab 19.8. beginnt. Aber ohne das LSE-Listing wird eine Verwahrung bei IB nicht mehr möglich sein.

    https://ir.fix-price.com/uploa…lation_19July2024_eng.pdf

    https://ir.fix-price.com/uploa…update_19July2024_eng.pdf


    Es ist von Vorteil, das Prozedere bereits einmal mitgemacht zu haben. Polymetal hatte ja eine recht gute Anleitung veröffentlicht, die im Falle von Fix Price bisher fehlt.


    Folgende Passage aus der heutigen Meldung ist mir rätselhaft:


    Quote

    The Group considers, among other options, the listing of its key operating subsidiary and offering its minority shareholders an opportunity to transfer their holdings to such operational subsidiary.


    Dividende habe ich bislang bei IB nicht erhalten, weil sie in russischen Rubel ausgeschüttet wurde. Ich wollte die Gesellschaft noch deswegen kontaktieren; rückwirkend läßt sich wohl die Währung nicht umstellen, das wurde ja so von der HV beschlossen. Vielleicht kann die Gutschrift nachgeholt werden; die Frage wäre dann, wie der Währungstausch von Rubel in Euro funktioniert a) bei Freedom24 oder b) bei Tabys - falls die die GDRs denn überhaupt akzeptieren, oder ob diese Möglichkeit individuell von der Gesellschaft ausgehandelt werden muß. Weiß jemand, FF24 Polymetal-ADRs akzeptierte?

    Der Kurs ist unter diesen Umständen wenig wunderlich auf 1,77$ abgeschmiert; vor einer Woche immerhin bei 30.000 Volumen an einem Tag. Gewinn 2023: 0,47$/GDR.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Die Interimsdividende von Fix Price wurde am 12.7. gutgeschrieben, 0,106 USD pro Aktie (9,23 RUB). An irgendeiner Stelle wurden die Rubel also doch getauscht, vielleicht nicht von IB, sondern vom Dienstleister im Auftrag von Fix Price.

    Ich hatte mich schon über den US-Dollar Betrag bei IB gewundert, man erhält ja keine Abrechnung und keinen Hinweis, erst jetzt in der mobilen App. Es wurde auch noch eine saftige Dividendengebühr abgezogen, wohl für den GDR-Sponsor.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Wenn mich die EU-Regierung zwingen / es mir ermöglichen würde, meine russischen Aktien zu verkaufen, hätte ich kein Problem damit.


    Idealerweise zu einem Zeitpunkt, den ich selbst wählen kann.


    Momentan darf ich zwar Abgeltungssteuer, Kirchensteuer und Soli auf meine russischen Dividenden zahlen (das nehmen die gerne an....), Rubel-Devisenwechsel oder Aktien-Verkauf sind aber leider, leider EU-verboten.

  • Gute Nachricht von Fix Price: Es wurde ein Nachfolger als GDR-Sponsor gefunden.

    Das LSE-Delisting ist nun erfolgt, aber die GDRs werden weiter im IB-Depot angezeigt. Ich habe eine Anfrage bei Lynx laufen, ob die GDR auch ohne Börsennotierung weiter gehalten werden können, und ob weiter wie zuletzt Dividenden ankommen. Irgendjemand, vielleicht der alte GDR-Sponsor, hatte den Tausch von Rubel in USD vorgenommen. Vermutung: Börsennotiz und Verwahrung sind zwei getrennte Dinge, die aber doch zusammenhängen: Das Delisting ändert nicht notwendigerweise etwas an der Verwahrart; in Deutschland dürften auch delistete Aktien weiter gehalten werden können, nehme ich an, habe aber keine Erfahrung damit. Es sei denn, die AG entscheidet, daß das Aktienregister nicht mehr bei Clearstream oder so geführt werden soll, sondern sie das selbst macht. Im Falle Polymetal wurde ja das Aktienregister selbst umgezogen von Computershare an den AIX-CSD, und dazu hatte IB keine Verbindung mehr. Das dürfte hier nicht der Fall sein. Ich frage bei Fix Price selbst an, wie sie das halten.


    Schlechte Nachricht von der MOEX: Die sind jetzt auch auf der Sanktionsliste der OFAC gelandet, inkl. der Verwahrstelle NSD. Das UK hat auch sofort nachgezogen. D.h. das Fenster, sie von IB ausgehend zu transferieren, hat sich geschlossen oder schließt sich bald - es ist eine Frist bis 12. Oktober für Transfers erwähnt. Als ich zuletzt schaute, ging das bei IB nur für nicht (von den USA) sanktionierte Aktien. Dividenden in Rubel werden von IB nicht gutgeschrieben. Die nicht reklamierten verfallen nach Ablauf von drei Jahren, und MOEX schüttet leider ordentliche Dividenden aus. Ein Transfer nach Rußland wäre aufwendig und wohl teuer geworden, plus ggf. Depotgebühren - ich kenne nur den Weg nur über die Freedom24-Tochter, die das aber aus der Erinnerung erst ab 30.000 Euro bestehendem Depotwert machen wollten - und dort wären Dividenden immerhin/auch nur auf ein Sperrkonto gutgeschrieben worden, so daß man sie irgendwann einmal nach Aufhebung der russischen Gegensanktionen aus dem Land rausbekommen könnte. Dazu kommt, daß man sie dann auch in der Steuererklärung angeben müßte, siehe #1.424, was nicht der Fall ist, solange sie bei IB gar nicht erst gutgeschrieben werden. So gesehen ist das vielleicht noch die bessere Alternative, besser nichts als negativ... Ein anderer Versuch wäre der Weg über Halyk in Kasachstan, ob die direkt Zugang zur russischen Börse haben und dort wenigstens Dividenden gutgeschrieben werden. Aber es ist viel Aufwand, auch finanziell, wohl nur für die Dividenden und mit ebenfalls ungewissem Ausgang. Ginge es hingegen darum, nicht die gesamte Depotposition zu verlieren, würde es sich ohne Zweifel lohnen.

    Auch hier könnte ich bei Lynx anfragen lassen, auch vor dem Hintergrund des Gerüchts von Meb Faber (s. #1.423), fürchte aber, daß wenig Erkenntnis dabei herauskommen wird...


    witchdream : Der Verkauf von russischen Wertpapieren ist doch nicht (nur) von der EU verboten, sondern von Rußland selbst untersagt, d.h. das NSD sollte das nicht zulassen? Wobei manche ADRs auch woanders geführt werden, außerhalb des NSD und damit des russischen Einflußes.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • witchdream : Der Verkauf von russischen Wertpapieren ist doch nicht (nur) von der EU verboten, sondern von Rußland selbst untersagt, d.h. das NSD sollte das nicht zulassen? Wobei manche ADRs auch woanders geführt werden, außerhalb des NSD und damit des russischen Einflußes.


    Keine Ahnung, kann sein oder auch nicht, dass das NSD da nachgezogen hat. Fest steht, dass die russische Regierung in den ersten Sanktionsmonaten noch "verzweifelt" versucht hat, ihren internationalen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, z.B. den Zinszahlungen auf Russland-Anleihen. Der Transfer der russischen Zinszahlungen wurde von der EU qua Unterbrechung der Überweisungs-Wege verhindert. Danach verkündete die EU den "technischen Bankrott" von Russland, was aber m.E. allgemein als Taschenspielertrick und Propaganda durchschaut wurde.


    Danach haben dann die Russen selbst angefangen, Dividenden qua Besteuerung abzugreifen, den Handel von Aktien für Ausländer zu behindern usw. Psychologisch auf der Ebene einer kindlichen Trotzreaktion, wenn du mich fragst.

  • habs auch gelesen - total wertlos.


    Weil es so ist, dass man die Aktien oder ADRs aktuell weder verkaufen, noch wertlos ausbuchen kann.

    Hab dazu tagelang mit meiner Bank telefoniert.


    Der Weg den ich aktuell versuche ist via "uneinbringliche Kapitalforderung", was ja bei Lando klappte.

    Aber ausgerechnet darauf weist das SDK nicht hin im Newsletter.

    "Es ist nicht der Stärkste, der überlebt, auch nicht der Intelligenteste, sondern der, der sich am besten anpassen kann" - nach Charles Darwin

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Einkaufsbeleg reicht, Einstandskosten werden als Verlust bis 20.000/a akzeptiert, ein evtl. Rest wird vorgetragen, (kann, glaube ich, sogar mit anderen Einkünften als Aktien verrechnet werden - mit dem Klammerteil habe ich keine Erfahrung, müsste man im Gesetz checken).

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Ich versuche das aktuell auch, die Steuererklärung ist noch nicht bearbeitet worden, allerdings nicht mit ADRs, sondern mit originalen, in Moskau gekauften Aktien. Beleg habe ich erstmal keinen beigefügt, nachdem es die letzten Jahre ausdrücklich hieß, ich solle erst auf Anforderung einreichen. Ich habe aber dazugeschrieben, worum es ging. Ein Urteil eines Finanzgerichtes wäre hilfreicher gewesen, als daß Landos Finanzamt das direkt anerkannte.

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  • Vor Gericht ist man zwar in Gottes Hand, aber normalen Rechtsstaat vorausgesetzt, müssen sie das anerkennen:


    Randziffer 60 in diesem Brief, dort sind auch Urteile zitiert.


    BMF v. 19.05.2022 - IV C 1 - S 2252_19_10003 _009 - NWB Datenbank.pdf


    Die Uneinbringlichkeit einer Kapitalforderung liegt vor, wenn dem Gläubiger keine gesetzlich gebilligte Möglichkeit zur
    Durchsetzung des Anspruchs offensteht.

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  • Bei mir geht der Link, da steht dann das in der Adresszeile:


    https://www.antizyklisch-inves…03-009-nwb-datenbank-pdf/


    Dein Link geht aber auch. Grundlage ist Par 20 EStG. Eine Aktie oder ein ADR ist unzweifelhaft eine Kapitalforderung, und die Gesetze verbieten momentan die Veräußerung. Falls das irgenwann wieder handelbar werden sollte, und eine Veräüßerung findet dann statt, muss der Erlös dann natürlich erklärt und versteuert werden.

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  • Das dachte ich mir schon, das liegt wahrscheinlich daran, daß Du die Datei irgendwo hochgeladen hast, es aber nicht für andere freigegeben ist.


    Zum Inhalt: Das wäre meine Hoffnung auch. Ich werde auf das o.g. Zitat verweisen. Ansonsten wäre die Forderung nie steuerlich abzuschreiben, wenn sich nichts mehr tut. Ich kann zwar momentan bei IB nicht handeln, aber ich bin mir nicht sicher, ob das gesetzlich ausgeschlossen ist, und darauf kommt es ja an. Zwischenzeitlich durften ausländische, zumindest aber westliche Anlager an der MOEX gar nicht mehr handeln. Mein letzter Stand war, daß für bestimmte Wertpapiere wieder der Handel ermöglicht werden sollte, der Verkaufserlös aber auf einem Sonderkonto verbleiben muß, von welchem aus das Geld aus nicht außer Landes verbracht werden kann. Ich weiß nicht, ob das für die Aktie der MOEX selbst gilt. Ginge prinzipiell nichts mehr, dann wären doch diese "Typ-S"-Konten gar nicht erst notwendig. Aus EU-rechtlicher Sicht sollte nichts gegen einen Verkauf sprechen, aber auch da bin ich mir nicht mehr sicher. Vielleicht könnte geltend gemacht werden, daß es die US-amerikanischen Gesetze untersagen, daß IB den Verkauf oder auch nur einen Übertrag zuläßt. Vor einigen Monaten kam nämlich auch die MOEX auf die US-Sanktionsliste, und dann darf IB nicht mehr dabei helfen. Damit könnte ich genauso argumentieren, denn wenn die Wertpapiere nun mal über IB verwahrt werden, kann ich nichts mehr ausrichten. Die entsprechende Frist war aber 2023 noch nicht abgelaufen. Ich bekomme auch nicht einmal mehr Dividenden gutgeschrieben, obwohl die wieder ordentlich zahlen (besonders unvorteilhaft übrigens bei Ausschüttung statt Thesaurierung).

    Den Restbestand an Polymetal bei Tabys und Fix Price habe ich nicht abgeschrieben. Ein Übertrag zu Freedom24 und ein Verkauf an der AIX wäre ja theoretisch möglich, wenngleich teuer, beides sind auch keine russischen Firmen, wobei ich nicht weiß, ob das Finanzamt das so im Detail weiß.


    Zu Fix Price, siehe oben. IB meinte auf Nachfrage, sie können Aktien ohne Listing nicht verwahren. Sie GDR werden aber im Depot weiter angezeigt, ich glaube mit der Börse "VALUE". Solange ich nicht dazu aufgefordert werde, etwas zu unternehmen, werde ich nichts machen. Wegen der Frage, ob künftig zu erwartende Dividendenzahlungen ohne das LSE-Listing bei mir ankommen, habe ich eine E-Mail an die IR geschrieben, die zweimal intern weitergeleitet, aber noch nicht beantwortet wurde. Es dürfte am Verwahrer (Clearstream oder Euroclear) oder am Registrar liegen, nicht am Listing. Ich weiß nicht, ob sich da durch die Sitzverlagerung etwas geändert hat. Fix Price hatte schon zuvor den Sitz verlagert, meiner Erinnerung nach von den Britischen Jungferninseln nach Zypern, ohne daß das diesbezüglich etwas ausgemacht hätte. Sie hatten bereits zuvor ein Sekundärlisting an der AIX, und die ehemaligen LSE-Aktien sollten dadurch nicht automatisch umgeschrieben werden. Bei Polymetal zog damals ja das Aktienregister selbst mit um. Ferner ist noch die Frage, ob unter dem neuen GDR-Sponsor der Umtausch von Rubel zu USD weiterhin klappt. Das dauerte letztes Mal Monate und ist ja nicht selbstverständlich. Ich regte auch an, ob sie nicht gleich USD zahlen wollen, kann mir aber vorstellen, daß das schwierig ist, weil sie ja auch noch ein MOEX-Listing haben und die russischen Anleger wiederum mit USD ein Problem hätten. Ich weiß auch nicht, ob man für die verschiedenen Verwahrstellen unterschiedliche Währungen zahlen kann.


    PS. Während ich das schreibe, kommt gerade die Antwort von der Fix-Price-IR rein. Sie dürfen die Dividende nicht in verschiedenen Währungen für verschiedene Aktionärsgruppen auszahlen. Für die letzte Dividende nahm die Gesellschaft selbst den Währungstausch in USD vor. Es sollte auch keine Schwierigkeit damit geben durch den Wechsel des Depositorys (der also offenbar stattgefunden zu haben scheint, vielleicht war auch nur der GDR-Sponsor gemeint, denn man schreibt von "neither the depository bank nor Euroclear"?). Unter diesen Umständen wäre die Aktie zum weiter stark gesunkenen Kurs an der AIX interessant (1,3$), sofern eine entsprechende Dividende gezahlt wird. Aber ist schon hard-core und Risiken bleiben sicherlich.

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    Edited 2 times, last by Winter ().

  • Ich würde auch die Aktien, komplett alles beantragen. Du gibst ja nichts auf. Die Aktien bleiben in Deinem Eigentum. Du verlangst nur steuerliche Berücksichtigung der Tatsachen, dass Du echt investiert hast und nichts zurückbekommen kannst. Sollte sich die Lage ändern, ist der Fiskus wieder dabei und Du musst evtl. Erlöse dann mit Einstand null erklären.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


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