Kosten von Optionen und anderen MEthoden der Depotabsicherung

  • »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett


  • Experte bin ich nicht, aber hab so einiges mit OS gewonnen & versenkt ;-)


    Ich vergleiche OS immer mit einem Kredit!


    OS CALL DAX 11500 Bezug 0,01


    Wenn man 100 solcher Scheine kauft, dann würde man den DAX bei 11500 * 100 * 0.01 kaufen bzw. einen Kredit von 11500 EUR aufnehmen.


    Ich habe mir mal den hier rausgesucht: https://de.citifirst.com/DE/Pr…ptionsscheine/DAX/CC6KVM/


    Der OS kostet 8,88 EUR pro Stk, also 888 für 100.


    Den Preis sehe ich immer als Kreditzins an, d.h. ich darf für 888 EUR auf den Dax bis zum 18.5.2016 wetten.


    Ist der Dax am 18.5.2016 unter 11500, dann ist der OS Wertlos.
    Ist der Dax am 18.5.2016 über 11500, dann hat der OS ein inneren Wert.


    Der innere Wert eines OS ist ( Dax-Stand minus Basis) * Verhältnis.


    Um die 888 EUR wieder zu bekommen muß der Dax ( 11500 + 888 ) = 12388 erreichen.


    Beim Put ist das alles nur umgedreht :-)

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    Buffett

  • Dax am 30.12.13 9.586,53 9.594,35 9.552,16 9.552,16
    ( ich habe den 2.1. nicht genommen, weil es da eine hohe Schankung gibt und ich für den OS nur ein Kurs ermitteln kann!)


    Beim OS bin ich nicht sehr wählerisch da schau ich nur das es den schon zum Zeitpunkt gab und die Basis passt!


    https://de.citifirst.com/DE/Pr…ptionsscheine/DAX/CF6HW3/


    Depotwert von ca. 100k absichern => 100000 / 9552 / 0,01 = ~1050 Stk


    1050 Stk * 6,61= ca. 6950 Kosten => 6,95% vom Depotwert


    Der OS hatt am 30.12.2014 einen Restwert von 2,62 * 1050 = 2741 EUR - 6950 EUR = -4209 EUR Verlust

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  • Jetzt gehen wir mal von einem 30% Crash aus:


    9552 => 6686 bzw 100k => 70k


    OS: ( 9500 - 6686) * 0.01= 28,14 innerer Wert pro Stk + Zeitwert ( vernachlässigen wir mal)


    1050 * 28,14= 29537 EUR Verkaufswert


    Man kann damit sein Depot absichern ...

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  • Bsp: Am 1.7.2014 sagen wir uns, das geht jetzt runter, wir nehmen den alten bekannten OS: https://de.citifirst.com/DE/Pr…ptionsscheine/DAX/CF7EMT/


    DAX: 01.07.14 9.853,74 9.902,41 9.835,74 9.902,41
    OS: 3,02


    100k Depot / 9902 => 1010 Stk a. 3,02= 3060 EUR kosten


    Am 17.10.2014 sagen wir Stop, reicht:


    DAX: 17.10.14 8.629,16 8.850,27 8.588,42 8.850,27
    OS: 6,02


    DAX: 9902,41 - 8850,27 => -1052,14 => -10,6%
    Depot: 100k -10,6% => 89.375 EUR
    OS: 6,02 * 1010 => 6070 - 3060 = 3010 EUR


    3010 + 89375 => 92385 => -7,6%


    Bei kleinen Bewegungen scheinen OS sich nicht wirklich zu lohnen!

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Hallo dev,
    ich möchte mich erst einmal ganz herzlich für deine Mühe und Sorgfalt bedanken!!!!!


    Aktuell (späte Uhrzeit) habe ich nicht die Kraft und Konzentration, deine Beiträge konsequent durchzudenken und zu verstehen. Daher habe ich mir erst einmal ein Lesezeichen gesetzt. Ich werde es mir morgen oder übermorgen genauer anschauen und mich wieder melden.
    Aber zumindest meinen Dank wollte ich gleich ausdrücken.
    In dem Sinn wünsche ich einen schönen Sonntagabend!

  • Bsp:


    Bei kleinen Bewegungen scheinen OS sich nicht wirklich zu lohnen!


    Das liegt am Verfall des Zeitwertes. Puts zu kaufen am Geld lohnt sich nur wenn man in relativ kurzer Zeit mit einem signifikanten Rücksetzer rechnet.

  • Hier kommt ein Zahlenbeispiel, das Ihr selbst je nach gusto variieren könnt.


    In den USA gibt es den ETF "SPY" auf den S&P 500-Aktienkorb (genannt "die Spiders"). Ein SPY ist etwa so viel wert wie 1/10 des S&P 500 (minus einer kleinen Differenz aufgrund der ETF-Kosten). Ansonsten laufen die Kurse ziemlich exakt parallel. Yahoo! zeigt den


    SPY - Kus


    Der letzte Kurs von Freitag ist z.B. USD 210.66 für einen Anteil des SPY. Auf den SPY gibt es börsengehandelte Optionen an der CME, für die Yahoo! ebenfalls die Preise liefert:


    SPY Optionen mit Fälligkeit 15.01.2016


    Ein Put auf den SPY mit Strike bei USD 210.00 kostete am Freitag zuletzt USD 13.04. D.h. um ein Depot von USD 210.66 für knapp ein Jahr bei USD 210 abzusichern, zahlst Du 13.04/210.66 = 6.19% des aktuellen Depotwertes.


    Der Put mit Strike bei USD 190 (also etwa 10% unter dem aktuellen Kurs) kostete am Freitag zuletzt USD 6.94, d.h. eine Depotabsicherung 10% unter dem aktuellen Kurs ist schon deutlich billiger: 6.94/210.66 = 3.29% des Depotwertes.


    Eine kürzere Laufzeit ist ebenfalls billiger. Z.B. kostet ein Put bei USD 210 mit Fälligkeit zum 18.9.2015 nur USD 9.80, d.h. die Absicherung am Geld für gut ein halbes Jahr kostet 9.80/210.66 = 4.65% des Depotwertes.


    Technisches Detail: Ein Put auf den SPY berechtigt Dich, an einem beliebigen Tag bis zur Fälligkeit einen Anteil des SPY zum jeweiligen Strike zu verkaufen (amerikanische Option, Settlement durch Lieferung des Underlying). Gehandelt werden "Kontrakte" dieser Optionen zu je 100 Stück. D.h. mit einem Kontrakt kannst Du ein Depotwert von USD 21066 absichern.


    Der SPY hat noch einen großen Bruder, den SPX, nämlich den echten S&P 500-Index, auf den es auch Optionen gibt. Im Unterschied zum SPY sind diese Optionen "europäisch", d.h. ausgeübt werden kann nur am Tag der Fälligkeit, aber nicht vorher, und außerdem wird nichts geliefert, sondern es findet am Tag der Fälligkeit ein Barausgleich statt (klar, denn der SPX ist bloß ein Index, aber kein Wertpapier). Der SPX war zuletzt bei 2104.50, d.h. mit einem Kontrakt kann man einen Depotwert von USD 210450 absichern.


    Zu den Zahlenbeispielen muss man sagen, dass die Puts derzeit nahezu ungeschlagen günstig sind. Technisch sagt man, dass die "implizite Volatilität" sehr niedrig ist. Wenn der Kurs des Underlyings (SPY) ein Random Walk wäre (exponentierte Brownsche Bewegung), dann könnte man nämlich das Auszahlungsprofil der Option auch dadaurch erzielen, dass man eine bestimmte Summe an SPY long oder short ist und diese nach einer bestimmten Vorschrift permanent anpasst. Der Preis der Option heute hängt dann davon ab, wie volatil der SPY in Zukunft ist und wie teuer diese permanente Anpassung sein wird. Daher der Name "implizite Volatilität": Wenn das underlying einen Random Walk machen würde, dann spiegelt der heutige Optionspreis genau die vom Markt erwartete Volatilität wider. In der Praxis ist es kein Random Walk, und so steckt im Optionspreis nicht nur die erwartete Volatilität, sondern auch die ganzen Abweichungen vom Random Walk.


    In der Praxis haben die Optionen "am Geld", also die, deren Strike nahe am heutigen Kurs liegt, eine geringere implizite Volatilität (IV) als diejenigen weit "aus dem Geld", d.h. die, deren Strike weit vom aktuellen Kurs entfernt sind. Das ist das sogenannte "Optionslächeln" (wenn man IV gegen Strike plottet, sieht man einen Smiley), das an den "fat tails" der Verteilung liegt, d.h. an einer Abweichung vom Random Walk. Außerdem sind Strikes unter dem aktuellen Kurs in der Regel teurer, da die Verteilung schief ist (linker fat tail ist fatter).


    Der VIX misst die implizite Volatilität einer bestimmten Auswahl von Optionen auf den SPX, also genau, worüber wir gerade sprachen. D.h. ein Blick auf den VIX und Ihr wisst, ob Indexoptionen auf den S&P500 gerade billig oder teuer sind. Zur Zeit sind sie super billig.


    Balkenchart

  • Mit etwas mehr Schlaf sieht alles sehr einleuchtend und spürbar verständlicher aus. Auch für mich als Options-Analphabeten. :P


    Ich gebe mal eine nicht mehr so kurze Zusammenfassung, wie ich das Thema verstanden habe. Diese mag etwas simpel gestrickt sein - ich fühle mich wie beim Erlernen einer neuen Schrift, noch ziemlich unsicher und tapsig. Für Korrekturen und genauere Erläuterungen bei Missverständnissen bin ich ebenso dankbar wie für fachkundige Kommentierungen bei den offenen Fragen.


    Part 1: Grundsätzliches:
    1. Optionen lassen sich mit Krediten oder mit Versicherungen vergleichen. Der sinkende Zeitwert entspricht den laufenden Zinszahlungen für den Kredit bzw. den laufenden Versicherungszahlungen für die Versicherung.
    2. So wie es im Leben ganz wichtige und gute ebenso wie absolut überflüssige Versicherungen gibt, gilt das auch für die Welt der Optionsscheine. Optionsverkäufer (aka Banken und Finazdienstleister) verdienen ähnlich viel Vertrauen wie Versicherungsverkäufer - sie handeln im Eigeninteresse als Verkäufer, nicht unbedingt in meinem Interesse. Trotzdem sind Optionen, wie Versicherungen, nicht per se schlecht.
    3. Bei Optionen, wie bei Versicherungen und ganz besonders bei Anlagen an der Börse, gilt die Regel "costs matter". Je geringer die Kosten, desto höher die eigene Chance auf Gewinne.


    Part 2: Daumenregeln, um die Kosten niedrig zu halten:
    4. Börsengehandelte Optionen (mit ISIN) sind Optionsscheinen (ohne ISIN???) aus Kostengründen vorzuziehen, da hier nicht im Alleingang eine Bank, sondern Angebot und Nachfrage an der Börse den Preis bestimmen (nach Balkenchart)
    4.a: Optionen großer Indizes dürften stärker gehandelt werden und damit einen geringeren Spread als viele Optionen einzelner Unternehmen aufweisen und daher aus Kostengesichtspunkten vorzuziehen (Eigene Schlussfolgerung ohne empirische Erfahrung)
    5. Optionen "Nah am Kurs" sind günstiger als Optionen weit aus dem Kurs und daher aus Kostengründen vorzuziehen (Der Grund liegt laut Balkenchart im von ihm erklärten "Optionslächeln") (Übersetzung DEV: "Basis passt")
    6. Optionen "am Geld" sind etwas günstiger als Optionen "am Brief" und daher aus Kostengründen vorzuziehen (Der Grund laut Balkenchart: Verteilung ist schief, "linker fat tail ist fatter")
    7. Der Zeitwertverlust pro Tag steigt am Ende eines Optionsscheinlebens überproportional hoch, daher sind langlaufende Optionen aus Kostenerwägungen vorzuziehen (habe ich mal woanders aufgeschnappt, für Bestätigung oder Dementi wäre ich dankbar)
    8. "amerikanische" versus "europäische" Optionen.
    (Besonderheiten europäischer Optionen lauf Balkenchart, sinngemäß: " "europäisch" [bedeutet, diese können nur] ausgeübt werden [...] am Tag der Fälligkeit, aber nicht vorher, und außerdem wird nichts geliefert, sondern es findet am Tag der Fälligkeit ein Barausgleich statt."
    Für mich klingt das so, als seien "europäische" Optionen in ihren Möglichkeiten eingeschränkter. Das klingt so, als sollten "europäische" Optionen etwas günstiger sein.
    Kann mir jemand mehr zu den Vor- und Nachteilen beider Optionsformen im praktischen Einsatz für den Kleinanleger sagen? Sind "europäische" Optionen eher aus Kostengründen vorzuziehen oder wegen praktischer Probleme eher abzulehnen? Oder besteht meist keine Wahl, weil die Mehrheit aller Optionen einer Gattung angehört?



    Part 3: Musterkalkulationen von Dev:
    9. Die Kosten für eine Absicherung von 100% des Depots via DAX-Option betrugen Anfang 2014 bei der von Dev gewählten Option 6,95% des Depotwerts.
    10. Für den Fall eines DAX-Crashs um 30% betrüge der Wert der Optionen 29,5%. Damit funktionieren die Optionen als Depotversicherung. Die Kosten für diese Versicherung hingegen hätte ich hingegen durch eine intelligente Aktienauswahl erwirtschaften müssen, die den DAX als Orientierungsindex outperformen soll. 8,8% Outperformance - das ist hart, aber bei vorsichtiger Anlageweise in Krisenzeiten machbar.
    Fazit: Tauglichkeit als Krisenschutz scheint gegeben zu sein, im Vergleich zum kostenfreien wie auch chancenfreien Komplettausstieg.
    11. Für den Fall eines starken DAX-Anstieges, wie wir ihn seit Beginn 2015 sehen, würde der Wert der Optionen kollabieren. Das ist zwar bitter, aber der DAX-Anstieg ist wesentlich höher als die Kosten für die Optionen. Daher werden die Chancen auf einen Anstieg gewahrt, aber die Bremsspuren sind unübersehbar hoch.
    Anmerkung: Der Aktien-Anstieg 2015 stützt sich nach meinem Empfunden zu großen Teilen auf Blue Chips. Ich kenne so gut wie keine valueorientierten Depots, die in den letzten 2 Monaten mit dem DAX mithalten konnten. Bei mir selber liegt der Anstieg im Bereich dieser 6,95%. Die bisherige Jahresrendite läge also etwa im Bereich des Restwertes der Optionen. Aber das wäre auch OK, da ich mir einerseits wenig von 2015 versprach und andererseits meine größten Wetten dieses Jahres, Ölwerte, erst im 2. Halbjahr richtig fliegen lernen sollen.
    12. Geringe Kursveränderungen am Beispiel des Jahres 2014: Der DAX stieg um 2,7%, der Wert der Optionen fiel um 4,2%. Durch den Verlust des Zeitwerts sind die Kosten höher als die Gewinne. Fazit: In Zeiten eines eher gleichmäßigen Wachstums kostet eine Depotabsicherung mit Optionen richtig heftig an der knappen Rendite. Das sollte eine Outperformance der eigenen Aktienwahl zwar ausbügeln können, aber in erwartbar ruhigeren Zeiten stellt sich trotzdem besonders stark die Frage nach der Notwendigkeit teurer Depotabsicherungen.


    Part 4: Weitergehende Überlegungen
    13. Wahrscheinlich aus den unter 11 aufgeführten Gründen heraus sind Optionen in Zeiten niedriger Volatilität (=langsames Kurswachstum) günstiger als in Zeiten hoher Volatilität. Einerseits geringere Nachfrage, andererseit geringeres Risiko für die Halter der Gegenseite. In Zeiten steigender Volatilität steigt der Preisaufschlag für die Volatilität und kann den Zeitwertverlust durchaus aufheben oder gar übertreffen, so dass Optionen mit der Zeit teurer und nicht billiger werden.


    14. Allerdings geht der Antizykliker davon aus, dass längere Phasen der Stabilität an Börsen unausweichlich Instabilität erzeugt (Blasenbildung, Unterschätzung von Risiken, steigende Honorierung luftigerer Kalkulationen etc. pp.), wie Instabilität an Börsen zu stärkerer Stabilität führt (Blasen platzen, wachsende Risikoscheu wegen schlechter Erfahrungen, aus schlechten Erfahrungen heruas steigt die Orientierung auf solide fundierte Kalkulationen...)


    15. Wenn ich mir die Diskussion aus dem letzten Frühling über Markttiming und statistische Erkenntisse der Auswertung von etwa 130 Jahren S&P500 richtig in Erinnerung rufe, steigt bei hohen Kursen (Shiller-KGV > 27) nicht nur das Verlustrisiko, sondern in noch viel stärkerem Maß die Volatilität. Bei hohen Kursen waren sowohl deutlich Kurseinbrüche ALS AUCH deutliche Kursanstiege häufiger als bei gemäßigten Kursen, dafür sank der prozentuale Anteil moderater Kurssteigerungen.


    16. Der S&P500 ist mittlerweile richtig teuer. Als ich Anfang Januar in Shillers Tabellen nachschaute, hatte der Shiller-KGV für den S&P500 im Dezember 2014 erstmals den Wert von 27 überschritten (leichte Korrekturen sind noch möglich, da Shiller zu diesem Zeitpunkt noch einige Parameter fehlten, die vorerst notdürftig abgschätzt wurden). Zugleich sind laut Balkenchart Optionen für den S&P5ßß derzeit so günstig wie nur selten, eine Folge der geringen Volatilität der letzten Zeit wie auch insbesondere des aktuell weit verbreiteten Optimismus gerade an der amerikanischen Börse.


    17. FAZIT: Put-Optionen auf den S&P500 als einem der derzeit teuersten Aktienmärkte könnte in zweierlei Sicht interessant sein:
    - Einerseits als große Wette auf deutliche Kurseinbrüche
    - Andererseits als kleine Wette auf eine spürbar wachsende Volatilität
    - Irgendwann müssen die Amis von ihrer Nullzinspolitik und dem massenhaftem quantitative easing wieder ablassen!


    Dagegen stehen:
    - Zeitwertverluste. Und Spiele gegen die Zeit sind gefährlich, Blasen können einen langen Atem haben!
    - Kontrabandenrisiko (von witchdream angeführt): In Krisenzeiten könnten Banken Probleme haben, die expliziten Zahlungsversprechen einzuhalten (Stichwort Lehman). Risikomindernde Überlegung: Für große Indizes geben viele Banken Optionen heraus. Bei einer Mischung der Optionsscheine lässt sich das Kontrabandenrisiko zumindest auf mehr Schultern verteilen.


    Die Idee gefällt mir spontan. Aber ich muss sie erst in Ruhe sacken lassen und "durchschmecken".
    Würde mich interessieren, was ihr dazu denkt!

  • Al Sting :
    Aus Sicht von jemanden, der sich selbst schon als so etwas wie ein Experte für die Bewertung von Derivaten bezeichnen würde, passt dass schon ganz gut.


    Die Analogie zu einem Kredit ist gar nicht so falsch, für manche Banken waren die eingenommen Optionsprämien ein Mittel, die Refi-Kosten zu senken (bei den jetztigen Zinssätzen wohl eher nicht).


    Amerikanische Optionen sind in der Tat teurer als Europäische Optionen, allerdings ist der Unterschied bei Calls kleiner als bei Puts, was damit zusammenhängt, dass die Aktien im Mittel steigen.


    Ein sehr wichtiger Punkt, der leider zu oft übersehen wird, betrifft Dividenden: Wenn ich eine Call-Optionen long bin bekomme ich keine Dividenden, wenn ich Aktien halte aber schon. Durch die (fehlenden) Dividenden werden z.B. typische Bonus- oder Discount-Zertifikate finanziert.


    Wg. der kurzen Laufzeiten und der Zeitwertkosten und der Abhängigkeit von der (impliziten) Volatilität sind Optionen und Optionsscheine vor allem auch stark vom richtigen Timing abhängig. Ich selbst handele deshalb auch überhaupt nicht mit Optionen oder Optionsscheinen.

    Vor die Wahl zwischen zwei möglichen Alternativen gestellt, wähle die Dritte!

  • Ehe mir der Faden entfleucht, übe ich mich mal in ein paar Suchwörtern:
    #Optionen #Option #Optionsschein #Optionsscheine
    #Depotabsicherung
    #AlStingsErinnerung #AlSting

  • Ich probiere mal meine Musterrechnung, und freue mich über so fachkundige Kommentierungen wie schon in dieser ganzen Diskussion.


    Anforderungsliste für die Option:
    - Put-Option auf den S&P 500
    - Höhe der Depotabsicherung 100.000€
    - Option nah am Geld. Bei einem S&P 500 = 2.101 wäre das für eine Put-Option 2.100 (für eine Call-Option wäre es allerdings 2.125)
    - Laufzeit 1 Jahr --> bis Mitte März 2016
    - An der Börse gehandelt --> nur mit WKN
    - Stückelung 100:1
    --> Im Optionsschein-Selektor der Commerzbank habe ich dafür gefunden (Spread jeweils 1 Cent)
    1. Commerzbank, WKN CR4ZBY, Preis Brief 1,40€
    2. Deutsche Bank, WKN XM09YD, Preis Brief 1,36€
    3.Goldman-Sachs, WKN GT8DGJ, Preis Brief 1,33€
    4. UBS, WKN UZ6PHX, Preis Brief 1,40€
    5. Societe General, WKN SG7WQL, Preis Brief 1,43€


    Die Goldmänner mag ich nicht, also wähle ich die Deutsche Bank als den zweitgünstigsten Anbieter. (Oder gibt es jenseits des Preises und obiger Kriterien noch weitere Details, auf die man jetzt bei der Auswahl achten sollte?)
    --> 2.100 Punkte / 100 = 21 USD. --> Ich kann der Deutschen Bank am 17.03.2016 virtuell je 100 Optionen "einen Indexstand des S&P500" für 2.100$ anbieten. Wenn der Kurs darüber liegt, lasse ich es sein. Wenn der Index aber beispielsweise bei 1.900 Punkten liegt, würde ich 200$ je 100 Optionen bzw. 2$ je Option erhalten. Ich gehe von einem stabilen Umtauschkurs US$-EUR zum aktuellen Preis aus (Währungsrisiko ist mir aber bewusst): 1€ = 1,097 US$.

    --> Plan: Abdeckung über 100.000€: 100.000€ x 1,097$/€ / 2.100$ x 100 = 5.223 Otionen
    5.223 Optionen x 1,36€/Option = 7.103€
    --> Die Absicherung kostet maximal 7,1% per anno, unter der Annahme stabiler Umtauschkurse.


    Plan 2: Alles wie oben, nur dieses Mal mit einer Laufzeit von 2 Jahren, bis Mitte März 2017
    --> Ich finde bei dem Suchtool der Commerzbank nur noch ein Angebot von der Deutschen Bank, aber dafür mit 2 WKN:
    1. Deutsche Bank, WKN DT9Z4J oder WKN XM1B10, Preis Brief 2,17€, Spread schon 2 Cent
    Ich brauche wieder 5.223 Optionen. 5.223 Optionen x 2,17€/Option = 11.334€
    Diese Absicherung kostet also nur noch 5,5% per anno. (1,11334^(1/2)-1 in Prozent)


    Plan 3: Langesmögliche Laufzeit bei den augewählten Kriterien
    --> Deutsche Bank, Laufzeit bis Dezember 2017 = 2,75 Jahre, WKN DT0JSU Briefpreis 2,73€, Spread 4 Cent
    Ich brauche wieder 5.223 Optionen. 5.223 Optionen x 2,73€/Option = 14.259€
    Diese Absicherung kostet also nur noch 5,0% per anno. (1,14259^(1/2,75)-1 in Prozent)


    Abschließend die zusammengefassten Fragen:
    Frage 1: Rechnung korrekt oder habe ich etwas übersehen?
    Frage 2: Habe ich alle in Stuttgart handelbaren Put-Optionen für den S&P 500 gefunden? Mich wundert, dass es ab 2 Jahren Restlaufzeit keine Konkurrenz mehr gibt.
    Frage 3: Wie sehr belebt Konkurrenz das Geschäft? Lohnt es sich, zwei Wochen abzuwarten, bis (hoffentlich!) auch andere Banken als die Deutsche Optionen mit Ablaufdatum 17. März 2017 anbieten? (Der Spread stieg mit steigender Restlaufzeit, blieb aber m.E. erträglich)
    Frage 4: Sollte ich bei den Optionen noch auf weitere Details (Delta, Omega, Theta, Hebel, Implizite Volatilität, Aufgeld p. a., Zeitwert, Innerer Wert, Aufgeld...) achten oder läuft das eher unter "too much information" ohne wirklichen Erkenntnisgewinn?
    Frage 5: Der annualisierte Wertverlust (=Kreditkosten) sinkt offensichtlich bei steigender Laufzeit. Spricht für eine möglichst lange Laufzeit.
    Was spricht neben einem höheren Kapitalbedarf bei gleichem abgesicherten Volumen noch GEGEN eine lange Laufzeit? Oder wie ermittle ich die goldene Mitte?


    #Optionsberechnung

  • Hallo Al,


    bei Optionen sinken im allgemeinen mit längerer Laufzeit die annualiserten Kosten. Eine optimale Laufzeit gibt es nicht. Du solltest Dir vorher im klaren sein, über welchen Zeitraum Du abgesichert sein möchtest und dann einfach für den Zeitraum abschliessen.


    Mal zum Vergleich: Der "theoretische" Wert einer "at the money" S&P Option ist ungefähr 5,4% für ein Jahr. D.h. Du zahlst schon mal 1,7% p.a. auf das ganze Portfolio als Marge an die Bank. Das sollte man sich im klaren sein, dass diese Zertifikate immer fette Margen beinhalten.


    Ich halte es pesönlich für relativ unsinnig über längere Zeiträume "at the money" mit puts zu hedgen.


    mmi

  • Hallo Al,


    bei Optionen sinken im allgemeinen mit längerer Laufzeit die annualiserten Kosten. Eine optimale Laufzeit gibt es nicht. Du solltest Dir vorher im klaren sein, über welchen Zeitraum Du abgesichert sein möchtest und dann einfach für den Zeitraum abschliessen.


    Ich bin schlecht im Market timing. Die Märkte sind m.E. überteuert (Shiller-KGV~28), aber eine Marktkorrektur kommt meist unerwartet und dann oft gleich heftig. Es kann Wochen bis zur Marktkorrektur dauern, aber auch 1-2 Jahre. Ich habe da keine gute Kristallkugel.
    Daher erscheint mir eine längerfristige Absicherung nicht verkehrt - sagen wir perspektivisch 2 Jahre.


    Ach ja, was spricht gegen längerlaufende Puts, die man nicht auslaufen lässt, sondern beispielsweise nach 1 Jahr verkauft? Ist das ökonomisch schlechter als ein Put, der 1 Jahr läuft und dann eingelöst wird?


    Zitat

    Mal zum Vergleich: Der "theoretische" Wert einer "at the money" S&P Option ist ungefähr 5,4% für ein Jahr. D.h. Du zahlst schon mal 1,7% p.a. auf das ganze Portfolio als Marge an die Bank. Das sollte man sich im klaren sein, dass diese Zertifikate immer fette Margen beinhalten.


    Woher kennst du diesen theoretischen Wert? Habe ich etwa wieder einmal Optionen und Optionsscheine verwechselt und die teurere Version erworben? Dann interessiert mich natürlich, ob und wo ich die billigeren Preise fände.


    Zitat

    Ich halte es pesönlich für relativ unsinnig über längere Zeiträume "at the money" mit puts zu hedgen.
    mmi


    Da würde mich eine exaktere Antwort interessieren:
    1. Hältst du grundsätzlich Puts über längere Zeit als Depotabsicherung für unsinnig? oder
    2. Hältst du Puts "at the money" für unsinnig? Wo würdest du sie alternativ verankern - oder würdest du sie eher stetig rollierend erneuern?

  • Der Preis den ich genannt habe ist der "Institutionelle Preis", als Privatanleger bleibt Dir vermutlich nur der Retail Preis wenn Du das unbedingt machen willst.


    Bei einem längerlaufenedne Put dn Du nach einem Jahr verkaufst hast Du noch das zusätzlciher Risiko dass sich die Vola ändert. Weniger Vola, geringerer Preis.


    Und ja, ich halte sowohl eine dauerhafte Absicherung über Puts wie auch at the money für unsinnig. Wenn man pesimistsich ist, sollte man entweder gleich in Cash gehen oder ein Kassa Instrument short gehen, z.B. den DAX über einen CFD.


    mmi

  • Der Preis den ich genannt habe ist der "Institutionelle Preis", als Privatanleger bleibt Dir vermutlich nur der Retail Preis wenn Du das unbedingt machen willst.


    Ah, danke, gut zu wissen.


    Zitat

    Bei einem längerlaufenedne Put dn Du nach einem Jahr verkaufst hast Du noch das zusätzlciher Risiko dass sich die Vola ändert. Weniger Vola, geringerer Preis.


    Ja, auf die Volatilität hoffe ich ja auch, allerdings umgekehrt. :-)
    Balkenchart schrieb vor kurzem, die Volatilität wäre derzeit an einem absoluten Tiefpunkt. Den Eindruck habe ich auch, wobei mir die Datenbasis fehlt (Kennt jemand eine Quelle, die das für den S&P500 wiedergibt?).
    Das ist bei sehr teuren (und sehr billigen) Börsen ungewöhnlich, wie mir bei der eigenen Auswertung der Daten des S&P von Shiller auffiel. Selbst wenn die Kurse bei einem Shiller-KGS>27 teils noch zulegten, auf jeden Fall nahmen die Ausschläge massiv zu. Nach oben wie nach unten. Die Börsen wurden fiebrig und nervös.
    Will sagen: Ein Put auf den S&P wettet einerseits mittelfristig auf einen Kursrückgang und andererseits, etwas kurzfristiger, auf eine steigende Nervosität der Börsen und eine höhere Volatilität.


    Zitat

    Und ja, ich halte sowohl eine dauerhafte Absicherung über Puts wie auch at the money für unsinnig. Wenn man pesimistsich ist, sollte man entweder gleich in Cash gehen oder ein Kassa Instrument short gehen, z.B. den DAX über einen CFD.


    Was verstehst du unter "Kassa-Instrument short"? Was wäre das für den S&P (der mich diesbezüglich mehr als der DAX interessiert)?


    Ich muss wohl noch viel lernen in diesem Marktsegment. :-)


    Vielen Dank für weitere Erläuterungen,
    Al Sting

  • Den Aspekt mit der Vola finde ich zugegebenermaßen auch recht charmant aktuell.
    Der VDAX (der doch bei Dax-Optionen maßgeblich ist, oder liege ich da falsch?!), steht bei 18,xx , das ist schon sehr niedrig.
    Wobei man beachten sollte, dass es auch Perioden gab, wo der 1 Jahr und länger bei <15 lag, z.B. 1996, 2005.


    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Ich weiß nicht, ob's das noch gibt, aber eine Zeitlang konntest Du auch Optionsscheine auf den VIX (Volatilität des SP500) bzw. VDAX kaufen.
    Hübscher Chart des VIX für Al Sting :
    http://finance.yahoo.com/echarts?s=^VIX+Interactive#{%22range%22%3A%22max%22%2C%22scale%22%3A%22logarithmic%22}


    Edith meint, das mit den Klammeraffen hätte ich noch nicht so drauf :D

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Herzlichen Dank für den VIX, kannte ich noch nicht.
    In Deutschland sollte wohl auch niemand einen Index so nennen. ;-)
    Die ola ist offensichtlich derzeit recht niedrig. Offensichtlich war dieser Index auch schon mal niedriger, aber 1996 und 2005-2006 war der Shiller-KGV auch "erst" bei 25-26. Wobei ich das auch schon erstaunlich teuer finde - ich hätte die minimale Vola eher bei Werten um 20 erwartet.
    2007 stieg der VIX dann auch über 27, aber da stieg auch Vola langsam an. Und 2008 kamen Absturz und starker Vola-Anstieg dann zusammen.


    Ich freunde mich immer mit dem Gedanken an 2 Jahre Planungszeitraum an. -)