ADR GDR - Tricks, Tipps, Kosten und Fallstricke

  • Die Diskussion im Rumänien Faden über ADR/ GDR Gebühren, Strukturen und potenzielle Probleme ist interessant genug, dass sie einen eigenen Thread verdient. (außerdem vermutlich einfacher zum Wiederfinden, falls man es in 3-4 Jahren noch mal braucht).


    meist ist es so, dass die ausgebende Bank der ADR/GDR eine gewisse "Gebühr" bei der Dividendenzahlung abzwackt, die durchaus recht happig sein kann.
    Gerade bei exotischeren Titeln schlagen BONY&co gerne saftig zu.Beispiele aus dem letzten Jahr:
    Gazprom ADR: Dividende $0.39739, "fremde spesen" $0.02 pro ADR = 5% der Dividende.
    Rushydro ADR: Dividende $0.038713, "fremde spesen" $0.005 (jeweils pro ADR) = 13% der Dividende!
    Surgutneftegas ADR: Dividende $0.164920, "fremde spesen" $0.04 pro ADR = 24% der Dividende!!man sieht recht gut: je exotischer/illiquider der Titel, desto mehr wird zugelangt.


    ich glaube nicht dass Instis sich um die ADR-fee drücken können.Einzige Möglichkeit wäre vor dem Ex-Tag verkaufen und danach wieder zurückkaufen, dank niedrigerer Transaktionskosten wahrscheinlich gut möglich WENN das ADR liquide ist (was es meistens nicht ist, bzw. je liquider, je geringer fällt auch die ADR fee aus... ein Schelm wer böses dabei denkt).
    Auf jeden Fall eine Gelddruckmaschine für Bank of New York Mellon (der Haupt-ADR-Sponsor). Das ist ja nichts weiteres als eine "Zahlstelle"-Funktion (Dividende der Originalaktien einstreichen, in USD umwandeln und an die ADR-holder auszahlen (nach Steuern und Gebühren)). Und dafür dann eine Mordsmarge nehmen, weil manche Investoren eben nur über ADRs investieren können/dürfen.Ein weiteres nicht von der Hand zu weisendes Risiko bei ADRs sind Kapitalmaßnahmen. Da sind dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet, da der ADR-Holder kein Aktionär ist und somit quasi "rechtlos".Ein besonders abschreckendes Beispiel war Orascom Telekom vor 5 Jahren ("deeply discounted rights issue ohne Bezugsrechtehandel") :





    Das läuft in der Regel über Rebates. D.h. als großer Kund lege ich BNY Mellon vor was ich an Fees gezahlt habe und bekomme eine Erstattung.Das läuft in vielen Bereichen so. Große Amleger zahlen fast nie die offiziellen Gebührensätze. Um das nicht offen zu zeigen, gibt es dann immer sogenannte Side Letters wo entsprechende Rückerstattungen (Rebates) vereinbart werden.





    Nice to know (aus US Sicht): Es gibt durchaus verschiedene ADR Typen:


    The US allows several different types of ADR. (...) they have different degrees of backing and support from the company you are investing in.


    Unsponsored ADRs are issued without a formal agreement between the issuing bank and the foreign company – indeed, the company may have no desire to see its shares listed abroad at all. They trade on the over-the-counter market.


    Sponsored ADRs fall into three categories. All are supported by the company, but with different levels of regulation.


    Level I ADRs trade in the over the counter market. Reporting requirements are very low – the company does not need to issue any reports in the US or under US accounting standards. It must be listed on a foreign stock exchange and issue a report in English in that country under local accounting rules.


    Level II ADRs can trade on a stockmarket such as NYSE or Nasdaq. The company must register with the Securities and Exchange Commission and issue annual reports in the US to US accounting standards.


    Level III ADRs are used by companies that don’t simply want to float their shares abroad, but also to raise capital in the US market. Consequently, they are regulated to a similar standard to US companies. They must issue a offering prospectus, while all subsequent new releases made in their home market must also be issued in the US to US standards.



    Generell zu beachten:

    Zitat

    What’s more, the ADR could be withdrawn at any time and you could be waiting for some considerable time before the depositary sells the shares and sends you the proceeds. And you may be hit with an unreasonably large administration fee in the process. While a sponsored ADR can also be withdrawn, it will typically be done in a more shareholder-friendly way than with an unsponsored ADR.

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Gute Idee, interessanter Beitrag. Aber zwei Dinge habe ich noch nicht ganz verstanden.


    1.) Gilt das für ADRs gesagte in gleicher Weise für GDRs, bzw. was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem ADR und einem GDR? Wenn ich das richtig verstehe, sind ADRs von einer amerikanischen Bank ausgestellte und in USD ausgegebene Zertifikate auf Aktien oder Aktienanteile eines nicht-US-amerikanischen Unternehmens, und GDRs sind von einer Bank irgendeinen Landes in irgendeiner Währung ausgegebene Zertifikate auf Aktien oder Aktienanteile irgendeines Unternehmens? Demnach wären ADRs eigentlich, logisch gesehen, nur ein Unterbegriff von GDRs, oder gibt es auch prinzipielle Unterschiede?


    2.) Das Motiv der Bank zur Ausgabe von ADRs/GDRs hat Jerobeam ja sehr schön aufgezeigt, aber neben dem Angebot bedarf es ja noch einer Nachfrage für einen Markt. Wenn ich es richtig verstehe dient die Konstruktion dazu, potentiellen Investoren in einem Land, in dem eine Aktie nicht gelistet ist, die Investmentmöglichkeit zugänglich zu machen, ohne an eine Auslandsbörse gehen zu müssen bzw. ohne dass das Unternehmen ein offizelles Listing in diesem Land machen muss?
    Dann dürfte es aber eigentlich die ADRs/GDRs nur dann geben, wenn die Aktie selbst an der gleichen Börse nicht investierbar ist. Tatsächlich ist es aber bei vielen Auslandswerten so, dass in Deutschland sowohl die Aktie als auch ADRs/GDRs parallel gehandelt werden.
    Was ist der Grund dafür, dass ADRs/GDRs auch dann noch gehandelt werden, wenn an der gleichen Börse auch die Originalaktie zugänglich ist? Und gehe ich richtig in der Annahme, dass dann eigentlich für den Anleger in einem solchen Fall das Direktinvestment in die Aktie immer die bessere Alternative ist (sofern der ADR/GDR nicht mit einem Abschlag zu haben ist)? Oder haben ADRs/GDRs neben ihrer ggf. ausschließlichen Verfügbarkeit auch Vorteile gegenüber einem Investment direkt in die Aktie?

  • Dann dürfte es aber eigentlich die ADRs/GDRs nur dann geben, wenn die Aktie selbst an der gleichen Börse nicht investierbar ist. Tatsächlich ist es aber bei vielen Auslandswerten so, dass in Deutschland sowohl die Aktie als auch ADRs/GDRs parallel gehandelt werden.


    Ich glaube, ADRs und GDRs werden nicht für den deutschen, sondern für den amerikanischen Markt gemacht.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith


  • Ich glaube, ADRs und GDRs werden nicht für den deutschen, sondern für den amerikanischen Markt gemacht.



    So wie ich das verstehe ist der Hauptunterschied zwischen ADRs und GDRs einerseits


    die Zielmärkte (ADRs = USA, GDRs = westliche Auslandsmärkte genereller, z.B. Londoner Börse)


    und andererseits die rechtlichen Verpflichtungen. Bei ADRs gibt es bestimmte Vorgaben durch die SEC, bei GDRs können Unternehmen (theoretisch, wenn sie die USA außen vor lassen wollen) britische, deutsche, französische Gesetzgebung/Vorschriften wählen. Für ADRs gilt z.B.:



    von
    http://www.investopedia.com/ar…-stocks-adrs-and-gdrs.asp
    Übersicht und nützliche Einführung.


    2 seitige generelle Erklärung von GDRs durch die Citi:
    https://wwss.citissb.com/adr/common/file.aspx?idf=1525



    Dann dürfte es aber eigentlich die ADRs/GDRs nur dann geben, wenn die Aktie selbst an der gleichen Börse nicht investierbar ist. Tatsächlich ist es aber bei vielen Auslandswerten so, dass in Deutschland sowohl die Aktie als auch ADRs/GDRs parallel gehandelt werden.


    Handelbarkeit und Liquidität sind weitere mögliche Gründe warum es sowohl ADRs und "Original" aktie parallel geben kann.Es z.B. von Nintendo ADRs welche auf 1/8 Originalaktie lauten. Hauptgrund wird aber wie von cktest erwähnt sein, dass ADRs für den amerikanischen Markt konzipiert sind.

    beati pauperes spiritu


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    Einmal editiert, zuletzt von qed1984 ()

  • Die Service Fee ist in USD (0,03 USD), die Dividende in Lei (3,15 RON). Lt. dem von jerobeam verlinkten Dokument entsprechen 3,15 Lei 0,79097 USD. Mein Taschenrechner behauptet, das seien 3,79% der Bruttodividende (0,03/0,79097). Viel ärgerlicher ist aber die "withholding rate" = Quellensteuer?

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