Tips und Tricks die eigene Psychologie auszutricksen !

  • Dank vieler guter Beiträge und Threadhersteller, kann man in diesem Forum, sehr viel lernen.
    Auch Kritik, die hier ausgeübt wird, schätze ich besonders, da diese m.M.n. mich persönlich immer zum Nachdenken zwingen.


    Ich denke es ist vielleicht auch interessant, einen Thread zu eröffnen, wie der eine oder andere seine eigene Psyche austrickst, um in einer Situation klarzukommen, die aktuell gegen einen läuft.
    Oder aber auch sich auf einen kommenden Crash vorzubereiten. (wahrscheinlich ist das eher für den privaten interessant)


    Ich mach mal den Anfang:


    Als ich 2011 in Münchner Rück als meine größte Position eingestiegen bin, lief diese sofort gegen mich. Da diese die größte Position in meinem Depot darstellt, musste ich erstmal schlucken. Meine Psyche spielte natürlich verrückt und ich sah die ganzen roten Ziffern.
    Jedoch schaffte ich es für 2 Tage eine Kurztrip zu planen, um aus dem Alltag zu kommen und einen anderen Blick dafür zu bekommen.


    Dabei spielte ich die Position der Münchner Rück auf einer anderen Ebene durch:


    Ich stellte mir vor, dass ich eine Immo als Kapitalanlage gekauft habe (natürlich in diesem Fall ohne Fremdkapital). Ich fand die Miete (Dividende), die bisher bezahlt wurde, interessant und wollte eigentlich eine konstante Miete kassieren (Dividende) . Da bisher die Mieten (Div.) regelmäßig bezahlt wurden, war die Warscheinlichkeit hoch, dass es auch in Zukunft bezahlt wird, da der Mieter (Vorstand) der selbe ist.
    Nach dem Kauf kam natürlich die böse Überraschung ! Der Kurs stürzt ! D.h. im Fall der Immobilie taucht auf einmal eine ungeplante Sanierung auf ! Indem Fall war es eine etwas teure Sanierung, z.Bsp. Heizkessel. D.h. ich musste mental für die Sanierungskosten aufkommen. Im Hintergrund musste ich davon ausgehen, dass die Miete weiterbezahlt wird und ich durch Mieteinnahmen, die Kosten wieder reinholen werde. Die Wertsteigerung in spe, habe ich gar nicht miteinkaluliert.


    Dies ist nur ein kleines Beispiel wie ich "mich" versuche auszutricksen bei Werten, die ich länger im Depot halten möchte. Der Grund warum ich die Immo als Beispiel immer nehme ist, dass dies meinem Unterbewusstsein, die Langfristigkeit diese Anlage immer wieder signalisiert. Ausserdem signalisiert das meinem Unterbwusstsein, dass immer wieder Sanierungskosten bei einer Immo auftauchen können.


    Aber natürlich ist immer die Vorraussetzung, dass das ganze ohne Fremdkapital stattfindet, damit keiner meine Entscheidung negativ beeinflussen kann.


    Vielleicht hilft das dem einen oder anderen und vielleicht hat jemand einen guten "Psychotrick" den ich mir aneignen kann.

  • Ja, ich vergleiche eine Aktien auch gerne mit einer Immobilie!


    Allerdings sehe ich einen Kurssturz nicht als Sanierung, sondern frage mich, wieso ist mein Grundstück heute weniger Wert als gestern - nur weil X notverkaufen muß oder hat sich die Geschäftsgrundlage verändert?


    Meine Langläufer beweisen mir immer wieder, das genau die Notverkäufe der Anderen, Chancen sind, aber kein Grund mein Depot zu räumen!


    Ich kann auch nicht nachvollziehen das manche beim Erreichen eines bestimmten Wertes verkaufen, obwohl es der Firma gut geht!


    Klar macht das durchleben einer Baisse keinen Spass und wenn ich genau wüsste wo fast Oben ist, würde ich gerne eine ( >25% ) auslassen!


    Edit: Aber manchmal wäre es besser gewesen schon am Anfang zu verkaufen!
    Ich habe einige Leichen im Keller ( -99%) und die halte ich - als Warnung!

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • hmm,. eine Aktie mit einer Immobilie zu vergleichen ist irgendwie komisch. Der eigentliche "Kicker" einer Aktie ist ja nicht die Dividende sondern das langfristige Wachstum durch Gewinnthesaurierung, was es bei einer Immobilei nicht gibt. Immobilie ist ja bekanntlich nur Werterhalt, für langfristigen Vermögenszuwachs braucht man ein produktives Asset.


    Der für mich einfachere Weg ist es, mich als Miteigentümer an der Firma zu fühlen anstatt nur als "Aktionär". Wenn man sich dann öfters nochmal wirklich langfristige Returns anschaut oder öfter mal per Hand 30 Jahre "compounded" , dann jucken einen kurzfristige Schwankungen nicht mehr so wirklich.


    Aber egal, alles was dazu führt langfristig zu denken ist ein Vorteil.


    MMI

  • hmm,. eine Aktie mit einer Immobilie zu vergleichen ist irgendwie komisch. Der eigentliche "Kicker" einer Aktie ist ja nicht die Dividende sondern das langfristige Wachstum durch Gewinnthesaurierung, was es bei einer Immobilei nicht gibt. Immobilie ist ja bekanntlich nur Werterhalt, für langfristigen Vermögenszuwachs braucht man ein produktives Asset.


    Steigende Gewinne vs. Mieterhöhungen


    Edit: Aber der Immovergleich soll vor allem zeigen, das Aktien in jeder Sekunde einen Handelswert zeigen, Immos seltener ;-)


    Wenn man sich dann öfters nochmal wirklich langfristige Returns anschaut oder öfter mal per Hand 30 Jahre "compounded" , dann jucken einen kurzfristige Schwankungen nicht mehr so wirklich.


    Aber egal, alles was dazu führt langfristig zu denken ist ein Vorteil.


    Ahh, da fällt mir noch etwas ein, ich zeige in Excel nicht nur den absoluten Gewinn in Prozent an, sondern auch runtergebrochen auf x% p.a. - dadurch sehen langfristige Gewinne nicht so hoch aus und kleine Schwankungen sieht man manchmal garnicht!

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Schöne thread-Idee von mobilpage!


    Ich mach mal den Anfang:


    Als ich 2011 in Münchner Rück als meine größte Position eingestiegen bin, lief diese sofort gegen mich. Da diese die größte Position in meinem Depot darstellt, musste ich erstmal schlucken. Meine Psyche spielte natürlich verrückt und ich sah die ganzen roten Ziffern.


    Dazu fallen mir einige Punkte ein, um die Psyche zu entspannen:


    1. Ich habe eine Zielmenge von 50 Aktien im Depot, d.h. selbst ein Totalverlust wirft das Depot im Durchschnitt nur zwei Prozent zurück. Das ist für jede Psyche verkraftbar.
    2. Bei einem Neukauf werden immer zwei Prozent des aktuellen Depotwerts eingesetzt, d.h. ich muss mir keinen Kopf machen, ob ich eine große oder kleine Depotposition kaufe.
    3. Am Wichtigsten für mich: Ich schaue nur auf die Performance des Gesamtdepots, d.h. die Performance von Einzelaktien interessiert nicht.
    4. Als Mechaniker versuche ich gar nicht erst, Einzelaktien zu analysieren oder zu "verstehen". Deshalb muss ich mir auch keine Vorwürfe machen, wenn einer meiner Käufe mal floppt - nach dem Motto: "Hätte ich mal besser recherchiert, dann wäre das nicht passiert".


    Für mich ist Börse ein Spiel mit statistischen Wahrscheinlichkeiten - ich versuche so zu Handeln, dass meine Depotpositionen mit hoher Wahrscheinlichkeit besser abschneiden als der Gesamtmarkt. Und dass Wahrscheinlichkeiten per definitionem nicht mit 100%iger Sicherheit eintreffen, ist eh klar... :whistling:

  • Es gibt eine bekannte Rede von Charlie Munger, die in diesem Zusammenhang interessant ist: The Psychology of Human Misjudgement -


    Ich bin selber noch nicht dazu gekommen, sie komplett anzuschauen. Mache ich aber noch. Für die Eiligen gibt es im Netz Transcripts, einfach mal Googeln.

  • Ganz witziges "Quiz" um den Investorentyp einzuschätzen der man selber ist:


    http://www.schroders.com/en/uk…iq/api/app/profiler-start


    Mein aggregiertes Ergebnis war wie folgt und trifft glaube ich zu 100% zu:


    Zitat

    The vigilant planner


    Investment strength: Doing your homework
    Defining characteristic: Anxious about investing
    Most likely to: Excessively worry about making a decision
    Least likely to: Act impulsively


    Dennoch wurde mir geraten eine Anlageberatung zu machen ;-)

  • Investment strength Doing your homework
    Defining characteristic Anxious about investing
    Most likely to Excessively worry about making a decision
    Least likely to Act impulsively


    same here! The vigilant planner

  • Investment strength Good with uncertainty
    Defining characteristic Follows the crowd
    Most likely to Be over-optimistic
    Least likely to Panic about investments


    "Follows the crows" passt denke ich nachgewiesenermaßen nicht, keine Ahnung wie der Test darauf kommt.
    Ansonsten ziemlich treffend.


    Tipp für mich: Ich soll nicht mehr ständig in "hot trends" investieren :thumbsup:


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh