Die Entwicklung erneuerbarer Energie + Profitmöglichkeiten

  • Wenn ein Kernkraftwerk explodieren würde (die extrem geringe Wahrscheinlichkeit dafür bitte auch mal in Relation zu anderen Risiken setzen), was würde dann tatsächlich passieren?

    Tschernobyl?

    Oder zählt das nicht als "Explosion"?

    Und klar: das war ein völlig anderer Reaktortyp etc. Aber bei deiner Frage ging es nicht um die Eintrittswahrscheinlichkeit, sondern um die Auswirkungen.

  • Wenn ein Kernkraftwerk explodieren würde (die extrem geringe Wahrscheinlichkeit dafür bitte auch mal in Relation zu anderen Risiken setzen), was würde dann tatsächlich passieren?

    für Tschernobyl waren das 30 Tote Feuerwehrmänner bei der Explosion, gemäß TORCH-Studie 60.000 weitere Tote durch Krebs. Die WHO-Studie mit kommt mit angegebenen rund 8.900 Toten in der Fachwelt nicht gut weg, andere Sprechen von über 1 Mio Toten durch Krebs. Insbesondere die Auswirkungen in Rumänien wurden nie richtig untersucht.


    Im Vergleich zu COVID-19 wenige, aber dafür sind durch die längeren Inkubationszeiten bei Krebs zumeist Jüngere betroffen.

  • Chernobyl könnte man gelten lassen, auch wenn es heute so nicht mehr passieren würde (offener Reaktorbrand, positiver Dampfblasenkoeffizient, Aushebeln von Sicherheitssystemen). Und? Was war die Konsequenz? Ist die Welt untergegangen? Haben mutierte Zombies die Welt überrannt? Es gab ein paar Tote (sicher nicht schön (!!), aber andere Unfälle z.B. diese Woche in Beirut waren deutlich schlimmer) und einige km² werden gesperrt oder müssen dekontaminiert werden.


    Selbes gilt für den "Müll". Man sollte sich von dem Gedanken lösen dass das riesige Berge von Höllenmaterial wären. Es sind ein paar Tausend tonnen (DE). Wenn man damit rational und vernünftig umgehen würde und nicht Forderungen aufstellen würde dass sich ein 100.000 Jahren vielleicht mal jemand an der Oberfläche ein paar Mikrosievert abholen könnte wäre die Endlagerung schon längst gelöst (siehe Frankreich und Schweden, aber das möchte man ja nicht, denn dann wäre es ja kein Totschlagargument mehr).

  • haben mutierte Zombies die Welt überrannt? Es gab ein paar Tote (sicher nicht schön (!!), aber andere Unfälle z.B. diese Woche in Beirut waren deutlich schlimmer) und einige km² werden gesperrt oder müssen dekontaminiert werden.

    Das ist ganz schön zynisch und die Vergleiche der Atombefürworter hinken. So laufen nunmal keine seriösen Gefährdungsanalysen und Risikobewertungen.


    Bitte führt diese Diskussion ohne mich weiter. Statistiken und plausible Annahmen scheinen bei einigen Foristen wie vor die Säue geworfen.

  • gemäß TORCH-Studie 60.000 weitere Tote durch Krebs. Die WHO-Studie mit kommt mit angegebenen rund 8.900 Toten in der Fachwelt nicht gut weg, andere Sprechen von über 1 Mio Toten durch Krebs. Insbesondere die Auswirkungen in Rumänien wurden nie richtig untersucht.

    welche Fachwelt soll das sein?

    TORCH ist wissenschaftlich nicht haltbar.

    Wer über Millionen Tote spricht ist sowieso unseriös.


    Der WHO-Bericht ist hier:

    https://www.who.int/publications/i/item/9241594179

    Ab Seite 98 (105 im pdf) geht es um Sterblichkeit.


    Zusammenfassung auf Seite 106 (113 im pdf): "morbidity and mortality studies of both emergency workers and populations of areas contaminated (...) do not contradict pre-Chernobyl scientific data and models" (und so weiter) - von 8900 Toten ist da nirgendwo die Rede.

  • Überlege bitte einmal, was von diesem "worst case" tatsächlich Fakten wären und was "Gefühl" (also der ganze mentale Ballast von Jahrzehntelangem medialem Trommelfeuer gegen Kernenergie in Deutschland). Wenn ein Kernkraftwerk explodieren würde (die extrem geringe Wahrscheinlichkeit dafür bitte auch mal in Relation zu anderen Risiken setzen), was würde dann tatsächlich passieren?

    Hallo jb,


    eine gute Frage. Hm. Also ich selbst hab wohl keine jahrzehnte mediales Trommelfeuer hinter mir, ich bin 34 und bis 20 rum war mir das sowieso egal und dann etwa kam stückweise das Interesse für solche Themen. Ich glaube mich auch noch erinnern zu können das ich bei ersten ursprünglichen Laufzeit-Verlängerung dafür war. Da war ich allerdings glaube ich noch ein Student und hatte überhaupt wenig Ahnung von irgendwas.


    Ein wesentlicher Punkt warum ich tendenziell recht gegen Atomstrom bin, ist, dass ich durch Berufsfeld die großen Fortschritte im Erneuerbaren-Bereich sehe. Die Kosten-Senkungen, etc. Ich sehe also schlussendlich gar nicht die Notwendigkeit für Atomstrom, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls, wie Du schreibst, sehr gering ist. Und ich darf Dir versichern dass ich ein Mensch bin, der sein Leben soweit möglich mit Wahrscheinlichkeiten angeht :)..


    Als hysterisch hab ich generell auch immer mehr die Gegenseite wahrgenommen, also die Leute die sich an Gleise gekettet haben, etc. Insofern bin ich da recht neutral meine ich.


    Was ich denke was passieren würde bzw. könnte, wäre das Gebiete praktisch unbewohnbar werden könnten. Das ich z.B. nicht mehr in meiner Heimat wohnen könnte, wenn ich Landshut das Kraftwerk hochgeht. Oder generell auch bei anderer Leute Heimat. In Fukushima möchte ich nicht mehr wohnen, ich fahr nicht mal gern durch.


    Ich hab auch kein großes Problem, keine Angst, wenn das noch läuft, aber ich will nicht dass man die Entwicklung von Alternativen beeinträchtigt, weil man den Status Quo erhalten möchte. Kurzum, ich sehe im Wesentlichen die Notwendigkeit nicht, ansonsten könnte ich mir durchaus vorstellen dass ich es geringeres Übel zu Kohle erachten würde.

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • Das ist ganz schön zynisch und die Vergleiche der Atombefürworter hinken. So laufen nunmal keine seriösen Gefährdungsanalysen und Risikobewertungen.

    Die Jahrelange fahrlässige Lagerung von tausenden Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut und das Halsbrecherische Experiment von Anatoly Dyatlov kann mann glaube ich schon vergleichen. Auch wenn es sicher hier und da hinkt.

  • Bei einer (zugegebenermaßen unwahrscheinlichen) Explosion eines Atomkraftwerks wäre die Gegend über viele Jahrzehnte/Jahrhunderte(?) nicht bewohnbar. Wenn man viel Land bei wenig Bevölkerung hat, ist das natürlich kein Problem.

    In Beirut kann man sofort mit den Wiederaufbau beginnen und dort weiter leben.

    Wenn der Atommüll so unproblematisch wäre, verstehe ich nicht, warum kein Bundesland das Endlager bei sich haben möchte. Woran liegt das?

  • Selbes gilt für den "Müll". Man sollte sich von dem Gedanken lösen dass das riesige Berge von Höllenmaterial wären. Es sind ein paar Tausend tonnen (DE).

    Auch die Uranförderung ist/war nicht ohne, gerade in Deutschland. Und schon solltest du deine Schätzung des verstrahlten Mülls und Abraums in Deutschland um mehrere Zehnerpotenzen steigern.

    Mit 220.000 Tonnen Uran Gesamtförderung steht Deutschland (via DDR) in der Uranförderliste immerhin auf Rang 5.

    Zitat

    Zum Wismut-Erbe gehören unter anderem fast 50 Halden mit mehr als 300 Millionen Kubikmeter schwach radioaktivem Gestein, vier große industrielle Absetzanlagen mit über 160 Millionen Kubikmeter radioaktiv belastetem Schlamm und ein früherer Uranerztagebau nahe dem thüringischen Ronneburg.

    Das wurde nur mit juristischen Tricks umdeklariert, weil so viel ist ja quasi nicht zu bezahlen, und ist ja zudem bloß in Sachsen und Thüringen.

    Zitat

    Für die Sanierungstätigkeit der bundeseigenen Wismut GmbH seien insbesondere die Vorschriften des Strahlenschutzrechtes in Form von übergeleitetem DDR-Recht maßgeblich, beantwortet das Bundeswirtschaftsministerium die Linken-Anfrage. Es handele sich bei den betreffenden radioaktiven Stoffen deshalb auch „nicht um radioaktive Abfälle im Sinne des Atomgesetzes“. Freigrenzen und Freigabewerte der Strahlenschutzverordnung seien nicht anzuwenden, heißt es.
    [...]

    Indem die Bundesregierung den kontaminierten Schrott per DDR-Gesetz zu nichtradioaktivem Atommüll umdefiniert, entfällt auch die Verpflichtung, die Wismut-Abfälle perspektivisch in ein Endlager zu bringen. Wohin auch? Die einzig in Frage kommende Lagerstätte Schacht Konrad bei Salzgitter ist nur für 303.000 Kubikmeter schwach und mittelradioaktiven Müll genehmigt.

    Mit der Anwendung des DDR-Rechts entfällt zudem die Verpflichtung zur formellen Öffentlichkeitsbeteiligung vor der Erteilung von Genehmigungen. Für die Entsorger eine enorme Entlastung, hat das Unternehmen in Sachsen und Thüringen doch mehr als 8.000 bergrechtliche, strahlenschutzrechtliche, wasserrechtliche und umweltrechtliche Genehmigungsverfahren geführt. Bislang hat die Sanierung mehr als 6 Milliarden Euro gekostet.

    https://taz.de/Uran-Abraum-in-…-und-Thueringen/!5051981/


    Edit: Im Uranatlas wird auf den Seiten 30+31 genauer auf die Uran-Altlasten in Thüringen und Sachsen eingegangen: https://www.bund.net/fileadmin…mkraft/uranatlas_2019.pdf

  • -Bzgl. pro oder contra Atomkraft gibt es kein richtig oder falsch. Das ist eine Abwägungsfrage von Chancen und Risiken über die man trefflich streiten kann und die nur politisch entschieden werden kann.

    -Im Buch „Geschichte der Zukunft - Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute“ von Radau findet sich auch ein Kapital zur Atomkraft. Optimismus für die Atomenergie war zuerst bei Physikern (zur Gewissensberuhigung brauchten Sie nach der Atombombe unbedingt eine gute Nutzung ihrer Entdeckung Kernspaltung) und der Bevölkerung (Ideen wie Flugzeuge mit Atomantrieb - „Atomhysterie“ hatte damals noch die gegenteilige Bedeutung) vertreten, während die größten Skeptiker anfangs Ingenieure und Ökonomen waren.

    -Ist neben der Atomkraft nicht das bestehende Kernwaffenarsenal eine vergleichbare Gefahr? Warum wird darüber vergleichsweise wenig diskutiert?

  • Zurück zum Thema Wasserstoff. Wenn man sich mal die in der letzten Zeit veröffentlichten Strategien (Deutschland, EU) anschaut, scheint die "natürlichste" Anwendung des Wasserstoffs die Stahlherstellung zu sein.


    Statt des EIsenerz mit Kohle (Koks) zu reduzieren, macht man das mit Wasserstoff, siehe z.B. hier:


    https://www.bdew.de/verband/ma…unft-ist-klimafreundlich/


    Die Problem sind bekannt (zu teuer, zu wenig Renewables) aber es gibt natürliih auch Chancen. Ich denke CO2 frei prodzierter Stahl könnte eine Alleinstellungsmerkmal sein für diejenigen die das zuerst schaffen.


    mmi

  • Das mit dem Wasserstoffstahl funktioniert nur, wenn es Importbeschränkungen gibt. Daran werkelt die EU bereits laut Altmeier neulich in einem Interview. Billiger ausländischer Stahl soll durch die EU preislich auf das "Wasserstoff"-Kostenniveau mit Zöllen angehoben werden im Rahmen der EU-CO2 Strategie.


    Ein weiteres Problem dabei ist, dass die Stahlwerke bei Wasserstoff außerdem zusätzliche externe Energie (Strom) brauchen, den sie bei Koks bisher selber erzeugten.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Ein weiteres Problem dabei ist, dass die Stahlwerke bei Wasserstoff außerdem zusätzliche externe Energie (Strom) brauchen, den sie bei Koks bisher selber erzeugte

    Ist ja eigentlich ganz gut, wenn sie den Strom direkt verwenden und nicht noch einen Umweg über Wasserstoff gehen müssen, um Wärme zu erzeugen.

    Übrigens überlegt Salzgitter wohl auch selbst Wasserstoff mit Hochtemperaturelektrolyse herzustellen. Die Abwärme können sie nämlich wunderbar verwerten und somit den Wirkungsgrad verbessern.

  • Das mit dem Wasserstoffstahl funktioniert nur, wenn es Importbeschränkungen gibt. Daran werkelt die EU bereits laut Altmeier neulich in einem Interview. Billiger ausländischer Stahl soll durch die EU preislich auf das "Wasserstoff"-Kostenniveau mit Zöllen angehoben werden im Rahmen der EU-CO2 Strategie.


    Ein weiteres Problem dabei ist, dass die Stahlwerke bei Wasserstoff außerdem zusätzliche externe Energie (Strom) brauchen, den sie bei Koks bisher selber erzeugten.

    Keine Importbeschränkungen. Eher Qualitätsanforderungen und Normen (CO2-neutrale Stahlerzeugung), die für in- und ausländischen Stahl, europäischen und außereuropischen Stahl gleichermaßen gelten.

    Wenn unsere (Klimawandel lässt grüßen) ernsthaft eine CO2-neutrale Gesellschaft und Volkswirtschaft entwickeln wollen, führt daran entsprechenden Normen mittelfristig eh kein Weg vorbei. Und die Firmen, die technologisch führen und das zuerst markttauglich machen, könnten ihre Produkte und Verfahren später global ausrollen.

    Die zeitlich frühen scharfen Umweltnormen haben die deutsche Industrie in den Achtzigern auch geärgert, sich aber mittelfristig als segensreich erwiesen, weil später alle Welt grüne Technologie aus Deutschland nachfragte.

  • Das mit dem Wasserstoffstahl funktioniert nur, wenn es Importbeschränkungen gibt. Daran werkelt die EU bereits laut Altmeier neulich in einem Interview. Billiger ausländischer Stahl soll durch die EU preislich auf das "Wasserstoff"-Kostenniveau mit Zöllen angehoben werden im Rahmen der EU-CO2 Strategie.

    Ich habe das bislang nicht verfolgt.

    Aber falls das so ist, egal ob man es jetzt Importbeschränkung nennt oder höhere Importstandards, dann wäre das ja ein starken Katalysator für Salzgitter.

    Bislang eingepreist ist das nicht wenn ich mir den Kurs so ansehe.


    Interessant.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Gut, dann stellt Euch aber doch besser auf Inflation ein.

    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, braucht man 200 Kilo Stahl für ein Auto mit Materialkosten von 600 EUR oder so. Da ist jetzt nicht der ganz große Kostentreiber beim Endprodukt. Durchschnittlicher Neuwagenpreis ist in D 34 Tsd EUR.

  • . Aber wenn grundsätzlich alle Importe so reguliert werden, dass heimische CO2-neutrale Produktion wettbewerbsfähig wird, dann ist es ein bisschen mehr als nur der Stahl...

    Es wird darauf ankommen, ob man das CO2 Thema als Aufhänger nutzt, um die heimische Produktion zu schützen indem man pauschal Importe verteuert oder ob man nur diejenigen Importe verteuert, die nicht CO2 neutral produziert wurden (bzw. proportional zum CO2 Ausstoß)..

    Bei letzterem beschränkt sich die Verteuerung nur auf die Kostendifferenz zur Co2 neutralen Produktion. Dürfte auch nicht umsonst sein, aber wohl notwendig