• Wer ist mehr wert Gazprom oder Saudiaramco?

    • Saudi-Arabien schätzt den Wert von Saudi Aramco auf ca. 2.000 Mrd. USD.
    • Der Enterprise Value von Gazprom beträgt ca. 90 Mrd. USD (= 54 Marktcap + 36 Net Debt).


    Wie sieht's nun mit den Reserven aus:

    • Saudi Aramco 320 Mrd. boe (= 260,8 Öl + 58 boe Gas [298.700 Mrd. scf])
    • Gazprom 173 Mrd. boe


    Fazit:
    Den Preis den ich für Saudi Aramco (EV 2000 Mrd. USD) bezahlen müsste wäre 22 mal höher als für Gazprom (EV 90 Mrd. USD). Allerdings bekomme ich dafür nur ca. doppelt so viel barrel oil equivalent (boe). Mit anderen Worten Gazprom ist um den Faktor 11 billiger als Saudi Aramco!



    Umrechnungen:

    • 1000 kubicmeter Gas = 6,49 boe
    • 1 ft3 (scf) = 0,03 m3
    • 298.700 Mrd. scf (standard cubic feet) = 8.961 Mrd. m3 = 58 boe (barrel oil equivalent)


    Quellen:
    http://www.saudiaramco.com/con…-Facts-and-Figures-EN.pdf
    http://www.gazprom.com/f/posts…annual-report-2016-en.pdf


    15.10.2017 - Weltgrößter Börsengang steht auf der Kippe
    http://www.handelsblatt.com/fi…f-der-kippe/20456996.html

    First focus on risk, before focus on return! (Seth Klarman)

  • boe "brutto" vor Förderkosten ist kein besonders sinnvoller Vergleichsmaßstab.


    Zudem stellt sich bei beiden Firmen die Frage was der Kleinaktionär am Ende von den Gewinnen abbekommt.


  • Zudem stellt sich bei beiden Firmen die Frage was der Kleinaktionär am Ende von den Gewinnen abbekommt.


    Auf jeden Fall die Dividende.
    Eine meiner gemerkten Lektionen des Anlegerberichts aus Afrika: Bei Firmen aus "interessanten" Ländern bekommt die Dividende eine noch höhere Bedeutung als anderswo - mit einer stetigen und zuverlässigen Dividende kann ein Unternehmen zeigen, dass es zuverlässiger ist als eine nationale Regierung und zuweilen mehr Vertrauen verdient als Anleihen der eigenen Regierung.
    Die Dividendenrendite stimmt bei Gazprom - und wenn ich mich richtig erinnere, hat Gazprom auf dieser Ebene auch noch nie enttäuscht.


  • Auf jeden Fall die Dividende.
    Eine meiner gemerkten Lektionen des Anlegerberichts aus Afrika: Bei Firmen aus "interessanten" Ländern bekommt die Dividende eine noch höhere Bedeutung als anderswo - mit einer stetigen und zuverlässigen Dividende kann ein Unternehmen zeigen, dass es zuverlässiger ist als eine nationale Regierung und zuweilen mehr Vertrauen verdient als Anleihen der eigenen Regierung.
    Die Dividendenrendite stimmt bei Gazprom - und wenn ich mich richtig erinnere, hat Gazprom auf dieser Ebene auch noch nie enttäuscht.


    Das sehe ich auch so.
    Natürlich muss man bei Gazprom damit rechnen, dass die Regierung immer wieder kräftig abzapft.
    Wie auch aktuell, wo GP seine "Spenden" an regierungsnahe Organisationen kräftig erhöht hat.
    ABER:
    Auch wenn man bei GP die Hälfte des erwarteten CF und Gewinn abzieht, sind sie halt immernoch saubillig.


    Das Risiko sehe ich wenn dann in einem kompletten Bruch zwischen Europa und Russland, wo alle Gaslieferungen durch LNG ersetzt werden.
    Aber wir alle wissen dass das so einfach nicht ist, Jahrzehnte dauert, und mit jeder neuen Pipeline und auch mit dem schwindenden Einfluss der USA unwahrscheinlicher wird.


    Zumal auch bei den Saudis politisches Risiko nicht zu unterschätzen ist, oder glaubt jemand da würde es alles sauber und ohne Korruption und Vetternwirtschaft abgehen?!


    Für mich klarer Fall.


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Mal eine blöde Frage: Gazprom zahlt wenn sich der BB nicht täusch aktuell USD 0,207 Dividende pro Aktie. das macht bei einem Kurs von 4,5 USD/Aktie eine Dividendenrendite von 6% brutto. Finde ich jetz nicht so granatenmässig geil. Da muss man 17 Jahre warten um sein Geld zurückzubekommen und in 17 Jahren kann viel passieren.


    Was mich persönlich fundamental irritiert ist dass Gazprom die letzen 10 Jahre ungefähr doppelt so viel "Free Cashflow" produziert hat wie Dividenden ausgeschüttet, die Netto Schulden aber dennoch relativ stark gestiegen sind.

  • Mal eine blöde Frage: Gazprom zahlt wenn sich der BB nicht täusch aktuell USD 0,207 Dividende pro Aktie. das macht bei einem Kurs von 4,5 USD/Aktie eine Dividendenrendite von 6% brutto. Finde ich jetz nicht so granatenmässig geil.


    Welche börsennotierten Firmen kennst du denn so, die halbwegs stabil granatenmässig geile Dividenden zahlen?

  • Dem Eindruck, dass der Gazprom-Aktionär um einen bedeutenden Anteil an den Gewinnen betrogen wird, kann ich mich auch nicht erwähren. Allerdings scheint mir das bei Gazprom schon gut in den Aktienkurs eingepreist zu sein, so dass die AKtie dennoch ein lohnendes Investment sein kein (solange sich da keine allzu großen Verschiebungen ergeben), sofern der Abschlag für das politische Risiko und das Korruptionsrisiko groß genug ist.


    Bis zu einem gewissen Grad wird man als Aktionär allerdings bei vielen Großkonzernen um einen Teil seiner Gewinne "betrogen", wenn auch in vermutlich deutlich kleinerem Umfang und meist subtiler und nicht straftrechtlich relevant (wenn etwa die Vorstände sich ihre Gehälter erhöhen und fette Bonis auszallen, ohne das die Performance es rechtfertigt, Aktienrückkäufe bei zu hohen Kursen, Merger die nur dem Ego (und dem Gehalt) des Vorstands dienen, usw.).

    Vor die Wahl zwischen zwei möglichen Alternativen gestellt, wähle die Dritte!

  • Die typische US/Kanada Gas Pipeline zahlt auch ordentlich.


    Bei Enbridge bekommt man z.B. 5,5% mit deutlich weniger politischen Risiken.

  • Enbridge schüttet >100% seiner Gewinne aus, Gazprom weniger als 25%...
    Mag sein dass ein gewisser Teil der Investitionen in zweifelhafte Projekte/Assets fliessen (Fernsehsender, Villen am Schwarzen Meer, Fussballvereine...), aber der überwiegende Teil wird schon in Projekte fliessen die einen ROI aufweisen (Power of Siberia, Neue Öl/Gasquellen, Modernisierung des Kraftwerksparks etc).
    Enbridge wird wohl kaum in der Lage sein auf Dauer seine Zukunft ohne KE, Schuldenaufnahme oder Streichung der Dividende zu sichern.

  • „Kraft Sibiriens“ - Diese Pipeline beendet Gazproms Abhängigkeit von Europa
    Eduard Steiner, 07.04.2018
    https://www.welt.de/wirtschaft…engigkeit-von-Europa.html


    "Gazprom wird 38 Milliarden Kubikmeter nach China liefern, so war es im Vorjahr Richtung Europa inklusive Türkei das Rekordvolumen von 192,2 Milliarden Kubikmeter, was innerhalb der EU übrigens einen Marktanteil von 32 Prozent ergab. Gleichzeitig hat sich Europa aber über die Jahre schon längst aus einer zu großen Abhängigkeit von Russland befreit, indem es Pipelineverbindungen mit einer möglichen Umkehr der Flussrichtung (reverse flow) zwischen den Mitgliedstaaten gebaut und massenweise LNG-Terminals errichtet hat. Die Gesamtkapazität dieser Terminals beträgt über 220 Milliarden Kubikmeter, wobei sie wohlgemerkt nur zu etwa 25 Prozent ausgelastet sind, wie die International Gas Union auflistet."

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  • Und Finnland genehmigt Nord Stream 2.
    https://deutsche-wirtschafts-n…ssung-fuer-nord-stream-2/


    Dennoch Kurs heute arg im Rot...wohl eher aufgrund der Sanktionen nehme ich an.


    Die Gretchenfrage ist:
    Gilt auch diesmal "politische Börsen haben kurze Beine" ?!?


    wp

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  • International Gas Union (IGU) - 2017 World LNG Report
    https://www.igu.org/sites/defa…d_IGU_Report_FINAL_LR.pdf


    "Utilisation rates have been low across Europe, reaching an average of 25% in 2016 (steady with 2015), ranging between 4% and 54% by country. Despite holding 20% of global LNG import capacity, imports have been down in recent years due to competition from pipeline gas and weak continental demand, particularly in the power sector. Record Norwegian pipeline imports in 2015 as well as record Russian pipeline imports in 2016 further squeezed LNG in many markets. The expected growth of LNG into Europe did not materialize in 2016.


    Given low utilisation rates at existing regasification terminals, Western Europe may not require significant amounts of new regasification capacity despite the expected increase in LNG imports. France, Poland, and Turkey are the only European markets to complete new regasification terminals in Europe since Lithuania did so in 2014. Poland’s 3.6 MTPA Swinoujscie terminal is the country’s first LNG infrastructure, designed to diversify the country’s gas supply away from Russia. France’s 9.5 MTPA Dunkirk LNG terminal, which reached commercial operations in January 2017, is one of the largest import terminals in the world to come online in recent years, located in France’s northeast in proximity to the GATE, Zeebrugge, and Isle of Grain terminals. In addition, Turkey’s Etki LNG FSRU began commercial operations in early 2017, with two more Turkish FSRU proposals navigating the regulatory stages of development. In the medium term, Croatia could potentially become an LNG importer if progress is made on its Krk LNG terminal. Also on the Mediterranean Sea, Greece and Bulgaria are pushing to install an FSRU at Alexandroupolis, which has been aided by the progress on both the Trans-Adriatic Pipeline (TAP) and Interconnector Greece Bulgaria (IGB)." (Seite 49)

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  • Zitat

    Gleich neben dem Messerestaurant, in dem das Business-Frühstück stattfand, hatte die Staatsbank Sberbank ihren Stand. Deren Analyse-Abteilung hat gerade einen vernichtenden Bericht über Gazproms Investionsprogramm vorgelegt. Pipelineprojekte wie Nord Stream 2, Turkish Stream oder die nach China führende Leitung "Power of Siberia" ergäben für Gazproms Aktionäre - Russlands Bürger also - überhaupt keinen Sinn. Sie dienten einzig dazu, teure Infrastrukturaufträge an einen kleinen Kreis mächtiger Geschäftsleute zu verteilen. Der Bericht war so verheerend, dass sein Verfasser Alex Fak umgehend gefeuert wurde und Sberbank-Chef German Gref sich eigens bei Gazprom-Chef Alexej Miller entschuldigte.

    http://www.spiegel.de/wirtscha…otschafter-a-1209502.html


    Den Alex Fak wird man sich mal anschauen müssen. Scheint ein unabhängiger Geist zu sein.

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  • Den Report habe ich leider nicht gefunden, aber noch ein Artikel dazu:


    May 23, 2018 - A Fired Analyst Got Too Close to Gazprom's Truth

    Leonid Bershidsky at lbershidsky@bloomberg.net

    A report from Russian state bank Sberbank made the bold suggestion that Gazprom is run for its suppliers, not shareholders.

    https://www.bloomberg.com/view…-close-to-gazprom-s-truth


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  • Wobei man sagen muss dass halt der ganze RTX grade etwas schwächelt...ist also nix Gazpromspezifisches.


    Mein Tipp ist nachwievor NorthStream2 kommt am Ende durch.

    Der neueste Stand scheint zu sein, dass Konsultationen auf Regierungsebene geplant sind.

    Nu ist Mutti ja auch nicht ganz doof. Sie weiß dass Biden schöne Bilder will und zu den Alliierten ein besseres Verhältnis aufbauen will.

    Auch in Sachen Klima und anderen internationalen Themen sucht er Kompromisse, somit kann ein direktes Brüskieren der Deutschen kaum sein Interesse sein.

    Glichzeitig ist NS2 (darf man das so abkürzen?) natürlich kein Trumpthema, sondern die Dems mögen sie auch nicht.

    Also wird es auf einen deal herauslaufen, unter Freunden, mit schönen Bildern eines herzlichen Handschlag (ich sage voraus: Vor EXAKT der selben Kulisse wo damals DT den Handschlag verweigerte ;-) ).

    Deutschland bekommt NS2, die Ukraine und Polen bekommen auch irgendwas was sie zufrieden stellt, die Amis bekommen eine Abnahmegarantie für LNG oder dergleichen. Die Russen müssen irgendwas zahlen.

    Bis dahin dauert es denke ich noch bissl, aber das scheint mir einfach das wahrscheinlichste und auch beste outcome für alle.


    Spannend ist es allemal.


    wp

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  • Es kann auch genau umgekehrt laufen, gegen Gazprom:
    Für einen Entzug der deutschen Betriebsgenehmigung für NS2 (mehr können die Deutschen nicht machen) sprechen immer mehr Punkte:

    1. Mit der versuchten Nawalny-Ermordung und jetzt Nawalny-Verurteilung hat Putin gerade einen fetten Bock geschossen, der nach Sanktionen schreit.
    2. Biden ist ein US-Chef, dem Merkel eher ein Abschiedsgeschenk und Unterpfand für bessere Beziehungen gönnt als Trump. Also eher jetzt aus NS2 aussteigen als im letzten Jahr, als Trump es als Wahlkampftriumpf vorgezeigt hätte.
    3. Zudem Biden wieder dem Klimaabkommen beigetreten ist. Jetzt kann die deutsche Regierung zeigen, dass auch sie Klimaschutz ernst nimmt und das starke Treibhausgas Methan, das unter großen Verlusten in Produktion und Transport gen Europa gebracht wird, nicht noch stärker nachfragen will.

    4. Das Baltikum, Polen und die Ukraine würden eine deutsche Abkehr von NS2 als deutliches Entgegenkommen Deutschlands werten - der Goodwill kann noch wichtig werden. Auch mit anderen Ländern Europas sollte das Konfliktpunkte reduzieren.


    Will sagen: Ich sehe die politischen Risiken für NS2 eher steigen als fallen.