• Ja, auch Fraport ist jetzt auch antizyklisch.

    Absturz von 70€ im Februar auf jetzt 32€. Noch nicht auf Allzeittiefkurs, aber doch bald in der Nähe des 2009er Tiefs, dabei ist Fraport seither deutlich gewachsen. War das organisches Wachstum, oder durch Zukäufe von ausländischen Flughäfen?


    Flughäfen bleiben offen? Es könnten 60% weniger Passagiere werden, hieß es auf der BPK am Freitag. Sie bekommen wohl Geld pro Passagier (und vermutlich pro Flugzeug?).

    Mit den vermieteten Läden dürfte es ähnlich sein wie anderswo im Einzelhandel. Es sieht aber so aus, als ob das nicht zu einem Verlust führt dieses Jahr, nicht einmal die Dividende soll gestrichen werden.

    https://www.comdirect.de/inf/a…R=DESCENDING&_=#scroll-to


    Wenn die Corona-Krise vorbei ist, wie geht es weiter mit der Luftfahrtbranche? An sich dürfte es weiterhin ein Wachstumsfeld sein, Passagierzahlen steigen (siehe auch die Auftragsbücher von Airbus). Andererseits ist das politisch eigentlich nicht mehr gewollt, Stichwort CO2-Reduzierung. Gibt es Alternativen zu Kerosin, und welchen Anteil haben die Kerosinkosten derzeit am Ticketpreis?


    Wenn die Wachstumsstory intakt ist, dann sind solche Kennzahlen attraktiv, bei Kurs 32 Euro:

    KGV 7,0

    KBV 0,66

    KUV 0,79

    Divi 6,25%

    KPV10 8,2 (= PKV10 12,2%)

    Allerdings war der freie Cashflow der letzten 5 Jahre in der DB negativ!

    Nicht unerhebliche Insiderkäufe gestern.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Wenn die Corona-Krise vorbei ist, wie geht es weiter mit der Luftfahrtbranche? An sich dürfte es weiterhin ein Wachstumsfeld sein, Passagierzahlen steigen (siehe auch die Auftragsbücher von Airbus). Andererseits ist das politisch eigentlich nicht mehr gewollt, Stichwort CO2-Reduzierung. Gibt es Alternativen zu Kerosin, und welchen Anteil haben die Kerosinkosten derzeit am Ticketpreis?

    Schwierige Kiste, da überlege ich auch schon länger.

    Klar sind die superbillig.


    Aber sind die corona-proof?


    Wird es echt in einem Jahr ein volles back to normal geben für den Flugverkehr?


    Einiges spricht dagegen:


    - Es wird etliche Carrier zerreißen und wohl kaum Flotten vergrößert dieses Jahr, ganz im Gegenteil. Bedeutet weniger Flüge / Kunden für die Airport.

    - Gleichzeitig wird ja überall Kapazität geschaffen. Schau mal der neue Istanbul, aber auch andere airports bauen aus. Bedeutet mehr Konkurrenz.

    - Alle Regierungen werden zwar ihre Airports stützen, aber dadurch findet halt auch kein Abbau von Kapazität statt

    - Klar, der Ölpreis ist tief. Aber wenn man das mit dem Klima in irgendeiner Weise ernst nimmt wird man verhindern dass Flüge noch billiger werden

    - Was kommt nach dem Lock-Down und dem Ausrotten des Virus in DE / Europa? Antwort: Die Grenzen müssen so lange dicht bleiben bis auch in anderen Gegenden das Virus nicht mehr grassiert. Das aber könnte dauern. Lange dauern. Faktisch wird erst Ruhe einkehren wenn ein Impfstoff da ist und alle geimpft sind. Bis dahin: Essig für den Personenflugverkehr m.E.

    - Mieter werden ausfallen, ist für mich absolut nicht sicher ob da alles zu gleichen Konditionen wird wiedervermietet werden können, grade wenn Passagierzahlen unten bleiben


    - Großes Plus sehe ich dagegen beim Frachtverkehr. Durch das ganze Chaos wird der Bedarf an schneller Lieferung steigen. Und hier würde man m.E. auch politisch das CO2 Thema eher hinnehmen.


    Also würde ich gerne auf Frachtflugzeuge wetten.

    Welchen Anteil hat Fraport diesbezüglich?

    Gibt es da vielleicht "reinere" Werte? (Dt.Post hab ich schon, die haben das auch mit drin)


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Fraport ist möglicherweise also noch länger betroffen von der Pandemie als Einzelhändler. Jedoch:

    - Pleiten von Fluggesellschaften machen wenig: Die Flugzeuge und Slots wechseln dann halt zur Konkurrenz?

    - Kapazität steigt, aber das Fluggastaufkommen doch auch. Schon ohne Wachstum ist Fraport günstig. Gut finde ich, daß sie immer knapp 10% ROE erzielt haben. Angemessen und damit nichts, was rasiert werden müßte.

    Nettofinanzschulden knapp in Höhe des Eigenkapitals sind aber nicht ganz ohne, und nur 34% Eigenkapitalquote.


    Aber auch hier ergibt sich aus den kurzfristigen Problemen nur die Kaufgelegenheit; wichtiger sind mir langfristige Aussichten, und da ist meine große Sorge die Frage nach der "Klimaneutralität" des Fliegens. Ich kann mir vorstellen, daß gerade die Pandemie weltweit die Risikowahrnehmung erhöht und damit die Bereitschaft, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen gegen andere Bedrohungen.


    Synthetisches Kerosin scheint die vielversprechendste Alternative zu sein, vielleicht über power-to-liquid, mit überschüssigem Solar- oder Windstrom.

    https://www.zeit.de/mobilitaet…ches-kerosin-umweltschutz

    https://www.tagesspiegel.de/wi…des-kerosin/24976042.html

    Wie teuer würde dann fliegen? Überschlägige Abschätzung: Derzeitiger Literpreis für Kerosin ist 1 USD/Gallone, vor dem Absturz 2 und war auch schon über 3, entsprechend grob 25 / 50 / 75 Eurocent (Spitze 1€). (Quelle: https://www.eia.gov/dnav/pet/hist/EER_EPJK_PF4_RGC_DPGD.htm)

    Wenn 1-1,50€ bzw. 1,28€ in o.g. Artikel hinkäme, dann wäre das grob eine Verdopplung. Bei 3,58 l/100km und Flugpassagier kostet ein Transatlantikflug (NY-FRA = 6200km) also ca. 133 Euro mehr pro einfacher Strecke, bei Literpreis 60 Cent. Das müßte dann aber auch auf die mittleren Ticketpreise bezogen werden und nicht unbedingt 1:1 auf die günstigsten - die werden heute schon nur einen kleinen Deckungsbeitrag liefern.

    Das wäre zwar unschön für die Billigflüge (die in FRA eh keine große Rolle spielen werden), aber bei steigender und wohlhabender werdenden Weltbevölkerung und der Tendenz, Reisen als Statussymbol zu sehen, muß das keine bedrohlichen Ausmaße annehmen.


    Banner83 schrieb in einem anderen Thread:

    Zitat

    Bei Fraport stören mich die Verpflichtungen bei den Auslandsflughäfen. Die haben sich gegen Konzession verpflichtet teilweise die komplette Infrastruktur mit aufzubauen..


    Das erklärt den freien Cashflow, der in der Summe der letzten zehn Jahre fast null ist. Immerhin hat es auch zu entsprechendem Wachstum geführt, in Umsatzerlösen, die das bloße Wachstum der Passagierzahlen in Frankfurt weit übertreffen, und in Gewinnen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Aber auch hier ergibt sich aus den kurzfristigen Problemen nur die Kaufgelegenheit; wichtiger sind mir langfristige Aussichten, und da ist meine große Sorge die Frage nach der "Klimaneutralität" des Fliegens. Ich kann mir vorstellen, daß gerade die Pandemie weltweit die Risikowahrnehmung erhöht und damit die Bereitschaft, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen gegen andere Bedrohungen.

    Ein Gedanke.
    Was, wenn die Menschheit, nach vielen Monaten lock-down und ggf 1-2 Jahren dichte Grenzen und keinen Flügen, beschließt dass man das doch eigentlich direkt beibehalten kann (also wenig fliegen, nicht lock-down).


    Ich meine, Menschen sind Gewohnheitstiere.

    Wenn man vom ewigen Rumgefliege wegkommen will, dann doch direkt im Anschluss an die aktuelle Situation?


    Nur so ein Gedanke.


    Daher nochmal die Frage:

    Jemand ne Idee bzgl Frachflugverkehr?
    Der dürfte doch im Gegenteil zunehmen.

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  • Meine aktuelle Schätzung wäre, dass es auch bei Flughäfen erst im 3. Quartal nächsten Jahres annähernd auf Normalniveau zurück kommt.

  • Fraport ist ein Paradebeispiel dafür, warum bei hochverschuldeten AGs in Zeiten steigender Zinsen Vorsicht angebracht ist.


    In meinem Ausgangsposting war bei Kurs 32 Euro das KPV10 bei 8,2, d.h. der normalisierte Gewinn pro Aktie lag bei 3,90 Euro. Das war einmal.

    Abgesehen davon, daß der Umsatz auch im H1 noch weit unter dem Vor-Corona-Niveau liegt und die Marge sowieso: Selbst wenn wir davon ausgehen, daß sowohl der Umsatz zum 2019er-Niveau zurückkehrt und wir auch für die normalisierte operative Marge die Corona-Jahre ignorieren, d.h. die gleiche Marge wie zuvor annehmen, dann kommen wir auf ein EBIT von 730 MEUR. Der höchste tatsächlich erzielte Wert liegt übrigens nur bei 700 MEUR.


    Die bereits vorher hohe Verschuldung - deshalb war Fraport wohl auch günstiger nach KGV als andere Flughäfen - explodierte durch die Verluste während der Pandemie. Die kurz- und langfristigen Finanzschulden haben sich jeweils verdoppelt, die Nettofinanzschulden von 4,1 auf 7,1 Mrd. Euro erhöht (brutto 10,5). Damals ging 200 MEUR Zinsaufwand im Jahr weg. Alleine durch die verdoppelte Verschuldung sollte das eher bei 400 MEUR anzunehmen sein - das hängt natürlich davon ab, wann die Zinsen für die bestehenden Schulden festgemacht wurden und bis wann sie fixiert sind. In der 2019er-Präsentation wurde noch ein durchschnittlicher Zins von 2,4% genannt, in der für das H1 nur 2,2% (-> Nullzinsen seit Ende 2019!), was jedoch nicht übereinstimmt mit dem Verhältnis von Zinszahlungen/Bruttofinanzschulden. Da die Umlaufrendite heute auf dem höchsten Niveau der letzten 10+ Jahre ist, wird es künftig peu à peu mehr werden (und der Risikozuschlag sollte nicht niedriger ausfallen). 400 MEUR entspricht ~3,8% Zins. Im ersten Halbjahr waren die Zinsaufwendungen bereits 183 MEUR, annualisiert bereits 366. Das passt also.

    Damit also normalisiert:

    EBIT 700-730 MEUR

    Zins 366-400+ MEUR

    EBT 330 MEUR?

    EAT 228 MEUR bei 31% Steuersatz

    Minderheiten 2019 = 34 MEUR

    Nettogewinn 194 MEUR

    GpA 2,09 Euro, d.h. -46,5%.


    Bei Kurs 36,36 Euro also auf einmal ein KPV von 17,4.

    Selbst wenn man einem solchen Infrastrukturasset ein tendenziell höheres KGV zubilligt, berücksichtigt das immer noch nicht die hohe Verschuldung. Mit 730 MEUR EBIT ergibt sich ein EV/EBIT von 16,0.

    Auch wenn sie vorher keine Verschuldung gehabt hätten, hätte die Pandemie natürlich ein Loch in die Bilanz gerissen; bei der bereits hohen Hebelung (schlechten Zinsdeckung) schlägt das aber halt deutlicher aufs Nettoergebnis durch. Ich vermute auch, daß der gesunkene Kurs seit Jahresbeginn vor allem an der Verschuldung und den steigenden Zinsen liegt und weniger an der Eintrübung in der Reisebranche, vgl. dazu die Kurse anderer Flughäfen (ADP sogar noch im Plus seit Jahresbeginn).

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Du hast Recht, die Reisebranche ist nicht schuld, die brummt.


    Und gibt auch Flughafenaktien die richtig gut im Plus sind:


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    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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  • Ja, stimmt, Fraport ist nicht so guenstig. Wachstumsphantasie (Globalisierung setzt sich fort) ist durchaus vorhanden, dafuer ist die Aktie nicht so billig.

    Derzeit gibt es billigeres. Hamburger Hafenlogistik, waere vielleicht interessant, wenn man an weitere Globalisierung glaubt (was ja der Hauptgrund ist der fuer Fraport spricht).

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Exkurs: Mmh, das hängt davon ab, was man unter Globalisierung versteht. Wie sich das folgende zahlenmäßig zusammensetzt bei Fraport und unter dem Strich niederschlägt, weiß ich eh nicht. Dort spielt neben Urlaubs- und Geschäftsreisen auch die Logistik eine Rolle, wobei andere Güter per Flugzeug transportiert werden als per Schiff. Und auch die Deglobalisierung nur bezogen auf letztere ist halt nur ein plausibles Narrativ, kann auch alles anders kommen.

    Den Wunsch nach Reisen wird es weiterhin geben und bei steigendem Wohlstand eher mehr; als Luxusgut dürfte es aber unter einer Krise wie derzeit leiden. Das Klimathema gibt es nach wie vor - ich sehe nach wie vor nicht, wie klimaneutrales Fliegen nicht (langfristig!) mindestens mit einer Verteuerung verbunden sein kann und damit wahrscheinlich mit einer rückläufigen Nachfrage. Hingegen gibt es Tendenzen, die Produktion wieder ins eigene Land zurückzuholen. Schon die Lieferkettenprobleme haben die Anfälligkeit einer globalisierten Wirtschaft aufgezeigt, dazu kommen die Handelskriege, nicht nur gegen Rußland, sondern insbesondere auch gegen unseren wichtigsten Handelspartner China. Das spielt bei HHLA eine Rolle, die wir kürzlich hatten, und dort ist das Problem ebenfalls die hohe Verschuldung.

    Der folgende Artikel der Deutschen Welle auf Englisch bringt es auf den Punkt, demnach war vor der GFC bereits der peak globalization, wenn man es mißt als Welthandelsvolumen/BIP: https://www.dw.com/en/has-glob…assed-its-peak/a-61325661


    So oder so sind weder Fraport noch HHLA als Aktien besonders günstig.

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