Ölaktien

  • Die Kunst der Linken im Kapitalismus, hier bei uns und anderswo, besteht darin, die Kehle zuzudrücken, aber immer gerade noch soviel Atem zuzulassen, dass das Opfer zwar noch schnaufen. aber nicht mehr tief Luft holen kann.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Ich wäre ja völlig damit einverstanden, wenn man die Kuh (Petrobras, nicht unbedingt mich via Quellensteuer) melkt, d.h. so viel wie möglich an Cash herauszieht zu Lasten der Investitionen. Aber darum geht es nicht, sondern die Firma soll zweckentfremdet werden für Dinge, die in den Augen Lulas der Gesellschaft nutzen (erneuerbare Energie, Arbeitsplätze, beides nicht unumstritten), aber eben nicht allen Aktionären, besonders nicht in Form von Cashabfluss an die "New Yorker Aktionäre" (ADR-Halter). Eigentlich ist das eine Art Veruntreuung, nicht wahr, aber man wird das nicht nachweisen und juristisch belangen können. Das gleiche droht m.E. den verbliebenen freien Aktionären des Fernheizwerks Neukölln. Wozu sonst kaufte Berlin die Mehrheit? Aber dann müßte man solche Firmen komplett verstaatlichen, dann kann man damit machen, was man will.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Edith: die neue CEO hat schon mal das richtige Geschlecht.

    Die wichtige Frage ist: Hat sie auch die richtige sexuelle Orientierung?!?!


    Falls nicht, und sie - Gott bewahre! - nur eine langweilige nicht vollschwarze CIS-Frau ist, dann ist der nächste Wechsel schon abzusehen. Bis endlich was richtig schön Buntes an der Spitze sitzt - denn nur dann wird alles gut ;-)


    Aber im Ernst: Bislang fuhr man bei Petrobras nicht schlecht möglichst wenig rumzuinterpretieren und einfach zu warten und Divis zu kassieren.

    Dieses ganze Gehampel ist ja dort nix Neues und kann theoretisch jederzeit auch in die andere Richtung wieder gehen.

    Bin nicht up to date politisch in Brasilien, aber falls der Lula mal schwankt würde der Markt das weit vor einer etwaigen Neuwahl honorieren.

    "I swear by my life and my love of it that I will never live for the sake of another man, nor ask another man to live for mine." - John Galt in "Atlas Shrugged"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Aber dann müßte man solche Firmen komplett verstaatlichen, dann kann man damit machen, was man will.

    Ja, das wäre konsequenter.


    Aber du vergisst dass es billiger ist nur die Mehrheit zu kaufen - und dass es genug Dödel gibt die man mit ESG-Propaganda (also "kauft ESG Kram Leute, weil dann tut ihr Gutes, und außerdem bringt das Überrendite!") sogar weiterhin locken kann ihr Geld neben dem Staat in solche Läden zu investieren.


    Ich wurde neulich im Bekanntenkreis gebeten ein Erbendepot begutachten.

    Ratet mal.

    Alles voll mit hochgebührigen ESG-Funds von der Spaßkasse. Die samt und sonders underperformed hatten natürlich.

    Ich habs in Ruhe erleutert was das jährlich kostet und dass imho ein ETF auf den MSCI - oder worauf auch immer - besser wäre, aber die Erben sind dann doch dabei geblieben.

    Nun mei, deren Geld, alles gut.

    Jedenfalls, die Erbtante hätte auch in nen Berliner Semi-Staatsbetrieb investiert wenn der Sparkassenberater das empfohlen hätte, jede Wette.

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  • Stimmt schon, es ist schwer zu interpretieren und vieles ist bereits eingepreist (die Aktie war aber auch schon deutlich günstiger) und es kann sich auch wieder ändern. Für mich ist Petrobras nur noch eine kleine Position.


    Aber was solche Firmen generell angeht: Ich nehme an, daß die kein weiteres Kapital benötigen, so denken die nicht, und die Minderheitsaktionäre sind "halt da". Es würde nur unnötig Geld kosten, die auch noch rauszukaufen, und sie haben als Minderheit ohnehin nichts zu sagen. Deswegen kaufte Berlin nur die 80% von Vattenfall. Bei Petrobras ist dazu die Gefahr, daß ihr Zweck mehr darin gesehen wird, günstige Benzinpreise für die brasilianische Bevölkerung anzubieten, statt Gewinn zu erwirtschaften und auch dem Staat Dividenden zu zahlen.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

    Edited once, last by Winter ().

  • Eigentlich die gleiche Situation wie bei Gazprom, wo den eigenen Bürgern sehr günstig das Gas abgegeben wurde.

    Ich bin gut versorgt mit Oilern und war zitterig auf Sell Knopf bei petrobras. Habe nach steiler Kursflanke Gewinne mitgenommen. Hab ja noch:

    1. Shell (absolut größte Position im Depot)
    2. Gulf Keystone Petroleum
    3. Equinor
    4. Ecopetrol
  • Eigentlich die gleiche Situation wie bei Gazprom, wo den eigenen Bürgern sehr günstig das Gas abgegeben wurde.

    Ich bin gut versorgt mit Oilern und war zitterig auf Sell Knopf bei petrobras. Habe nach steiler Kursflanke Gewinne mitgenommen. Hab ja noch:

    1. Shell (absolut größte Position im Depot)
    2. Gulf Keystone Petroleum
    3. Equinor
    4. Ecopetrol

    Bei mir wären das Shell, Gulf Keystone, Orlen und MOL.


    Shell hab ich kürzlich bei SimplyWallstreet angeschaut und bin leicht erschrocken: Die Divi ist nur 3,4% und von einer Unterbewertung ist auch nicht mehr viel zu sehen. Über die Performance seit 2019 will ich nicht meckern, aber wenn ich Cash bräuchte, würde ich einen Verkauf in Betracht ziehen.

  • Wir haben ähnliche Werte im Depot.


    Shell

    Gulf Keystone Petroleum

    Frontline


    Equinor und Avance Gas hatte ich beide auch noch, wurde ich mit Gewinn ausgestoppt.


    Bevor ich verkaufe, schaue ich mir noch die Dividendenrendite bezogen auf meinen Einstandskurs an. Bei Shell über 7% + weil ich die Dividende teils als Aktien genommen habe , sind es mittlerweile 10% mehr Aktien als ursprünglich gekauft.

    Bei Frontline über 16% Dividendenrendite auf den Einstandspreis.

  • Welchen Sinn hat es, irgendetwas auf den Einstandskurs zu beziehen? Stichwort: Ankereffekt.


    Ihr mit Eurer Shell. Wenn die Bewertung nicht günstig ist, würde ich immer verkaufen... Bei der riskanten, aber hier beliebten GKP warte ich noch auf einen Aufschrieb (Write-up) über die Bewertung.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Welchen Sinn hat es, irgendetwas auf den Einstandskurs zu beziehen? Stichwort: Ankereffekt.


    Ihr mit Eurer Shell. Wenn die Bewertung nicht günstig ist, würde ich immer verkaufen... Bei der riskanten, aber hier beliebten GKP warte ich noch auf einen Aufschrieb (Write-up) über die Bewertung.

    Kein Problem. Mit meinem neuen KI-Tool kann ich dir gleich zwei Texte liefern auf die Frage: *bitte produziere einen write-up zu Gulf-Keystone Petroleum in deutsch':


    Antwort von GTP4:


    Aha, also Flüssiggas statt Öl - wieder was gelernt...


    Und hier Antwort 2 von Llama 3 Instruct:


    Na dann: Let's invest!

  • Hmmm, Llama 3 ist offenbar sehr fantasievoll. Ich zitiere mal ganz oldschool Wikipedia:

    The Shah Deniz field is operated by BP which has a share of 29.99%. Other partners include LUKoil (19.99%), TPAO (19.00%), SOCAR (14.35%), NIOC (10.00%) and Southern Gas Corridor Upstream (6.67%).

    Und lt. dem gleichen Wikipedia-Artikel ist das Shah-Deniz-Gasfeld in Aserbeidschan und nicht in Kasachstan.


    Lt. eigener Homepage ist GKP der Hauptoperateur des Shaikan-Felds im Kurdengebiet des Irak. Durchaus lesenswert ist auch der Wikipedia-Artikel zu GKP.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Die brasilianische Telenovela geht weiter, Folge 5402: Petrobras feuert gleich 20 Angestellte, die Ex-CEO Prates nahestanden.

    Folge 5403: Das Finanzministerium rechnet im Haushaltsplan damit, daß die anderen 50% der Dividendenreserve dieses Jahr noch zur Ausschüttung kommen. Hintergrund: Höheres Staatsdefizit. Es gab ja den Streit zwischen Finanzminister Haddad und dem Energieminister Silveira.

    Nächste Woche Folge 5404: "Ringen um Lulas Gunst".

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Gute Nachrichten für alle in Kolumbien tätigen Ölförderer: Präsident Petro hatte ja die Royaltys angehoben und gleichzeitig deren steuerliche Anrechenbarkeit aufgehoben. Dagegen hatten die Ölförderer geklagt und gewonnen, was jetzt bestätigt wurde, soweit ich das verstehe. Die bereits getätigten Zahlungen müssen zurückgezahlt werden, d.h. ein kleiner Geldregen für die Firmen. Die Aktienkurse reagierten allerdings nicht.

    https://www.reuters.com/world/…yalties-taxes-2024-05-28/

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Vor zwei Tagen


    Iraq oil ministry calls for meeting with Kurdish authorities to resume oil exports

    By Reuters
    May 28, 20247:36 PM GMT+2Updated 3 days ago

    CAIRO, May 28 (Reuters) - Iraq's oil ministry on Tuesday called for meeting "as soon as possible" with the Kurdistan region’s ministry of natural resources and international companies operating there to reach a deal on resuming oil exports via a pipeline to the Turkish port of Ceyhan.

    Das interessante an der Meldung ist, dass Baghdad jetzt doch auch mit den Oilern sprechen möchte. Bisher war der Standpunkt Baghdads, dass die Profitsharingagreements mit der KRG der irakischen Verfassung widersprechen würden, und daher ungültig wären. Und das man das mit der KRG verhandeln würde, nicht mit den Oilern.


    Womöglich gibt es schon nächste Woche ein Meeting in Baghdad.

    „Sei vorsichtig Glaukon, dein Streben nach Ruhm könnte sonst ins Gegenteil umschlagen! Merkst du nicht wie leichtsinnig es ist, etwas zu tun oder zu reden, wovon man nichts versteht? […] Wenn du im Staate Hochachtung und Ruhm genießen möchtest, dann erarbeite dir zuallererst die Kenntnisse, welche du für die Aufgaben brauchst, die du lösen willst!“


    (Sokrates)

    Edited once, last by nixda ().

  • Das ist interessant: Der erste US-Bundesstaat will die großen Ölfirmen verklagen, damit sie für die klimabedingten Kosten (d.h. im Prinzip unendlich...) aufkommen.


    https://www.spiegel.de/wirtsch…ac-40eb-95ef-28615b3ba14d


    Normalerweise hätte ich das gar nicht angeklickt, aber dem US-Rechtssystem könnte man zutrauen, dass sowas durchgeht. Ich hatte bislang gedacht, die großen Ölfirmen sind auf Sicht der nächsten 5 Jahre ein no-brainer. Erinnert an die Tabakindustrie, die zwischenzeitlich mächtig bluten musste. Vielleicht sollte man, wenn man in Öl investieren will, Firmen suchen, die nicht in den USA gelistet sind?

  • Quote

    Das Gesetz sieht vor, dass die Behörden des Bundesstaats bis Mitte Januar 2026 einen Bericht über die Gesamtkosten vorlegen, die durch den Ausstoß von Treibhausgasen seit 1995 in Vermont entstanden sind. Berücksichtigt werden sollen die Folgen auf die Gesundheit, die Natur, Landwirtschaft und auch die wirtschaftliche Entwicklung. Mithilfe von Emissionsdaten soll eine Behörde dann festlegen, wie groß der Anteil von bestimmten Konzernen an der Verursachung dieser Folgewirkungen ist.


    Wenn die Behörden den Job ernst nähmen, dann müssten sie nicht nur schädliche Auswirkungen der Öl-Industrie betrachten, sondern auch die nützlichen. Zum Beispiel, wo Vermont heute stünde, wenn die Industrie in den letzten 30 Jahren kein Benzin oder keinen Dünger hergestellt hätte. Aber vermutlich geht es nur um Abzocke der Industrie, wie so oft. Ich sehe das mittlerweile als echtes Anleger-Risiko, zunehmend auch in der EU.


    Danke für den Hinweis wisi !

  • Vielleicht sollte man, wenn man in Öl investieren will, Firmen suchen, die nicht in den USA gelistet sind?

    Absolut korrekt. Ich berücksichtige das bei meiner Auswahl schon länger und habe unter anderem aus diesem Grund Chevron und Oxy abverkauft.

    Auch für meine Shell- und Equinorpositionen, als letzte "West-Oiler" im Depot, sehe ich das als hohes politisches Risiko.


    Das ist halt das lustige am Markt.

    Er ist nicht ganz up to date.

    Er bestraft zwar politisches Risiko, aber vornehmlich in "Bananenländern". Ihm ist entgangen dass politisches Risiko im Westen teilweise heute genau so hoch, nur halt von anderer Natur ist, als in nicht-westlichen Ländern.


    Somit ist das Preis-Risiko-Verhältnis imho in den Bananenländen besser bei derart politischen Aktien, je weiter unter dem US-Radar desto besser.

    Eine GKP zB ist zwar streng genommen auch Westler, aber wird halt wohl sehr viel später in den Fokus kommen als die großen Fische.

    Ganz schlicht deswegen weil bei einer Shell mehr zu holen ist.

    Und geht es nicht vorallem darum dass der Staat verzweifelt Geld braucht?

    Und die Methode die die westliche Politik (wieder)entdeckt hat, lautet: Finde einen "moralischen" Vorwand warum eine Gruppe böse ist, und dann ist es ok ihr Geld wegzunehmen und sie beliebig zu gängeln.

    (ist nix Neues, gab es vor knapp einem Jahrhundert zB auch schon)


    GKP jedenfalls hab ich aufgestockt, Shell werde ich weiter abbauen.

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  • ps. Das übrigens könnte allgemein auch eine Stärke bei Chinaaktien sein.


    Dort ist das poltische Risiko für eine Aktie, dass das Unternehmen dem Regime nicht genehm ist oder es herausfordert (wie bei Ma damals).

    Aber es ist definitiv NICHT, dass funktionierende, das Wachstum vorantreibende, politisch unverdächtige, Unternehmen an die Kandarre genommen werden.

    Weil China langfristig spielt und weiß, dass derlei langfristig keine gute Idee ist für den Wettbewerb um die Nr1 in der Welt.


    In diesem Punkt funktioniert der Kapitalismus in China also sehr wahrscheinlich mittlerweile besser als in den USA.

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  • Das ist interessant: Der erste US-Bundesstaat will die großen Ölfirmen verklagen, damit sie für die klimabedingten Kosten (d.h. im Prinzip unendlich...) aufkommen.


    https://www.spiegel.de/wirtsch…ac-40eb-95ef-28615b3ba14d


    Normalerweise hätte ich das gar nicht angeklickt, aber dem US-Rechtssystem könnte man zutrauen, dass sowas durchgeht. Ich hatte bislang gedacht, die großen Ölfirmen sind auf Sicht der nächsten 5 Jahre ein no-brainer. Erinnert an die Tabakindustrie, die zwischenzeitlich mächtig bluten musste. Vielleicht sollte man, wenn man in Öl investieren will, Firmen suchen, die nicht in den USA gelistet sind?

    Fühlt sich sehr "Woke" an.
    Klar die bösen Erdöl/Erdgas ( Kohle auch?) Konzerne sind Schuld am Klimawandel und haben uns mit günstiger und ständig verfügbarer Energie quasi süchtig gemacht, obwohl sie die schädlichen Nebenwirkungen doch längst kannten und jahrzehntelang vor uns verheimlicht haben.

  • Das ist interessant: Der erste US-Bundesstaat will die großen Ölfirmen verklagen, damit sie für die klimabedingten Kosten (d.h. im Prinzip unendlich...) aufkommen.


    https://www.spiegel.de/wirtsch…ac-40eb-95ef-28615b3ba14d


    Normalerweise hätte ich das gar nicht angeklickt, aber dem US-Rechtssystem könnte man zutrauen, dass sowas durchgeht. Ich hatte bislang gedacht, die großen Ölfirmen sind auf Sicht der nächsten 5 Jahre ein no-brainer. Erinnert an die Tabakindustrie, die zwischenzeitlich mächtig bluten musste. Vielleicht sollte man, wenn man in Öl investieren will, Firmen suchen, die nicht in den USA gelistet sind?

    Die Tabakindustrie musste relativ viel zahlen (Tobacco Master Settlement Agreement 1998), aber die ökonomischen Folgen für die Tabakindustrie waren beherrschbar und die Aktien waren (wenn man 1998 oder 1999) als Stardatum nimmt ziemliche gute Anlagen.

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley