Ölaktien

  • Es wird bereits seit vielen Jahren zu wenig investiert, daher wäre der Ölpreis auch ohne Ukraine durch die Decke gegangen. Das ist seit langem absehbar.


    Nun kommt der Krieg als Beschleuniger noch hinzu.


    Mit Iranischem Öl wirds auch so schnell nix, Gespräche drohen zu scheitern.

    Und noch dümmer, sollte Israel sich entscheiden das Atomprogramm auf seine Weise zu beenden (gut möglich!) oder Iran irgendwas unternehmen wegen dieser konfiszierten Schiffe und sollte es dadurch zum Krach am Golf kommen, auuuuuah autsch aua für den Ölpreis.


    In Texas wird derweil eine heftige Hurrikansaison erwartet, auch nicht vorteilhaft.


    Mein Tipp war ja Brent 150 bis Sommer.

    Dabei bleib ich, mit guter Chance 200 bis Dezember.


    Hoffen wir mal uns wird nicht alles wegbesteuert dann dürften die Ölfirmen Divis ausschütten wie bekloppt.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Ja, das ist für mich der Investment-Case, zusammen mit der aktuell günstigen Bewertung - günstig basierend auf aktuellen Gewinnen, Cashflow und ggf. Dividenden, was oft auch noch bei viel niedrigerem Ölpreis gelten würde. Passenderweise stehen die Ölaktien da, wo sie standen, als der Öl-Spotpreis Mitte 2019 bei 60-70$ stand, während er aktuell bei 122$ steht (Brent). Natürlich berücksichtigt das nicht die Entwicklung der Reserven seither (können gesunken oder auch gestiegen sein) oder die Frage, wie lange es noch Nachfrage nach Öl gibt (die verbleibende Zeit dürfte eher um mehr als die drei Jahre verkürzt worden sein, die seither verstrichen sind), was fairerweise berücksichtigt werden sollte bei solchen Vergleichen.


    Würde genauso gut in den Inflationsthread passen:

    Woher kommt das Narrativ, Energieaktien würden von der Inflation profitieren? Weil die Energiepreise wie alles andere mit der Inflation steigen, und weil zugleich die Ölfirmen ziemlich konstante Förderkosten haben? Letzteres ist doch fraglich.

    Es war halt in den 1970ern einmal so, aber damals war die Inflation vor allem (zumindest: auch) vom steigenden Ölpreis verursacht, und der ging beim ersten Mal auf einen exogenen Schock infolge des Jom-Kippur-Kriegs zurück und beim zweiten Mal auf die iranische Revolution und den ersten Golfkrieg (Irak vs. Iran). Heute ist die Weltwirtschaft weniger vom Öl abhängig und die Energiepreise (v.a. Gas) kommen zur Inflation eher noch obendrauf. Der Ölpreis jedenfalls war vor Jahren schon deutlich höher bei niedrigerer Inflationsrate.


    Zum russisch-ukrainischen Krieg: Welche Auswirkung hat er denn überhaupt auf den Ölpreis? Es wird zunächst mal nicht weniger produziert. Langfristig können die fehlenden Ersatzteile zum Problem werden für Rußland. Rußland ist ein größerer Produzent und kann offenbar sein Öl nur mit Abschlag loswerden, weil der Westen eine hohe Marktmacht hat und der Rest der Welt gegenüber Rußland in der Folge auch? Trotzdem gibt es nach wie vor einen einheitlichen Weltmarktpreis für Öl, der entsprechend steigt, so daß

    a) Rußland bei gleichem Weltmarktpreis weniger einnimmt (laut Meldung schätzen die USA, daß der gestiegene Ölpreis dazu führte, daß Rußland bereits mehr einnimmt als vor dem Krieg),

    b) der Rest der Welt etwa gleich viel zahlt - weniger für russisches Öl und mehr für den restlichen Import,

    c) der Westen mehr bezahlt.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Woher kommt das Narrativ, Energieaktien würden von der Inflation profitieren? Weil die Energiepreise wie alles andere mit der Inflation steigen, und weil zugleich die Ölfirmen ziemlich konstante Förderkosten haben? Letzteres ist doch fraglich.

    M.E. kommt das Narrativ (auch) daher dass die Nachfrage nach Öl als extrem unelastisch gilt, d.h. sie sinkt bei steigendem Preis nur wenig.

    Anders gesagt: Die Verbraucher sparen bei Inflation weniger am Ölkonsum ein als woanders.


    Aber die Hauptstory ist für mich immer noch die seit Jahren zu niedrigen Investitionen. Wir haben das hier oft vorher gesagt, es war einfach klar dass der Ölpreis massiv steigen muss. Und das gilt auch für die nächsten Jahre. Die Investitionen sind trotz extrem hoher Preise rekordniedrig!

    ESG spielt da eine Rolle und das wird m.E. zu handfesten Überrenditen führen.

    Das Hauptrisiko ist unser Freund der Staat.

    Gibts eigentlich noch irgendein Land das nicht Richtung Sozialismus driftet? Dann müsste man dort kaufen.

    Zum russisch-ukrainischen Krieg: Welche Auswirkung hat er denn überhaupt auf den Ölpreis?

    Meine Arbeitshypothese ist folgende:

    (a) Schlechte Beschaffung und schwieriger Transport vermindern die russische Produktion, das kommt also auf die genannte Investitionslücke noch drauf.

    (b) es kommt zu einer Preisdiskriminierung: Der reiche Westen zahlt mehr in Zukunft. Die ärmeren Länder, Indien zB relativ weniger. Preisdiskriminierung erhöht aber bekanntlich sowohl die Nachfrage als auch den Gesamtprofit -> noch stärkerer Mangel, noch höhere Gewinne aller Produzenten.

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  • Das Dumme bezüglich einer Investitionsentscheidung in die Öl-Gas-Gewinnung ist auch, dass die Angebotsverknappung zu einem nicht unwesentlichen Teil auf willkürlichen politischen Entscheidungen beruht (z.B. Boykotte gegen Venzuela, Iran, Russland, Angebotsverknappung bzw. -ausweitung nach Lust und Laune durch die Saudis). Diese können aber über Nacht ganz oder teilweise aufgehoben werden. Dann hätte man etwaige Milliardeninvestitionen für die Erschließung neuer Resourcen in den Sand gesetzt. Ich wäre da als CEO eine Ölmultis eher vorsichtig.

  • Nochmal Orlen.


    Also das kapiere ich nicht.

    Deren Gewinne sprudeln nur so, die Crack Margins sind fett und zu irgendwelchen spezifischen Russlandproblemen konnte ich auch nichts finden. Dennoch ist die Aktie noch gar nicht gelaufen, im Gegenteil, steht tiefer als vor einem Jahr (Chart in PLN):


    pasted-from-clipboard.png


    Kennzahlen sind einfach nur super:

    KUV 0,18

    KBV 0,55

    Divi 5,3%

    KGV 2,3

    KPV5 7

    EKQ 52%


    Und das ist noch mit den Zahlen von 2021.

    Q2 2022 war yoy +85% Umsatz, +58% Ebit, +52% Gewinn.


    https://www.orlen.pl/content/d…_ENG.pdf.coredownload.pdf


    Was übersehe ich?

    Es gibt ne Übernahme von Lotus, paar moderate Impairments, aber das kann es ja wohl nicht sein.

    Crack Margins mögen sich künftig wieder etwas normalisieren, aber selbst dann müsste der Kurs höher stehen.

    Ich meine KGV 2,3?!


    Jemand Ideen?

    Vielleicht einer der Mechaniker ne Meinung?

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  • Ich würde bei Orlen mal prüfen. ob die nicht das gleiche Problem haben wie die Raffinerie in Stralsund. Wenn die Russen kein Öl mehr liefern, dann haben die nichts mehr zu raffinieren.


    Erstens ist es dann wohl aufwändig, eine Raffinerie auf andere Ölsorten umzustellen, andererseits gibt es für die Raffinerie in Stralsund keine andere Pipeline oder Ladeterminals, mit denen man Öl in der Menge der Raffineriekapazitäten anliefern könnte.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Ich würde bei Orlen mal prüfen. ob die nicht das gleiche Problem haben wie die Raffinerie in Stralsund. Wenn die Russen kein Öl mehr liefern, dann haben die nichts mehr zu raffinieren.


    Erstens ist es dann wohl aufwändig, eine Raffinerie auf andere Ölsorten umzustellen, andererseits gibt es für die Raffinerie in Stralsund keine andere Pipeline oder Ladeterminals, mit denen man Öl in der Menge der Raffineriekapazitäten anliefern könnte.

    Das Risiko sehe ich auch. Würde auch den Kurs erklären.


    Nur, in ihrer Q1 Präsi (siehe oben) findet sich dazu nichts. Da steht nur dass sie Öl zunehmend aus anderen Regionen beziehen wollen. Und die Vorhersage für Q2 / Outlook ist dort auch sehr optimistisch.


    Aber klar, irgendwer weiß da mehr, irgendwas muss sein, anders ist das kaum erklärbar?

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  • Aus einem Report von Fitch, Mitte Mai.

    Punkt 2 ist ja mittlerweile schlagend.

    Refinery Ebit macht ca. 50% des Gesamtebit aus, also max 25%*50%=12,5% Einbruch Ebit c.p. zu erwarten?

    Zitat


    Security of Oil Supplies:
    PKN ORLEN has reduced the consumption of crude oil imported from Russia to 30% of total intake, which corresponds to minimum purchases under the long-term agreements with Russian suppliers. PKN ORLEN's and LOTOS' Polish and Lithuanian refineries can be fully supplied with crude oil delivered via the Baltic Sea. Corresponding investments to accommodate different blends of crude oil are insignificant as a share of PKN ORLEN's total capex.


    Risk from Russian Oil Embargo:
    In case of an EU embargo on Russian oil, we see some risk that supplies of crude oil to PKN ORLEN's two plants in the Czech Republic, accounting for 25% of PKN ORLEN's (excluding LOTOS) total refining capacity, may be disrupted, resulting in a significant reduction in refinery runs. We assume that a potential reduction of refining capacity in the Czech Republic could be partially offset with higher runs in Poland and Lithuania. The overall impact on profitability and cash flows will also depend on the level of EBITDA margins.

    https://www.fitchratings.com/r…watch-positive-16-05-2022

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  • Vor 3 Tagen habe ich bei Bauhaus am Ku' damm noch einfach so eine neue mitnehmen können.

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  • Nochmal Orlen.


    Jemand Ideen?

    Vielleicht einer der Mechaniker ne Meinung?


    Für 'nen Mechaniker wie mich sehen die tip-top aus.


    Bei simply wallstreet fällt auf: Sehr gute Bewertung bei value, Bilanz und historischer Performance. Dividenden-Score eher schlecht (weil niedriger als der poln. Durchschnitt und stark schwankend). Der Wachstums-Score ist auf Null, wegen (prognostizierter) sinkender Gewinne.


    Der letzte Punkt dürfte für die schlechte Kursentwicklung verantwortlich sein. Die Aktie wäre damit eine Wette gegen die Analysten und eine Spekulation auf positive Überraschungen.

  • Generell wette ich gerne gegen Prognosen, weil ich der Ansicht bin dass die fast immer nix taugen :)


    Hab sie mal auf die Watchlist.

    Bissl RS wäre halt noch wünschenswert, mal schauen.

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  • Aufsatz eines Öl Bullen über Buffetts Geschichte mit Öl Aktien


    https://bisoninterests.com/con…ffett-buys-oil-gas-stocks

    Der Artikel bestätigt die massive Outperformance von Energy in den 1970ern, die auch Schroeders herausstellt:


    pasted-from-clipboard.png


    Falls nicht der Staat massiv interveniert und Gewinne abgreift, könnte sich das imho durchaus wiederholen.


    Die Leute haben hierzu ja ein komplett falsches Bild wegen der europäischen Brille.

    Selbst bei uns sinkt der Ölverbrauch ja nicht wirklich signifikant. Weltweit wird er m.E. sogar noch Jahre weiter steigen.

    Bei ständig knapperem Angebot wegen geringen Subventionen.


    In Summe kann es ein win-win werden:

    - Win fürs Klima und die Energiewende, weil erst dauerhaft massiv steigende Preise ernsthafte Marktanreize zur Substitution weltweit erzeugen. Viel mehr Anreiz als das Chaos willkürlichen gesetzlichen Nudgings und Regelungen.

    - Win fürs Depot, wo Teile dieser Gewinne hoffentlich landen.


    Die Kritiker von Ölaktien könnten also zwar recht haben, dass deren Lebensdauer terminiert ist.

    Aber sie täuschen sich wieviel Gewinn bis zum Ende noch anfallen wird.


    Buffet sieht es offenbar ähnlich.

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  • Ähnlich der Tabak-Industrie. Seit Jahren wird über Niedergang geschrieben, trotzdem halten sich die Kurse und die Divis fließen weiterhin .