A.P. Moeller-Mærsk A/S - Deep Value oder Value Trap?

  • Die großen Reedereien haben sich nach Corona aufgrund von Lieferkettenproblemen eine goldene Nase verdient.

    Von den großen westlichen Container-Reedereien sind zwei börsennotiert. Hapag LLoyd (Deutschland) und Maersk (Dänemark). Mittlerweile sind die Kurse jener Unternehmen wieder deutlich gefallen. Deshalb habe ich mir die beiden Kandidaten mal näher angeschaut.


    Hapag LLyod hat derzeit einen Marktwert von ca. 24,7 Mrd. EUR. Das KBV (ohne Goodwill und IVG) liegt aktuell bei ca. 1,68.

    Im ersten HJ 24 hat man 732 Mio. EUR verdient. Für das gesamte GJ 24 erwartet man ein EBIT von 1,2 bis 2 Mrd. EUR.

    Hapag LLyod verdient den Großteil seines Geldes mit der Linien/Container-Schifffahrt. Die Bewertung scheint mir nicht sonderlich attraktiv.


    Deshalb nun zu Maersk:


    Maersk ist aktuell die Nr. 2 unter den Container-Reedereien. MSC ist die derzeit die Nr. 1 und Hapag LLoyd die Nr. 5.


    Maersk hat aktuell einen Marktwert von ca. 22,7 Mrd. USD. Interessant hierbei: Maersk hat einen niedrigeren Marktwert als Hapag-LLoyd.


    Maersk hat aktuell ein KBV von ca. 0,54 (ohne Goodwill und IVG).

    Im ersten HJ24 hat man 1,04 Mrd. USD verdient (nach Steuern). Für 2024 wird aufgrund der angespannten Lage (Huthis und Co.) ein EBIT von 3 bis 5 Mrd. USD erwartet.

    Die Bilanz von Maersk ist äußerst solide. Aktuell besteht eine Net Cash Position i.H.v. 3,6 Mrd. USD.

    Das Umlaufvermögen ist aktuell sogar höher als alle Verbindlichkeiten. Sowas sieht man bei solch kapitalintensiven Unternehmen eigentlich selten.


    Insgesamt sieht die Bewertung für mich attraktiv aus.

    Nun aber noch etwas, was mich noch mehr von Maersk überzeugt hat:


    Im Gegensatz zu Hapag LLoyd und CMA-CGM besitzt Maersk viele Containerterminals. Unter anderem in LA, NY/NJ, Tanger, Rotterdam, Bremerhaven und in vielen anderen Ländern. Maersk Terminals scheinen auch mit zu den effizientesten dieser Welt zugehören (https://www.apmterminals.com/e…rational-in-six-of-top-10).

    Im Gegensatz zur reinen Containerschifffahrt scheinen Terminals sich auch in Krisen als relative resiliente Ertragsperle herauszustellen.

    In den letzten 3 Jahren hat die Terminal Sparte ein durchschnittliches EBIT i.H.v. 995 Mio. USD erzielt. In den Jahren vor 2021 wurden auch solide Ergebnisse in ähnlicher Höhe erzielt. Da Terminals Infrastruktur Assets sind, würde ich die Terminal-Sparte mit einem Multiple von 12 und damit mit ca. 12 Mrd. bewerten.



    Nun noch ein weiteres Schmankerl:


    Maersk ist neben der Containerschifffahrt und den Terminals auch im Logistik-Bereich (Ground Freight + Air + Warehousing) tätig. Dieses Geschäftsfeld wird aktuell weiter ausgebaut, sodass Maersk in Zukunft als integrierter Logistikanbieter auftreten soll.

    In den letzten 3 Jahren lag das EBIT im Schnitt bei 627 Mio. USD. Wenn man hier auch ein Multiple von 12 ansetzt, kommt man auf einen Wert der Logistik-Sparte i.H.v. ca. 7,5 Mrd. USD.


    Das würde bedeuten, dass die Logistik und die Terminals zusammen bereits ca. 19,5 Mrd. USD wert sind.

    Hierzu kommt jetzt noch die Containerschifffahrt. Diese hat in den letzten Jahren ungewöhnlich hohe Gewinne abgeworfen. Wie hoch diese in Zukunft sein werden, kann ich als Laie nicht sagen. Allerdings bin ich mir sicher, dass die Sparte eigentlich mehr Wert sein sollte als Hapag LLoyd.


    Als Residualwert würde aktuell ein Wert von 3,2 Mrd. USD herauskommen (22,7-19,5). Ich denke die Reederei-Sparte sollte deutlich mehr wert sein.


    Schlussendlich glaube ich, dass Maersk aktuell deutlich unterbewertet ist. Wie seht ihr es?

    Würdet ihr die Logistik und die Terminals anders bewerten?

    A nation which can prefer disgrace to danger is prepared for a master and deserves one.

  • Da legst du den Finger auf eine Wunde bei mir: Die Reedereien sind von den Zahlen (und den Dividenden) her oft immer noch der Knaller.


    Andererseits ist es (scheinbar) offensichtlich, dass es sich um ein einmaliges Corona-Sonder-Ereignis handelt.


    Die Reederei-Aktien in meiner Datenbank jammern und wimmern seit drei Jahren: "Bitte kauf mich!"


    Ich habe es nicht getan, weil ich dachte, ich bin schlauer als mein eigenes mechanischen Anlage-System. Mittlerweile bereue ich das, aber ich traue mich immer noch nicht (bzw. erst recht nicht mehr), hier zuzuschlagen. Ich wage es deshalb nicht, die Situation zu bewerten - ich bin da psychologisch vorbelastet.

  • Du hast auf jeden Fall Recht. Die Reedereien sehen meist günstig aus, performen dann aber nur suboptimal.

    Die Corona Gewinne waren (höchstwahrscheinlich) auch eine einmalige Angelegenheit in dieser Höhe.

    Der einzige Faktor, der gerade Auftrieb verleiht, ist der Konflikt im nahen Osten.

    Demgegenüber steht ein potenzieller Konflikt zwischen China und Taiwan, welcher negative Auswirkungen haben würde.


    Ich habe grundsätzlich auch eine kleine Abneigung in solch kapitalintensive Industrien wie die Stahlbranche, Reedereien, oder Airlines zu investieren. Ich halte aufgrund der aktuellen Bewertung die Risiken großer Verluste (zumindest langfristig) für begrenzt. Hierfür ist finanzielle Lage zu solide. Maersk wird auch von der Gründerfamilie kontrolliert, welche nicht dafür bekannt ist, exorbitante Schulden aufzunehmen und große Risiken einzugehen.

    Habe Maersk mit 3,5% gewichtet, um nicht ein zu großes Risiko einzugehen. Mal schauen, ob ich es bereuen werde.

    A nation which can prefer disgrace to danger is prepared for a master and deserves one.

  • Møller - Mærsk:

    Der Substanzwert ist natürlich ganz gut aber es gibt genug Beispiele, wo man immer wieder sieht, dass der nicht materialisiert bzw. man nicht weiß WANN.


    Der Nettogewinn ist sicherlich niedrig mit 1 Mrd USD in den letzten 12 Monaten.

    2023 gab es noch 3,8 Mrd USD.

    2022 Spitzengewinn mit 29,2 Mrd USD

    2021 17,9 Mrd USD


    Trotz hoher Gewinne sind die Schulden nicht reduziert worden, sondern relativ gleich geblieben von 2019 bis 2024.


    Im Gegenzug ist viel Cash vorhanden und zwar: 19,7 Mrd USD oder auch 1.227 USD pro Aktie.

    Eine Aktie kostet 1.470 USD.


    Die Umsätze sind auch wieder auf normalem vielleicht inflationiertem Niveau angekommen gegenüber vor der Pandemie.

    Ich rate daher, dass sie so viel Cash nicht brauchen werden.

    Sie könnten es ausschütten. Vermutlich werden sie das auch zum Teil tun, um die Aktionäre bei Laune zu halten.


    Nicht unwahrscheinlich ist aber auch, dass sie irgendwelche teuren Übernahmen damit finanzieren werden.


    Ich kann nicht erkennen, dass da irgendein Katalysator in Sicht ist, der das Geschäft ähnlich wie die Pandemie ankurbelt.

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

  • Die Schulden wurden tatsächlich nicht nennenswert reduziert. Sie sind aber auch relativ gering.


    Zudem sind ca. 2/3 der Finanzverbindlichkeiten auf Leasingverbindlichkeiten zurückzuführen. Ich denke es ist nicht möglich jene Leasingverbindlichkeiten einfach zurückzuführen, sofern man die Schiffe nicht dem Leasinggeber abkaufen will. Dies wäre (falls möglich) auch nicht wirklich sinnvoll.


    Ich denke das die Barmittel in nächster Zeit auf hohen Niveau bestehen bleiben werden. Aus der Schenker-Übernahme hat man sich glücklicherweise zurückgezogen. Gut möglich, dass man aber im Logistik-Bereich nochmal zukaufen wird, falls sich Möglichkeiten ergeben.

    Mit Pilot Freight Services, Senator International und LF Logistics hat man schon erste signifikante Schritte in diese Richtung gewagt.

    A nation which can prefer disgrace to danger is prepared for a master and deserves one.

  • Ich kann nicht erkennen, dass da irgendein Katalysator in Sicht ist, der das Geschäft ähnlich wie die Pandemie ankurbelt.

    Nicht wie die Pandemie, aber der Hafenarbeiterstreik an der Ostküste der USA ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben: Die Laufzeit des derzeitigen Vertrages wurde bis zum 15. Januar 2025 verlängert. Die Gewerkschaften wollen offenbar verhindern, dass der Streik und die damit verbundenen Preissteigerungen für amerikanische Importe die Präsidentenwahl im November 2024 beeinflussen.

    Der nächste amerikanische Präsident w/m/d tritt am 20. Januar 2025 sein Amt an und hat sofort eine prächtige Stinkbombe im Foyer.


    Ein Streik, vor allem ein länger dauernder, würde den internationalen Containerverkehr ordentlich durcheinander wirbeln und wäre aus meiner Sicht ein ausgezeichneter Katalysator.


    PS: Die israelische Container-Reederei ZIM, wie auch die japanischen Reedereien Nippon Yusen Kabushiki Kaisha (NYK, 9101.T), Mitsui O.S.K. Lines (MOL, 9104.T) und Kawasaki Kisen Kaisha (K-Line, 9107.T), die zusammen die sechstgrößte Containerreederei Ocean Network Express (ONE) besitzen, sollte man vielleicht ebenso in Betracht ziehen.


    PPS: A.P. Møller-Mærsk steht bei mir ganz oben auf der Beobachtungsliste.

    4 EL Limonensaft, 2 EL Zucker, 1 EL Fischsoße, 2 Knoblauchzehen, 1 Vogelaugenchili, Pfeffer

    Edited once, last by Tante_Nr_9 ().

  • Habe mir mal die vier anderen Kandidaten angeschaut, die du aufgezählt hast.

    Finde die Bewertung dieser Unternehmen nicht so attraktiv wie die von Maersk.

    Und wie gesagt hat man bei Maersk auch den Vorteil, dass man nicht komplett von der Reederei abhängig ist, sondern auch viele Terminals im Betrieb hat und die Logistik auch noch ein weiteres Geschäftsfeld ist, welches die Abhängigkeit reduziert.

    Zudem ist mir ein Investment in Dänemark lieber als eines in Japan. Aber das ist nur meine persönliche Präferenz.

    A nation which can prefer disgrace to danger is prepared for a master and deserves one.

  • Bei den Container-Reedereien gibt es ein großes Problem. Die Überrenditen während der Corona-Zeit haben zu einem übergroßen Orderbuch geführt. Wenn die georderten Schiffe ausgeliefert sein werden, spätestens so in drei, vier Jahren, werden die Container-Reeder wohl einige harte Jahre durchmachen müssen. Mærsk wird die Baisse gut überstehen können; die Finanzen sind tiptop und Mærsk hat sich bei seinen Orders zurückgehalten. Sie rechnen wohl damit, in der Baisse ihre Flotte billiger durch Übernahmen von insolventen Konkurrenten erneuern zu können. Dennoch steht zu erwarten, dass mittelfristig der Kurs von Mærsk nach oben beschränkt sein wird, so lange es ein übervolles Orderbuch gibt.


    Jede Störung der Taktung der Containerlinien führt zu höheren Preisen. Aktuell sind dies die Angriffe der Houthis im Roten Meer. Das läuft aber schon seit Herbst letzten Jahres. Ein längerer Streik der Häfen an der amerikanischen Ostküste wäre deutlich disruptiver und käme oben drauf. Diese Störungen sind jedoch vergleichsweise kurzfristig. Solange das Orderbuch noch nicht abgearbeitet ist, halten solche Störungen die Gewinnmargen der Container-Reedereien über Wasser. Längerfristig, d.h. so über die nächsten 5-10 Jahre wird man in der Branche voraussichtlich nicht viel Gewinn machen.


    Die Reederei ZIM hat eine deutlich riskantere Finanzstruktur als Mærsk. Bei ZIM ist es nicht so klar, dass es diese Firma nach einer längeren Baisse noch geben wird. Das macht die Aktien sehr volatil: Im Jahr 2022, als die Containerschiffe höchste Margen einfuhren, lag der Kurs bei knapp unter 90 USD. Im Herbst 2023, bevor die Hammas das Massaker an den Israelis beging, war der Kurs unter 7 USD gefallen. Wegen des Containerschiff-Orderbuches und der schlechten Finanzen der Firma. Die Houthis-Attacken im Roten Meer, zusammen mit der Erwartung des Streiks in den USA, hatten den Kurs von ZIM zwischenzeitlich wieder bis 24 USD getrieben. Nach Abblasen des Streiks liegt der Kurs nun wieder bei 18 USD. Würde es Anfang nächsten Jahres wieder zu einem, diesmal längeren Streik kommen, so würde das den Kurs von ZIM deutlich stärker befeuern, als den Kurs von Mæarsk.


    Bei den Japanern NYK, MOL und K-Line ist die Situation etwas anders: Diese sind diversifiziert, jede der drei Firmen auf andere Weise. Die Container-Sparte macht nur einen vergleichsweise geringen Teil ihres Umsatzes aus.

    4 EL Limonensaft, 2 EL Zucker, 1 EL Fischsoße, 2 Knoblauchzehen, 1 Vogelaugenchili, Pfeffer

  • Bei den Container-Reedereien gibt es ein großes Problem. Die Überrenditen während der Corona-Zeit haben zu einem übergroßen Orderbuch geführt. Wenn die georderten Schiffe ausgeliefert sein werden, spätestens so in drei, vier Jahren, werden die Container-Reeder wohl einige harte Jahre durchmachen müssen.

    Genau. Die Schifffahrtsbranche ist das perfekte Beispiel für einen Schweinezyklus. Langen Durststrecken folgen immense, kürzere „Spikes“.

  • Maersk hat heute die Quartalszahlen für das Q3 veröffentlicht.

    Überschuss nach Steuern 3,08 Mrd. USD.

    Net Cash erhöht sich weiter auf 5,6 Mrd. USD.

    EK (ohne IVG) erhöht sich auf 45,5 Mrd. USD.

    Insgesamt eine sehr solide Performance. Jedoch sollten sich die Ergebnisse im Q4 und danach wieder normalisieren.


    Der Markt wurde anscheinend positiv überrascht, obwohl die Ergebnisse de facto schon zuvor in der Guidance erwähnt wurden.

    Kursreaktion +7%.

    A nation which can prefer disgrace to danger is prepared for a master and deserves one.