Auf Fugro bin ich gestoßen, als ich gezielt europäische Bau-Unternehmen gescreent habe, weil doch demnächst in DE immense Infrastruktur-Projekte angestoßen werden. Die klassischen Tiefbauer wie Strabag, Porr oder Hochtief sind m.E. schon zu gut gelaufen, und deshalb war ich überrascht, dass es in Holland ein Bauunternehmen mit diesen Kennzahlen gibt:
KGV 5,4 - KUV 0,6 - KBV 1 - Divi 5,8% (plus 5,8% Buyback). Hoppala, das langt beim Kurs von 12,95 € locker fürs oberste Zehntel oder sogar 20stel bei Value Composite, Magic Formula, Qi Value, und wie die Composite-Ranglisten auch heißen. Kurz gesagt: Saubillig --> Kaufliste.
Heute morgen dann beim Blick auf die Watchlist ein kleiner Schock: Fugro schmiert um -15% ab, streckenweise auf unter 11 €. Tja, was ist da los?
Zunächst einmal zum Geschäftsmodell von Fugro: Fugro ist ein Spezialist für Geo-Daten, die für große Infrastrukturprojekte vorab erhoben werden. Wir sprechen hier klassischerweise von off-shore-Ölplattformen, in den letzten Jahren zunehmend von off-shore-Windparks, und ebenso von Infrastruktur-Vorhaben wie z.B. Südlink in DE (also die unterirdische Stromtrasse von Schleswig-Holstein nach Bayern), Standorte für AKWs oder die Abklärung von Erdbebensicherheit. Also Projekte, die über ein Neubaugebiet weit hinausgehen. Fugro klärt - bevor der erste Spatenstich erfolgt - erst mal ab, ob der vorgesehene Standort oder die vorgesehene Trasse (z.B. für Unterwasser-Kabel) überhaupt geeignet ist. Ein Blick in die aktuelle Firmenpräsentation hilft bei der Einordnung.
Die Firma stellt sich überzeugend als Marktführer dar (sh. Konkurrenzvergleich S.32), d.h. wir haben hier einen waschechten hidden champion mit einer Market Cap von 1,5 Mrd € - da könnten Bau-Konzerne wie Vinci (66 Mrd €) schon mal eine Übernahme andenken...
Wo ist also der Haken? An den Qualitäts-Kennzahlen der Firma kann es nicht liegen: F-Score etc. alles grün - wir haben sogar Netto-Cash in der Bilanz!
Ganz einfach: Trump ist schuld. Die Trump-Administration hat die Projektprüfung von 28 off-shore-Windparks erst mal gestoppt. Das ist nicht neu und wird in der Präsentation auf S. 27/28 ausführlich erläutert. Das hat aber scheinbar niemand ernst genommen, und so war der Schock groß, als die Firma heute morgen bekannt gab, dass die Q1-Resultate wegen dieser Verzögerung leiden werden. Grundsätzlich halten sie aber an den Zielen für 2025 fest. Ich habe den Kurssturz um -15% als Überreaktion interpretiert und heute zu 11 € gekauft.
Auch sonst war der Markt in den letzten Jahren nicht gnädig mit Fugro: Angangs übereuphorisch, und jetzt mäkelig, weil das Thema off-shore-Windanlagen abgegessen ist. Fugro selbst sieht durchaus Wachstums-Chancen - etwa bei Carbon Capture, der Überwachung und Wartung von Seekabeln, oder dem Aufspüren von seltenen Mineralien. Beim Bau von 1.000 neuen Brücken in DE könnten sie sicherlich auch helfen. Was mir besonders gefällt: Fugro macht seinen Job in der Phase der Projektprüfung. Wenn ein Flughafenbau wie BER dann 20 Jahre dauert, haben sie schon längst abkassiert.