Selbstgenutzte Immobilie für Privatiers

  • Das wird bestimmt ein kontroverses Thema ... nicht Abtreibung, Abschiebungen, Antisemitismus oder Atomkraft, sondern: Die selbstgenutzte Immobilie als Investitionsobjekt - ohne Kredithebelung.

    Ich nehme mal diesen Artikel als Anlaß, mit Link zur Stiftung Warentest: SPON: Stiftung Warentest sieht günstige Gelegenheit für Immobilienkauf

    Erst mal grundsätzlich: Es soll um Privatiers gehen, die sich von Arbeitnehmern dadurch unterscheiden, daß sie nicht über ein festes, laufendes Einkommen verfügen. Mit einem festen Job kann die Kredithebelung Sinn ergeben (ohne würde es eh schwer werden bei Eigennutzung, überhaupt einen Kredit zu bekommen). Wenn das Einkommen aber aus der Depotentnahme besteht, dann unterscheidet sich das Risiko beim Kauf auf Kredit prinzipiell nicht von dem beim Mieten - man zahlt halt eine Kreditrate ab statt der Miete, und hängt dabei ebenso voll von der Börsen-/Depotentwicklung ab. Im Gegensatz zu den sonstigen Lebenshaltungskosten sind das aber keine diskretionären Ausgaben, sondern fixe. Es unterscheidet sich lediglich in nicht-finanziellen Dingen, wie daß man Herr im eigenen Haus ist, d.h. nicht mehr gekündigt werden und alles nach Gusto baulich verändern kann, dafür auch die Arbeit hat und nicht mehr so flexibel ist usw.

    Ich habe aus vergangenen Diskussionen in Erinnerung, daß es hier hieß, eine eigene Immobilie sei als Konsum zu betrachten, aber nicht als Investition. Mein Vorurteil war auch immer: Die Rendite von ungehebelten Immobilien ist uninteressant; interessant werden sie nur durch die Kredithebelung. Vgl. dazu die Berechnung des ETF-Papstes Gerd Kommer, der sogar das bestreitet (da ich nicht katholisch bin in Bezug auf ETFs, ist er für mich bestenfalls der ETF-Bischof von Rom): https://gerd-kommer.de/die-rendite-vo…sser-verstehen/

    Aber beim Vergleich mit der Aktienrendite muß man auch berücksichtigen, daß man die Aktienrendite nicht entnehmen kann, d.h. den "compound return" zwischen zwei Zeitpunkten bzw. à la longue. Wenn man von der Siegelkonstante von real 6,7% für den allgemeinen Aktienmarkt ausgeht, dann kann man als sichere ewige Entnahmerate eher ca. 3 - 3,5% ansetzen, je nach Risikoappetit, also etwa die Hälfte der geometrischen Rendite. Kann man sicherlich diskutieren und etwa abhängig machen von der aktuellen Börsenbewertung (aktuell eher überdurchschnittlich), oder auch von der eigenen Anlagestrategie. Die originale 4%-Regel gilt eigentlich für 30 Jahre, d.h. etwa ab Renteneintritt (von 65 bis 95 Jahren), was für Jüngere wie mich nicht ausreicht, wobei meine Experimente mit der Monte-Carlo-Simulation des Tools FlexibleRetirementPlanner zeigten, daß es kaum mehr einen Unterschied macht, ob man 50 oder 100 Jahre ansetzt, weil es, wenn schon, dann am Anfang scheitert (vgl. "sequence of returns risk"). Jedenfalls: Wenn man konservativ vorgeht und sich nicht von der eigenen Überrendite abhängig machen will, ist die Entnahmerate niedrig.

    Davon liest man bei Kommer nichts. Stattdessen vergleicht er mit dem Mieter, der sein Eigenkapital langfristig in Aktien compounded (Endwert); ob er Steuern berücksichtigt, bleibt unklar (dazu siehe unten).

    Jetzt zur eigentlichen Frage: Wie hoch ist denn die Rendite bei Immobilien? Am leichtesten verfügbar ist die Brutto-Mietrendite, siehe oben. Schon das ist für das einzelne Objekt schwer zu ermitteln, weil zum Kauf angebotene Immobilien typischerweise leerstehend sind, und selbst wenn sie vermietet sind, dann mit der niedrigen Bestandsmiete, die irrelevant wäre nach der Eigenbedarfskündigung, die auch ein hohes Risiko darstellt. Zu den durchschnittlichen Kaufpreisen, die man in Datenbanken findet, z.B. bei Engel & Völkers oder Immobilienscout24, kommen ggf. noch die Erwerbsnebenkosten dazu (Grunderwerbssteuer, Notar, Grundbuchamt und ggf. Makler). Die Grunderwerbssteuer ist je nach Bundesland unterschiedlich, z.B. kann das zusammen rund 10% ausmachen. Es sei denn natürlich, sie gehört einem bereits. Von konkreten Angebotspreisen müßte man vermutlich noch den verhandelten Abschlag(?) abziehen. Von der Brutto-Mietrendite ist aber noch die kalkulatorische Instandhaltung abzuziehen. Gerd Kommer schreibt, daß die meist unterschätzt würde, um Immobilien schönzurechnen. Selbst die oft genannten 0,5%-1% pro Jahr sind ihm zu wenig, er hält bei Wohnungen 1,5% und bei Häusern für 1,7% bis 2,5% des Gebäudewertes (90% des Gesamtwertes), entsprechend wohl 1,35% bzw. 1,53%-2,25% für realistisch. Mir erscheint das viel, aber vielleicht erklärt es sich auch durch seltene, aber dann sehr teuere Maßnahmen. https://gerd-kommer.de/instandhaltungskosten-von-immobilien/

    1) Beginnen wir mit dem gesunden Menschenverstand: Bei 1% p.a. müsste das Gebäude (unterstellt man einen vollen Ausgleich des Wertverlustes durch die Instandhaltung) ohne diese Instandhaltung 100 Jahre bewohnbar sein (1% linearer Wertverlust pro Jahr = 100 Jahre bis der Wert auf null gesunken ist). Die Absurdität dieser Annahme bezogen auf die Qualität eines durchschnittlichen Wohngebäudes der heutigen Zeit, ganz zu schweigen von den sich über die Jahrzehnte hinweg ändernden Grundrisspräferenzen von Menschen, braucht nicht weiter bewiesen zu werden.

    Absurd ist allerdings diese Ausführung. Er hat offenbar keine Ahnung davon, daß die Abschreibung ein rein betriebswirtschaftliche Größe ist. 1% bedeutet eben gerade nicht, daß man 100 Jahre in einer Immobilie leben könne, und ab dem 101. Jahr nicht mehr. Wenn die Immobilie nur noch 30% (oder 50%) Wohnwert hätte, würde sie sich nicht mehr vermieten lassen. Wer würde in so einem Gebäude wohnen wollen? Das widerlegt die 1% nicht im geringsten. Das ist so peinlich wie die überflüssige Wendung "braucht nicht weiter bewiesen zu werden". Die steuerlichen 2% AfA spiegeln keineswegs den Wertverlust wieder. Daß Vonovias "bereinigter Verkehrswert" nur halb so hoch wie der "normale Verkehrswert" sei, erstaunt. Weiß jemand Genaueres? Einmal rechnet er mit 85%, einen Absatz weiter mit 90% für den Gebäudeteil, anderswo schreibt er von 80-90%. Die ungünstigen 90% von 1,5% sind bei ihm dann ~1,4% statt 1,35%. Überhaupt ergibt ein fester prozentualer Wert nur Sinn in Bezug auf einen durchschnittlichen Preis, und nicht auf den hohen Preis am Ende einer Hausse (da wäre es niedriger) - er schreibt schließlich selbst von hohen Preisen. Man könnte den Eindruck gewinnen, daß er Immobilien schlechtrechnen will im Gegensatz zu seinen ETFs, die er schließlich selbst verkauft mit seiner Vermögensverwaltung.

    Kommer meint, das Risiko bei Immobilien sei hoch, sogar nicht niedriger als bei Aktien, es würde nur unterschätzt, weil man keine täglichen Kurse sieht. Er verweist auf geplatzte Immobilienblasen in den Euro-Südstaaten, Japan oder in den USA. Der Risikovergleich mit Aktien erscheint mir abwegig, denn es ist nicht möglich, durch die Kursschwankung des Hauses pleite zu gehen, und es wird selbst am Ende (des eigenen Lebens) nie null wert sein, im Gegensatz zu einem Depot, aus dem entnommen wird. Was dafür meiner Meinung nach jedoch risikoerhöhend wirkt, ist, daß die Instandhaltung vorzeitig und auf einmal anfallen kann. Bei Aktien ist hingegen niemals ein Nachschießen notwendig. Sicherlich ist es aber zumindest für den Privatier eine Diversifikation zu Aktien, und das Mietausfallrisiko ist bei Selbstnutzung ohnehin null. Psychologisch schlafe ich mit der eigenen Immobilie ruhiger, das sollte man keineswegs vernachlässigen.

    Was dann auch noch berücksichtigt werden muß, ist die Steuer. Bei der Selbstnutzung gilt bei Immobilien brutto = netto, d.h. für den Vergleich muß man die Abgeltungssteuer fiktiv draufrechnen. So kommt man für eine durchschnittliche Wohnung (natürlich je nach Ort) z.B. auf: Bruttomietrendite 4,0%, nach Kaufnebenkosten 3,6%, nach Instandhaltung 2,25%, was brutto fiktiv 3,06% entspricht. Vielleicht auch etwas höher.

    Kommer kommt oben auf 2,4% p.a. für Immobilien (vor dem Steuereffekt) und auf 5,2% für globale Aktien, jeweils real. Wenn man bedenkt, daß dabei auch keine 5,2% entnommen werden konnten, sondern vielleicht auch nur die Hälfte, und noch Steuern abgehen, dann sehen Immobilien nicht so schlecht aus. Dabei sind die Versicherungskosten abgezogen. Für den Vergleich mit der Miete ist das falsch, denn das sind m.W. auf den Mieter umlegbare Kosten.

    Zitat von Gerd Kommer

    Für die Zeitspanne von 1975 bis 2017 ermittelte der Immobiliendienstleister Bulwiengesa für „neue Eigentumswohnungen“ (Neuvermietung) in Deutschland eine durchschnittliche Bruttomietrendite von 3,9% p. a. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl bei Bestandswohnungen niedriger wäre.

    Das genaue Gegenteil ist richtig. Bei Neubau-Eigentumswohnungen ist die Mietrendite deutlich niedriger als die Neuvermietung im Bestand. Richtig ist allenfalls, daß die Mietrendite mit Bestandsmieten niedriger ist. Für die Eigennutzung sollte man aber mit der Neuvermietungsmiete rechnen.

    In "unserer Demokratie" werden keine Minderheiten unterdrückt oder zum Schweigen gebracht (Boris Pistorius). Sondern die Mehrheit.
    "Unsere" Demokratie verhält sich zur Demokratie wie Transfrauen zu Frauen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Winter (18. Juli 2025 um 11:50) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Man könnte sicherlich wie Kommer fragen, welche (gesetzgeberischen) Zumutungen auf Immobilienbesitzer noch zukommen werden, etwa Sanierungspflichten oder auch ein Lastenausgleich (wie nach 1945), wobei auch die Frage ist, ob das nicht an Mieter weitergeben werden wird, und ebenso kann man fragen, ob Aktienbesitzer unbedingt verschont werden? Stichwort Besteuerung. Wer 2+2 zusammenzählen kann, weiß, daß z.B. das "Sondervermögen" nicht produktiv eingesetzt wird, daß es nicht zu einem steigenden BIP führen wird und damit nicht zu steigenden Steuereinnahmen, allenfalls zu Inflation, und daß das Sondervermögen von heute die Steuern von morgen sind. Die selbstgenutzte Immobilie ist zwar leichter greifbar, erzeugt aber immerhin kein steuerbares Einkommen.

    Interessant fände ich aber auch die Frage nach der historischen Mietrendite. Ist die beispielhafte 4,0% Bruttomietrendite historisch gesehen niedrig? Wie war das früher? Und selbst wenn sie aktuell niedrig ist, relativiert sich das möglicherweise durch künftig stärker steigende Mieten, wovon auch der heutige Eigentümer profitieren würde, im Gegensatz zum Mieter. 2021/22 war die Mietrendite jedenfalls noch deutlich niedriger. Seither sind die Preise eher leicht gesunken, während die Mieten deutlich gestiegen sind.

    »Günstig ist ein Verhältnis von unter 22 Jahresmieten, ungünstig ist ein Wert von über 27«, sagt Heike Nicodemus, Immobilienexpertin bei Stiftung Warentest Finanzen.

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  • Hmm, interessante Überlegungen. Wenn man bei einer selbstbewohnten Immobilie von Rendite spricht, sehe ich zwei Ebenen: Einmal eine langfristige Wertsteigerung der Immobilie und zum anderen eine potenzielle Kostenreduktion im Vergleich zur Miete.

    • Wertsteigerung: Die entsteht vermutlich - wenn überhaupt - durch eine langfristige Steigerung der Bodenrichtwerte, also des Grundstückwertes. Der Gebäudewert tendiert gegen Null, bis nach achtzig Jahren pauschal noch eine Restnutzungszeit von 20 Jahren angenommen wird. Auf dem Weg dahin fallen immer wieder Reparaturen und Nachbesserungen an, wenn man mit dem aktuellen "Wohnstandard" einigermaßen Schritt halten will. Ansonsten ist es ähnlich wie beim Autokauf: Ein Neuwagen hat in den ersten Jahren einen immens schnellen Wertverlust; die Kunst besteht darin, einen Gebrauchten zu kaufen, bei dem noch längere Zeit keine größeren Reparaturen anfallen. Wichtig ist auch, dass du eine eventuelle Wertsteigerung erst dann realisieren kannst, wenn du ausziehst - also vermutlich Jahrzehnte später. Das ist ein wichtiger Unterschied zu Aktien.
    • Kostenreduktion: Man hat vermutlich geringere laufende Kosten als bei Miete, aber dafür natürlich den gesamten Kaufpreis als Vorab-Kostenblock, plus die entgangenen Anlagegewinne bei alternativer Verwendung des Geldes (Aktienrendite). Die Netto-Aktienrendite durch Wertsteigerung plus Kostenreduktion zu erreichen ist vielleicht möglich, aber du hast trotzdem den Nachteil des Klumpenrisikos und die ultralange Anlagedauer. Dazu kommen psychische Fallstricke: Im Eigenheim schraubst du deine Ansprüche nach oben - du willst unweigerlich mehr Platz und bessere Materialien als in einem Mietobjekt. Schließlich gibst du viel Geld aus und das soll sich auch in einer besseren Lebensqualität niederschlagen.

    Wenn man im Bereich Wohnkosten Rendite haben will, gibt es m.E. gerade für Privatiers einen viel einfacheren und sichereren Weg: Raus aus der Stadt und Umzug in eine Region mit deutlich günstigeren Mieten. Das setzt natürlich Mobilität voraus, aber du hast eine sofortige Kostenersparnis, kein Klumpenrisiko, keine Kapitalbindung und eine deutlich erhöhte Flexibilität. Und man kann versuchen, ein besseres Mietobjekt (mehr Lebensqualität) zu finden und trotzdem noch sparen.

    Disclaimer: Ich selbst wohne in einer selbstgenutzten Immobilie, aber ich betrachte sie eigentlich nicht als Renditeobjekt.

  • Dazu kommen psychische Fallstricke: Im Eigenheim schraubst du deine Ansprüche nach oben - du willst unweigerlich mehr Platz und bessere Materialien als in einem Mietobjekt.

    Alte Erkenntnis: selbstgenutzte Immo ist Luxus.

    Aber wie wäre es mit einer vermögensverwaltenden GmbH für Aktienanlage UND Immokauf. Die günstige Miete zahlst du dann an die GmbH. Und die GmbH verrechnet Abschreibung und ggf. Verluste mit der Abgeltungssteuer auf Dividenden. Die Abgeltungssteuer auf Kursgewinne schiebst du dann auch noch bis zum St. Nimmerleinstag.

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    Europäische Werte: vorübergehend vernünftig
    http://www.spiegel.de/kultur/gesells…-a-1100180.html

    Einmal editiert, zuletzt von chfin (18. Juli 2025 um 11:38)

  • Die grundsätzliche Rechnung stimmt, oder?

    Für die konkrete Rendite sind dann die Instandhaltungskosten entscheidend. ChatGPT antwortet hier mit 47-53 €/m² für ein freistehendes Haus, nach einer Quelle auch 56 €/m². Wobei ich bereits günstige Handwerker nahelegte. Hängt aber auch von Stadt (teurere Lohnkosten) oder Land ab. Das wären bei 150 m² dann ~7500€. Scheint viel, da kann man jedes Jahr oder alle paar Jahre eine größere Maßnahme machen. Vielleicht hat die KI auch was durcheinandergebracht. Als Unterhaltskosten einschließlich Heizung und allem anderen werden hier 4 €/m² und Monat genannt, d.h. 48 €/m² im Jahr: https://wohnhausimmobilien.de/so-viel-kosten…infamilienhaus/

    Laut 2. Berechnungsverordnung des Wohnungsbaugesetzes werden 11,50 €/m² genannt für Immobilien älter als 32 Jahre, aber die wurde zuletzt 2007 geändert! Anderswo werden 1-2 €/m² im Monat genannt, das wären 12-24 €/m² im Jahr. Die evidenzbasierte Peterssche Formel besagt 1,5/80*Herstellungskosten. Keine Ahnung, welchen Wert man da ansetzen soll. Die historischen Baukosten erscheinen fragwürdig, da sie die Teuerung nicht berücksichtigen. Je älter das Haus, desto niedriger wäre es, anstatt eher desto höher.

    Ich habe Websites gefunden, die bezüglich der einzelnen Maßnahmen aus meiner Sicht abenteuerliche Werte nennen, was sowohl Häufigkeit wie Kosten angeht, jedoch mal viel zu billig, mal zu teuer; die Intervalle dagegen scheinen stets zu niedrig (z.B. Badsanierung "ab 12.000€" - LOL). Dies hier ist ein Beispiel (unten): https://www.heid-immobilienbewertung.de/ratgeber/instandhaltungsruecklage/

    Wenn einzelne Maßnahmen günstiger gemacht werden können oder teils ein Vielfaches der genannten Zeitspanne später, dann ist es entsprechend weniger. Am Ende ist das Haus auf dem gleichen Stand, egal ob der Anstrich, die Küche oder das Bad nach 20 oder nach 40 Jahren erneuert werden. Zwischendurch lebt man u.U. nur selbst damit, bei Vermietung ist es evtl. was anderes.

    In "unserer Demokratie" werden keine Minderheiten unterdrückt oder zum Schweigen gebracht (Boris Pistorius). Sondern die Mehrheit.
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  • Ich würde im Falle eines Falles vor dem Kauf einen versierten Architekten einschalten, um den Renovierungsbedarf (und realistische Renovierungskosten) zu ermitteln. Das kostet wenige Hundert Euro und ist gut investiertes Geld, weil es vor bösen Überraschungen schützt. Mit einer Mängel-Liste des Architekten läßt sich auch besser verhandeln.

  • Ja, aber ich meinte jetzt nicht kurzfristig, sondern generell-langfristig. Gilt ja auch für bestehende Eigentümer. Da müßt ihr Euch doch Gedanken gemacht haben, z.B. 1000prozent kauft ja gerade.

    Kommer schreibt, die Fremdfinanzierung hätte im Durchschnitt die Rendite nicht erhöht, dafür das Risiko. Das ist auch wieder so ein typischer Kommer: Der durchschnittliche Anleger/Tennisspieler ist nicht besser als der Durchschnitt des Aktienmarktes/aller Tennisspieler, also gebt es auf. Es hängt doch ganz davon ab, wann man kauft, d.h. zu welchen Zinsen! Bei 4% Bauzins und <4% Mietrendite leuchtet das ein, bei 1% Zins kann es anders ausgesehen haben (zumindest am Anfang der Nullzinsphase und damit des Booms). Wobei da noch die Frage ins Spiel kommt, inwieweit jeweils in der Zukunft steigende Mieten eingepreist werden. Damit könnte es nämlich wieder ins Lot kommen: höhere Preise könnten durch künftig stark steigende Mieten relativiert werden.

    Vielleicht gar nicht, wenn die Preise lediglich eine Funktion des Zinsniveaus sind. Allemal wäre interessant, wie die historische Mietrendite aussah bzw. deren Kehrwert, das Kaufpreismultiple. War früher günstiger, oder? Auch dazu finde ich bemerkenswerterweise kaum etwas, also sowas wie Robert Shillers KGV10 für Aktien.

    Man könnte auch noch weiter denken: Wahrscheinlich ist das auch korreliert mit dem Finanzmarkt und damit mit der Anlageopportunität. Zu Beginn des Immobilienbooms 2010 war auch der Aktienmarkt noch günstiger, heute ist er eher teuer.

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  • Ja, aber ich meinte jetzt nicht kurzfristig, sondern generell-langfristig. Gilt ja auch für bestehende Eigentümer. Da müßt ihr Euch doch Gedanken gemacht haben, z.B. 1000prozent kauft ja gerade.

    Ich dachte, du willst dich konkret verändern und überlegst dir gerade, ob du mieten, kaufen oder finanzieren willst.

    Wenn man eine schöne Wohnung / Haus hat und sich da wohl fühlt, dann drängt sich das Thema ja nicht auf.

  • Der größte Vorteil beim Eigentum, du entscheidest selbst, was du für Instandhaltung ausgibst. Außer Wasserrohrbruch und Heizung wüsste ich nicht, was noch unaufschiebbar wäre.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis

    Everything will be allright!

  • Lieber Winter

    Ich habe das jetzt alles 2 mal gelesen und verstehe das Thema / die Frage nicht. Kannst du versuchen das in einen kurzen Satz zu packen?


    Ich verstehe nicht so ganz, was ihr immer mit dem Kommer habt. Der wird überall zitiert und hat so eine Art Guru Status. Ich habe mir bei ihm nur rausgezogen "nichts genaues weiß man nicht. Wenn du wenig Risiko gehen willst, muss du geringere Rendite akzeptieren und (sehr) breit investieren, am einfachsten über ETF"

    Aber er ist halt auch ein Extremist in seiner Nische. Weder frei von Fehlern noch eigenen Emotionen, die sich in seinen Aussagen niederschlagen. "Alles scheiße, außer ETF. Wer Immobilien kauft ist dumm, besonders bei Eigennutzug reine Geldverbrennung"


    Ich sehe keinen Sinn darin sich fiktive Renditen auszurechnen.

    Wofür? Um sich die Entscheidung "logisch" zu begründen?


    Eine selbstgenutzte Immobilie ist aus meiner Sicht in fast allen Fällen, auch bei uns, Konsum/Luxus/"Verschwendung".

    Wir zahlen inklusive Abtrag und Rücklagen knapp das 3 fache der aktuellen Miete. Die Bude ist doppelt so groß, völlig unnötig. Daran gibt es nichts zu begründen, es ist Luxus und wir haben uns bewusst dafür entschieden ❤️

    Welche "Rendite" messe ich der Sauna bei? Rechne ich da Fahrtkosten/-zeit zur Therme auch ein oder nur den gesparten Eintrittspreis gegen? Wie verrechne ich wenn ich Freunde einlade? Muss ich denen dann Eintritt abnehmen oder in einer Liste erfassen, damit ich sicherstelle mir genauso viel von der Gegenseite schenken zu lassen? Wieviel Abschreibung kalkuliere ich genau, wie kalkuliere ich meine Arbeitszeit zur Reinigung/Wartung?

    Ist der Garten Last oder Genuß? Wie verrechne ich das?

    Da gibt es sooooo viele Details. Das ist so individuell, vom Objekt der Lage, über den Eigentümer und dessen Interessen....

    Einmal editiert, zuletzt von 1000prozent (23. Juli 2025 um 09:38)

  • Was gerne mal übersehen wird ist, dass du beim Immobilienkauf deinen Kaufpreis einfrierst. Bei der Miete würde ich so kalkulieren, dass sie mit der Inflation steigt. Bei deinem Kredit wirst du an 10 oder spätestens 20 Jahren feststellen, dass der gefühlt ja gar nicht so hoch ist, weil dein Einkommen ja gestiegen ist. Wenn du also die Zahlungsreihen Miete und Kauf verglichst, dann musst du die Miete über 30 Jahre dynamisieren, aber den Kredit nicht.

    Eine selbstgenutzte Immobilie ist aus meiner Sicht in fast allen Fällen, auch bei uns, Konsum/Luxus/"Verschwendung".

    Das wäre auch mein Fazit, dass man das nicht rein ökonomisch betrachten kann und sollte. Ökonomisch ist es auch, mit einem Smart durch die Gegend zu fahren. Schön ist aber anders. Zumindest haben wir unsere Eigentumswohnung hochwertiger ausgestattet (Parkett statt Laminat, teure Küche, schöne Fliesen und Armaturen im Bad etc...) als man das bei einer Mietwohnung typischerweise bekommt.

    Und der Ease of Mind wenn die Butze erst einmal abgezahlt ist hat auch einen Mehrwert.

    "Don't believe anything you read on the internet"

    (Abraham Lincoln)

  • Ich habe das jetzt alles 2 mal gelesen und verstehe das Thema / die Frage nicht. Kannst du versuchen das in einen kurzen Satz zu packen?


    Auch ein Haus mit Garten kann man mieten oder kaufen. Auf jeden Fall gilt das für eine Wohnung.

    Gesparte Miete (+ ggf. Steigerung) - Instandhaltung = Depotentnahme - Steuern ? <> Risiko?

    In "unserer Demokratie" werden keine Minderheiten unterdrückt oder zum Schweigen gebracht (Boris Pistorius). Sondern die Mehrheit.
    "Unsere" Demokratie verhält sich zur Demokratie wie Transfrauen zu Frauen.

  • Auch ein Haus mit Garten kann man mieten oder kaufen. Auf jeden Fall gilt das für eine Wohnung.

    Gesparte Miete (+ ggf. Steigerung) - Instandhaltung = Depotentnahme - Steuern ?

    Nein, kann man eben nicht. Wenn dann nur als Zwischenmieter, aber längerfristig werden solche Objekte nicht vermietet.

    Wir haben bescheidene 250qm. Nur über den Filter Wohnfläche bist du dann bei 0 Treffern im Umkreis von 25km!


    PS: es ist so hoch emotional und auch unlogisch. 250qm kosten hier weniger (absolut, nicht relativ!) als 150qm Häuser. Deswegen haben wir auch dieses Ungetüm gekauft. Es wollte schlichtweg keiner haben.

    Wir sehen jetzt auch wieder die andere Seite (Nachmieter für das aktuelle Mietshaus). Aus meiner Sicht ein top pick was Preis/Leistung angeht. Baujahr 2023, 10€ kalt, Glasfaser, Stellplatz..... Aber nein, die Nachfrage ist selbst damit hier in der Gegend nicht so prall. Hier suchen alleinerziehende arbeitsuchende ein freistehendes Haus zu 1k warm....

    Ich könnte Bücher füllen mit den unlogischen Sachen, die ich nicht oder nur sehr schwer nachvollziehen kann. Unser Mietshaus wurde nicht verkauft und deshalb vermietet (Zinskurve hat zugeschlagen). Trotzdem bauen die nebenan wie die bekloppten. Das gleiche System, maximal verdichtet und versiegelt.... Warum? Wer kauft das?

    PPS: mir hat ein weiser Mann gesagt "der Markt ist der Markt, das brauchen wir nicht diskutieren" woodpecker

    Ob wir das nachvollziehen können oder nicht, Menschen machen irrationale Sachen. Viel viel häufiger als wir es annehmen würden, denn wir sind "gebiast" vom Glauben an den rationalen Menschen (den es nicht gibt).

  • Gesparte Miete (+ ggf. Steigerung) - Instandhaltung = Depotentnahme - Steuern ? <> Risiko?

    bzgl. Instandhaltung

    damit würdest du den technischen status quo einfrieren. Tatsächlich braucht es ab und an auch Verbesserungen.
    Womöglich zwangsweise eine Wärmepumpe, eine Isolierung irgendwelcher Wände etc.

    Als Mieter schert dich das alles wenig. Kein Aufwand.

  • Abtrag hat man bei Miete nicht, man erwirbt ja nichts.

    Ich wollte damit nur die eigene Irrationalität unterstreichen. Wir haben uns auf viele Jahre verpflichtet jeden Monat 3x soviel zu drücken, wie aktuell. Das ist wirtschaftlich gesehen bekloppt, Punkt!

    Klar wird auch die Miete steigen! Aber für das Risiko was man eingeht müsste man ja auch eine Rendite / Prämie kalkulieren.

    Die einzige wirkliche HABEN Seite ist das emotionale "es ist unseres und wir können selbst verfügen (im engen Rahmen der Gesetze und Normen)". Wenn du das Geld monatlich in EFT einzahlst kommst Du mit Sicherheit besser raus.


    Muss man ja auch schon aus der Logik heraus:

    • freistehende Häuser sind per Definition Verschwendung
      • Dämmung / zu allen Seiten Kälteangriff
      • nichts skaliert da alles nur auf einen Nutzer gemünzt ist => Du darfst alles alleine machen oder teuer bezahlen
    • man hat tendenziell viel mehr Fläche als ein Mieter (unser Fall ist ein besonders extremes Beispiel)
      • mehr Fläche mehr Heizung, Instandhaltung ==> UND SCHROTT, DEN MAN DORT ANSAMMELN WIRD! (auch hier schuldig im Sinne der Anklage! Hallo privates Fitnessstudio, Hallo Indoor-Fahrrad, Hallo Massageliege, Hallo Sauna, Hallo Oldtimer (?),......)
    • Spekulation auf Preissteigerungen mache ich in unserer Region nicht
      • klar, ist in Ballungsgebieten anders. ABER da zahlst Du ja den Aufschlag auch schon bei Kauf und dann darauf Zinsen! Speckgürtel HH, nicht mal drinnen, würde das gleiche Objekt, MINDESTES das 3fache kosten, wenn es beschissen gelegen ist. "Nur" 1mio mehr sind 40k extra Zinsen im Jahr!


    Zur Irrationalität am eigenen Beispiel, weil ich es immernoch nicht glauben kann:

    • die 250qm waren gelogen, es sind in Wirklichkeit knapp 300qm, da noch eine ebenerdige Einliegerwohnung dabei ist
      • die Bude bringt noch 450€ brutto im Monat (und wird später vermutlich selbst in der Familie genutzt)
    • Baujahr 2015, also Fenster und Dämmung top => 485k Kaufpreis (und nochmal 50-100k für Wände, Bäder und sonstige Luxus Ausgaben)
    • ähnliches Baujahr, vergleichbares Grundstück in gleicher Region bekommst Du kein 130-160qm Haus für unter 500k :/


    DER MARKT HAT IMMER RECHT!

    • ich habe jetzt 26min mit ÖFFIS zum HBF (plus 10min Fußweg zum Bus!), nach Umzug "aufs "Dorf" 15min Fußweg zum Bahnhof mit regelmäßig getakteter IC Verbindung
      • der Markt bewertet es hier als "Stadt" obwohl wir gleich/schlechter angebunden sind als auf dem Dorf (wir wohnen aktuell genau am Standrand)
      • unter "Dorf" stelle ich mir was anderes vor als das was wir dort sehen. Mit Fahrrad einkaufen, Kindergarten, Grundschule, Bahnhof,..... Und unter Stadt verstehe ich was anderes als einen Bummelbus der mit Glück 2 mal die Stunde Richtung Innenstadt schleicht.
      • Aber die Leute feiern es hier! Die finden es geil das es Abseits liegt. Durch und durch Auto begeistert. Vielleicht bin ich hier durch Hamburg und den Genuss des HVV ❤️❤️❤️ verzogen worden! Dem weine ich immer noch hinterher!!
    • ich wohne dann in modernem Wohngebiet wo alle Häuser neu sind (BJ14/15)
      • das Mietshaus steht in altem Gebiet, wo nachverdichtet wird (Krieg in der Nachbarschaft, um Parkplätze und andere Dinge, auf die Anspruch erhoben wird. Neid auf die Neubauten "damals war es besser",....)
    • aktuell wird auf der Straße gerast und es gibt Durchgangsverkehr
      • "im Dorf" sind wir am Ende einer Sackgasse wo Fußgänger und Autos sich den Weg teilen und Schrittgeschwindigkeit fahren
    • der Markt wertet hier Baugrund mit 400 -750€/qm und "auf dem Dorf" mit 100-150€
      • warum? ist das logisch?
      • das sind Kurse wie im (schönen!) Reinbek bei Hamburg, mit HVV Anbindung (S-Bahn!) ❤️
      • DER MARKT HAT RECHT!
      • Für mich ist es in wirklich allen Belangen besser und wir haben uns entschieden, also der Markt hatte Recht, keine 500k wert, da wir weniger bezahlt haben.

    22 Mal editiert, zuletzt von 1000prozent (23. Juli 2025 um 13:37)

  • Das klingt super!

    Ich hoffe sehr ihr habt nix übersehen und drücke weiterhin die Daumen.

    Es zeigt aber auch:

    Wirkliche Wohnungsnot haben wir nicht, oder?
    Wir haben nur Wohnungsnot in den größeren Städten in die alle hin wollen.
    Und das Leid ist bei den meisten dann offenbar nicht groß genug aufs Land zu ziehen um den hohen Mieten / Kaufkosten auszuweichen.

    Und dabei ist bei euch noch Westen.

    Will garnicht wissen wie günstig es in verwaisten Regionen im Osten ist.

    "I swear by my life and my love of it that I will never live for the sake of another man, nor ask another man to live for mine." - John Galt in "Atlas Shrugged"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh

  • Den Trend aufs Land zu ziehen gibt es parallel zur Urbanisierung. Alle wollen mehr Fläche und "eigenes" Haus. Deswegen müssen neue Häuser gebaut werden!

    Ganz extrem sieht man den Trend in meinem alten Ghetto in Schwerin. Da haben früher nur paar Senioren und Azubis gewohnt und halt massiv Sozialfälle. Mein Assi Block wurde abgerissen, es wohnen weniger Leute "im Ghetto". Dafür wurde gegenüber Bauland ausgewiesen. Alles verkauft, alles (dicht!!!) bebaut. Vor jedem Mini Haus stehen mindestens 2 Autos und man definiert sich als "gut bürgerlich". Von dort rennt man zwar ewig zur Straßenbahn, aber das ist offensichtlich uncool. Man fährt Roller/E-Bike oder eben Auto.


    Die Tage gerade mit der buckeligen Verwandtschaft aus'm Osten korrespondiert. Echtes Dorf, da hält morgens ein Schulbus, das wars. Die Ruinen verfallen, parallel wird neues Bauland ausgewiesen und bebaut! Dicht an dicht, auch im "town house" Style.

  • "town house" Style.

    Im Volksmund auch "Scheibchenhaus mit Handtuchgarten" genannt.

    Das wichtigste ist der Carport. Auto ist geschützt, aber man kann trotzdem damit angeben, weil jeder es sehen kann.

    "Don't believe anything you read on the internet"

    (Abraham Lincoln)

  • bzgl. Instandhaltung

    damit würdest du den technischen status quo einfrieren. Tatsächlich braucht es ab und an auch Verbesserungen.
    Womöglich zwangsweise eine Wärmepumpe, eine Isolierung irgendwelcher Wände etc.

    Als Mieter schert dich das alles wenig. Kein Aufwand.

    Naja!

    Energetische Sanierung wird - wie andere Sanierungen auch - auf die Miete umgelegt. Der Mieter zahlt die Investitionen des Vermieters dann innerhalb von 12,5 Jahren ab. Und nach nach Ablauf dieser Zeit bleibt die Mieterhöung natürlich bestehen und der Taxameter läuft weiter. Sanierungen sind also eher ein Argument pro Eigentum.