Beiträge von Boersenreflex

    Berücksichtigt man das historische Bewertungsverhalten der Post-Investoren der letzten Jahre, ergibt sich ein durchschnittliches Bewertungsniveau bezüglich des Konzernumsatzes bei KUV 0,40. Theoretisch sah die Börse in den vergangenen 8 Jahren hier wohl den fair value.
    Übertragen auf heute wäre die Post nach diesem Modell also mit gut 17 Euro fair bewertet. Bei diesem Kurs betrüge das KGV(2012e) gut 13, das KGV(2011e) knapp 15.


    Auch psychologisch scheint die Post-Aktie interessant: In einer Zeit voller Finanzkrisen, hoher Volatilität etc. sehnt sich so mancher Investor nach der Sicherheit, die er sich von solch "langweiligen Witwen-und-Waisen-Papieren" wie z.B. der Post-Aktie verspricht.

    Zitat

    Original von Matze
    Buffett hatte er immer schon als Position #1


    So ist es. Professor Otte's "Buffett-Hörigkeit" ist mindestens so stark ausgeprägt wie die von Hendrik Leber :-)


    Manchmal denke ich, Otte's Aktienfonds würde ohne die Kommentare von Warren Buffett nur noch halb so gut performen, denn Buffett ist einer der ganz wenigen professionellen Investoren, die immer dann, wenn sie denken, die Kurse haben ihr Tief erreicht, dies auch öffentlich sagen. So sagte Buffett im Herbst 2008 (etwas zu früh, ca. 20% über dem Tief im März 2009): "I feel like a kid in the candyshop. I want to buy everything I see." Ein paar Monate später sagte Otte dann im Düsseldorfer Interconti vor Privatanlegern: "ICH fühlte mich Ende 2008/Anfang 2009 wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Ich wollte am liebsten alles kaufen."


    Also, hoffentlich lebt das Orakel von Omaha ewig. Sonst sind eine Menge Value-Investoren auf sich allein gestellt.

    Bin überrascht, daß die Schweiz "nur" auf Platz drei landet, trotz AHV und hoher "integrity" bei der privaten Altersvorsorge. Wäre im Anstz auch ein schönes Modell für ein sozial etwas gerechteres Deutschland, aber das Bundesverfassungsgericht hat ja immer wieder betont, daß man Spitzenverdiener wegen des Gleichstellungsgrundsatzes oder wie das heißt nicht finanziell "benachteiligen" darf. Soll heißen, wer in Deutschland viel ins Sozialsystem einzahlt, soll auch am meisten ausgezahlt bekommen. Dagegen heißt es in der Schweiz: Der Einkommensmillionär braucht die AHV nicht, aber die AHV braucht den Einkommensmillionär.

    Glaube auch nicht, daß die Commerzbank untergehen wird. Aber was mich stört, bei vielen Bankaktien, aber auch ganz speziell bei der Commerzbank, ist die Aussicht auf neuerliche Kapitalerhöhungsmaßnahmen. Die letzte liegt zwar gerade mal sieben Monde zurück, doch wenn ich mir den Zwangsmindestkapitalisierungsüberbietungswettbewerb seitens der regulierungswütigen Politiker vor Augen halte, dann könnte sehr viel schneller als gedacht wieder eine neue Kapitalerhöhung ins Haus stehen, zumal die Commerzbank zu den 29 weltweit systemrelevanten Finanzinstituten (SIFI) zählt. Auf der 28-SIFI-Liste von Moody's steht sie jedenfalls.


    Die letzte Kapitalerhöhung ließ den Kurs der Aktie von EUR 5,50 auf EUR 3,00 fallen, obwohl es damals schon hieß: Die Kapitalerhöhung kommt alles andere als überraschend und ist schon fast voll eingepreist ;-)


    Beim aktuellen niedrigen Kursniveau mag das allerdings schon eher stimmen. Aber wer weiß das schon?

    dak427, da hast du wohl recht. Da hätte ich auch selbst dran denken müssen...


    Ganz aufgegeben habe ich noch nicht: Ich hänge noch immer an der Empirie zum ersten Teil der Gleichung der "4fachen Identität" (siehe Winter 10.10.2011; 15:31), also an reale langfristig mittlere Anlegerrendite = Gewinnrendite GKV (= 1/KGV). Und ich hänge (ja, ich bin langsam ;- ) noch am Bewertungswiderspruch Europas, also der Folgerung aus der Gleichung, daß das faire - oder wenigstens mittlere - KGV-Niveau höher sein sollte, als das US-Amerikanische, wenn die langfristige Anlegerrendite Europas tatsächlich niedriger wäre als in den USA (z.B. 5% -> KGV 20), aber das Gegenteil zu beobachten ist, die Europäischen Aktien also langfristig meist - nicht immer (siehe z.B. mrmarkets.eu) - ein niedrigeres KGV-Niveau aufweisen. Wie gesagt, mangels wirklich sehr langfristig zurückreichender Daten kann ich für Europa nicht feststellen, ob die mittlere reale Rendite tatsächlich im Bereich von 5% anzusiedeln ist, bzw. ob Europas Realrendite niedriger ist/war, als die US-Amerikanische.


    Um aus der anderen Perspektive zu sehen, habe ich nach Ländern gesucht, die eine höhere mittlere Rendite als die USA abgeworfen haben sollten und ein höheres mittleres KGV haben (was laut Identitätsgleichung auch wieder "falsch" sein sollte). Fündig wurde ich mit Japan. Da meine Daten allerdings "nur" 60 Jahre zurückreichen, ist es durchaus wahrscheinlich, daß noch längerfristiger die Realrenditen Japans und der USA recht identisch sind, denn insgesamt gesehen, unterscheidet sich die japanische Rendite in den 60 Jahren, vor allem wegen des nun schon mehr als 20 Jahre dauernden übergeordneten Bärenmarktes in Japan, nur noch leicht von der US-amerikanischen. Im betrachteten 60-Jahres-Zeitraum, also seit 1950, war die japanische Rendite allerdings fast immer deutlich größer als die US-amerikanische, mit einer Ausnahme, nämlich den 1990er Jahren, in denen die Rendite stark negativ war. Und im Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende war die Nominal-Rendite zwar relativ ähnlich, allerdings war die Teuerung in den USA wesentlich höher. Doch die jahrzehntelang wesentlich höhere mittlere Realrendite Japans geht nicht mit einem niedrigeren durchschnittlichen KGV-Niveau einher, sondern im Gegenteil: Das historisch mittlere KGV-Niveau Japans liegt meist mehr als 50% höher als das der USA. Im Unterschied zu vielen anderen Ländern geht es nicht darum, ob das langfristig mittlere GKV bei 6%-8% anzusiedeln ist, sondern wir bewegen uns hier eher bei 4%-5% (das war übrigens schon lange Zeit vor 1990 der Fall)...


    Japan scheint der langfristigen Identität von Anlegerrendite und Gewinnrendite klar zu widersprechen, doch ich gebe zu, es ist ein in vielerlei Hinsicht sehr spezielles Beispiel. Auch darf man nicht vergessen, daß das optisch sehr hohe KGV-Niveau mit, im Weltvergleich, außergewöhnlich niedrigen KUV und KBV einhergeht. Daß bei beiden, auch beim KBV, eine Null vor dem Komma steht, ist seit vielen Jahren eher Regel denn Ausnahme. Besonders störend ist natürlich der Rendite-"Knick" 1990 in Japan. Doch man wird kaum einen Index finden, der langfristig ohne solche Knicks auskommt (siehe Grafik im Posting vom 10.10.2011; 19:20). Der einzig mir bekannte, der mehr als 100 Jahre ohne Knick auskommt, ist der ASX All Ordinaries. Leider habe ich keine 125 Jahre zurückreichenden Daten zu Gewinnentwicklung, Dividendenrendite und Teuerungsrate aus Australien zur Verfügung. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist die australische Realrendite mindestens so hoch wie die aus den USA, vermutlich sogar 0,5 bis einen Prozentpunkt höher (zwischen 1875 und 1940 stiegen die australischen Kurse höher, allerdings gab es hier insgesamt beinahe keine Inflation in den USA, in den letzten mindestens 3 Jahrezehnten war Australiens Dividendenrendite höher bei gleicher Kursrendite). Das langfristige KGV-Niveau Australiens soll niedriger sein als in den USA. Für die letzten 40 Jahre stimmt das höchstwahrscheinlich, doch was ist mit den 85 Jahren davor?

    Zitat

    Original von nixda
    In den letzten Tagen gab es noch einmal ein kurzes Aufbäumen, seitdem geht es wieder bergab. Die Vola -Indizes bewegen dabei negativ korreliert zum Basisindes.


    Daraus schließe ich erst einmal das die täglichen Plus-Minus Schwankungen nicht alleine relevant sind, sondern auch die Entfernung von einem GLD. Der Absturz an den Börsen hat ja vor etwa 3 Monaten begonnen, die hohen Kurse rutschen jetzt langsam aus den linearen GLDs raus. Wird das zum Preisverfall der Volaindizes führen?


    Richtig, die Vola-Indizes bewegen sich negativ korreliert mit ihrem jeweiligen Basis-Index. Es gibt zwar Unterschiede zwischen der impliziten und dder historischen Volatilität, doch insgesamt und langfristig betrachtet sind diese gering. Extrem hohe Werte (Ausschläge bzw. "Spitzen" in den Vola-Indizes) sehen wir tatsächlich nur nach abrupten heftigen Kursbewegungen, also einer scharfen Korektur oder gar einem Crash, wie wir ihn ihn Anfang August hatten.


    Hochwahrscheinlich entwickelt sich die Vola wiefolgt:
    - Sollten die Kurse wieder sinken, aber nur recht langsam, dann verharrt die Vola auf hohem Niveau.
    - Scharfe und prozentual große Abwärtsbewegungen der Kurse können das Niveau der Vola-Indizes abermals deutlich erhöhen.
    - Bei weiter, aber langsamer steigenden Kursen geht die Vola langsam zurück.
    - Bei weiter stark steigenden Kursen umso schneller.


    Es sei aber auch erwähnt, daß die Vola-Indizes langfristig nicht perfekt mit ihren Basisindizes korrelieren. Es ist durchaus möglich und zu beobachten, daß bei steigenden Kursen die Volatilität parallel steigt. Zu solch einer Anomalie kommt es allerdings meist nur dann, wenn die Volatilität auf einem recht niedrigem Niveau ist, wie z.B. 1995ff zu beobachten war (siehe Anhang, gelbe Linie S&P500, blaue Linie VIX), und zwar sowohl bei der historischen, als auch der impliziten Volatilität. Doch die Ausgangslage eines niedrigen Volatilitäts-Niveaus liegen ja momentan ganz und gar nicht vor.

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    Ich bin zuversichtlich, daß es niemals gelingen wird, einen exakten genauen Wert als das langfristig gültige KGV-Niveau für ein Land bzw. einen Index zu bestimmen. Ein Freund mathematischer Akkuratesse war ich noch nie, also begnüge ich mich gerne mit ungefähren Werten bzw. Annäherungen und denke, daß, wenn es ein faires KGV-Niveau geben sollte, sich dies im Zeitverlauf immer wieder leicht ändern kann. Es scheint sich ja herauszukristallisieren, daß wir hier jetzt über faire, oder besser gesagt: langfristig mittlere, KGV-Niveaus zwischen 13 und 18 sprechen. Das ist doch schon mal eine ganz gute Basis.


    Hohe Werte wie 20 oder gar 21 wurden bislang nur durch eine theoretische langfristig mittlere reale Anlegerrendite i.H.v. 5% außerhalb der USA theoretisch begründet. Meine Argumentation gegen langfristige Mittelwerte über 20 habe ich ja schon vorgebracht. Dazu kommt, daß es mir mangels Daten (vor allem hinsichtlich der Teuerungsraten außerhalb der USA, die mehr als nur ein paar Jahrzehnte zurückreichen) nicht möglich ist, einen Markt mit einer langfristigen mittleren realen Anlegerrendite von 5% p.a. zu finden.


    Dann stelle ich mir die Frage, warum denn bitte muß die Anlegerrendite real, also um die Teuerungsrate bereinigt sein? Klar, die Teuerungsbereinigung macht unterschiedliche Länder oder unterschiedliche Zeitperioden besser vergleichbar und der Anleger ist letzlich mehr am realen als am nominalen Gewinn interessiert (das glaubt man zumindest mehrheitlich). Doch welche Teuerungsrate ist überhaupt die richtige? Vermutlich kann man sich da schnell auf den jeweils populärsten Konsumentenpreisindex des betreffenden Landes einigen. Doch was macht - Achtung: zugespitztes Extrembeispiel - der japanische Investor, der in indischen Aktien investiert ist? Zieht der die hohe indische Teuerungsrate (7-10%) von seiner Nominalrendite ab, oder dann doch die japanische (0,5-1%)? Oder müssten wir im Zeitalter der bereits recht stark globalisierten Investitionsmöglichkeiten nicht eigentlich eine durchschnittliche Welt-Teurungsrate heranziehen?


    Vergleiche ich die sehr langfristigen Nominal-Renditen - zumindest so lange die mir verfügbaren Daten zurückreichen - dann stelle ich fest: Sehr langfristig sind die Unterschiede vermutlich relativ gering und bewegen sich möglicherweise meist im Bereich von einem Prozentpunkt. Natürlich kann schon ein einziger Prozentpunkt auf lange Sicht den Unterschied zwischen einem kleinen und einem großen Vermögen ausmachen, das ist mir schon klar.


    Es tut mir leid, aber mangels Datengrundlage kann ich keinen wirklich erhellenden Beitrag leisten.

    Winter


    Zur späten Stunde kann ich nur relativ kurz antworten und muß 90% Deiner wirklich interessanten Ausführungen unkommentiert lassen:


    Als bekennender Mathe-Trottel verblüfft es mich völlig, daß die artithmetischen Mittelwerte von KGV und GKV sich auch nur minimal unterscheiden können, aber Du hast damit recht, ich (bzw. Excel) hab' (hat) es nachgerechnet. Der Unterschied ist tatsächlich enorm...


    Zur Verteidigung meines vorangegangenen Plädoyers für den hist. Mittelwert des KGV als fair-value-Annäherung:
    Natürlich ist der Mittelwert im Zeitverlauf nicht konstant, Jahre der Überbewertung heben ihn, Jahre der Unterbewertung drücken ihn. Logisch. Doch auf ganz lange Sicht, also über mehr als hundert Jahre, bildet der Mittelwert der KGV eine gute Annäherung an den fair value, wenigstens der Vergangenheit. Und zwar zwingend logisch, wenn man die These akeptiert, daß Aktienkurse langfristig um den fair value schwanken, sich mal in Überbewertung oberhalb und mal in Unterbewertung unterhalb aufhalten.


    Denn was wäre, wenn dieser Mittelwert keine gute Annäherung wäre? Nehmen wir an, das historisch faire KGV zwischen 1871 und 1996 würde bei 20 "festgeschrieben". Das würde bedeuten: Aktienkurse sind an 95% aller Handelstage unterbewertet, an 5% aller Handeltage fair, und wirklich niemals überbewertet. Wäre unsinnig.


    Anders herum: Das faire KGV zwischen 1871 und heute würde bei 9 angenommen. Das würde bedeuten: Aktien sind niemals deutlich unterbewertet, sonder fast immer sehr stark überbewertet. Genauso unsinnig.


    Sinnvoll ist hier nur eine ewig zyklische Rückkehr zum Mittelwert (mean reversion). Natürlich gab es Jahrzehnte, in denen der Mittelwert bei unter 13 lag oder Dekaden mit einem Mittel von über 17 (in jüngerer Vergangenheit sehr viel höher :-)) beim KGV. Doch noch längerfristig kann man sich vorstellen, daß auch diese Mittelwerte immer wieder zu ihrem "übergeordneten" Mittelwert zurückkehren. In der Vergangenheit konnte man dies jedenfalls beobachten.


    Man muß einfach nur mal den S&P-Indexgewinn mit z.B. 15 multiplizieren und als Diagramm darstellen, dazu noch parallel den S&P 500, und das zurück bis 1871. Das Ergebnis grenzt schon fast an Perfektion.


    Das sollte eigentlich langfristig auch mit GKV-mean-reverion funktionieren, auch wenn sich hier bei den Mittelwerten abweichende Zahlenwerte ergeben, das fair-value-Niveau sich also hier und da etwas nach oben oder unten verschiebt.

    I keep it simple:


    Akzeptiert man die These, daß Marktpreise langfristig um den fair value schwanken, folgt daraus, daß - wenigstens in der Vergangenheit - der langfristige KGV-Mittelwert von breit diversifizierten Aktienindizes tatsächlich eine gute Annäherung an den fair value darstellt, auch wenn die Überlegung geradezu grotesk einfach anmutet.


    Meist beträgt dieser KGV-Mittelwert bekanntlich ca. 15, was einer Gewinnrendite (GKV) von 6,67% entspricht. Die Frage nach der Teuerung stellt sich hier nicht.


    Bei Akzeptanz der These folgt für die Kursrendite, also ohne Dividende: Die (sehr) langfristig (geom.) mittlere jährliche Gewinnwachstumsrate (nominal) entspricht (sehr) langfristig der Kursrendite p.a. (nominal). Solange sich die Teuerungsrate nicht negativ oder positiv auf das Geschäft auswirkt, ist sie auch hier irrelevant, denn eine positive Teuerungsrate nagt zwar an der nominalen Rendite des Investors, erhöht aber im gleichen Maße c.p. das Gewinn-Niveau.


    Somit sollte sehr langfristig gelten:
    mittlere Kursrendite = mittlere Gewinnwachstumsrate


    Grafische Veranschaulichung für US-Aktien (S&P 500 + Rückrechnung):
    Zwischen 1885 und 1939/40 betrug die nominale Gewinnwachstumsrate im großen Ganzen knapp 2%, bei insgesamt(!) durchschnittlicher Null-Teuerung und Deflation. Der Index schwankte um diese (violette) Trendlinie, deren Steigung knapp 2% beträgt, was im Log.-Chart als Gerade erscheint.
    Seit 1939/40, nunmehr bei insgesamt deutlich höherer Teuerungs und Inflation, wuchs der Indexgewinn im großen Ganzen nominal um knapp 7% p.a. Die Indexkurse schwnkten nun um die steilere (gelbe) knapp 7%-Trendlinie.


    Und die Dividende? In Zeiten geringen Gewinnwachstums neigen die Unternehmen zu höheren Ausschüttungsquoten und die Aktien weisen auch höhere Dividendenrenditen auf, zumindest langfristig betrachtet. Dadurch verringerte sich der enorme Rendite-Unterschied, den die mittleren Kursrendite zwischen den Zeiträumen 1885-1939/40 und 1939/40 bis heute aufweist.


    Sorry, mal wieder am Beispiel USA, doch da hat man eben lang zurückreichende Daten, die am wenigsten umstritten sind.

    Der Startzeitpunkt meiner obigen Rechnungen (DAX Perf. Anfang 1988 bei 1000 Punkten) entspricht möglicherweise zufällig sogar einem "fair value", dann nämlich, wenn man das "Shiller KGV" (inflationsadjustiertes KGV10) [EDIT2 14:23 Uhr: des DAX Performance-Index] heranzieht. Dieses dürfte Anfang 1988 bei etwa 14 gelegen haben.


    EDIT:


    Winter


    Mir ist klar, Du hattest in diesem Zusammenhang eine andere Art des fair value gemeint, ohne Fundamentaldaten, aus der Hindsight-Logik heraus.

    Das würde mich auch brennend interessieren, wie es zu dem von Winter eingangs genannten massiven Gewinneinbruch kam. Wer weiß da etwas genaues?


    Probleme mit dem Kerngeschäft in Europa, vor allem Frankreich selbst, höhere Einkaufspreise, die nicht voll weitergegeben werden können, etc. Das kann doch nicht alles sein.


    Dabei läuft das Geschäft laut CEO außerhalb Europas relativ besser, die Probleme in Europa, besonders in Frankreich, müssen also schon gravierend sein.


    Interessant ist, daß Carrrefour's Kerngeschäft (v.a. Handel mit Lebensmitteln mittlerer bis hoher Qualität) nur in den Ländern funktioniert, wo die Menschen viel Geld fürs Essen ausgeben (mehr als 20% vom verfügbaren Einkommen), also Frankreich, Spanien, Zypern, Griechenland, Türkei, China, Kolumbien. Dort, wo die Menschen kein Geld fürs Essen ausgeben (weniger als 10% vom verfügbaren Einkommen), also Deutschland, gibt es auch keine Carrefour-Märkte. Da die Bevölkerung in Spanien und Griechenland gerade sparen muss, wirkt das sicher negativ, doch das kann nicht die Quelle des Problems sein, da die Umsätze insgesamt weitersteigen konnten.


    Ich glaube, benny_m hat recht, Carrefour war zum Milleniumswechsel eine regelrechte Mode-Aktie mit der entsprechenden Mondbewertung. Und ein bißchen Mode-Aktie (so wie z.B. Danone) wird Carrefour wohl immer bleiben, allein schon wegen des Namens (der außerhalb Deutschlands zu den bekanntesten Markennamen überhaupt zählt). Habe ich mit dieser These recht, dann wird Carrefour niemals total unterbewertete Aktien vorweisen können. Kann(!) also theoretisch sogar sein, daß die Carrefour-Aktie vor ein paar Tagen ihr Tief bereits gesehen hat, trotz des niedrigen Gewinnniveaus ohne konkret genannte Aussicht auf Besserung.


    Wer ganz sicher recht hat, ist woodpecker: Diesen Laden muß man einfach lieben. Ich selbst mag zwar lieber die kleinen Lebensmittelläden, die nicht ganz so steril und überbeleuchtet sind, aber wenn ich dann vor den gefühlt 200m-langen Regalen nur für foie gras stehe, oder den vielen Krebsen, die auf dem Eis herumkrabbeln, dann fühl' ich mich jedesmal wie Gott in Frankreich :-)


    EDIT: Ich kenne Deutsche, die verdienen mehr als 100.000 EUR pro Jahr und gehen bei Aldi oder Lidl "Essen" einkaufen, ohne sich zu schämen. In Frankreich undenkbar! Oder ändert sich das etwa gerade? Schwer vorzustellen.

    Winter


    Da hast Du natürlich recht, zum Startzeitpunkt sollte der DAX bei "fair value" sein. Ein altes DAI-Renditedreieck fliegt auch irgendwo auf meiner Festplatte 'rum (leider nicht unter dem Filenamen "Renidtedreieck"). Ich bilde mir ein, die typische Rendite pro Jahr war darauf bei etwa 9% angegeben - eigenes Nachrechnen mit den Renditedreieckzahlen hat allerdings niedrigere Werte ergeben, aber vielleicht spielt mir mein Gedächntis einen Streich oder ich war damals zu doof zum Rechnen.
    Ist allerdings nicht teuer, sich eines zu bestellen (auf dai.de werden allerdings zwei verschiedene Preise genannt, einmal 1,50 EUR, einmal 2,50 EUR, aber bei der Größenordnung ist das dann auch egal :-)).

    Spaßeshalber mal eine ganz naives und sehr einfaches Rechenbeispiel für den DAX (Performance-Index, also mit Dividendenberücksichtigung), Ausgangspunkt Januar 1988, 1000 Punkte.



    In der Spitze der Spekulationsblase, bei massiver Überbewertung, (März 2000, 8000 Punkte) betrug die Rendite 18,5% p.a.


    8 Jahre später war der DAX wieder bei (über) 8000 Punkten, die Überbewertung war wesentlich geringer als noch im März 2000. Rendite: 10,96% p.a.


    Im Sommer diesen Jahres erreichte der DAX zwar nicht 8000, aber immerhin 7500 (intraday sogar 7600). Rendite: 8,95% p.a.



    Jetzt zu den Tiefpunkten (seit 2000):


    Das Tief nach dem Platzen der großen TMT-Internet-whatsoever-Bubble war beim DAX im März 2003 bei rund 2200 Punkten und einer doch sehr deutlichen Unterbewertung. Rendite: 5,31% p.a.


    Das Tief nach der Baisse 2007/08 sah der DAX im März 2009 bei ca. 3600 Punkten. Rendite: 6,21% p.a.



    Zur aktuellen Lage:


    DAX am Freitag (XETRA) bei 5675. Rendite: 7,58% p.a.
    DAX bei 5000. Rendite: 7,01% p.a.
    Viele Banken geben für das Jahresende 2011 das Kursziel 6000 aus. Rendite: 7,75% p.a.



    Problem 1: Wie hoch ist die "normale" Rendite p.a.?


    In den letzten 50 Jahren waren es 5% p.a.
    In den letzten 40 Jahren waren es 6,5% p.a.
    In den letzten 30 Jahren waren es 8,5% p.a.
    In den letzten 20 Jahren waren es 6,5% p.a.


    Problem 2: Ändert sich der Startzeitpunkt minimal (z.B. auf DAX-Hoch direkt vor dem 1987er Crash), senken sich alle oben ermittelten Rendite-Werte dramatisch.

    Ich lasse mal Dividenden und ROE-Überlegungen ganz weg: Langfristig orientieren sich die Marktpreise bzw. Aktienkurse ja etwa an den Unternehmenswerten, sie pendeln also mal mehr oder mal weniger stark um ihre "fair values". Verachtfachen sich zum Beipsiel in einem Land innerhalb von 30 Jahren die fair values, egal ob gemessen an Substanz oder Ertragswert, dann bedeutet dies, daß der Unternhemenswert ca. 7% p.a. gewachsen ist. Man kann dann erwarten, daß sich die Aktienkurse in diesem 30-Jahreszeitraum nicht(!) verfünfzigfachen, sondern ebenfalls eher ver8-, vielleicht aber auch nur ver5- oder sogar ver10fachen. Die Rendite für den Aktionär läge dann also bei ebenfalls eher 7% p.a., vielleicht aber auch nur 5,5% oder sogar 8%...


    So schrecklich unterschiedlich finde ich die durchschnittlichen Länderrenditen aus Aktionärssicht gar nicht mal, wenigstens langfristig gesehen. Klar, in Japan rentieren die Aktien seit Jahrzehnten anders. Doch die Zäsur war hier tatsächlich der Jahreswechsel 1989 auf 1990. Denn in der Zeit vorher stiegen Japans Aktien sehr stark: Zwischen 1968 und 1983 mit etwa 11% p.a., dann zwischen 1983 und 1990 mit über 20% jährlich. Zwischen 1968 und 1990 mit 16% p.a., also stärker als in den meisten anderen Ländern. Und die japanischen Unternehmen waren in dieser Zeit ja auch sehr wachstumsstark, obendrauf kam dann eben die gigantische japanische Spekulationsblase. Bekanntlich geht es seit 1990 mit Japan's Aktienmarkt bergab. Doch nur mal eine Beispielrechnung: Von 1968 bis 2008 rentierten die japanischen Aktien - egal ob NIKKEI 225 oder TOPIX 1500 - mit - Überraschung! - 7% p.a., also einem völlig normalen Wert, wie wir ihn aus dem Rest der Welt gut kennen.


    Natürlich will ich den gravierenden Unterschied, den es seit 1990 (nicht schon seit zig Jahrzehnten!) zwischen Japanischen Aktien und z.B. US- oder Europäischen Aktien gibt, nicht leugnen. Doch handelt es sich hier um eine Ausnahme- bzw. Einzelfall.

    Je stärker der Franken fällt (heute kostet ein Euro bis zu 1,238 Franken), desto mehr Gerüchte um eine Anhebung der Kopplungsmarke bei aktuell 1,20 gibt es. Erste Gerüchte lauteten noch auf 1,25, gestern brachte z.B. die Spaßkasse Aachen 1,30 ins Spiel. Wieder mal ein schönes Beispiel dafür, wie Kursveränderungen die Realitätswahrnehmung der Marktteilnehmer und -beobachter beeinflussen können. Vielleicht letztlich sogar die Realität selbst.


    Je hartnäckiger sich diese Gerüchte halten, desto mehr verliert der Franken seinen Nimbus als "sicherer Hafen" und "alles" wird gut - aus Sicht der Eidgenossen, versteht sich. ;-)

    Na, da will ich dann auch noch meinen Senf dazu geben:


    Der von Witchdream zitierten Kurz-Definition zum market timing schließe ich mich an. Unter "entire market" ist natürlich nicht das gesamte Finanzsystem zu verstehen, sondern z.B. "the entire equity market" (der gesamte/breite Aktienmarkt).


    Das "timing" in market timing kann etwas verwirren, da es einen sehr kurzfristigen touch hat. Daher würde ich zwischen taktischem und strategischen market timing unterscheiden wollen. Ersteres sind z.B. Versuche der "Swing-Trader", am Beginn einer Korrektur zu verkaufen und dann am Boden der Korrektur zu kaufen u.s.w. Das strategische market timing ist der Versuch(!), die großen Börsenzyklen richtig zu prognostizieren, also "gesamtmarktantizyklisch" nach der Baisse zu Tiefstkursen zu kaufen und erst wieder beim Übergang von Hausse auf Baisse, also zu Höchstkursen, zu verkaufen.


    Mit welchen methodischen Hilfsmitteln man nun versucht, z.B. das Ende einer Baisse zu ermitteln, um perfektes market timing betreiben zu können, also zu Tiefstkursen zu kaufen, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Man kann auf charttechnische Methoden (Bodenformationen, hohe Volatilität u.s.w.) setzen, oder auf fundamentale Methoden (Marktwerte sehr viel niedriger als "fair values") oder man setzt auf die behavioral finance (extremer Pessimismus, niedrige Aktienquoten, etc.).


    "Stock picking" anhand z.B. fundamentaler Kennzahlen ist eine Form der Selektion einzelner Aktien (Binsenweisheit). Das heißt aber nicht, daß jedes Heranziehen fundamentaler Kennzahlen wie KxV automatisch "stock picking" bedeutet: Man kann sich die fundamentalen Kennzahlen des breiten Gesamtaktienmarktes ("entire market"), z.B. als Median oder arithm. Mittelwert ansehen und versuchen, daraus seine Schlüsse für die künftige Kursentwicklung des Gesamtaktienmarktes (ablesbar an einem möglichst marktbreiten Index) zu ziehen, und betreibt somit explizit kein "Stock picking", sondern market timing, zumindest wenn man denn dann auch danach handelt. Daß das ganze nicht eben einfach möglich ist, sollte auch klar sein, denn z.B. ein Aktienindex, der z.B. ein sehr niedriges KGV aufweist, kann ein Jahr später ein noch sehr viel niedrigeres KGV aufweisen...


    Natürlich ist niemand gezwungen, 100% seines Aktiendepots nach market-timing-Aspekten zu halten, man kann ja sein Depot einteilen: 30% wird nach market timing gehandelt, der Rest eben nicht.

    Air France KLM:
    KBV (Mittelwert 2003-2010): 0,76
    KUV (Mittelwert 2003-2010): 0,25


    Dt. Lufthansa:
    KBV (Mittelwert 2003-2010): 1,43
    KUV (Mittelwert 2003-2010): 0,42


    Um diese historische Durchschnittbewertung zu erreichen, müssten die Aktienkurse der
    - Air France 200%
    - Dt. Lufthansa 150%
    zulegen.


    (Keine Kaufempfehlung, keine Handelsempfehlung.)

    Es wird mal wieder Zeit nachzusehen, welches Land in den letzten Monaten am stärksten verloren hat.
    Datengrundlage waren die jeweiligen Aktien-Leitindizes des Landes. Der Verlust wurde so gemessen:
    (HighYTD - LowYTD) / HighYTD


    Natürlich fehlen weit über 100 Länder, aber ich habe mich mal auf die "meistbeachteten" konzentriert und Griechenland wegen der aktuellen Krise interessehalber mitgenommen.

    Dateien

    Erstmal schließe ich mich den positiven Kommentaren an, die Methode "KPV" ist 100%ig plausibel. Natürlich wäre, wie Balkenchart schon anregte, eine historische Langzeitstudie interessant, aber vom "Gefühl" her würde ich sagen: "It works on wall street (and anywhere else)"


    Natürlich sollte es ähnlich wie beim KUV oder KGV selbst abwechselnd gute und schlechte Zeitperioden geben, oder wie es der Erfinder des KUV sagte: Ein paar Jahre lang outperformen die Aktien mit niedrigem KUV die teuren Aktien, dann folgen ein paar Jahre, in denen Aktien mit niedrigem KUV von den teuren Aktien outperformt werden. U.s.w. Naja, ihr kennt ja offenbar alle O'Shaugnessy's Statistik, in der ersichtlich wird, daß auf lange Sicht die Kennzahlen hervorragend funktionieren.


    Eine Anmerkung zum KGV10:
    Die KGV10-Berechnung von Prof. Bob Shiller (Cyclically Adjusted P/E10 bzw. CAPE) berücksichtigt ausdrücklich die Teuerungs-Inflation. Ursprünglich benutze er einen wenig populären Produzentenpreisindex, seit einigen Jahren offensichtlich den Konsumentenpreisindex CPI.
    EDIT: Shiller's CAPE gilt zwar für den Gesamtmarkt, lässt sich aber natürlich auf einzelne Aktien anwenden, mit inflationsadjustierten Gewinnen.


    Anmerkung zur mean reversion:
    Hier stimme ich Winter ausdrücklich zu, mit einer mean reversion (Rückkehr zum Mittelwert) der Margen innerhalb eines Geschäftsbereichs oder einer Branche ist mittel- bis langfristig eigentlich (fast) immer zu rechnen. "Fast", weil: Das generelle Niveau der Margen hängt von der Reife bzw. dem Lebenszyklus des Unternehmens, bei einzeln betrachteten Produkten vom Produktlebenszyklus, ab. Ein Unternehmen, daß die mitunter kostenintensive Gründungsphase mehr oder weniger hinter sich hat, aber noch jung ist, und/oder ein innovatives Produkt verkauft, erzielt in dieser Phase sehr hohe Margen, die im Zeitverlauf dann immer niedriger werden. Beispiele hierfür sind wohl die neuesten Apple-Produkte, vielleicht auch Apple's Gesamtmarge, Microsoft, SAP, Samsung oder aber auch z.B. die Deutsche Börse u.s.w.


    Je "alteingesessener" ein Produkt, Unternehemen oder eine Branche, wie z.B. Automobilhersteller oder Fluglinien, desto besser sollte die mean reversion der Margen funktionieren.


    Aus Sicht des Value-Investors sollte das KPV also sehr gut funktionieren, da Aktien von Unternehmen mit neuen und innovativen Produkten meist (nicht immer! z.B. Samsung vor 9-13 Jahren) hoch bewertete "Modeaktien" sind, die für die meisten Value-Investoren sowieso wenig interessant sind.