1.) Kork wird in Frankreich noch lange 1. Wahl sein, v.a. für hochwertige Weine. Die Weinbranche in F lebt so wie nirgendwo sonst von Tradition. Der Mythos Bordeaux lebt von der Klassifizierung von 1855(linkes Ufer), Weingüter sind damals nach ihrer Qualität eingestuft worden, diese Einstufung hat sich bis heute kaum geändert, das System ist unglaublich starr (traditionell) aber damit sehr erfolgreich. Man bedenke, dass vor dem Franzosen-Hype Deutsche Weine als die besten der Welt galten. Das Marketing hat damals aber nicht funktioniert.
Im Klartext: Es gilt als schier undenkbar, dass die renommierten Weingüter am Verschluss ihrer Top-Produkte etwas ändern. Kork gehört zu Bordeaux wie die Form der Bordeauxflasche selbst. Das ist ein Sakrileg.
Und in der Champagne ist es genau gleich. Der Champagnerkork hat ja wieder andere Eigenschaften wie ein normaler Kork. Die oberen 2/3 bestehen aus Presskork und unten hat man im ganzen herausgeschnittene Korkrinde, welche direkt in Kontakt mit dem Inhalt ist. Dieser Kork übt außerdem viel mehr Druck auf den Flaschenhals aus, schließt also noch dichter. Man kann dies sehen, wenn man einen entfernten Ch.-Korken betrachtet, er geht nach unten deutlich auseinander. Außerdem muss der Kork zumindest potentiell herausschießen können. Das geht mit Glas und Schrauber nicht. Kurz: Bordeaux und Champagne (auch im Burgund- das sind überhaupt die "eingefahrensten Eigenbrötler")wird der Kork klar die Nr. 1 bleiben. Aber ich spreche hier wirklich von den Produkten 10-10...¤ (und das ist nicht die Masse).
Ums allgemein zu formulieren: Je weniger traditionell ein Gebiet (Kalifornien, Australien, Neuseeland, S-Afrika, Chile, Argentinien) und je mehr Weißwein (D, Ö, Loire, S-Tirol, Elsass,) desto weniger Kork. Bleibt noch Spanien und Italien (größter Weinproduzent in Abwechslung mit F). Die Massenprodukte werden hier über kurz oder lang nur mehr geschraubt werden. Ein Rioja Gran Reserva aber natürlich ebenso wenig wie ein Barolo/Barbaresco oder ein Brunello bzw. ein Super Tuscan (Sassicaia/Ornellaia).
In der Korkindustrie ist momentan offensichtlich gerade eine Marktbereinigung im Gange. Kleine Betriebe werden sicher härter kämpfen müssen hinsichtlich der immer stärker werdenden "Verschlusskonkurrenz".
2.) Viele Weinbauern lehnen es ab, nachdem sie wochenlang höchst sauber gearbeitet haben, am Ende ein Stück schmutzige Rinde in den Flaschenhals zu stecken, das wird sich auch bei in Zukunft tendenziell besseren Korkchargen wohl nicht mehr ändern.Kork wird nicht mehr billiger werden wie Schrauber und definitiv nicht praktischer. Im Grunde spricht also fast nur mehr die Tradition für den Kork, wobei man hier natürlich endlos diskutieren könnte...
GT
PS: Österreichs Top-Produzent (Triebaumer-Rust) hat seine besten Rotweine seit 2002 parallel mit Schraubern versehen, um zu sehen, wie sich der Wein entwickelt. Erst wenn er von den Ergebnissen überzeugt ist, kommen möglicherweise seine Top-Produkte auch mit Schrauber (bzw. Glas) auf den Markt.