Die Idee des Euro ist eigentlich gar nicht mal so schlecht. Es wird ja häufig gesagt der Euro sei zu stark für ärmere Länder. Die baltischen Staaten, Slowenien, Slowakei und Kroatien entwickeln sich jedoch alle sehr solide. Selbst Italien, dass häufig als Verlierer der Euroeinführung dargestellt wird hat ein Handelsbilanzüberschuss und ein positives Nettoauslandsvermögen.
Der Fehler war es nicht auf eine radikale Einhaltung der Maastricht Kriterien zu bestehen. Selbst Deutschland erfüllt diese Kriterien nicht (Staatsschuldenquote über 60%). Die Eurokrise hätte es dann nicht, oder nur in abgeschwächter Form gegeben. Das Deutsche keine Aktien und Fonds halten hat nichts mit dem Euro zu tun. Der Durchschnittsdeutsche hält Aktien für hochspekulativ und bevorzugt Festgeld/Tagesgeld oder sogar das Girokonto.
Die Idee von einem Euroaustritt Deutschlands ist geradezu suizidal. Das ganze würde Frankreich und damit einen der größten Handelspartner Deutschlands in den Ruin treiben und deutsche Waren für den Rest der Eurozone unerschwinglich machen. Der Zug ist schon lange abgefahren (das hat selbst Lucke von der AfD damals eingesehen).
"Die Idee des Euro ist eigentlich gar nicht mal so schlecht." Was genau (etwas Wichtiges!) ist daran gut? Die eklatanten Nachteile (siehe oben) werden durch das ein oder andere "nice to have" jedenfalls nicht aufgehoben.
"Es wird ja häufig gesagt der Euro sei zu stark für ärmere Länder. " Das ist nicht ganz exakt. Fakt ist, eine Gemeinschaftswährung ist immer zu stark für wirtschaftlich schwache Länder bzw. solche mit einer unsoliden Wirtschaftpolitik und zu schwach für solche Länder, bei denen das Gegenteil der Fall ist.
Für diese Dilemma gibt es 3 Optonen als Ausweg:
1) Die Länder gleichen ihre Wirtschaftspolitk an und die Schwachen versuchen aufzuholen - Ein sehr steiniger Weg und daher wenig realistisch, dass er begangen wird - zumal ja die verlockende Option 2) zur Auswahl steht.
2) Die Starken subventionieren dauerhaft die Schwachen, damit die so weiter machen können wie bisher. So wird es akzuell gemacht. Das ist aber der Weg in den Niedergang für die Starken und sie Schwachen kommen natürlich so auch niemals aus dem Dreck.
3) Man löst die Währungsunion wieder auf. Allenfalls können sich einige wenige Länder eine gemeinsame Währung leisten, wenn sie wirtschaftlich und vor allem wirtschaftpolitisch auf dem gleichen Niveau sind. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt.
"Die baltischen Staaten, Slowenien, Slowakei und Kroatien entwickeln sich jedoch alle sehr solide." Diese Länder betreiben eine vergleichsweise solide Wirtschaftspolitik. Das hat mit dem Euro allenfalls mittelbar zu tun.
"Selbst Italien, dass häufig als Verlierer der Euroeinführung dargestellt wird hat ein Handelsbilanzüberschuss und ein positives Nettoauslandsvermögen." Italien wird aber massiv gesponsert, indem die EZB die italienischen Staatsanleihen immer dann aufkauft, wenn der Spread zu deutschen Anleihen mal wieder "droht" auf ein realistische Niveau anzusteigen. Würde das nicht passieren, hätte der hochverschuldete Staat ein massives Problem.
"Die Idee von einem Euroaustritt Deutschlands ist geradezu suizidal. Das ganze würde Frankreich und damit einen der größten Handelspartner Deutschlands in den Ruin treiben und deutsche Waren für den Rest der Eurozone unerschwinglich machen." Die Situation von Deutschland und Frankreich ist spiegelbildlich! Insofern können die Folgen für beide nicht gleich sein. Wenn Deutschland austritt, würde die neue Währung steigen und der Rest-Euro fallen. Ein Problem für die deutsche Exportwirtschaft, jedoch ein Vorteil für die französische.
Allerdings ist der Effekt einer aufwertenden Währung bei weitem nicht so dramatisch, wie es im ersten Moment anmutet und wie es propagandistisch auch gerne behauptet wird. Es gibt auch gegenläufige Effekte wie sinkende Rohstoffpreise bzw. Vorprodukte. Der deflationäre Effekt auf die Verbraucherpreise führt zu Lohnzurückhaltung etc. Zudem können Preissteigerungen nicht selten ganz einfach weitergegeben werden. Nämlich immer dann, wenn es keine Alternativen zu deutschen Produkten gibt. Deutschland mit seinen vielen hidden Champions ist diesbezüglich ziemlich gut aufgestellt. Eine Highend Tunnelbohrmaschine, die man nur in Deutschland kaufen kann, kostet einfach was sie kostet und der Preis fällt bei den Geamtkosten eines Megatunnels ohnehin kaum ins Gewicht.
Deutschland hatte vor der Einführung des Euros auch mit einer ständig aufwertenden DM eine starke Exüortwirtschaft. Der gegnüber dem Euro massivst aufwertende Schweizer Franken hat die schweizer Exportwirtschaft auch nicht umgebracht. Nichtsdestotrotz verbleibt ein negativer Effekt auf den Export, der zurückläufigen Exportüberschüssen führen dürfte. Aber das ist - wie in meinem obigen Post ausgeführt - kein Nachteil, sondern sogar wünschenswert, führt es doch zum außenwirtschaftlichen Gleichgewicht, wie es im § 1 des Stabilitätsgesetzes sogar in Gesetzesform gegossen wurde.