http://www.welt.de/data/2005/12/20/820269.html
Frankfurt/Main - Die Deutsche Bank profitiert in noch größerem Umfang als bisher bekannt an dem jüngst erfolgten Verkauf dreier Immobilien aus ihrem Krisenfonds Grundbesitz-Invest an den australischen Rubicon Europe Trust. Sie hat nicht nur den Börsengang des Real Estate Investment Trusts (Reit) begleitet, sondern finanziert auch noch bis zu 63 Prozent der Kaufsumme. Das geht aus dem Verkaufsprospekt des Reits hervor, der der WELT vorliegt.
In Deutschland bangen die Anleger des Grundbesitz-Invest um ihr Kapital. Die Deutsche Bank Real Estate hat den offenen Immobilienfonds in der vergangenen Woche vorübergehend geschlossen und Wertberichtigungen in Aussicht gestellt. Lediglich jenen Anlegern, die erst während der vergangenen zwei Jahre in den Fonds investiert haben, wurde Hilfe Aussicht gestellt.
In Australien hingegen sehen die Zeichner des Rubicon Europe Trusts guten Zeiten entgegen. Eine Rendite von neun Prozent hat der Reit in seinem Verkaufsprospekt den Anlegern für das nächste Jahr in Aussicht gestellt. 2007 sollen es gar 9,25 Prozent sein. Australische Medien feiern den Trust als gelungenes Beispiel für ein Investment in Deutschland.
Die drei an den Reit veräußerten Objekte seien "Perlen im Portfolio des Grundbesitz-Invest" gewesen, sagt der unabhängige Analyst Stefan Loipfinger. Das Stettiner Carrée in Berlin und die beiden Frankfurter Objekte Campus Carrée sowie der Price-Waterhouse-Coopers-Sitz an der Olof-Palme-Straße sind im Schnitt noch für 10,6 Jahre vermietet, heißt es im Rubicon-Verkaufsprospekt. Die Leerstandsrate bei den drei Gebäuden beziffert Rubicon im Schnitt mit nur 2,9 Prozent. In Frankfurt sind derzeit rund 17 Prozent aller Büroflächen unvermietet, in Berlin fast zehn Prozent.
Rubicon zahlte für die drei Gebäude 344 Mio. Euro. Der Betrag liege noch 2,9 Prozent unter den bereits zuvor von den Sachverständigen reduzierten Verkehrswerten der drei Bürotürme von insgesamt 354 Mio. Euro, läßt Rubicon seine Anleger wissen. Allein beim Gebäude an der Olof-Palme-Straße beträgt der Abschlag 8,39 Prozent gegenüber dem im Rechenschaftsbericht 2004 ausgewiesenen Verkehrspreis. Darin stand das Gebäude mit 103,7 Mio. Euro in der Bilanz. Die Australier zahlten nur 95 Mio. Euro. "Wären die Objekte nicht im Paket, sondern einzeln veräußert worden, hätte der Fonds deutlich höhere Preise erzielen können", sind Immobilien-Dienstleister überzeugt. Wie andere Banken gehen sie jedoch davon aus, daß die Deutsche Bank kein Interesse an einem Einzelverkauf hatte.
"Deutschlands größtes Geldinstitut profitiert gleich mehrfach an dem Deal", kritisiert die Scope-Analystin Alexandra Merz. Bereits bekannt war, daß die Deutsche Bank den Börsengang des Reits begleitet und selbst Anteile in Höhe von 8,51 Prozent übernommen hat. Darüber hinaus, das zeigt der Verkaufsprospekt des Reits, hat das Geldinstitut dem Rubicon Trust für den Erwerb der Immobilien einen Kredit über 217,2 Mio. Euro eingeräumt. Mit dem Kredit könne der Gewinn von einer Anfangsrendite von 6,5 Prozent bei den drei Objekten auf neun Prozent gehebelt werden, heißt es im Rubicon-Prospekt. Der Zinssatz von 4,165 Prozent sei "absolut marktüblich" für eine siebenjährige Laufzeit, sagen übereinstimmend Immobilienfinanzierungsexperten anderer Banken. Die Deutsche Bank habe den Australiern keineswegs Sonderkonditionen eingeräumt.