Der von SmartInvestor unter http://www.antizyklischinvesti…ad.php?threadid=1887&sid= vorgestellte Artikel über Joel Greenblatt, The Little Book That Beats The Market bzw. die darin vertretenen Bewertungsmethoden könnten einen eigenen thread wert sein.
Nach Lektüre darf ich mitteilen:
Greenblatt ist ein Wirtschaftsprofessor und gibt in der ersten Hälfte des Buches eine Art Wie-geht-Börse-für-Anfänger in kurzweiligem Stil. Daß dort nämlich die Bewertung von Unternehmen innerhalb von kurzen Zeitäbständen sehr stark schwankt, obwohl sich die zu Grunde liegenden Realien kaum verändern. Natürlich geht es ihm darum, "gute" Unternehmen "billig" einzukaufen, also eine weitere value-Strategie zu demonstrieren. Dazu entwickelt er eine Methode, die er als "magic formula" bezeichnet, mit der er in umfangreichen backtests über die 17 Jahre von 1988-2004 durchschnittlich 30,8% gegenüber den 12,3% des S&P-Index performt hat.
Soweit klingt es ja schon mal verlockend.
Das hat er aber nicht nur im Sandkasten ausprobiert, er betreibt auch einen Fonds "Gotham Capital" (Entenhausen-Invest?), der sich laut Klappentext schon in schwindelnde Höhen geschraubt habe. Unter http://www.magicformulainvesting.com bietet er zu allem Überfluß noch gratis den passenden stockscreener für jedermann. Man muß also nur noch Geld und Vertrauen mitbringen und ab gehts.
*** DIE FORMEL ***
Sein Bewertungsansatz ist so:
Die guten Unternehmen werden identifiziert anhand des Verhältnisses
(Return on capital) = EBIT / (Working Capital + Fixed Assets)
Fixed Assets = Anlagevermögen
Working Capital = Umlaufvermögen - krzfr Verbindlichkeiten
Diese Summe stellen die Produktionsmittel einer Firma dar, mit denen die Erträge erwirtschaftet werden. Immaterielle Werte bleiben unberücksichtigt, genauso evtle nutzlose Cashbestände (Deutsche Börse). Die krzfr Verbindlichkeiten bleiben auch außen vor, da es ja zinslose Kredite der Lieferanten sind. Es müssen von einem Betrieb eigentlich nur die Anlagen, die Vorräte und die Außenstände vorgehalten werden.
Als Größe für den Ertrag wählt er die EBIT, damit werden die Einflüsse der bei den verschiedenen Unternehmen ja unterschiedlichen Kredit-, Zins- und Steuerverhältnisse eliminiert. Das Ganze unter der Voraussetzung, daß Abschreibung und Amortisation (D + A) in der Höhe auch den Unterhaltungskosten für das Anlagevermögen entsprechen, also evtle Sonderbelastungen herausgenommen sind.
Der gewonnene Wert sagt also etwas über die Ertragskraft des eingesetzten Kapitals unabhängig vom Aktienkurs aus und es läßt sich danach eine Rangfolge erstellen.
Die Preiswürdigkeit der besten Unternehmen einer solchen Rangliste wird dann anhand des folgenden Verhältnisses festgestellt:
(Earnings yield) = EBIT / (Enterprise Value)
Enterprise Value = Marktkapitalisierung - liquide Mittel + Schulden
Das ist der Betrag, den man anlegen müßte, wollte man das Unternehmen komplett am Markt kaufen und besitzen, also eine Größe, wie das Unternehmen aktuell vom Markt bewertet wird.
Der resultierende Quotient liefert dann eine Würdigung des Ertrags in bezug auf die Marktkapitalisierung. Dann wieder Rangliste, und man kann sich aus den beiden so erstellten Listen die billigsten der besten heraussuchen.
Es scheint mir eine ganz brauchbare Betrachtungsweise zu sein.
Was sagen die Mechaniker dazu?
Gruß
L