Posts by valuematt

    Brockhaus Technologies (https://www.brockhaus-technologies.com/de/) ist ein Serial Acquirer von deutschen Technologieunternehmen und versucht in Rule of 50 Unternehmen mit einem Wachstum von mehr als 20% und einer EBITDA Marge von über 30% zu investieren. Seit dem IPO im Juli 2020 bei EUR 32 je Aktie ist der Kurs auf jetzt EUR 22 gefallen obwohl Umsatz und Gewinn stark gestiegen sind. Anders als ursprünglich geplant wurden nicht ein bis zwei Akquisitionen pro Jahr gemacht, sondern bis jetzt ein Unternehmen verkauft und nur eines gekauft. Gerade der Kauf von 52% von Bikeleasing im Nov 21 war ein Glücksgriff. Bikeleasing ist nach Jobrad die Nummer 2 in Deutschland für Diensträder, also Fahrräder, die wie Dienstautos geleast und über das Bruttogehalt gezahlt werden. Der Markt für Diensträder boomt und Bikeleasing kann entsprechend davon profitieren. Im Jahr 2023 hatte Bikeleasing ca 60k Unternehmenskunden mit 3.3mn Mitarbeitern und 151k Fahrräder finanziert. Dabei ist der Umsatz von EUR 106.6mn auf 146.2mn und das EBITDA von EUR 43.9mn auf 63.1mn gestiegen.

    Das zweite Unternehmen von Brockhaus ist IHSE, ein Hersteller von Komponenten für IT Sicherheit, das zwar 30%+ EBITDA Margen hat, aber in den letzten Jahr kaum gewachsen ist.

    Dadurch dass Brockhaus "nur" 52% an Bikeleasing hält und ein Leasinggeschäft keine einfache Bilanz und GuV hat, sind die Finanzen von Brockhaus nicht einfach zu lesen. Dazu schreibt das Unternehmen PPA ab, weshalb der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn negativ war. Das bereinigte pro-forma Ergebnis je Aktie ist allerdings von 2021 bis 2023 mit einem CAGR von 77% auf EUR 1,29 gestiegen.

    Brockhaus möchte gerne wie ein wachsender Serial Acquirer à la Roper Technologies in den USA (die sie immer wieder als Beispiel nennen) gesehen werden, aber aus meiner Sicht müssen sie dafür erst noch weitere gute Akquisitionen machen. Aktuell bewerte ich die Aktie auf Basis der Sum of the Parts: 52% x 15 x EBITDA von Bikeleasing + 10 x EBITDA IHSE - 10 x Central Costs - Net Debt ergibt einen fairen Wert der Aktie von EUR 45, was 100% über dem aktuellen Kurs liegt.

    100% des konsolidierten Net Debts anzusetzen ist konservativ, weil die Verschuldung zum Teil in den operativen Einheiten ist und damit nicht voll den Aktionären zugerechnet wird. Ausserdem könnte man für Bikeleasing sicher auch höhere Multiples ansetzen. Zusätzlich zum Wachstum mit Diensträdern in Deutschland ist das Unternehmen schon Marktführer in Österreich und plant den Markteintritt in andere Länder. Auch weitere Produkte wie Computer könnten über die Plattform an Mitarbeiter der angebundenen Unternehmen angeboten werden.

    Brockhaus hat im Dezember letzten Jahres über einen Tender fast 5% der eigenen Aktien zurückgekauft und eine erste Dividendenzahlung angekündigt. Die Guidance für dieses Jahr und 2025 sieht weiter starkes Umsatzwachstum und steigende Margen ohne weitere Akquisitionen voraus.

    Über Fragen und Feedback würde ich mich freuen.

    Eine interessante Wachstums-Story aus Polen ist XTPL: https://ir.xtpl.com/company/information/


    Das Unternehmen ist noch in einer sehr frühen Phase, bietet aber eine Nanotechnologie, die auf Interesse stösst bei Forschungsinstituten, Bildschirm- und bei Halbleiterfirmen. Reporting gibt es auch in Englisch und die Aktie handelt u.a. in Frankfurt.

    Headlam hängt auch zum Teil an der Bauindustrie und wann der Zyklus wieder dreht ist offen. Die neue Strategie, die auf Wachstum und Diversifikation mit mehr Trade Counters und Großkunden zielt, zeigt allerdings erste Erfolge. Weiterhin arbeitet das Management an internen Effizienzmassnahmen und möchte jetzt das Netzwerk an Distribution Centers optimieren. Dabei können mehrfach nahe gelegene Lagerhäuser, die über die Jahre durch Akquisitionen zu Headlam kamen, kombiniert werden, was es erlauben wird, einzelne Immobilien zu verkaufen und den Lagerbestand zu reduzieren. Dadurch sollte Headlam in einem normalen Umfeld bessere Margen und eine höhere EK Rendite verdienen können

    Kaspi verfolge ich fast seit dem IPO. Die Kombination von Wachstum, Margen, Renditen, Cash Return und Multiples ist aus meiner Sicht einzigartig. Dazu finde ich den Hintergrund faszinierend. Nicht mehr ganz aktuell, aber um die Entwicklung von einer Corporate Bank zur Super App und die Strategie zu verstehen, sind diese zwei Videos sehr gut:

    In conversation with Kaspi.kz: A showcase of building an ecosystem in an Emerging Market - YouTube

    Mikheil Lomtadze: "Who wants to be lunch and who wants to have lunch?" - YouTube

    Es gibt auch eine HBS Case Study von 2019.

    Zu Kasachstan habe ich auch versucht, ein bisschen Research zu machen, habe aber letztlich entschieden, dass ich das Länderrisiko nicht völlig verstehen werde und deshalb meine Position bei einem gewissen Prozentsatz zu cappen.
    Wenn man sich mit dem Unternehmen beschäftigt, drängt sich relativ schnell die Frage auf, wieviel Potential sie noch haben in Kasachstan. Sie haben extrem hohe Penetration bei Konsumenten, kommen aber immer wieder mit neuen Verticals (z.B. Travel, Supermarkt) und sind jetzt dabei, Merchants zu erschliessen. Expansion ins Ausland war bislang wenig erfolgreich. Sie haben zwar ein paar kleine Marktplatz-Unternehmen in Azerbaijan akquiriert, aber die sind so klein, dass sie die nicht mal separat reporten. Sie haben auch eine kleine Paymentsfirma in der Ukraine gekauft, aber das war kurz vor Ausbruch des Krieges.

    Selbst wenn das zukünftige Wachstumspotential nicht klar ist, ein Consensus Fwd PE von 8.4 finde ich sehr günstig. Wie Woodpecker schon geschrieben hat, zahlt Kaspi quartalsweise Dividenden. Außerdem kaufen sie Aktien zurück.

    Der PE Fund Baring Vostok ist ein großer Investor und wird irgendwann einen Exit brauchen. Vielleicht kommt da bald was, denn das Management hat von einem Listing in New York gesprochen und aus meiner Sicht macht das nur Sinn in Verbindung mit einem Placement.

    Immobilienpreise fallen zum ersten Mal seit zwölf Jahren (https://www.destatis.de/DE/Pre…23/03/PD23_116_61262.html). In vielen Großstädten wurden Wohnimmobilien bei 3-4% Mietrendite gehandelt. Da jetzt die Hypothekarzinsen bei fast 4% sind, braucht man sich nicht wundern, dass es keine Transaktionen gibt. Wenn die Zinsen nicht fallen, dann müssen die Immobilienpreise runter. Wenn die Immobilienkonzerne wirklich ihre Portfolios abwerten, geht schnell der LTV auf ein Niveau, wo die Finanzierung schwierig und deutlich teurer wird. Ich glaube, in dem Sektor kann es noch interessante Entwicklungen geben. Ich bleibe da lieber in der Rolle des Beobachters

    Das Management fokusiert sich auf organisches und anorganisches Wachstum. Das heisst für mich, dass man für Dividende nicht allzu viel erwarten sollte. Aktienrückkäufe wären bei der Bewertung deutlich sinnvoller.


    Winter : das Handschuhgeschäft ist extrem zyklisch und die Gewinne in den letzten beiden Jahren sind Ausnahmen, die durch die hohe Nachfrage während Covid erklärt werden können. Jetzt gibt es wieder Überkapazitäten, die zu schlechten Preisen und Verlusten führen. In dem Umfeld, finde ich es nicht schlecht, dass sie Sempermed zu so einem Preis loswerden können.


    JSempertrans übrigens hängt stark vom Minengeschäft ab und dort werden wieder fleissig Förderbänder bestellt

    Letzte Woche hat Semperit den Verkauf von Sempermed für EUR 115mn angekündigt. Nach den aussergewöhnlichen Gewinnen durch die Handschuhe während Covid ist die Co inzwischen schuldenfrei. In Q3 wurden EUR 92mn Netto Cash gemeldet. Marktkapitalisierung ist aktuell EUR 420mn. Das Industriegeschäft läuft gut: Umsatzwachstum von 36% und EUR 100mn EBITDA in den ersten neun Monaten.

    Das Management plant eine moderne Fabrik in Tschechien und will durch Akquisitionen wachsen. Bei einer Bewertung von EV/EBITDA <2x würden Aktienrückkäufe Sinn machen. Der Hauptaktionär B&C Privatstiftung sowie der Vorstand scheinen aber andere Pläne zu haben als wir Minderheitsaktionäre. Trotzdem ist die Bewertung extrem günstig. Wenn der Sempermed Verkauf closed, ist die halbe Marktkapitalisierung in Cash. Im Industriegeschäft befinden sich Unternehmen wie Semperflex, das eine EBITDA Marge in den hohen 20ern für Gummischläuche verdient. Zumindest die Produktqualität scheint zu stimmen.

    Farfetch könnte interessant sein. Vom Top 80% gefallen, aber hat in den letzten Tagen passable Q2 Zahlen gemeldet und vorher noch einen Deal mit Richemont bekannt gegeben, den ich als sehr positiv für Farfetch einstufe.

    Einige wenige Marken wie adidas, Nike, etc sind wahrscheinlich nicht auf irgendwelche Retailer, egal ob off- oder online angewiesen. Die allermeisten Marken brauchen aber einen Retailer. Der Trend ist seit zwanzig Jahren deutlich hin zu Ecommerce als Vertriebskanal. Der Modemarkt insgesamt ist ja nicht gewachsen. Wahrscheinlich wird es Pleiten geben und ich würde nichts anfassen, was hohe Verschuldung hat oder noch keine Profitabilität gezeigt hat. Dass aber in Zukunft der Trend wieder weg von Ecommerce geht, sehe ich nicht

    Das antizyklische Investment im Modebereich sind aber aktuell die Ecommerce Aktien! Zalando gab's heute früh kurzzeitig auf dem Niveau des IPOs im September 2014. Asos, boohoo, boozt, About You, ... sind alle mächtig unter die Räder gekommen in den letzten 12 Monaten aufgrund von Reopening, hohe Vergleichsbasis in Zeiten des Lockdowns und jetzt noch Consumer Sentiment auf Rekordtief nach Ausbruch des Ukrainekriegs. Mir scheint es, als ob es im Ecommerce jetzt eher Schnäppchen gibt

    Hier das Statement, das das Management von TCS Group heute veröffentlicht hat:


    We hope this email finds you safe and well.

    We would like to communicate that so far the current market situation has had no meaningful impact on the operations of TCS Group and its Russian subsidiaries. Nonetheless, we feel it important to keep communication channels open and provide updates to the market. We obviously welcome any questions that investors may have so please feel free to reach out to us.

    The geopolitical situation around Russia is volatile. But Tinkoff is no stranger to volatile situations in Russia. As you have heard us say many times before, Tinkoff has been through several major shocks in its history.

    In 2008-09, we navigated the Global Financial Crisis despite the fact that the company was early stage. That taught us very early on how to scale up and scale down the business, and as a result we diversified our funding base.

    In 2014-15, we navigated a difficult geopolitical situation exacerbated by the oil price collapse and the consequent consumer credit and banking crises. We used that time to accelerate the diversification of our business and the move into new, less volatile income streams.

    In 2020, the COVID pandemic showed again that we have an incredibly flexible business model that gave us further conviction that we could replicate it on other emerging markets.

    We are confident that the current volatility will be another opportunity for us to strengthen, adapt, and evolve – while always remaining close to all our stakeholders – customers, employees, investors, regulators and society at large.

    You will be aware of all of this, but we feel it important to remind you:

    • We have strong capital generation. Our business is capable of generating high ROEs both in environments of growth but also when we need to slow down, thanks to our high margins, diversified revenue sources as well as our high proportion of variable acquisition costs (>40% of total)
    • We have plenty of ruble and FX liquidity and a solid capital position. As of 3Q21, cash and investments as % of total assets amounted to 38%, and our net loans to deposit ratio stood at 72%. Our Basel 3 CET1 and Total CAR ratios stood at 16.6% and 23.5% respectively. Under Russian Accounting Standards, the N1.1 and N1.0 ratios stood at 10.0% and 14.9%. In addition to our own liquidity and capital positions, the Central Bank of Russia has numerous times confirmed it will stand behind the banking system with forbearance measures and liquidity injections should they be necessary. It’s important to note that at the end of 2021, we transferred our OFZ portfolio to hold-to-maturity, and revaluations of non-OFZ bonds are not accounted in our regulatory N1.1 capital.
    • The impact of FX volatility on our capital and earnings is limited, as we do not engage in FX lending and have a stringent FX hedging policy through FX liquidity and derivatives. Our capital is also supported by our USD denominated AT1 perpetual instruments.
    • Russia has shown the ability to adapt its financial infrastructure to external challenges in the past. We are monitoring the operational performance of our business on a minute-by-minute basis and have all key infrastructure/systems in place to ensure the security, protection, and flow of our customers’ funds and assets – under a variety of scenarios that we have been studying and preparing.

    We remain at your disposal should you have any questions. We are prepared for all eventualities and will strive to continue generating value for all of our shareholders. We look forward to updating you on the strong and resilient results of our business during our FY21 results call scheduled for March 10.

    Oliver Hughes and Pavel Fedorov

    Co-CEOs, Tinkoff Group

    Airtel Africa hat heute sehr gute Zahlen gemeldet (https://polaris.brighterir.com…/rns_widget/story/xozgj3w) und steigt gleich um 12%.


    Eine andere Idee, um in Afrika zu investieren, ist IHS, die Telekom Towers in mehreren afrikanischen Ländern betreiben. IHS wurde erst vor Kurzem in USA gelistet. IPO und Kursentwicklung seitdem waren alles andere als erfolgreich. EV/EBITDA beläuft sich aktuell auf ca 8x, was recht tief ist im Peer Vergleich. Allerdings hat IHS eine große Abhängigkeit von Nigerien.

    Als Idee für Afrika Exposure: Airtel Africa, eine Telekomfirma in 14 afrikanischen Ländern. Das Telekomgeschäft (Voice and Data) wächst noch in diesen Ländern, aber das spannende ist das Mobile Money Geschäft, in das gerade TPG, Mastercard und QIA investiert haben (https://polaris.brighterir.com…/rns_widget/story/w3znz3r). Für Mobile Money wird in den nächsten Jahren ein IPO angestrebt. Auf Basis der Mobile Money Bewertung für die Kapitalerhöhung handelt Mobile Money bei EV/EBITDA von ca 12x (41% Umsatzwachstum letztes Jahr) und das Telekomgeschäft bei EV/EBITDA <4x.

    Die Aktie ist in London gelistet, wird aber kontrolliert von Bharti Airtel (Sunil Mittal)

    Da ich erst von einem verlängerten Wochenende aus Istanbul zurück bin, schliesse ich mich mal mit einem kurzen Kommtar an. EUR Kaufkraft ist aktuell tatsächlich der Hammer in der Türkei. Ich habe mich neu eingekleidet wie der moderne türkische Mann samt neuer Brillen :thumbsup:

    Äusserlich wirkt aus Touriperspektive alles ok, aber türkische Bekannte haben mir erzählt wie sich die Inflation auf die Bevölkerung auswirkt. Miete, Auto, ... - vieles ist sehr teuer geworden. Die Unzufriedenheit ist inzwischen scheinbar so groß, dass sie einen Verlust von Erdogan bei den nächsten Wahlen 2023 erwarten. Türkische Aktien scheinen günstig zu sein, aber jeder der mit Hartwährung in den letzten Jahren investiert hat, hatte wenig Freude. Mit einer neuen Regierung wird der Markt wahrscheinlich drehen, aber wann will man so eine Wette eingehen?