Posts by valuematt

    Im Vergleich zu der Gannon Studie aus dem Jahr 2015 ist wichtig zu wissen, dass HD mehrere Ecommerce Unternehmen akquiriert hat und sie damit ihren Vertrieb diversifiziert haben. Im Jahr 2019 haben sie den Metallhandel mit ca 150mn Inventory verkauft.

    Hier mal eine aktuelle Idee aus der Schweiz: Implenia

    Implenia ist das führende Bauunternehmen in der Schweiz, das 2005 aus der Fusion von Zschokke und Batigroup entstand. Von 2010 bis 2016 hat das frühere Management international akquiriert. So sind Aktivitäten in Norwegen und über Bereiche von Bilfinger auch in Deutschland, Österreich, etc dazugekommen. Bei diesen neuen Aktivitäten sind nach ein paar Jahren Probleme aufgetaucht, die dazu geführt haben, dass 2019 das Management ausgetauscht wurde. Der neue CEO kam von Novartis und hat nach wenigen Wochen ein klassisches Kitchen Sinking durchgeführt, was den Markt böse überrascht hat. Die Aktie war im Sommer 2018 noch bei CHF 80 und ist nach der Gewinnwarnung im Herbst 2019 bis auf CHF 27 gefallen. Bei dem Kurs war der Marktwert tiefer als Netto Cash plus dem Buchwert der Landbank. Im Sommer 2019 kam dann ein Aktivist ins Spiel, der darauf gedrängt hat, das Entwicklungsgeschäft samt der Landbank auszugliedern und somit das Baugeschäft (Service ohne großen Kapitaleinsatz) vom kapitalintensiven Property Development zu trennen. Das Halbjahresergebnis 2019 zeigte keine weiteren Problemprojekte und zusammen mit der Activist Kampagne hat sich die Aktie dann schnell bis auf CHF 40 erholt. Das Management hat sich erst gegen den Vorschlag einer Aufspaltung gewehrt, aber dann doch gesagt, dass ein Spin Off Sinn machen kann. Der Activist hat sich aber schnell wieder verabschiedet.

    Analysten und das Unternehmen selber haben schon lange gesagt, dass der Buchwert der Landbank sehr konservativ war. Mit dem Jahresergebnis 2019 hat Implenia einen Marktwert der Landbank veröffentlicht, der dreimal so hoch wie der Buchwert liegt und angekündigt, einen Teil des Entwicklungsportfolios auszugliedern. Daraufhin ist die Aktie auf über CHF 50 gestigen.

    Fast forward auf heute: Der Spin Off von Ina Invest, was nach Wert die Hälfte der Landbank (nämlich den kurzfristig umsetzbaren Teil) beinhaltet, findet in den nächsten beiden Wochen statt (https://implenia.com/medien/ar…hf-100-millionen-bekannt/). Wegen fallender Märkte handelt Implenia wieder bei ca CHF 39 je Aktie oder einer Market Cap von ca CHF 730mn. Ende 2019 hatte das Unternehmen Netto Cash von CHF 420mn (ohne IFRS 16 Lease Liabilities) und der Marktwert der Landbank liegt bei CHF 600mn. Das Baugeschäft mit über CHF 4 Mrd Umsatz wird also wieder mal negativ bewertet.

    Implenia ist stark im Infrastrukturgeschäft und da wird es in den nächsten Jahren viel zu tun geben. Die Landbank befindet sich vor allem im Großraum Zürich und entlang des Genfer Sees. Neubau ist in der Schweiz weiter stark nachgefragt und Pensionskassen, Versicherer etc sollten auch in Zukunft wegen Negativzinsen Wohnblöcke kaufen. Das neue Management achtet verstärkt auf Risikomanagement und Margen, aber natürlich ist Construction grundsätzlich kein super Geschäft. Die Margen sind tief und Risiken gibt es viele. Das Accounting für große Projekte und somit die Bilanz sind für uns Aussenstehende wenig aussagekräftig. Bei der aktuellen Bewertung aber finde ich das spannend. Implenia wird verschiedene Dienstleistungen für Ina Invest liefern, was wiederkehrende Umsätze bietet. Das neue Management hat mehrfach Aktien gekauft und fordert, dass Top Management abhängig von der Position einen gewissen Faktor des Jahreseinkommens in Aktien hält. Die bevorstehene Abspaltung von Ina Invest könnte ein Trigger sein für eine Wertsteigerung.

    Das Geschäft ist ca 90% Window coverings und 10% Architectural Products. In Window Coverings gehen 75-80% an Residential und davon sind im Durchschnitt 50% für Neubau. In diesem Jahr könnte sich der Anteil Neubau/Renovierung verschieben. Selbst wenn der Umsatz deutlich fällt, können sie Inventar abbauen und so noch positiven CF generieren. Als Marktführer in USA und in mehreren europäischen Ländern haben sie mit einem vertikal integrierten Geschäftsmodell deutliche Skalenvorteile.

    Margen, Renditen und Wachstum historisch sprechen für sich. So ein Business unter Buchwert kaufen zu können, ist schon eine aussergewöhnliche Situation. Man muss halt mit der Illiquidität und der dominanten Rolle der Sonnenberg Familie leben können. Bei manchen Investoren ist auch die Tatsache, dass die früher ein großes Hedgefonds Portfolio auf der Bilanz gemanagt haben und das 2008 zu schmerzhaften Verlusten geführt hat, noch nicht ganz vergessen

    Bin seit langem bei Consors, gehört zu BNP und ist wahrscheinlich vergleichbar mit Comdirect. Preise, Produkte, Handhabung sind woanders besser, wenn du weisst was du willst. Ich habe inzwischen einen Teil zu Saxo Bank gewechselt und bin damit sehr zufrieden.


    Da ich seit ein paar Wochen bei Flatex investiert bin, habe ich mich ein bischen mit dem Brokermarkt beschäftigt. Wie schon erwähnt wurde, you get what you pay for. Service in Form von Nachrichten, Produktempfehlungen, etc kostet und wird über Gebühren irgendwie weitergereicht. Andere wichtige Elemente sind die Technologie und Kundenanzahl sowie deren Handelsvolumen. Regulatorische Kosten, IT und Trading Infrastruktur sind Fixkosten, die skaliert werden müssen, um günstige Kommissionen anzubieten zu können. Moderne Technologie hilft ebenfalls.


    Ich weiss nicht genau, welche Vision das Flatex Management für den Merger mit Degiro hat, aber aus meiner Sicht sind Flatex und Degiro sehr komplementär und zusammen werden sie ein interessantes Angebot haben. Bei Degiro kannst du zum Beispiel viele Weltbörsen inkl Türkei etc handeln, Flatex hat viele strukturierte Produkte. Zusammen ist das dann auch der größte Online Broker in Europa nach Kunden, was ihnen erlauben wird günstige Gebühren beizubehalten

    Joe : der BDI hat mit Containerschiffen nichts zu tun. Der BDI zeigt die Entwicklung für Frachtraten von Dry Bulk Gütern wie Getreide, Kohle, Eisenerz, etc. Der BDI und seine Bestandteile sind recht liquide und sogar investierbar. Für Containerschiffe gibt es soweit ich weiss keinen vergleichbaren Index. Container- und Dry Bulk Schiffe transportieren völlig verschieden Güter und haben komplett ihre eigene Dynamik, deshalb sollte man die beiden nicht vermischen.

    Vente-Unique schaut interessant aus: ein französischer online Möbelhändler mit Net Cash, stetigem Wachstum und Profitabilität, der bei <5x EV/EBITDA, PE 2019 von 13 und einer Dividendenrendite von >4% handelt.

    2006 hat Cafom, ein französischer offline Möbelhändler, das Startkapital für Vente-Unique einem jungen MBA Absolventen mit dem Namen Sacha Vigna finanziert. Cafom hat von Anfang beim Sourcing in Asien geholfen und Vente-Unique teilt sich das Lagerhaus mit der Cafom Tochter Habitat. Aufgrund von Kapitalmangel musste Vente-Unique vom Start weg auf Profitabilität und positiven Cash Flow achten. An unprofitables Wachstum zwecks schnellerem Wachstum oder Kundengewinn glaubt das Management nicht. Stattdessen wird auf Effizienz im Lager und im Marketing, auf die Preise im Einkauf und die Bruttomargen geachtet. Mit dem Ansatz scheint mir Vente-Unique eine echte Ausnahme im Ecommerce zu sein.

    Vor 2 Jahren fand das IPO statt. Cafom hat ein paar Aktien verkauft und für ca EUR 7mn wurde neue Aktien ausgegeben. Das Cash hat Vente-Unique noch auf der Bilanz. Die Marktkapitalisierung beim IPO war knapp über 100mn, jetzt sind es noch EUR 37mn. Trotz stetigem Umsatzwachstum ist die Aktie seit dem IPO nur gefallen. Ein Grund könnten sein, dass die Margen leicht gefallen sind und damit Net Profit nur kaum gestiegen ist. Die Aktie ist mit einem Free Float von knapp über 30% auch nicht wirklich liquide. Cafom hält noch 62% und der CEO Sacha Vigna hat ca 4%.

    In der aktuellen Lage sollte sich das Geschäft zumindest stabil entwickelt haben. Die Möbel kommen aus China, Osteuropa und Brasilien. Mit der geographischen Diversifizierung im Sourcing sollte es gelungen sein, zu jeder Zeit Supply zu organisieren. Vielleicht ist dem einen oder anderen im Home Office eingefallen, dass er ein neues Regal braucht oder beim Netflix-schauen der Wunsch nach einem neuen Sofa gekommen. Konkurrenz gibt es mit dem online Angebot von Ikea, etc genug. Aber Vente-Unique schafft es seit 15 Jahren profitabel zu wachsen. In einer Rezession sind Discretionary Items eine gefährliche Sache, aber Vente-Unique setzt auf Value for Money und ich vermute, dass Ecommerce eine attraktive Alternative zum Möbelhaus bleibt, auch wenn die wieder öffnen werden. Da nicht jeder gleich in Urlaub fahren wird, bleibt vielleicht auch in Krisenzeiten noch ein bischen Geld für neue Möbel übrig. Für das Geschäftsmodell und den Track Record von Vente-Unique erscheint mir die aktuelle Bewertung ein echtes Schnäppchen zu sein.

    Danke für eure Kommentare. Mir ist erst wieder bewußt geworden, dass Broker im Portfolio eine interessante Rolle haben können. Mit der richtigen Technologie kann man günstiger Tarife bieten und dadurch Marktanteile gewinnen. Bei einem Crash traden die Kunden wie verrückt und generieren antizyklische Gewinne. Fantastische Kombination aus Wachstum und einem Put auf die Märkte/einem Call auf Vola

    Es scheint schon so, dass sich Degiro und Flatex gut ergänzen. Erstmal sind sie regional anders aufgestellt. Dazu hat Flatex eine Stärke in Exchange Traded Products aufgrund der Partnerschaften mit Emittenten. Degiro hat dafür Zugang zu vielen Aktienbörsen. Flatex hat die Banklizenz und eigene Technologie; Degiro scheint beim Clearing das bessere Modell zu haben.

    Wer wen saniert, würde ich anders sehen. Degiro hat kaum EK und schlechte Profitabilität. Ich weiss nicht wie die Aufsichtsbehörden die Kapitalausstattung finden, wenn das Wachstum so stark ist. Insgesamt kann ich mir vorstellen, dass beide Seiten profitieren. Wenn die Tradinggebühren bei Degiro angehoben werden, braucht man sich wahrscheinlich als Kunde nicht wundern, aber dafür sollte die Technologie robuster sein und der Broker hat dann zumindest mal ein bischen EK.

    Vergleich mit IB: schwierig, weil auch Algo Trader und kleine Fonds über IB handeln und die sind viel aktiver. Die deutlich höhere Marge von IB zeigt aber vielleicht, dass Flatex noch Potential hat mit der Profitabilität. Dadurch dass das Geschäft so automatisiert ist, sollte es deutliche Skaleneffekte geben.

    Hat jemand eine Meinung zum Flatex Management?

    Das höhere Tradingvolumen ist sicher nur temporär, aber der Kundenanstieg sollte doch nachhaltig sein. Da ein Großteil der Kosten fix ist, sollten Skalenvorteile zu höheren Margen führen. Zinsen spielen natürlich im Depot A Geschäft eine wichtige Rolle und da sind die USA jetzt anders getroffen als Europa. Flatex berechnet ja scheinbar sogar Negativzinsen auf Cashbestände.

    Hat hier jemand eine Meinung zu Flatex? Es brummt so richtig: https://www.flatex.com/fileadm…ssemitteilung_Q1_2020.pdf


    Das muss einer der wenigen gelisteten Profiteure der aktuelle Phase sein. Starker Anstieg von Kunden und Transaktionen führen zu einem Vorsteuergewinn in Q1, der über dem Vorsteuergewinn von 2019 liegt. Das Wachstum bei Degiro ist sogar höher als bei Flatex. Vielleicht stellt sich die Übernahme als gar nicht so teuer heraus wie sie ohne Synergien ausgesehen hat.


    Falls hier jemand als Kunde Erfahrung mit Flatex oder Degiro gesammelt hat oder falls jemand eine Meinung zur Aktie hat, würde mich das interessieren. Auf dem aktuellen Niveau schaut die Aktie bei der aktuellen Geschäftsentwicklung interessant aus.

    Joe : der Kurs handelt jetzt wieder auf dem Niveau von 1999. Über 21 Jahre hast du nur die Divenden gehabt. Die ist zwar meistens ganz gut, aber unter einem erfolgreichen Buy & Hold Investment stelle ich mir was anderes vor

    Jeder kann ja seine eigene Meinung haben über das was zyklisch ist, aber Takkt ist eng verbunden mit beispielsweise deutschen Industrieunternehmen und Umsatz und Gewinne schwanken mit dem Zyklus. Über einen langen Zeitraum scheint die Aktie auch nur in einer Spanne zu schwanken und fällt immer wieder auf ursprüngliche Tiefs zurück.

    Aktuell stellt Takkt die Struktur neu auf und versucht Synergien zwischen Marken zu realisieren, die bislang unabhängig operiert haben. Bzgl Bilanz: der hohe Goodwill wurde in diesem Thread schon erwähnt. Ausserdem finaniziert sich Takkt im Gegensatz zu Manutan auch mit Bankschulden. Zwei Marken in USA stehen seit ein paar Monaten zum Verkauf. Bislang gab es keine Meldung, vielleicht finden sie keinen Käufer. Eventuell wird für diese Marken ein Goodwill Impairment fällig. Wie sich ein mögliches Impairment, Verschuldung und zyklischer Abschwung zusammen auswirken weiss ich nicht, aber ohne Risiko ist das sicher nicht.

    Andererseits ist die Akie wirklich sehr günstig geworden und Takkt ist auch während der Finanzkrise beispielsweise profitabel geblieben. Ich denke nur, wenn man sich bei so einem Händler engagieren will, soll man die Bilanz nicht ausser Acht lassen und zumindest Manutan als Alternative in Betracht ziehen.

    Osram tendered shares heute schon wieder bei EUR 37,7. Da hätte man gestern schnell sein müssen

    Als Wette auf den Zyklus kann Takkt interessant sein, als langfristiges buy & hold Investment eher nicht. Alternativ kann man sich Manutan, den französischen Peer mit besserer Bilanz, anschauen

    Der Prospekt ist vom 13.3. Ich vermute, dass 26.1 (iv) mit der Klausel "any change in financial market ...." nicht auf die aktuelle Börsensituation und die Pandemie angewendet werden kann. Am Freitag waren wir schon mit in der aktuellen Situation. Nehmen wir aber mal an, dass die Kapitalerhöhung nicht platziert werden kann und die Situation sich soweit verschlechtert, dass die Banken noch aus ihrer Verpflichtung des Underwritings rauskommen, die KE also abgeblasen wird. Damit bleibt immer noch der garantierte Bridge Loan und die Übernahme würde trotzdem stattfinden. Sowie ich den Prospekt verstehe, ist die KE keine Voraussetzung für die Übernahme (https://www.offer-ams-osram.co…ffer-documentamsosram.pdf, S.59)

    Im Prospekt scheint keine Möglichkeit vorgesehen zu sein, dass ams noch vom Deal zurücktreten kann. Rights issue und Bridge Loan sind von den Banken garantiert. Vielleicht hat ein Risk Arb Fund Liquiditätsprobleme ...

    Interessante Sondersituation in Frankreich: Bigben Interactive hat das Gaming Segment unter dem Namen Nacon an die Börse gebracht. Trotz Panik an den Börsen war das IPO letzte Woche 4-fach überzeichnet und wurde am oberen Ende der Preisspanne zugeteilt. Ab heute handelt Nacon in Paris. BigBen hält 78% der Nacon Aktien und deren Wert übersteigt den Marktwert von BigBen. Die verbleibenden zwei Segmente Audio und Mobile sind profitabel und verdienen sicherlich keinen negativen Wert. Die Verschuldung von BigBen wurde vor dem IPO an Nacon übertragen. Da Nacon im IPO neue Aktien ausgegeben hat, hat Nacon nach dem IPO Net Cash, womit das Wachstum finanziert werden soll. BigBen hat ebenfalls Net Cash. Wie die Aussichten für Wachstum und Margen für die Computerspiele von Nacon sind, muss jeder selber entscheiden, aber der Markt ist aktuell heiss auf solche Werte. In der Vergangenheit hatte der CEO Alain Falc einen guten Riecher um mit wenig Kapitaleinsatz das Geschäft zu entwickeln. Da beide Werte klein und recht illiquide sind, gibt es wahrscheinlich keine Möglichkeit für echte long BigBen/short Nacon Arbitrage, aber der Discount von BigBen ist so groß, dass ein einfaches long BigBen Investment attraktiv erscheint.

    Krka ist gelistet in Warschau und in Ljubljana. In Ljubljana handeln nur wenige Broker und selbst größere Broker, die z.B. ein Arrangement haben, um in der Türkei zu handeln, bieten Slowenien nicht an. Als Privatanleger musst du mal schauen, an welchen Börsen deine Bank handeln kann. Ich vermute, dass die Börse in Warschau eher angebunden sein wird als Ljubljana.