Posts by valuematt

    Es gibt noch einen interessanten Generikahersteller in Slowenien mit dem Namen Krka. Historisch hatten die zur Zeit des kalten Kriegs in Jugoslawien die Rolle,westliche Medikamente in den Ostblock zu bringen. Das ging vor allem über Lizenzen und Krka hat dann Pillen, etc selbst hergestellt. Nach dem Fall der Mauer haben sie sich als vertikal integrierter Generikahersteller neu erfunden. Geographisch sind sie sehr stark in Osteuropa, haben aber auch ein ordentliches Geschäft in der EU aufgebaut. Neu sind ein JV in China und der Versuch in Afrika, ME, etc zu wachsen. Das Management ist recht konservativ, was sich an der Bilanzstruktur ablesen lässt. Ausserdem wollten sie sich bislang nicht an der Konsolidierungswelle in der Branche beteiligen.

    Das Unternehmen ist in Ljubljana und Warschau gelistet. Die Börse in Ljubljana ist nicht so leicht zugänglich und hat wenig Liquidität. Deshalb wird das Land noch als Frontier Market eingestuft, obwohl es das reichste der ehemaligen Ostblockstaaten ist.

    Krka wird aktuell mit ca EUR 2.4 Mrd bewertet, hat Netto Cash, besitzt seine Grundstücke und Gebäude sowie mehrere Hotels (Krka Terme), die nicht direkt zum Generika Geschäft passen.

    Im letzten Jahr ist der Umsatz um 12% und der Nettogewinn um 39% auf EUR 241mn gestiegen (https://www.krka.biz/en/for-investors/financial-reports/). Das KGV liegt also bei ca 10. In der Regel werden mindestens 50% der Gewinne als Dividende ausgeschüttet.

    Man kann davon träumen, dass die Hotels verkauft werden, die Bilanz auf 2-3x EBITDA gehebelt wird, was eine Dividende von mindestens 50% der Marktkapitalisierung ermöglichen würde. Ein Listing in Frankfurt oder London wäre dann wahrscheinlich immer noch zu einem deutlich höheren Multiple möglich. So ein Szenario wird aber unter dem aktuellen Management nicht eintreten. Dadurch dass lokale Pensionskassen und slowenische Retailinvestoren auf ihren Aktien sitzen und sich an den steigenden Dividenden freuen, kommt da auch ein Aktivist oder ein PE nicht zum Zug. Also eine etwas langweilige aber solide Möglichkeit, sich in dem Sektor zu engagieren.

    Nachdem ich letztes Jahr ein erstes Investment in der Türkei gemacht hatte (Enka), wurde ich von einem lokalen Broker zu einer zwei-tätigen Investmentkonferenz in Istanbul eingeladen, wo ich vor zwei Wochen war. Ich habe auch die Gelegenheit genutzt, Enka zu besuchen. Hier ein paar Eindrücke:

    • der türkische Markt wird komplett von Retail und kurzfristigen Tradern dominiert. Scheinbar haben einige türkische Fonds ein Turnover von 100% pro Woche. Deshalb gibt es relativ viele Broker, die auch in aktuellen Zeiten scheinbar immer noch gutes Geschäft machen
    • wie nicht anders zu erwarten, ist Politik ein viel wichtigeres Thema als wir das aus Westeuropa gewohnt sind, den Einfluss über Subventionen, Steuerpolitik, populistische Massnahmen oder Aussagen, etc auf die Wirtschaft hatte ich aber unterschätzt
    • der Ausblick für die Entwicklung nach den Wahlen wurde mehrfach fast emotional diskutiert. Einige waren der Meinung, dass Erdogan, etc nach dem Wahlkampf sich wieder auf positive Massnahmen konzentrieren wird und das die Wirtschaft befördern wird. Andere dachten, dass vor der Wahl negative Nachrichten unterdrückt wurden und erst nach der Wahl das tatsächliche Ausmass an NPL, Firmenpleiten, etc bekannt wird und daraufhin die Währung weiter abwerten wird
    • der Export scheint erst mit der EU-Türkei Zollunion 1996 richtig an Fahrt aufgenommen zu haben. Es gibt einige sehr erfolgreiche Exporteure (z.B. Arcelik oder Ford Otosan in der Koc Gruppe)
    • die Türkei wurde mehrfach als attraktiver Produktionsstandort beschrieben. Es gibt scheinbar gute Unis, gerade für Ingenieure, die Arbeitsmoral ist gut, die Arbeitszeiten sind relativ hoch und die Gewerkschaften flexibel
    • Im Konsumgeschäft ist nicht wie bei uns das Weihnachtsgeschäft, sondern die Heiratssaison in Q2 und Q3 am Wichtigsten, weil erst mit der Heirat ein neuer Haushalt gegründet wird
    • durch die TL Abwertung haben lokale Unternehmen einen großen Preisvorteil gegenüber Ausländern. Logo, ein türkischer Anbieter von Unternehmenssoftware, sieht jetzt bessere Chancen, Aufträge gegen SAP, Oracle, Microsoft zu gewinnen, weil die in Hartwährung preisen
    • scheinbar wechseln auch die staatliche Bürokratie, Ministerien, etc jetzt eher zu lokalen Anbietern, statt bei ausländischen Dienstleistern zu kaufen
    • weil der Stromverbrauch über Jahre stark gestiegen ist, wurde viel neue Kapazität geschaffen, die oft mit Fremdwährungskrediten finanziert wurden. Scheinbar stehen mehrere Utilities vor finanziellen Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass der Strompreis aktuell offensichtlich künstlich tief gehalten wird, damit die Inflation nicht noch mehr steigt
    • folgende Unternehmen könnte man sich genauer anschauen: Enerjisa, Logo, Koc, Kordsa, Ford Otosan, Tekfen
    • Sabanci handelt mit aussergewöhnlich grossem Discount zum NAV, hat aber grosses Exposure zum Finanzsektor und keinen guten Track Record. Ein neues Management legt jetzt mehr Fokus auf aktionärsfreundliche Massnahmen

    Das mittel- bis langfristige Wachstumspotential und teilweise die Bewertungen in der Türkei sind definitiv interessant. Andererseits gibt es tolle Small Caps in UK, Frankreich, Spanien, ..., wo ich mich wohler fühle und die Bewertungen aktuell auch tief sind

    Wer sich für BAT interessiert, sollte sich auch mal Reinet Investments anschauen. Reinet ist die gelistete Familienholding der Rupert Familie und wurde vor 10 Jahren bei der Umstrukturierung von Richemont gegründet. >50% des NAV ist in BAT und der Kurs handelt bei ca 35% Discount zum NAV

    Ein interessanter Case in der Türkei erscheint mir Enka zu sein. Der Gründer der Familienholding, Sarik Tara, ist erst vor ein paar Tagen gestorben und wer ihn googelt, findet auch englischsprachige Artikel über ihn, die einen Hintergrund und die Philosophie der Familie vermitteln. Auf der Webseite (http://www.enka.com) gibt es ebenfalls eine gute Beschreibung des Unternehmens. Spannend ist die Aktie deshalb, weil sich ein großer Teil der Assets und damit Umsatzquellen außerhalb der Türkei befinden. Zusätzlich hat Enka nahezu keine Verschuldung und signifikant Net Cash und Financial Investments in USD und EUR. Die Marktkapitalisierung von ca USD 5Mrd liegt aktuell unter der Summe von Net Cash, Financial Investments und Investment Properties in Russland. Die operativen Segmente Bau, Trading und Energie gibt es zu einem negativen Wert dazu. Dabei waren diese Bereiche über die letzten 10 Jahre durchgehend profitabel. Der Free Float ist mit 12% recht gering und was ich soweit in Erfahrung bringen konnte, hat die Tara Familie einen guten Ruf. Da scheint eine Aktie, die nur wenig von der türkischen Wirtschaft abhängt, mit der Ausverkauf der Lira und der türkischen Aktien unter die Räder gekommen zu sein, was eine interessante Opportunität darstellen könnte. Wie im Forum schon richtig angemerkt wurde, ist die in der Türkei gelistete Aktie nicht so einfach zu erwerben. Man muss dafür ein türkisches Unterkonto eröffnen, was etwas Zeit und Kosten in Anspruch nimmt.

    Ich habe mich mal erkundigt und der Broker könnte die Aktien über die türkische Niederlassung einer westlichen Bank handeln (z.B. SocGen), was ein paar bps extra kostet. Für das Custody braucht man ein Segregated Acc bei einem türkischen Custodian. Ob sich das lohnt, hängt davon ab, wie interessant das Risk-Return Profil von einem möglichen Investment aussieht.


    Net Holding erscheint mir nach mehreren Kriterien sehr interessant, aber ich würde gerne noch wissen, welchen Ruf das Management hat. Die Fusion von Net Turizm und Net Holding wurde mehrfach durch Transaktionen verzögert, die zu einer Anpassung des Swap Ratios geführt haben. Mich würde z.B. interessieren, wie Investoren, die das verfolgt haben, interpretieren.

    Bei meinem Onlinebroker kann ich das nicht über die Webseite, aber es sollte nicht unmöglich sein, Stücke lokal in Istanbul zu handeln. Zufälligerweise hatte ich vor Jahren schon mal mit der Firma zu tun und nach der Fusion von Net Turizm und Net Holding hat sich die Struktur stark vereinfacht

    Hat jemand eine Meinung zu Net Holding? Net Holding hat kürzlich mit Net Turizm fusioniert und die Struktur stark vereinfacht. Die wesentlichen Assets sind 6 5-Sterne Hotels und 5 Casinos in Nordzypern, das außer von der Türkei nicht als eigenständiges Land anerkannt wird. Die Aktie handelt deutlich unter dem Wert der Grundstücke und Immobilien und ist auch auf Gewinnbasis nicht teuer. Die Bewertung der Assets sowie Umsätze und Gewinne sind zum grossen Teil in Hard Currency. Ich frage deshalb, weil der Gründer und Hauptaktionär, Besim Tibuk, früher mal in demokratischen Parteien in der Türkei aktiv war. Er lebt aber scheinbar in Nordzypern. Ich wäre auch daran interessiert, welchen Ruf das Management bei lokalen Investoren in der Türkei hat.

    In UK gibt es ja einige gelistete Non Standard Finance Anbieter. Wenn sich trotz der schlechten Nachrichten um Provident, Brexitangst und einem möglichen regulatorischen Risiko jemand mal ein gut geführtes Unternehmen in dem Bereich anschauen will, dem empfehle ich S&U plc. Mit ca GBP 240mn Mkt Cap und einem Free Float von 27% ist das Unternehmen zu illiquide für die Sell Side und Instis. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe dafür, dass die Aktie bei einem PE von 10 und einer Dividendenrendite von ca 5% handelt. Kontrolliert wird S&U von der Coombs Familie und an einem Langfristchart kann man sehen, dass die viel Wert für Aktionäre geschaffen haben. Nachdem vor 2 Jahren das Home Loan Geschäft verkauft wurde, bleibt eine solide Bilanz (35% Gearing zum Ende Jan 17) und als operatives Geschäft lediglich Advantage, ein non prime Autofinanzierer. Weil die Banken und auch ein paar spezialisierte Anbieter sich aus dem Markt zurückgezogen haben, kann Advantage Marktanteile gewinnen und wächst mit ca 20% aktuell. Ein Wettbewerber ist z.B. Provident mit der Tochter Moneybarn. Bei S&U läuft non prime Autofinanzierung folgendermassen: durchschnittliche Finanzierung von GBP 6k auf 4-5 Jahre alte Autos die bei ca GBP 7k angekauft werden. Der Kunde zahlt über 4 Jahre ca GBP 11k und wird dann Eigentümer des Autos. Zwischendurch gibt es Kündigungsmöglichkeiten und vorzeitige Rückzahlungsmöglichkeiten. S&U trägt nur das Restwertrisiko bei Kunden, die defaulten oder die vorzeitig kündigen und damit ist das Geschäft nicht vergleichbar mit Leasing von Neuwagen. Der effektive Zins liegt bei ca 30%. Damit können Bad Debt, op Kosten, etc gut gedeckt werden und das Business war immer profitabel über die letzten 10 Jahre. Die Kreditentscheidung erfolgt über ein automatisches Scoring Modell. Der Fokus liegt auf Non Prime Kunden, die zwischen bankable und subprime angesiedelt sind und typischerweise ein regelmässiges Einkommen haben. Parallel testet S&U ein Real Estate Bridge Finance Business, das eventuell in Zukunft als zweites Standbein aufgebaut wird.

    Geologische Expertise habe ich nicht, aber ich habe mich schon eine ganze Weile mit Rohstoff- und Oelunternehmen beschaeftigt und bin ebenfalls bei Juniors aus deinen genannten Gruenden vorsichtig. Ich analysiere Assets und Cash Flows und ich glaube, die Bewertung von Oelprojekten ermittelt man am Besten mit Wahrscheinlichkeiten, z.B. 20% der Oelprojekte lassen sich geologisch und finanziell realisieren. Dazu kommt, dass die Qualitaet des Management speziell bei kleineren Rohstoffunternehmen ein sehr ein wichtiger Aspekt der Due Diligence sein muss. Bei Nido habe ich den CEO getroffen und mit dem CEO von Otto habe ich telefoniert. Beide haben bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sie ehrlich und sich der Risiken ihres Geschaefts sehr wohl bewusst sind. Nido war und Otto ist noch bei ca 2x P/CF und beide haben ein interessantes Portfolio von Development Projekten. Meine Hypothese war, dass beide bei einer solchen Bewertung attraktive Uebernahmekandidaten sein sollten, was sich bei Nido auch innerhalb weniger Monate realisiert hat.
    Uebrigens handeln beide Unternehmen ganz normal in Australien.

    Hi, ich bin neu hier und habe bislang nur mal ab und zu passiv mitgelesen. Ich habe mir ein paar Oelwerte angeschaut, aber eher aus der dritten Reihe. Meine Positionen bislang sind Nido Petroleum, die erst gestern angekuendigt haben, dass sie uebernommen werden, und Otto Energy, die aus meiner Sicht sehr billig sind, sowohl auf Asset- als auch auf Cash Flow Basis. Dazu scheint das neue Management sehr auf Shareholder Value zu achten. Otto hat Assets in Suedostasien und Ostafrika und muss wohl noch als Junior eingestuft werden, ob sie aus einem Feld gute Produktion und damit Cash Flows produzieren. Seit Kurzem sind sie schuldenfrei und der CEO hat schon laut ueber Dividenden oder Share Buybacks nachgedacht.