Sehr gute Frage! Du hast m.E. theoretisch recht. Nur das Einziehen der Aktien ist m.E. gut oder zumindest besser. Der Rückkauf am offenen Markt, um sie dann anderweitig wieder auszugeben ist in der (finanzmechanischen) Wirkung ähnlich, wie wenn das Geld direkt dafür aufgewendet würde (nicht identisch in der Anreizstruktur natürlich, z.B. für Mitarbeiter). O'Shaughnessy schreibt leider meistens nicht, wie die Kennzahlen definiert sind, sondern tut so, als sei das allgemein bekannt und einheitlich definiert (z.B. für "accruals fand ich nirgends eine klare Definition). Bei den Aktienrückkäufen ist es mit am schlimmsten.
Ich hatte mir das auch schon überlegt. Man müßte es eigentlich messen an dem Betrag, den die Firma dafür ausgegeben hat, relativ zum aktuellen Börsenwert - aber die Zahlen wird man meistens nicht genau haben, oder kommunizieren die Firmen das immer präzise? Eine andere Möglichkeit wäre, es an der Nettoverändernung der Zahl der ausstehenden Aktien zu messen. Und ich meine gelesen zu haben, daß es darauf ankommt (und O'S das auch berücksichtigt), also auf die Saldierung mit der Zahl der u.U. gleichzeitig neu ausgegebenen Aktien. Das schließt sich ja nicht aus, und kann auch nicht ausgeschlossen werden, man denke an Optionsprogramme. Problem: Selbst wenn ich die für Aktienrückkäufe aufgewandte Summe kenne, müßte ich die ja die neu ausgegebenen Aktien gegenrechnen, und das geht nicht so einfach: Eurobetrag vs. Anzahl an Aktien. Wenn man aber stattdessen nur auf die Veränderung der Anzahl abstellt, Beispiel:
- Am Anfang des Jahres gibt es 100 Mio. ausstehende Aktien (cave: Stichtag, nicht Mittelwert über eine vorangegangene Periode).
- Im Laufe des Jahres werden 1 Mio. Aktien neu ausgegeben und 5 Mio. zurückgekauft. Am Ende des Jahres gibt es also 96 Mio. Aktien.
Folglich wäre die buyback yield 4%. Aber das ist unabhängig ist vom Kurs! Das ist aber unsinnig, denn wenn der Kurs am Jahresende doppelt so hoch steht als während der unterjährigen Rückkäufe, dann wird suggeriert, die Firma könnte zu diesem Kurs weiterhin 4% der Aktien zurückkaufen. Selbst ohne weitere Verwässerung kann sie aber max. 2,5% zurückkaufen.
Das wird mir alles erst beim Schreiben so richtig bewußt - danke daher für Deine Frage!
In der Praxis ist es aber eh unmöglich, die buyback yield (und damit auch die shareholder yield) zu berechnen - oder bekommst Du das irgendwo angezeigt oder kannst gar danach screenen? Ich kann es allenfalls berechnen, wenn ich im Einzelfall darauf aufmerksam werde. Dann nehme ich die für das ARP aufgewendete Summe. Die ggf. gleichzeitig neu ausgegebenen Aktien ignoriere ich, so wie man das sonst auch ignoriert. Das ist ein weiteres Problem: Die Verwässerung der Vergangenheit wäre mir egal, sofern sie nicht fortlaufend weitergeht. Das KPV etc. berechnet man ja mit der aktuellen Aktienzahl. Ich versuche lediglich, Firmen zu vermeiden, die ständig verwässern - das ist ganz klar negativ (negative buyback yield). Freilich, die Situation mit ARP und gleichzeitiger Neuausgabe ist so schwer zu fassen, man sieht das nicht auf den ersten Blick z.B. in TIKR, weil ja die Aktienzahl netto schrumpft.
Also schon die richtige Berechnung ist alles andere als trivial. Aber zurück zu Deiner Frage nach der Verwendung der Aktien:
Es ist vielleicht ein wenig wie mit außerordentlichen Gewinnen: Da könnte man auch sagen, die empirischen Studien haben auf das geschaut, was unter dem Strich stand und nicht danach gefragt, wie es zustandegekommen ist, und daher ist mir das egal und nehme es wie ausgewiesen. Aber man kann mutmaßen, daß ein dadurch zustandegekommenes niedriges KGV weniger gut ist wie ein reguläres. (Schweizer Elektronik hat übrigens m.W. deshalb ein KGV < 1).
PS. Die Abkürzung ist mir neu. Ich kenne ARP für Aktienrückkaufprogramm.