Burford Capital - Prozessfinanzierung

  • Es lohnt ein eigener Thread. Antizyklisch ist die Aktie nicht (mehr). Aber doch ein nicht unattraktives Investment. Operativ weitgehend unabhängig von der Konjunktur. Vom Coronacrash waren sie dennoch betroffen, wohl weil auch bei den Gerichten vieles liegenblieb, und wie fast alles andere auch dürfte die Aktie irgendwo auch von der allgemeinen Finanzmarktstimmung tangiert sein.

    Ich hatte sie hier ff. erwähnt: Ist diese Aktie aktuell interssant?


    Der Gewinn kommt freilich vor allem auf Basis der internen Bewertung zustande. Man müßte sich mal anschauen, wie es cashflowmäßig aussieht nach Abzug der eigenen Kosten, das habe ich noch nicht verstanden. In Q4 haben sie mit 0,45$ EPS die Erwartungen deutlich übertroffen.

    Tangible Buchwert jetzt 9,85$. Seit 2016 wurde er um 23,7% p.a. gesteigert.

    YPF-Forderung auf $1,4 Mrd. hochgeschrieben, auch wegen Duration/Zeitwert. Zum weiteren Vorgehen sah ich im Call beim Überfliegen nichts. Sie wollen informieren, wenn es Neues gibt.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin


  • Von dem Shortseller-Report von 2019, dessetwegen die Aktie damals auch hier im Forum verschiedentlich erwähnt wurde, hat sie sich noch nicht erholt. Der aktuelle Kurs liegt auch nach dem fundamental begründeten Sprung nach oben vor einem Jahr immer noch zur Hälfte unter dem Höchstkurs aus 2018, und bereinigt darum steht sie heute genau da, wo sie nach dem Shortreport stand. Die Aktie scheint übrigens nur von 4 Analysten verfolgt zu werden. Also immer noch unbeliebt, denn Gewinn und Buchwert kamen seither gut voran.


    Swen Lorenz schrieb fälschlich von 8% Zins. Seit dem Urteil ist es jedoch nur die "US federal rate", also wohl der Leitzins.


    Der selbstgewählte Vergleich mit 2016 kann willkürlich gewählt sein. Mit den TIKR-Daten (cave: Zahlen sind vielfach inkorrekt) komme ich seit Ende 2013 auf 20% p.a. ROE für den tangible Buchwert. Davor gab's Kapitalerhöhungen, die den Vergleich erschweren und in den ersten Jahren nach dem Börsengang hatten sie auch noch kaum Umsatz, da mußte wohl das Geschäft erst hochskaliert werden. Swen Lorenz schrieb von 20% ROE seit 2009; TIKR und auch die Burford-GBs gehen nur bis 2009 zurück und da stagnierte der Buchwert erstmal bis 2013. VERUS kommt mit einer anderen Rechnung auch auf 20% Rendite aufs eingesetzte Kapital und 35% (gehebelte) Eigenkapitalrendite. Vielleicht zu viel, aber u.a. der Rückstau muß auch noch in Betracht gezogen werden.


    Die ebenfalls an der AIM notierte Manolete Partners, nur ~50 Mio. GBP schwer und machen "insolvency litigation financing", notiert nach 2-3 schwächeren Jahren auf Allzeittief noch mit KBV 1,35, gleich wie Burford.

    Der ebenfalls an der AIM gelistete Konkurrent Litigation Capital Management kommt auf KBV 1,23, die australische Omni Bridgeway auf KBV 1,4.

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  • Die deutsche Foris gibt es ja auch noch. Stürzte seit Ende letzten Jahres um die Hälfte ab und bringt nur noch 6 Mio. Euro auf die Waage. Nachrichten scheint es keine zu geben, nur die Meldung von Dienstag, daß sie auch einen Fonds zur Prozessfinanzierung auflegen wollen. Die Aktie stagnierte zig Jahre lang, auch der Buchwert kam in den letzten 15 Jahren kaum voran, was auch an Goodwillabschreibungen lag (mittlerweile fast null), ebensowenig der Umsatz. TTM liegt unter 2008, der von 2020 lag unter 2009 usw. Zwischen 2013 und 2019 wurde mal eine kleine Dividende von 10 Cent gezahlt. In den letzten Jahren scheinen noch Schulden in Höhe des Börsenwertes aufgenommen worden zu sein. H1/2023 wurde ein Gewinn von 19 Cent erzielt, aber das besagt ja wenig.

    Tangible Buchwert, 3,20€, Kurs 1,29€ = KBV 0,40. Chart seit 2002 ohne den Nemax-Exzess:


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  • Foris schaut dem Kursverfall nicht länger zu und kündigt ein Kaufangebot zu 1,43€ an, 10% über dem letzten Kurs, aktuell ~1,50€.

    https://www.finanznachrichten.…uer-eigene-aktien-015.htm


    Der australisch-britische und an der AIM gelistete Prozessfinanzierer Litigation Capital Management ist auch interessant. Kaum 5% so groß mit nur 125 Mio. GBP MCap, ähnlichem KBV wie Burford, aber einer konservativeren Bilanzierung, weil sie die Forderungen viel höher abdiskontieren als Burford, nämlich mit 12,8% statt im Mittel nur 7,3%. Die berichten nicht unter IFRS, sondern unter australischem AASB.

    Aber auch die liefen mir davon, von ~95 Pence mit großem Spread und wenig Handel jetzt auf 108 regelrecht emporgeschossen... Aber Burford auch schon +16%.

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  • Litigation Capital Management (LCM) hat seit 2018 eine Eigenkapitalrendite im geometrischen Mittel von 21% erzielt, nachdem sie 2016 und 2017 noch Verlust geschrieben haben; Listing offenbar seit Ende 2018 und vorher kaum Einnahmen. Die stiegen wie auch Burford ebenfalls ins Asset Management ein, wo sie Fonds verwalten (Prozessfinanzierung), was künftig die Rendite noch steigern könnte. Die Frage, ob es irgendwann zunehmend Konkurrenz in der Branche gibt, oder wie groß der Raum für Wachstum ist, stellt sich für alle. Aber so lange hat man "compounder" mit 20% für etwas mehr als den Buchwert...

    Wenn die Aktien mal wieder zurückkommt nach den Kurskapriolen der letzten zwei Wochen, würde ich auf die etwas verteilen, weil auf den zweiten Blick günstiger, dafür hat Burford evtl. einen Größenvorteil, weil der Wettbewerb bei den ganz großen Fällen kleiner ist. Hätte ich einfach gleich kaufen sollen, so ist es irgendwie meistens.

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