Beiträge von armaya

    Winter , Deine Meinung ist nich ketzerisch. Das ist klassische Finanzmarktheorie (Modigliani-Miller), die besagt, dass in Abwesenheit von Steuern der Unternehmenswert nicht von der Kapitalstruktur abhängt. Wenn es Steuern gibt und gezahlte Zinsen die Steuern vermindern, spielt die Kapitalstrukur aufgrund dieser Steuersenkung (tax shield) eine Rolle und es gibt für eine Firma eine theoretisch ideale Kapitalstruktur.

    Die Firma wird professionell geführt, auch mit einem Ex-General an der Spitze. Trotzdem ist zu beachten, dass der brasilianische Staat immer noch Mehrheitseigner ist und im Aufsichtsrat sieben der 11 Sitze hat.


    In der letzten Zeit wird der Druck des Präsidenten immer grösser, die Benzinpreise einzufrieren. Bisher hat sich der CEO geweigert. Ausserdem hat er klargemacht, sein Amt bis zum Ende beizubehalten.


    Die Frage ist wie weit der Aufsichtsrat sich des Druckes seitens des Präsidenten und seiner Verbündeten entziehen kann.

    Winter , kannst Du mir bitte sagen, was die VC Strategie ist.


    Danke

    Empfehlenswert und unterhaltsam ist, in diesem Zusammenhang das Buch “The Shipping Man” zu lesen (Danke an mmi für die Vorstellung des Buches auf seinem Blog vor einugen Jahren).

    Mit jedem neuen Artikel von Lyn Alden gewöhne ich mich mehr an die Vorstellung, dass der Bitcoin tatsächlich etwas Vernünftiges ist. Hier ein neuer (langer) Beitrag zum Thema „Energieverschwendung durch Bitcoin-Mining“, in dem sie zeigt, dass die Realität ein bisschen anders aussieht:


    https://www.lynalden.com/bitcoin-energy/

    Meiner Meinung nach ist das zu kurz gedacht. Man sollte nicht nur den absoluten Verbrauch sehen, sondern den Verbrauch pro Transaktion. Dann schaut die Sache schon anders aus. Laut Statista ist das Bitcoin Transaktionsvolumenkleiner als 400.000 Transaktionen pro Tag. Großzügig geschätzt haben wir also 150 Mio Transaktionen pro Jahr. Laut dem von wisi verlinkten Artikel ist der Energieverbrauch geschätzt 150TWh. Das bedeutet, jede Bitcointransaktion verbraucht rund 1MWh. Das ist absurd viel. Visa wickelt 150 Mio Transaktion pro Tag ab. Wenn man das mit Bitcoin machte, würde man ein Drittel des Weltenergieverbrauchs für Bitcoin brauchen.

    Bier ist natürlich immer gut.

    Es gibt aber en paar Dinge, die man beachten sollte und die mich nicht zu optimistisch stimmen.


    Das grösste Problem in meinen Augen sind die Controlling Shareholders, Paulo Lehman und 3G. Die sind sicher äusserst erfolgreiche Investoren, doch meiner Meinung nach nicht ideal für Consumer Good Companies:


    Der 3G Ansatz ist "Private Equity on Steroids":

    - Kaufe ein "undermanaged" Geschäft

    - Drastisch Kosten senken

    - Operationelle Exzellenz in allen Geschäftsbereichen (Druck, Druck, Druck)

    - Steuergesetzgebung ausnützen

    - Durch Zukäufe wachsen


    Das hat bei Ambev in Brasilien lange Jahre gut funktioniert, weil

    - Ambev 70-80% des Marktes hatte

    - Die Konkurrenz (finanziell, unternehmerisch) schwach war

    - und sie deswegen "besch***enes" Bier (billig produziert) verkaufen konnten


    In den letzten Jahren hat die Situation geändert

    - Eine brasilianische Marke Petropolis hat erfolgreich Marktanteile gewonnen

    - Heineken ist richtig in den Markt eingetreten

    - Heineken braut "gutes" Bier (als Bayer habe ich nicht geglaubt, daß ich das je schreiben würde, deswegen Gänsefüßchen)

    - Heinekens Marktantiel wächst stetig (Und auch von vielen kleineren Marken - Craft Beer)

    - Zudem werden Steuervorteile vom Staat gestrichen

    - Dadurch wächst zwar noch der Umsatz aber nicht mehr der Gewinn


    Bei AB Inbev hat das auch funktioniert, als sie Anheuser Busch gekauft haben, da konnte man erstmal richtig Fett wegschneiden.

    DIe '"ow hanging fruits" wurden schon vor Jahren geerntet.


    Die 3G Leute können Finanz aber kein Marketing, bzw Product Development.

    Schau Dir mal den AB Inbev Aktienkurs über die letzten Jahre an, abwärts seit 2015.


    Schau Dir Kraft Heinz an. Aus diesem Grund denke ich auch, daß es eine gute Entscheidung von Unilever war, das 3G Übernameangebot abzulehnen (ist ein paar jahre her).


    Deswegen bin ich skeptisch, ob die langfristig empfehleswert sind.

    Der EWZ ist ja dieses Jahr schon durch die Decke gegangen +50% YTD. Die Frage ist, geht er durchs Dach. Kurzfristig spricht einiges dafür. Allein schon der Währungseffekt könnte 10% dazu beitragen (Heute sind die Erwartungen bei USD/BRL = 3,20 falls Dilma impeached wird). Die Aktienkurse werden kurzfristig wahrscheinlich auch steigen. Langfristig gesehen, hat Brasilien nach dem Impeachment immer noch die gleichen Probleme, Probleme, die nicht über Nacht zu lösen sind. Ich denke, dass in Währung und Aktienkursen schon viel Erwartung eingepreist ist.

    Mobilpage, ja, ich lebe seit geraumer Zeit in Brasilien, bin aber auch häufig in Deutschland.


    Deine Beobachtung, dass die kurzfristige Entwicklung eines Landes von aussen extremer gehen wird als im Land selbst, ist sehr treffend.


    In Brasilien ist die Lage nicht gut, wir haben eine sich vertiefende Wirtschaftskrise, mehrere riesige Korruptionsskandale und einer verfahrene politische Situation. Mich stimmt positiv, dass sich in Brasilien gute demokratische Strukturen entwickelt haben, eine starke Presse, eine unabhängige Staatsanwaltschaft und Judikative (wenigstens auf Bundesniveau).


    Ich war Ende 2014 und Anfang 2015 persönlich viel skeptischer bezüglich der Entwicklung Brasiliens. Mich stimmt es hoffnungsvoll, dass die Korruptionsskandale aufgedeckt werden und die Strafverfolgung vor den höchsten politischen und wirtschaftlichen Führungsebenen nicht haltmacht.


    Die wirtschaftliche Lage ist schlecht und wird für viele Firmen und Menschen, speziell im unteren Einkommensbereich, in den kommenden Monaten noch schlechter. Viele Firmen haben noch das Jahresende abgewartet, werden aber jetzt massiv Mitarbeiter entlassen. Die wirtschaftspolitische Antwort auf die Krise mag vielleicht nicht ideal sein und es müssten viele Dinge viel entschlossener angepackt warden, aber niemand erwartet wirtschaftspolitische Horrorszenarios wie Argentinien oder Venezuela.


    Insgesamt denke ich, dass sich Brasilien schon wesentlich näher am unteren Scheitelpunkt als am oberen Scheitelpunkt des Zyklus befindet.

    Der Markt sieht im Moment drei Punkte:
    1. Potentiell zu grosse Nähe der controlling shareholders (Joesley Batista) zu PT Politikern, die in die aktuellen Korruptionsskandale verwickelt sind. JBS hat über BNDES (KfW Brasiliens) Kapitalinjektionen und grosse Kredite zu Vorzugskonditionen erhalten, die JBS das Wachstum ermöglicht haben. Die Frage, die sich viele Marktteilnehmer stellen, ob es es bei den Kreditvergaben mit rechten Dingen zu gegangen war.


    2. Vor ein paar Tagen wurde ein Prozess bezüglich Verstosses gegen das Finanzsystem (Verschleierung einer Querfinanzierung in Höhe von R$ 80 mio) gegen JBS öffentlich (an diesem Tag JBS -12% oder 13%).


    3. JBS schaut billiger aus, als sie ist. JBS hat in 2015 ein Rekordergebnis aufgrund Währungspositionen (Hedges?) gemacht. In den ersten 9 Monaten haben sie knapp R$ 12 MRD Gewinn (und Cash) mit Derivatkontrakten gemacht. Zieht man davon R$ 9,5 MRD Währungsverluste (meist Buchverluste) ab, bleiben immer noch R$ 2,5 MRD. Fraglich, ob sie das in 2016 wiederholen werden.
    Interessantes Detail am Rande: Der Ex-Banco Central Präsident Henrique Meirelles arbeitet in der Gruppe des controlling shareholders.

    Ich glaube, chfin hat einen entscheidenden Unterscheidung zwischen VW und Toyota/GM angesprochen, den vorsätzlichen Betrug. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Aspekt VW teuer zu stehen kommen wird, d.h. die USA könnte da ein Exempel statuieren wollen.

    Entscheidender als die Wahl einer zu niedrigen DIscountrate (wobei ich Dir zustimme) war meine Meinung nach
    1. er die Industrie / Firma nicht versteht
    2. die Industrie (Iron Ore Preise) extrem volatil ist
    3. sein Modell die Volatilität nicht abbildet (völlig unzureichende Szenario Analyse in seinem Originalpost)


    Ist das nicht ein gutes Beispiel für o-tone's Dunning-Kruger Effekt?

    Hi woodpecker,


    Ich glaube nichts Bestimmtes. Geht mit erhöhter Volatilität mit dem Gesamtmarkt mit. Der Ibovespa ging runter und der Real auch (gegenüber dem USD).
    Servus,
    armaya

    In Hinsicht auf den Real finde ich, dass er sich jetzt in Regionen bewegt, die angemessen sind. In den Jahren 2011-13 war die Währung beträchtilich überbewertet.

    Zu Br Malls ökonomischen NAV muss man anmerken, dass da kumuliert ungefähr 3,5 Mrd "fair value adjustments" ("other operating income" im income statement), d.h. Immobilienaufwertungen drinstecken. Diese erhöhten in den vergangenen Jahren natürlich optisch den Gewinn, was auch einen guten Teil des schlechten 3Q14 Resultats ausmacht ("other operating income" BRL -57 Millionen Jahr über Jahr). Meiner Meinung nach ist die Sicherheitsmarge der NAV weit geringer als es den Anschein hat.


    Wer die Möglichkeit hat, direkt in Brasilien zu investieren, sollte sich die langlaufenden inflationsgesicherten Anleihen (NTN-B 2050, NTN-B Principal 2035) anschauen, die im Moment einen Realzins von ca. 6,4% abwerfen und mit dem IPCA-Inflationsindikator korrigiert werden. Sollten die Realzinsen wieder runtergehen (was langfristig doch zu erwarten ist), wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit da Renditen von > 15 p.a. (in BRL) erzielen können.

    Zu Brasilien einige Gedanken


    1. Dilma (PT) liegt in den Umfragen leicht vorn aber den Umfragen ist nicht sehr zu trauen, die lagen beim ersten Wahldurchgang weit daneben. Wenn Dilma gewinnt besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass es mit Aktien und dem Real noch weiter bergab geht. Die Wirtschaftspolitik und die Skandale der letzten Jahre haben der PT jedweden Kredit bei der Mittelschicht, Geschäftswelt und Investoren verspielt.


    2. Unabhängig davon, wer gewinnen wird, wird es in Brasilen kurzfristig wirtschaftlich schwierig. Die ersten Wellen von Entlassungen beginnen gerade und das wird die brasilianische Wirtschaft, die auf Konsum und Konsumerkredit basiert zu spüren bekommen.


    3. Meines Wissens ist es nicht ganz einfach und billig, als Ausländer Aktien am brasilianischen Markt zu kaufen. Ich denke man muss bei einer brasiliaischen Bank eine "Conta 2689" eröffnen, um in Brasilien in Wertpapiere investieren zu können. So ein Konto kostet USD 2000-3000 im Monat. Ich wäre neugierig, welcher Broker die in Deutschland im für Privatpersonen Angebot hat.


    4. Es ist praktischer, in Unternehmen zu investieren, die in den US als ADR gehandelt werden (trifft auf mmi's Beispiele zu, obwohl die Liquidität bei GP Investimentos sehr dünn ist) oder in Unternehmen, die starke Exposition auf Brasilien haben (z.B. Groupe Casino, Ocean Wilson Holdings)


    5. Zu mmi's Aktien:
    - GP Investimentos ist sehr billig (0,65x NAV) aber sehr sehr illiquide. Ich persönlich mag das Managementteam überhauot nicht. Auch ihr Ruf als überagressive Invetoren (gegnüber der investierten Firmen) trägt nicht dazu bei, dass sie an gute Deals kommen. Ausserdem bedient sich das Managementteam recht kräftig, was die Entlohnung angeht.
    - BR Malls: Schaut interessant aus. Ich teiel jedoch mmi's Geldverteilungsthese nicht. Das Geld wird an die untertse Schicht verteilt, die nicht diese Malls besuchen. Wenn es jetzt wirtschaftlich runtergehen sollte, wird es BR Malls gut zu spüren bekommen.