Dabei möchte ich einhaken, nachdem ja so viele schon ihren Senf dazu gegeben haben. Und zwar erstens zu dem Spruch. Den find ich ja wirklich gut, aber wie darf man das verstehen?
Er hat zu früh verkauft, im Sinne von man erwischt nie das Tief und man erwischt nie das Hoch? Also Realismus und Bescheidenheit.
Oder im Sinne von, er hat (zu) früh verkauft, also ironisch gemeint, und in Wahrheit bedeutend, gerade noch rechtzeitig.
Oder im Sinne von, er hat (zwar) zu früh verkauft, aber eben doch mit Gewinn und dann in was anderes investiert hat was noch besser/ebenso gut lief? Und wenn man das oft genug macht, naja, wird aus vielen Verdopplern auch ohne Ten-Bagger sehr viel..
Das letztere ist die Frage die ich mir stelle. Oft ist es ja so, dass man was macht (z.B. etwas verkauft und etwas anderes dafür kauft) und dann aber nicht mehr die relative Performace vergleicht, sondern nur die absolute. Es könnte also sein, dass man etwas verkauft hat, was sich danach nochmal verdoppelt hat, obwohl man mit dem freigewordenen Geld einen Verdreifacher gekauft hat. Und man das gar nicht mehr zuordnet. Ob nun sinnvoll oder nicht.
Ob verkaufen oder nicht, bzw. wann, dabei würde ich persönlich mir also immer auch die Frage stellen, ob ich Alternativen habe. Also wenn ich irgendwas kaufen will, was ich für total attraktiv halte, aber kein Geld hab und ich aber was verkaufen kann, wo ich eh schon überlege, ob es nicht schon sehr hoch ist, naja. Also in dem Fall würde man ja verkaufen und gleich etwas anderes kaufen und dann, könnte man argumentieren, kann man auch die relative Performance der beiden vergleichen. Ansonsten verkauft man halt und hat erst mal Geld rumliegen. Da ist die relative Performance leicht zu rechnen, Zinsen gibt's aktuell nicht und man muss nur die weitere Rendite der Aktie dagegenrechnen. Das wäre für mich der eine Punkt, also nicht nur eine Aktie isoliert betrachten, sondern mit Opportunitätskosten. Gerade bei mir, weil ich fast immer voll investiert bin. Wenn man dagegen versucht, den Markt zu timen, dürfte das evtl. schwieriger sein.
Zweitens, würde ich mir bei den konkreten Firmen überlegen, ob ich sie langfristig haben will oder ob das eher eine Sache ist, die man nach einiger Zeit wieder mit Gewinn abverkaufen will. Wenn ich was auf Dauer haben will, also Unternehmen die ich bewundere und von denen ich langfristig überzeugt bin, müssten die schon extrem überbewertet sein, damit man sie verkauft. Man hat ja dann oft auch die steuerliche Thematik, dass man den aufgelaufenen Gewinn nicht auflösen will, sondern weiterhin halten. Auf Dauer eben.
Also, bei Deinen genannten Firmen bleibend, wäre meine ganz persönliche Einschätzung wohl, Wacker Chemie und Voestalpine irgendwann abzuverkaufen, weil zyklisch. Gerade Wacker Chemie ist bei mir aus der Gegend, hat einen tollen Ruf und ich frage mich, wie ich es schaffen konnte, sie inzwischen etwa 3mal zu verpassen, jeweils bei etwa 40 oder 60 €. Wirklich wahr. Aber zyklisch und da würde ich mir schon vorstellen, dass die irgendwann wieder niedriger stehen könnten. Und insofern, sie stehen gut, ich hätte jetzt vielleicht keinen extremen Drang und würde noch ein bißchen laufen lassen (außer wieder man hätte eine tolle Alternative), aber wenn man sie nicht auf Dauer halten will, warum nicht verkaufen. Voestalpine ähnlich, ich hab andere Stahlwerte und das ist wohl ähnlich. Die haben zwar auch einen guten Ruf usw., aber Stahl ist halt Stahl und zyklisch und irgendwann darf man denke ich raus um nicht wieder nach unten mitzugehen, wann auch immer. Wobei ich sagen muss, dass ich gerade bei Stahl noch auf deutlich bessere Kurse hoffe.
So, und jetzt Taiwan Semiconductor. Hab mich nicht sonderlich mit denen beschäftigt, aber ich denke sie sind der Marktführer, noch leicht vor Samsung. Und da würde ich, genau wie bei meinen Samsung, nicht mal an's verkaufen denken. Ja, klar, die stehen gut, vielleicht gehen sie auch wieder mal runter, aber ich glaube halt, dass das eine Branche ist, die weiterhin wachsen und gedeihen wird und insbesondere die Marktführer, weil Größe da denke ich sehr wichtig ist. Andersrum, wenn Du nicht an die Branche glaubst, bzw. nicht überzeugt bist, oder, wenn Du z.B. lieber in Samsung tauschst, weil Du die für ähnlich aber günstiger hältst, vielleicht ok. Aber wenn Du glaubst, dass sich das Geschäft insgesamt weiter gut entwickeln wird und Du die Firma generell schätzt und Du nach einem Verkauf schon wieder hoffen würdest, wieder günstiger reinzukommen, dann würde ich auf jeden Fall einfach halten.
Vorhin hatte doch jemand in einem anderen Faden geschrieben, man solle keine Firmen leer verkaufen, die geliked werden. Ich finde, man sollte auch vorsichtig damit sein, Firmen zu verkaufen, die man liked, selbst wenn sie einem hoch vorkommen. Es gibt Unternehmen, da möchte ich einfach beteiligt sein und es ist echt nicht schön, wenn solche einem ständig zu teuer zum kaufen sind. Dann besser - zumindest eine kleine - Portion haben.