Die Big Cap Mechaniker

  • Fondsmanager Frank Lingohr zählt hier zu Lande zu den Pionieren computergestützter Stock Pickings. Die Aufnahmekriterien für seinen Fonds, den Lingohr-Systematic-BB-Invest, sind anspruchsvoll - und erfolgreich.


    FTD: Herr Lingohr, wie hat Sie Ihr Computer durch die Baisse gebracht, konnte er Sie vor dem Schlimmsten bewahren?


    Lingohr: Vor dem Schlimmsten ja. Für uns als Value-orientierte Manager war diese Zeit die beste, die wir je hatten. Besonders stolz macht mich die Tatsache, dass wir den Templeton Growth Fund, der für uns so etwas wie eine Benchmark ist, sowohl in diesem Jahr als auch langfristig schlagen konnten.


    FTD: Aber ganz ungeschoren sind auch Sie nicht davongekommen.


    Lingohr: Natürlich nicht. Doch entscheidend ist nicht die Performance, die man im Bull Market erzielt, sondern wie gut man sein Gewinne im Bear Market schützt. Und da gehören wir immer noch zu den Besten.


    FTD: Worauf basiert Ihr Ansatz?


    Lingohr: Zunächst einmal muss ich mit dem Mythos aufräumen, wir wären Pioniere der quantitativen Analyse. Was wir machen, hat Benjamin Graham schon vor 70 Jahren gemacht ...


    FTD: ... aber ohne Computer.


    Lingohr: Das ist richtig. Wir sind von Hause aus Bottom-up-Investoren, geprägt von Graham Dodd, ein bisschen auch von Warren Buffett. Wir lassen uns nicht von Meinungen über die Wirtschaft, über Zinsen, Währungen oder den Markt beeinflussen. Uns interessieren die Fundamentaldaten eines Unternehmens. Would you buy this company for this price? Wie Benjamin Graham einmal gefragt hat. Das heißt, wir arbeiten mit Modellen, althergebrachten: Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Dividendenrendite; aber auch mit moderneren Kennziffern: Wie sieht die Kernrentabilität des Unternehmens aus? Wie sieht die Kernrentabilität in Relation zu den Opportunitätskosten aus? Und, natürlich: Wie ist es um den inneren Wert des Unternehmens bestellt, was ist die Aktie wirklich wert? Dazu nutzen wir Datenbanken.


    FTD: Wie gehen Sie dabei vor?


    Lingohr: Wir haben die Welt in verschiedene Anlagezentren eingeteilt. Im Einzelnen sind das: die USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Benelux, Japan und Hongkong. Hinzu kommen noch Positionen in Skandinavien, Fernost und der Schweiz. Als erstes schauen wir uns den für jedes einzelne Zentrum repräsentativen Index an und analysieren die darin enthaltenen Aktien. Anhand der oben genannten Kriterien werden für jedes Zentrum Ranglisten erstellt. Diese wiederum werden für jedes Land unterschiedlich gewichtet. Am Ende des komplexen Auswahlverfahrens steht ein so genanntes Multiplex-Ranking. Die ersten 20 Positionen sind Kaufkandidaten, die nächsten 30 Haltepositionen, die letzten 50 Titel stehen auf der Verkaufsliste.


    FTD: Wie oft passen Sie das Depot an?


    Lingohr: In der Regel im März und September, ein festes Datum gibt es aber nicht.


    FTD: Haben Sie Positionen verändert?


    Lingohr: Noch nicht. Aber Hongkong, das 10,1 Prozent des Portfolios ausmacht, werden wir reduzieren und bei den USA, die untergewichtet sind ein, zwei Titel hinzukaufen. Alle anderen Länder sind mit einem Anteil zwischen acht und neun Prozent gewichtet.




    In den Top Ten Capitalia, meine "mechanische" Depotposition

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • Hallo value,


    danke für den interessanten Artikel. Hier ist ein Performancevergleich des Fonds (schwarz) mit dem DJ-Eurostoxx 50 (blau).



    Stimmt schon: so richtig funktioniert hat das System erst ab März 2000. Die relative Performance in den letzten 3 Jahren ist allerdings wirklich eindrucksvoll: