• Hat jemand eine Meinung zu Semperit? Seit Jahren wird umstrukturiert, der Umsatz ist unter Druck, die Margen sind schwach und auch aufgrund von Abschreibungen war das Jahresergebnis in den letzten vier Jahren negativ. Bislang wurden vier Segmente reportet, drei lassen sich davon zum Industriegeschäft zusammenfassen (Hydraulik- und Industrieschläuche, Fördergurte, Rolltreppen-Handläufe, Bauprofile, Seilbahnringe und Produkte für den Eisenbahnoberbau). Das vierte Segment Sempermed ist spezialisiert auf Untersuchungs- und Operationshandschuhe. Scheinbar konnte Semperit in diesem Segment mit größeren Konkurrenten nicht mehr mithalten, die vermehrt in Automatisierung, etc investiert haben. Schon mehrfach wurde der Unternehenswert von Sempermed auf EUR 77mn Ende 2019 abgeschrieben. Ende Januar hat das Management entschieden, sich von Semperit zu trennen und sich zukünftig auf das Industriegeschäft zu konzentrieren.

    Aufgrund von Corona gibt es jetzt eine Sonderkonjunktur bei Sempermed, das Industriegeschäft leidet. Gestern hat Semperit aufgrund von hoher Nachfrage nach Handschuhen und höheren Preisen, die sich deshalb durchsetzen lassen, einen erstaunlich guten Ausblick gemeldet.

    Marktwert liegt bei ca EUR 260 nach dem Sprung am Freitag. EV inklusive der Hybridanleihe ist ca EUR 460mn. Das EBITDA soll jetzt "signifikant über dem Wert des Vorjahres (2019: EUR 67,8 Mio.) liegen ". Die EBIT Guidance von EUR 110 - 160mn beinhaltet scheinbar ein Hochschreiben von Sempermed und ist deshalb wahrscheinlich nicht sehr aussagekräftig, aber der Cashflow könnte dieses Jahr trotzdem ganz gut werden. Es scheint jedenfalls, dass der EBITDA Anstieg ohne besondere Investment möglich ist.

    An der Entscheidung, sich von Sempermed zu trennen, will man scheinbar festhalten, aber wahrscheinlich lässt sich jetzt ein höherer Preis dafür erzielen.

    Das Industriegeschäft hatte in den letzten 6 Jahren ein durchschnittliches EBIT von EUR 57mn. Leider sind die Corporate Center Kosten relativ hoch. Das EBIT letztes im Corporate Center war -27mn. Zu beachten ist noch eine Hybridanleihe von EUR 130mn.

  • Die Aktie hat über 50% zugelegt seitdem ich den Thread eröffnet habe. Die Bewertung des Unternehmens ist nicht einfach nach Jahren der Restrukturierung und einem Mangel an offensichtlichen Peers. Jetzt wird natürlich der Boom bei medizinischen Handschuhen gespielt, aber wie lange wird der anhalten? Das Management pokert ausserdem ganz schön, indem sie sagen, dass sie Sempermed zwar noch verkaufen wollen, aber erst ab Mitte nächsten Jahres.

  • Letzte Woche hat Semperit den Verkauf von Sempermed für EUR 115mn angekündigt. Nach den aussergewöhnlichen Gewinnen durch die Handschuhe während Covid ist die Co inzwischen schuldenfrei. In Q3 wurden EUR 92mn Netto Cash gemeldet. Marktkapitalisierung ist aktuell EUR 420mn. Das Industriegeschäft läuft gut: Umsatzwachstum von 36% und EUR 100mn EBITDA in den ersten neun Monaten.

    Das Management plant eine moderne Fabrik in Tschechien und will durch Akquisitionen wachsen. Bei einer Bewertung von EV/EBITDA <2x würden Aktienrückkäufe Sinn machen. Der Hauptaktionär B&C Privatstiftung sowie der Vorstand scheinen aber andere Pläne zu haben als wir Minderheitsaktionäre. Trotzdem ist die Bewertung extrem günstig. Wenn der Sempermed Verkauf closed, ist die halbe Marktkapitalisierung in Cash. Im Industriegeschäft befinden sich Unternehmen wie Semperflex, das eine EBITDA Marge in den hohen 20ern für Gummischläuche verdient. Zumindest die Produktqualität scheint zu stimmen.

  • Das ist doch enttäuschend wenig? Sempermed hat zuletzt (wieder) Verlust gemacht, in Q1-Q3 sogar negatives EBITDA, EBIT -76 M€, aber während Corona sah es so aus:

    2021 für 281 von 315 M€ EBIT konzernweit

    2020 für 225 von 238 M€ EBIT

    Also Verkauf für KGV << 1 basierend auf 2020 und 2021. Da hätten sie 2020 mehr bekommen können.

    Das Industriesegment machte war in diesem Jahr 78 M€ EBIT, hochgerechnet dann ~100 M€, aber das ist eine sehr starke Steigerung gegenüber den Vorjahren. Für 2011-2021 komme ich im Mittel inkl. Verlustjahren von Sempertrans eher auf rund 60 M€. (Ohne Gewähr)


    Die 17 M€ "Verbindlichkeiten aus kündbaren nicht beherrschenden Anteilen" sollte man wohl auch noch abziehen, dann sind es eher 75 M€ Nettocash.

    Die Leasingverbindlichkeiten haben sie unter "sonstige finanzielle Verbindlichkeiten" versteckt, das waren Ende 2021 nochmals 20 M€. Kann man halten, wie man will.

    Für einen EV von 421 - 75 - 115 (cash and debt free) = 231 M€ sieht das in der Tat günstig aus, EV/normalisiertes EBIT = 4.

    Spannend wäre auch die Frage nach der Dividende. Zuletzt 1,50€, ob es das nach dem Sempermed-Verkauf auch noch gibt? In früheren Jahren mit vergleichbarem Gewinniveau gab es mal 0,80€ - 1,20€. Analysten rechneten nur mit 0,50€, entsprechend 4%.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • In Österreich ist es leider so, daß man sich die Quellensteuer auf Dividenden erstatten lassen müßte. Das sollte in einem deutschsprachigen Land möglich sein, aber ich habe keine Erfahrung damit.


    PS. Sonst findet sich in deutschsprachigen, auch österreichischen Foren fast nichts dazu, auch nicht auf Twitter. Lediglich "der Aktionär" hatte die Geschichte.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Das Management fokusiert sich auf organisches und anorganisches Wachstum. Das heisst für mich, dass man für Dividende nicht allzu viel erwarten sollte. Aktienrückkäufe wären bei der Bewertung deutlich sinnvoller.


    Winter : das Handschuhgeschäft ist extrem zyklisch und die Gewinne in den letzten beiden Jahren sind Ausnahmen, die durch die hohe Nachfrage während Covid erklärt werden können. Jetzt gibt es wieder Überkapazitäten, die zu schlechten Preisen und Verlusten führen. In dem Umfeld, finde ich es nicht schlecht, dass sie Sempermed zu so einem Preis loswerden können.


    JSempertrans übrigens hängt stark vom Minengeschäft ab und dort werden wieder fleissig Förderbänder bestellt