Frage an Maliese: Bewertung der Vergangenheit

  • Hallo,


    erstmal vielen Dank an Maliese fuer die neue Gesamtliste.


    Ich habe eine Frage zur Bewertung der Vergangenheit, z.B. Gewinnwachstum der vergangenen Jahre. Warum nimmst Du das Gewinnwachstum in die Bewertung?


    Der Grund fuer meine Frage ist das Buch von David Dreman. Demnach sind Gewinnschaetzungen fuer die Zukunft ueberwiegend falsch. Und er sagt auch etwas dazu, welche Fehler typischerweise gemacht werden, naemich, dass die Analysten Aenderungen der juengsten Vergangenheit linear in die Zukunft fortschreiben.


    Wenn Du jetzt die Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre in die Bewertung einbeziehst, belohnst Du doch die Firmen, die in der Vergangenheit ihren Gewinn gesteigert haben. Das waeren nach Dreman gerade die Firmen, bei denen die Analysten durch lineares Fortschreiben der Entwicklung in die Zukunft die Gewnne falsch schaetzen wuerden, naemlich zu hoch.


    Genau die Firmen will ich aber nicht im Depot haben.


    Maliese, wenn Du die Gesamtliste automatisch berechnest und ein Aendern der Gewichtung nicht zu viel Aufwand bedeutet, koenntest Du mal die Vergangenheit aus der Bewertung rauslassen.


    Eine weitere Frage betrifft den Buchwert. Hast Du da immaterielle Vermoegenswerte insb. Firmenwert drin oder hast Du die abgezogen?


    Viele Gruesse,


    Balkenchart

  • Hi,


    Balkenchart


    falls du das Buch von Dreman noch bei dir im Regal stehen hast, dann schau mal auf Seite 172.


    "Indicator 3. A higher rate of earnings growth than the S&P 500 in the immediate past, and the likehood that it will not plummet in the near future"


    Dreman versucht die Richtung der zukünftigen Gewinne vorauszusagen.

    Was passiert wohl, wenn ich das hier mit dem verbinde?

  • Balkenchart :


    Nach der Logik, nach der du argumentierst, könntest du auch Unternehmen mit niedrigen KGV, und niedrigem KBV meiden, da Aktien mit solchen Kennziffern in der Vergangenheit eine überdurchschnittliche Performance erzielt haben. Nach der Logik, nach der du argumentierst, sollte das genauso dazu führen, daß Analysten diese Aktienkategorie bevorzugen, was wiederum zu einer Überbewertung dieser Aktienkategorie führen dürfte!


    Gruß tt

  • Nee, wieso denn? Was hat die günstige Bewertung mit der vergangenen Kursentwicklung zu tun? Wenn, dann wäre eher das Gegenteil naheliegend: günstige Bewertung (niedriges "K") rührt von schlechter Performance. Die earnings gains, falls es das war, was Du meinstest, sind mir auch nicht als besonders positiver Faktor bekannt.


    Im folgenden schreibt Dreman übrigens, daß es nicht um genaue Vorhersagen geht, sondern mehr um den generellen Trend der jüngsten Vergangenheit (1 Jahr), und das auch nur bei den günstigsten Aktien. Das hat sich in der letzten Zeit fast durchweg bewahrheitet: bei jenen Aktien, bei denen sich die Gewinne verbesserten, lief es auch weiterhin gut (Kurs + Gewinn). Also er denkt wohl eher an Greiffenberger, Nordwest, Schumag und Schaltbau als an Beiersdorf, Wella und Q-Cells.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Hi,


    was spräche dagegen in ein Unternehmen mit steigenden Gewinnen innerhalb der letzten 7-8 Jahre zu investieren ?

    Was passiert wohl, wenn ich das hier mit dem verbinde?

  • value


    Die Statistik hält dich doch auch nicht davon ab in Unternehmen wie Sixt zu investieren, bzw. investiert zu bleiben. Die konnten ihren Jahresüberschuss in den letzten Jahren ebenfalls steigern.

    Was passiert wohl, wenn ich das hier mit dem verbinde?

  • Wenn ich zwei nach Umsatz oder Gewinn gleich bewertete Unternehmen habe, würde ich das Gewinnwachstum mit einbeziehen, ganz richtig angemerkt bei Sixt, war so bei AS Creation, man konnte auch mal eine Grenke Leasing so bekommen. kontinuierliches Gewinnwachstum würde ich dann aber als nachgeschaltetes Qualitätskriterium betrachten und nicht a priori ein Unternehmen deshalb in einer Auswertung nach hinten rücken.
    Ich würde dir hierzu die statistischen Auswertungen von J.P. O´Shaughnessy - What works on wall Street empfehlen, für viele hier Quelle und Inspiration, wenn man Zahlenkolonnen mag.

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • Die statistischen Auswertungen von O'Shaugnessy sind mir bekannt. Obwohl ich das ein oder andere mit Sicherheit schon wieder vergessen habe. Problematisch finde ich die praktische Umsetung der Ergebnisse. Teilt man den CDAX in Dezile auf entstehen immer noch relativ große Portfolios. Wenn Maliese qualitative Faktoren in seine Bewertung mit einbezieht finde ich das ok.

    Was passiert wohl, wenn ich das hier mit dem verbinde?