Historische Marktbewertungen vs. aktuelle

  • Ich habe mir anhand der Daten von Barclays mal das CAPE des US-Markets relativ zu dem von Europa ausgeben lassen, einmal als Verhältnis und einmal als absolute Differenz. Was man vielleicht so nicht in Erinnerung hat: Der US-Markt war nicht immer teurer als der europäische, und letzterer war während der Techblase um die Jahrtausendwende fast genauso teuer wie der US-amerikanische! Ergebnis: Am höchsten war der Aufschlag Ende August 2020 bzw. Mitte bis Ende 2021, aber er ist abgesehen davon immer noch nahe des Rekordhochs. Man kann auch seit 1982 eine steigende Tendenz entdecken, besonders seit Ende Februar 2006, also bereits etwas vor dem Hoch vor der GFC.


    CAPE_US_vs_EU.gif


    CAPE_US_vs_EU_abs.gif


    Man kann sich auch bei Gelegenheit wieder einmal die Seite https://www.currentmarketvaluation.com/ anschauen, die mittlerweile aktualisiert wurde.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Durchaus gewichtige Einwände gegen die KGV10-Berechnung von Robert Shiller mit vorgeschlagenen Anpassungsmaßnahmen:

    https://earlyretirementnow.com…ding-a-better-cape-ratio/


    Das ist erstens, es werden die geschätzten Gewinne des gerade abgelaufenen und ggf. laufenden Quartals herangezogen, weil die Schätzungen dafür hinreichend genau sein sollten. Kann man denke ich mitgehen, auch wenn man das theoretisch mit den historischen Daten dann auch machen müßte, was sicherlich im Nachhinein unmöglich ist.

    Zweitens wird eine Anpassung an die veränderte, namentlich zuletzt gesenkte Steuerquote vorgenommen. Ich halte es für plausibel, daß "der Markt" sich am Ende an den Nettogewinnen orientiert und nicht an den Vorsteuergewinnen der Unternehmen - wohlgemerkt nicht auf Anlegerebene! Eine Unternehmenssteuerreform führt also zu einem sofort veränderten KGV10.

    Drittens wird die veränderte Ausschüttungsquote einbezogen. Das hat Shiller doch auch schon versucht. Es ist plausibel, daß nicht nur Aktienrückkäufe anstatt Dividenden eine Rolle spielen, sondern überhaupt nichtausgeschüttete Gewinne, die schließlich normalerweise zu einem höheren Wachstum in der Vergangenheit geführt haben - und tatsächlich hat sich die Praxis diesbezüglich verändert, es ist also relevant.

    So bereingt sinkt das KGV10 um 20%. Schon seit Mitte der 1980er kann man eine Abweichung zum herkömmlichen KGV10 feststellen. Freilich muß man dann dieses bereinigte KGV10 auch mit seinem eigenen Durchschnitt vergleichen. Die genauen Daten aktualisiert er hier:

    https://drive.google.com/file/…i-20mjt4DctF-glppSMD/view

    Aktueller Wert also 24,3, das ist der Wert von Mitte 1996 - die Zeit, als Greenspan den Begriff "irrational exuberance" prägte, und sonst nur zwischen Ende 1928 und 1930 überschritten und mal als einzelne Spitze Anfang des Jahrhunderts kurz erreicht.


    Die Sache mit den sehr hohen Profitmargen in den USA wird so freilich nicht adressiert, aber das muß an der Stelle zunächst auch noch nicht sein.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • VIX bei 13.4, das ist schon ziemlich niedrig, hier ein Chart der bis 1990 zurueck geht:

    https://www.gurufocus.com/econ…-volatility-index-the-vix


    Das Hindenburg Omen wurde vor 2-4 Wochen ein paar mal getriggert.


    Buffett Indikator bedeutet 0.7% Rendite in den naechsten 8(?) Jahren, was steuerfreie Dividende beinhaltet.

    Vor 2020 war der Markt stets billiger, aber 2021 war er mal teurer.

    https://www.gurufocus.com/stock-market-valuations.php

    (dort Buffett indikator auswaehlen)


    unvergessen der Spruch von Winter:


    Da die Zinsen bei null sind, ist das Kursziel für den DAX jetzt unendlich - und wenn sie negativ werden, sogar noch ein bißchen höher. ;)


    Diese "Logik" auf die Winter witzig anspielte war prevalent, jedoch duerfte es diesbezueglich still geworden sein, jetzt wo die Null-Zins-Phase vorbei ist.

    Sollte zumindest ein bisschen Wahrheitsgehalt bei dieser Betrachtung vorhanden sein, dann muesste man davon ausgehen, dass Aktien entsprechend billiger sein sollten, und nicht teurer (so wie jetzt).


    Mir ist zumindest subjektiv aufgefallen, dass einige kleinere hochverschuldete Unternehmen tatsaechlich einen Abwaertstrend hinlegten, ganz anders als der gesamt-Markt.


    Bitcoin mittlerweile nahe seinem ATH, allerdings inflations-unbereinigt. Immerhin. Wobei +50% in nur einem Monat recht sprunghaft aussieht?

    Ich bin immer noch skeptisch was Bitcoin angeht, Wenn schon, dann Gold. Aber warum Bitcoin? Vielleicht kann Bitcoin nicht ohne weiteres inflationieren, doch die Entstehung immer neuer E-Gelder ("Krypto", also vor Jahren waere mir als Assoziation zu "Krypo" nur Krypto-gay als Schlagwort eingefallen) a la Bitcoin inflationiert: Ueber 2000 solcher Coins habe ich mal gelistet gesehen, aber das war vor 2 Jahren. Keine Ahnung wieviele es jetzt sind.


    Was ist eigentlich aus den virtuellen Grundstuecken geworden? Wenn ich danach Goggle, gibt es viele Artikel darueber, bis ca. April 2022. Dann verstummt es schlagartig.

    Ich bin so bloed, ich wuesste jetzt noch nicht einmal wo ich ein virtuelles Grundstueck mit virtueller Villa kaufen koennte? Scheint obendrein eher nur mit Bitcoin oder Etherium zu gehen, und ich habe doch nur Euro's und Pfund und Gold und Silber.

    Ich finde nicht mal einen Chart zur Wertentwicklung des virtuellen Property Marktes, ausser solchen, die eine vorhersage fuer das Jahr 2030 anzeigen.



    Aktien kaufen auf Kredit, googeln nach "Margin Debt":

    https://app.hedgeye.com/insigh…n-debt-falling?type=macro


    Steigende Zinsen haben tatsaechlich dazu gefuehrt dass weniger auf Pump gekauft wird. Der Anstieg der Indizes wird nicht durch einen Anstieg von Margin Debt begleitet, jedenfalls nicht so richtig.

    https://app.hedgeye.com/insigh…n-debt-falling?type=macro

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Wobei sich das Kursziel, also die in "faire" Bewertung, nicht nur aus den Zinsen, sondern auch aus der Aktienrisikoprämie ergibt, siehe dafür den vorherigen Beitrag (deren Berechnung eine eigene Wissenschaft ist). Also "RFR + ERP", daher wird die Summe so schnell nicht null und das Kursziel damit nicht unendlich, und es spielt auch eine Rolle, ob die Zinsen null oder negativ sind. Theoretisch zumindest. Wie bei angenommen gleicher Aktienrisikoprämie sich binnen nur zwei Jahren neue Allzeithochs begründen, erschließt sich mir auch nicht (gestiegenes Gewinnniveau in so kurzer Zeit, Inflation?), und warum die ERP gesunken sein sollte, ebensowenig. Die US-Staatsschulden sind gestiegen und werden gerade wegen den höheren Zinsen immer weniger tragfähig, eigentlich sogar dramatisch weniger tragfähig, und das credit rating der USA hat sich verschlechtert.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.


  • Das Rote ist sozusagen im grünen Bereich. Interessant, daß die USA auch Anfang der 1980er und auch danach bis in die zweite Hälfte der 1990er günstiger waren als der Rest der Welt, der auch damals kaum unter ca. KGV10 = 10 fiel.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Nach der kleinen Delle steigen die US-Indizes nun noch steiler als von Oktober bis April. Und das, obwohl es derzeit nach höchstens einer Fed-Zinssenkung in diesem Jahr aussieht und die diesbezügliche Hoffnung enttäuscht wurde. Man denkt immer, das muß jetzt der Blow-off sein.


    Die Risikoprämie ist niedrig, war aber auch schon negativ um 2000 und einige Male null, s.u. Das ist analog zu Robert Shillers excess CAPE yield; diese Rechtfertigung funktioniert jetzt auch nicht mehr. Der Markt stieg trotz der steigenden Zinsen unverdrossen weiter. Die 40 Jahre währende Korrelation zwischen Zinsen und Bewertung scheint wieder gebrochen.


    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.