Hmmmm:
Am Donnerstag hab ich mir (auch) BMW Vz. gekauft. Dafür Marathon Oil verkauft, die find ich einigermaßen fair bewertet, bzw. schwerer einzuschätzen. Ich will ja tendenziell eher defensiver werden. Und eben, ja, scheint mit BMW momentan eher defensiv bewertet. Wir hatten das hier ja bereits ausführlich behandelt. Ein paar Sachen noch:
Eigentlich bin ich eher nicht für Autofirmen zu haben. Ich halte sie generell nicht für sonderlich attraktiv, hohe Verschuldungen, geringe EK-Renditen, etc. Gibt aber Ausnahmen. 2020, grad vor Corona, war das Daimler und jetzt eben BMW. Der Grund, warum ich trotzdem kaufe, ist im Endeffekt der Preis. Der scheint niedrig genug. Bei Daimler war außerdem noch ein Grund, dass die Wirtschaft da schon länger eher schlecht lieft (Handelskrieg, etc.) und ich erwartet habe, dass es in Deutschland Konjunkturhilfen für Autobauer geben wird. Das hat sich auch bestätigt, durch Corona umso mehr.
Was jetzt BMW betrifft, wie erwähnt, ein paar Sachen:
- BMW übernimmt im 1. Quartal ein Viertel der Anteile des JVs in China, hat dann also 75 %. Damit wird es auch voll konsolidiert. Aber wichtiger, mehr Kontrolle, zumindest theoretisch und mehr Gewinn, wenn es da weiterhin gut laufen sollte. Wie schonmal erwähnt, meiner persönlichen Erfahrung nach, hat BMW in China den besten Ruf, "edles Pferd". Jetzt vielleicht mal von Porsche abgesehen und auf Premiumautos bezogen, die sich auch größere Bevölkerungsschichten leisten können.
- Bei den Elektroautos scheint mir BMW jetzt einiges richtig(er) zu machen. Der aus meiner Sicht unschöne i3 läuft aus, dafür kommen iX und vor allem der i4 bzw. i4 M50. Und das ist wirklich mal ein Pfund, da hab ich direkt große Augen bekommen. Tesla-Killer hieß es schon oft, aber da könnte ich mir das wirklich vorstellen. Bzw. darum geht's ja nicht unbedingt, aber eben, dass der sehr gut laufen könnte. Schaut erstens mal absolut top aus. Also über den Grill kann man sich natürlich streiten, der gefällt mir nicht, aber insgesamt ein schönes, sportlich wirkendes Auto. Und zweitens, ist das natürlich genau das richtige, um sich speziell auch in Deutschland richtig gut verkaufen zu können. Als Firmenwagen, mit 0,25 %-Versteuerung für Privatnutzung, weil es ja ein Elektro-Auto ist. Ich finde diese geringere Versteuerung für Elektro- und Hybridautos ja völlig falsch, weil ich es einfach unangemessen finde. Es geht um privaten, geldwerten Vorteil und der bemisst sich nun mal nicht daran, wie umweltfreundlich oder unfreundlich etwas angeblich ist. Aber, es ist nunmal momentan so geregelt und das scheint mir potenziell ein enormer Nutznießer zu sein. Dürfte preislich für viele in gehobenen Positionen machbar sein und vor allem eben, werden sehr viele diese Regelung ausnutzen wollen, sobald es ein geeignetes Fahrzeug dafür gibt. Das ist aber natürlich auch allgemein eine positive Ausgangslage für die Premiumhersteller, solange diese Regelung so besteht. Der i4 ist scheinbar auch auf Monate ausverkauft.
- Phantasie: Und zwar, sehe ich BMW als den mit Abstand passendsten Kooperationspartner für Apple. Ich denke nicht, dass man da ein eigenes Auto machen wird oder eine eigene Fertigung aufbauen sollte, ich sehe auch nicht weshalb. Lieber würde ich entweder kooperieren oder übernehmen. Und so wie man Apple kennt, sowieso lieber nicht selbst fertigen. Also aus meiner Sicht, wären das die naheliegenden Partner, beide haben einen Premium-Ruf, vor allem eben, in den für beide wichtigen Märkten. Wie gesagt, reine Phantasie, das kann man schlecht in die Bewertung einrechnen, aber ich sehe die Möglichkeit und allein eine Ankündigung von einer etwaigen solchen Kooperation, könnte etwas bewegen. Aber das ist natürlich spekulativ.
Also, das sind aus meiner Sicht positive Punkte. Andererseits, ich muss es auch nochmals erwähnen, die hohe Verschuldung gefällt mir nicht. Schon klar, das ist zum Teil dem Finanzierungsarm geschuldet, aber trotzdem. Mir sind da die Dividenden auch eher zu hoch, da dürfte man m.M. nach durchaus mehr Schulden abbauen. Das Geschäft ist ja sehr kapitalintensiv. Aber es scheint, als würde man lieber einigermaßen hebeln und sich darauf verlassen, dass die Politik schon immer helfen wird, wenn es mal schlecht läuft. War ja auch bisher meist so. Nun, das ist das, was mir weniger gefällt. Aber andererseits, ja, scheint es echt zunehmend so, dass es über viele Jahre eine völlige Sonderkonjunktur geben könnte, Antriebs-Technologie-Austausch..
Auch was Daimler betrifft, scheinen die Premium-Sachen zu laufen:
https://www.businessinsider.de…n-ist-einfach-zu-beliebt/
Passenderweise, bin ich auf meinem kürzlichen Trip nach Bulgarien durch Serbien gefahren und hab während einer Reisepause eine fette G-Klasse anrollen sehen. Ausgestiegen sind, wie ich schätze, Vater und Sohn, Typ Oligarch. Ich sag: "Nice car." Der Vater nickt nur und geht durch. Der Sohn sagt: "Thank you. It's from Germany, you know? Thank you very much for it. You are German, right? So thank you for it."
Das zeigte mir also zwei Dinge. Erstens, dass ich offensichtlich aussehe, wie eine deutsche Kartoffel. Zweitens, dass manche Dinge, wie eben solche Status-Produkte, immer noch eine große Fan-Basis haben. Und drittens, ich schätze, dass die Kaufkraft dieser Klientel in letzter Zeit und aktuell, eher noch besser geworden ist.
Ansonsten ist der Erfolg dieser Autos ja ohnehin kaum erklärbar. Ich meine, eine S-Klasse, klar, für mich relativ konkurrenzlos, ich hatte es schon erwähnt. Aber eine G-Klasse ist ja quasi dasselbe für Proleten. Überspitzt gesagt. Ich schaue mich z.B. aktuell nach einem Baustellenfahrzeug um, bzw. einem wirklich Baustellen-tauglichen Fahrzeug. Aktuell hab ich da einen Audi Q3, den ich persönlich völlig fürchterlich finde. Abgesehen davon, dass er weiß ist (mag ich nicht), hat er einfach total wenig Platz und kein Tempomat (da war der bestellende Kollege schuld, das ist auch klar). Höhere Bodenfreiheit und Quattro, ok, aber vor allem der wenige Platz. Jedenfalls, suche ich was passenderes. Und mei, da muss ich sagen, bleibt fast nur was japanisches, scheint mir. Toyota Land Cruiser wohl. Und warum? Weil die deutschen Hersteller halt Status bauen, weniger nützliches. Die G-Klasse, ein Geländewagen, kostet etwa 100.000 € und wirkt eher wie ein Zuhälter-Auto als was zum arbeiten, das ist nun mal so. Ich schreib das nicht, um mich zu beschweren, eher im Gegenteil. Das ist für mich eher ein Hinweis, dass evtl. gerade Daimler und BMW vielleicht wirklich einen Luxusgüter-Zuschlag verdient haben.. Und das mag aus Investoren-Sicht ja gut sein. Ansonsten finde ich es relativ unschön und würde mir wünschen, dass man hierzulande auch ernsthafte Geländefahrzeuge produziert, d.h. mit vordergründigem Praxiseinsatz.
Aja, ein Interview kam mir vorher auch noch über den Weg. Schon ein paar Monate her, aber zum Thema (Darin geht es vor allem auch um BMW, deshalb evtl. interessant für manche.):
https://www.handelszeitung.ch/…-traditionellen-autobauer
Genau, also das zum Thema mal. Für mich insgesamt alles sehr interessant. Ich sehe halt einen riesigen Widerspruch in der öffentlichen Forderung nach Umweltschutz etc. und der gleichzeitigen, massiven Ausweitung der Produktion von Elektro- und Hybridautos, der steuerlichen Bevorzugung usw. Damit meine ich nicht, dass ich generell gegen Elektroautos bin, keinesfalls, sondern dass man dazu ansetzt, bzw. weitermacht, riesige Mengen an Autos zu produzieren, anstatt den Verbrauch generell einzuschränken, die vorhandenen Autos mehr runterzufahren, kleinere und leichtere Autos zu fördern, solche Sachen. Vor allem schwere Hybrid-Autos sehe ich insofern schon fraglich, ja. Aber, es ist ja immer eine Sache, wie man etwas findet, und eine andere, wie man damit umgeht. Nun, ich finde es schlecht, aber es wirkt schon so, als ob insbesondere die deutschen Premium-Hersteller Nutznießer dieser aus meiner Sicht perversen Politik sind.