Haltestrategie - RS

  • Gute Aktien zu finden ist eine Sache, aber wie bestimmt man, wann es Zeit ist, sich wieder zu trennen? Denn was letztlich zählt, ist auf dem Verrechnungskonto ...


    Vielleicht kann hier die Relative Stärke helfen? Was ist darunter zu verstehen?



    A) RELATIVE STÄRKE allgemein
    zB
    RS26 = ((Kurs heute) - (Kurs vor 26 Wochen)) / Kurs vor 26 Wochen


    ergibt in % die Kursveränderung in Relation zu dem Kurs vor 26 Wochen, also irgendwas wie plus 15,3% oder minus 7,6%


    Wurde von O'S so verwendet. Wird bei Wisi angegeben als 1Woche, 4Wochen usw -Performance. Hat die Ungenauigkeit, daß der Bezugswert (die 100%) der schwankende Kurs der Vergangenheit ist.



    B) RELATIVE STÄRKE nach Levy


    aktueller Kurs geteilt durch den Mittelwert der Kurse der letzen 26 Wochen
    Ergebnis > 1 Kurse steigen; < 1 Kurse fallen


    erfordert schon mehr Berechnung



    C) RELATIVE STRENGTH INDEX nach Wilder


    SumUp = Summe der positiven Kursänderungen
    SumDn = Summe der negativen Kursänderungen
    n = Zahl der Kurse


    AvgSU = SumUp / n
    AvgSD = SumDn / n


    RSI = 100 * AvgSU / (AvgSU + AvgSD)


    ganz schwere Rechenarbeit, man erhält schöne geglättete Kurven zwischen 0 und 1, sollte man eigentlich den Programmen überlassen.



    Aus mathematischer Sicht geht es eigentlich um Kurvendiskussion. Wir haben Relationen, die Höhe des Kurses nach der Zeit und suchen Ableitungen. Die erste Ableitung ist die Steigung, also die Geschwindigkeit, die Zweite die Steigung der Geschwindigkeit, also die Beschleunigung. Hohe Geschwindigkeit = gute RS, hohe Beschleunigung, um so besser. Sinkende Beschleunigung hin zu sinkender Geschwindigkeit, time to say good-bye.


    Für die heimische Küchenkalkulation ist, glaube ich, nur Variante A) brauchbar.


    Mir erscheint aus der Theorie eine Betrachtung vielleicht sinnvoll, die zu heute die RS26, RS25, RS24 usw nebeneinander in eine Kurve stellt, und zwar nicht gleichgewichtet, sondern entsprechend gewichtet, also (RS26) / 26, (RS25) / 25, (RS24) / 24 und so weiter. Das Ergebnis wäre ein Blick von heute über die letzten 26 Wochen und würde die relativen Kursänderungen von damals bis heute nebeneinanderstellen. Um die Sache weiter zu normalisieren, würde ich nicht durch den zurückliegenden Kurs teilen, sondern durch den heutigen, um eine konstante Bezugsgröße zu haben. Also RS(n) = ((Kurs heute) - (Kurs vor (n) Wochen)) / (Kurs heute)


    Das wäre so eine Art RS-Profil der 26 letzten Wochen.


    Das hab' ich mir gestern beim Dauerlauf so ausgedacht. Könnte natürlich sein, daß es mit Daten gefüttert nichts brauchbares ergibt ;-)

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


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  • Ah vielen Dank Lando!


    Das wollte ich schon immer mal wissen, hab mich aber dann doch irgendwie nie drum gekümmert...


    Kleine Korrektur: Dein RSI landet zwischen 0 und 100.


    Weißt du, ob es Untersuchungen dazu gibt, in wie weit sich dieses Maß als Indikator verwenden lässt?
    Wenn sich eine Aktie längere Zeit gut entwickelt hat und dann in eine Seitwärts- oder sogar Abwärtsbewegung übergeht ist die relative Stärke ja noch längere Zeit (möglicherweise sogar ziemlich deutlich) positiv. Analoges gilt natürlich für den umgekehrten Fall.
    Hat man nicht zum Beispiel einen feinfühligeren Indikator, wenn man sich die Veränderung der relativen Stärke anschaut?

  • Welles Wilders RSI und Levys RS sind sehr unterschiedliche Konzepte. Ein sehr gutes Buch zum Momentum ist "Momentum, Direction, and Divergence" von William Blau. Ebenfalls gut ist Martin Pring on Market Momentum ( deutsch - Martin Prings Börsen-Techniken ) .

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  • Ich gebe mal einen Beispielchart, wie sich das so darstellt anhand eines Wertes.


    Zuerst ein Halbjahreschart:



    Und jetzt die gewichtete RS über die 26 Wochen wie im Eingangsposting unten beschrieben.


    Ich befürchte, man wird auch nicht schlauer als aus dem chart ;-)


    Die reine RS wie unter oben A) ergibt 21,4%. Verwendet man den aktuellen Wert als Teiler, erhält man 17,6%. Das klingt erst mal positiv. Betrachtet man die gewichtete Kurve, sieht man, daß die Stärke vor 10 Wochen nachgelassen hat bzw sogar negativ wird. Aber das sieht man dem chart selbst auch an.

    Dateien

    • SG_rs.jpg

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  • Die relative Stärke allein macht ja nicht glücklich - man muss mehrere Aktien vergleichen (z.B. alle Dax-Werte), die mit der höchsten Relativen Stärke sind dann die Kaufkandidaten. Es sind nämlich die, die in letzter Zeit (Berechnungszeitraum) am stärksten gestiegen sind; man hofft einfach, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Es gibt einige Untersuchungen, die dies kurzfristig bestätigen - höchste RS der letzten 6 Monate -> Gewinner für 1 Monat. Das ist natürlich keine antizyklische Strategie :-) . Wird der Betrachtungszeitraum länger, dreht sich der Trend um - 3 Jahregewinner sind im Folgejahr meist Verlierer, das ist antizyklisch. Der kurzfristege Trend wird bei H. Göhrke bei momentumstrategie.de beschrieben und gepflegt. 'Der Aktionär' scheint ein ähnliches Konzept mit seinen TSI-Zertifikaten (WKN DB1 TS1, -2, -3) umgesetzt zu haben.
    Mitch

  • Lando


    ich wäre vorsichtig solche selbst erdachten Indikatoren anzuwenden ohne vorher mal simuliert zu haben. Aus antizyklischer Sicht kann gerade ein temporäres nachlassen der RS ein guter Einstiegszeitpunkt sein.
    Weil es eben auch die Ruhe vor dem Sturm sein kann. (sowohl abwärts wie aufwärts ;)


    Z.B ein Aufsetzen auf die 200 Tagelinie. Oder eine Seitärtskonsolidierung wie in deinem Chart oben.

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

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  • Die Frage ist: kann die RS in irgend einer Form helfen, bei Werten, die man bereits im Depot hat, den Austiegszeitpunkt zu bestimmen.

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  • Die relative Stärke und gleitende Durchschnitte allgemein eigen sich imho eher zum Einstieg. Zum Ausstieg verwende ich X-Tages/Wochen-tief.


    Bei deinem Chart oben könnte man also bei 108, 113 oder bei 117 euro den StopLoss setzen. Je nachdem wieviele Tage/Wochen du betrachten willst. (Hier als Beispiel 60,40 und 20 Tagestief - nur grob aus dem Chart abgelesen)

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  • Also, wenn das ausgeguckte Tief ein zweites Mal berührt oder unterschritten wird, aussteigen.


    Schönen Dank, das könnte helfen.

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  • Lando


    Ja, z.b. wenn der Kurs ein halbes Prozent unter dem ermittelten Tief liegt, verkaufen. Wie groß der betrachtete Zeitraum sein soll, muß jeder für sich ermitteln. Wieviel Schwankungsbreite willst du einer Aktie zubilligen und wie volatil darf dein Depot sein.

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