Selten gestellte Fragen (Diverse)

  • Nachtrag: Wenn es mehr als zehn Jahre sind, könnte es glaube ich problematisch werden, weil die Banken dann vielleicht keine Unterlagen mehr darüber haben. Aber so lange ist die Zwangsabfindung der Postbank ja noch nicht her. Ansonsten ist es gut, wenn man dann noch Belege hat. Wer bei IB ist, ist wohl gekniffen, dort kann man sich nur selbst Kontoauszüge zusammenstellen und bekommt keinerlei offizielle Abrechnungen. Vielleicht reicht das, aber für sowas ist man bei einer gescheiten deutschen Bank wahrscheinlich besser dran.


    Daß Du (rechtlich) den Anspruch hast, ohne selbst geklagt zu haben, ist das eine - ich weiß aber nicht sicher, ob die Nachzahlung auch automatisch kommt oder Du ggf. bei der Bank vorstellig werden mußt.


    Alles nur vom Hörensagen ohne eigene Erfahrung dazu. Siehe auch die aktuelle Diskussion bzgl. Altana vor mehr als zehn Jahren, Beiträge #5544 bis #5554:

    https://www.wallstreet-online.…enwerten#beitrag_75556909

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Mal ne Frage in die Runde zum Thema Aktienrückkauf (ARK):


    ARK wird ja oft - auch in mechanischen Strategien wie Value Composite 2 von O'S - als mindestens gleichwertig zu Dividenden propagiert. Das mag ja auch theoretisch nachvollziehbar sein, falls die vom Markt zurückgekauften Aktien auch tatsächlich "vernichtet" werden.


    In der Praxis sehe ich aber öfters ARK-Programme, in denen die ARK-Aktien explizit für Mitarbeiter-Boni vorgesehen sind. Oft wird der Verwendungszweck explizit offen gehalten, z.B. als Akquisitions-Währung für Firmen-Übernahmen. Meist sehe ich keinerlei Hinweis zum Verwendungszweck, bzw. es ist recht selten, dass explizit eine "Vernichtung" der ARK-Aktien vorgesehen ist.


    Auf mich wirkt das ein bisschen wie ein ARK-Hype mit Rosstäuscher-Beigeschmack.


    Wie geht ihr mit der Problematik um? Oder gibt es kein Problem und ich bin zu misstrauisch?

  • Sehr gute Frage! Du hast m.E. theoretisch recht. Nur das Einziehen der Aktien ist m.E. gut oder zumindest besser. Der Rückkauf am offenen Markt, um sie dann anderweitig wieder auszugeben ist in der (finanzmechanischen) Wirkung ähnlich, wie wenn das Geld direkt dafür aufgewendet würde (nicht identisch in der Anreizstruktur natürlich, z.B. für Mitarbeiter). O'Shaughnessy schreibt leider meistens nicht, wie die Kennzahlen definiert sind, sondern tut so, als sei das allgemein bekannt und einheitlich definiert (z.B. für "accruals fand ich nirgends eine klare Definition). Bei den Aktienrückkäufen ist es mit am schlimmsten.


    Ich hatte mir das auch schon überlegt. Man müßte es eigentlich messen an dem Betrag, den die Firma dafür ausgegeben hat, relativ zum aktuellen Börsenwert - aber die Zahlen wird man meistens nicht genau haben, oder kommunizieren die Firmen das immer präzise? Eine andere Möglichkeit wäre, es an der Nettoverändernung der Zahl der ausstehenden Aktien zu messen. Und ich meine gelesen zu haben, daß es darauf ankommt (und O'S das auch berücksichtigt), also auf die Saldierung mit der Zahl der u.U. gleichzeitig neu ausgegebenen Aktien. Das schließt sich ja nicht aus, und kann auch nicht ausgeschlossen werden, man denke an Optionsprogramme. Problem: Selbst wenn ich die für Aktienrückkäufe aufgewandte Summe kenne, müßte ich die ja die neu ausgegebenen Aktien gegenrechnen, und das geht nicht so einfach: Eurobetrag vs. Anzahl an Aktien. Wenn man aber stattdessen nur auf die Veränderung der Anzahl abstellt, Beispiel:

    - Am Anfang des Jahres gibt es 100 Mio. ausstehende Aktien (cave: Stichtag, nicht Mittelwert über eine vorangegangene Periode).

    - Im Laufe des Jahres werden 1 Mio. Aktien neu ausgegeben und 5 Mio. zurückgekauft. Am Ende des Jahres gibt es also 96 Mio. Aktien.

    Folglich wäre die buyback yield 4%. Aber das ist unabhängig ist vom Kurs! Das ist aber unsinnig, denn wenn der Kurs am Jahresende doppelt so hoch steht als während der unterjährigen Rückkäufe, dann wird suggeriert, die Firma könnte zu diesem Kurs weiterhin 4% der Aktien zurückkaufen. Selbst ohne weitere Verwässerung kann sie aber max. 2,5% zurückkaufen.


    Das wird mir alles erst beim Schreiben so richtig bewußt - danke daher für Deine Frage! ;)

    In der Praxis ist es aber eh unmöglich, die buyback yield (und damit auch die shareholder yield) zu berechnen - oder bekommst Du das irgendwo angezeigt oder kannst gar danach screenen? Ich kann es allenfalls berechnen, wenn ich im Einzelfall darauf aufmerksam werde. Dann nehme ich die für das ARP aufgewendete Summe. Die ggf. gleichzeitig neu ausgegebenen Aktien ignoriere ich, so wie man das sonst auch ignoriert. Das ist ein weiteres Problem: Die Verwässerung der Vergangenheit wäre mir egal, sofern sie nicht fortlaufend weitergeht. Das KPV etc. berechnet man ja mit der aktuellen Aktienzahl. Ich versuche lediglich, Firmen zu vermeiden, die ständig verwässern - das ist ganz klar negativ (negative buyback yield). Freilich, die Situation mit ARP und gleichzeitiger Neuausgabe ist so schwer zu fassen, man sieht das nicht auf den ersten Blick z.B. in TIKR, weil ja die Aktienzahl netto schrumpft.


    Also schon die richtige Berechnung ist alles andere als trivial. Aber zurück zu Deiner Frage nach der Verwendung der Aktien:

    Es ist vielleicht ein wenig wie mit außerordentlichen Gewinnen: Da könnte man auch sagen, die empirischen Studien haben auf das geschaut, was unter dem Strich stand und nicht danach gefragt, wie es zustandegekommen ist, und daher ist mir das egal und nehme es wie ausgewiesen. Aber man kann mutmaßen, daß ein dadurch zustandegekommenes niedriges KGV weniger gut ist wie ein reguläres. (Schweizer Elektronik hat übrigens m.W. deshalb ein KGV < 1).


    PS. Die Abkürzung ist mir neu. Ich kenne ARP für Aktienrückkaufprogramm.

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  • witchdream hat das Entscheidende unterstrichen. Die Befürworter von Rückkäufen ignorieren das regelmäßig. Nur wenn die Aktien vernichtet werden, wäre der Rückkauf sachlich einer Dividendenzahlung gleichgestellt.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Winter   Lando : Danke für euere Einschätzung. Das bestätigt mein Bauchgefühl, dass man beim "Total Shareholder Return" TSR (= Divi + ARP) genau hinschauen muss. Peinlicherweise bestätigt das so uralte Opa-Sprüche wie: "Nur Bares ist Wahres".


    Naja, irgendwoher müssen die "ineffizienten Märkte" ja ihre Nahrung beziehen. Also zurück zu Value Composite 1 (nur Divi, nix ARP), es sei denn man fischt im US-Markt - was m.E. momentan kein Thema ist. *)


    *) edit: Ich gehe davon aus, dass in den USA eine gewisse TSR-Kultur herrscht, welche hier nur als Slogan bemüht wird.

    "Spending money to make you happy is hard if you’re already happy." Quelle

    Einmal editiert, zuletzt von witchdream ()

  • Es war auch eine alte Frage von mir, wie damit umgegangen werden soll, wenn die Firma eigene Aktien hält. Für den Börsenwert zählt die Anzahl der extern ausstehenden Aktien, d.h. die eigenen sind davon bereits abgezogen. Das ist wohl die sinnvollste Herangehensweise. Die eigenen Aktien sind aber doch irgendwie potentiell vorhanden, sie können leicht wieder ausgegeben werden. Wobei das auch so passieren kann, durch ein genehmigtes Kapital, was man ja normalerweise auch nicht auf dem Schirm hat, ohne sich sehr genau mit einer Aktie befasst zu haben und sämtliche HV-Beschlüsse gelesen zu haben. Eindeutig schlimmer finde ich es, wenn bereits vorgesehen ist, die Aktien an Mitarbeiter auszugeben oder wenn das laufend praktiziert wird. Bei einer Übernahme bekommt man wenigstens einen Gegenwert - mehr Vermögenswerte verteilen sich auf mehr Aktien; da hängt es davon ab, ob das Management sinnvoll damit umgeht oder ob shareholder value ein Fremdwort ist und Aktien unabhängig vom Kurs weit unter Wert als Akquisitionswährung eingesetzt werden. Genau davon muß man aber ausgehen, wenn wir eine Aktie kaufen: wir kaufen schließlich nur unterbewertete Aktien, und daher ist es tendenziell keine gute Idee, Aktien auszugeben.


    Wenn man es sich genau überlegt, ist sogar die Dividendenrendite gar nicht so einfach zu bestimmen. Abgesehen davon, daß es für alle Kennzahlen darauf ankommt, ob der Kurs cum oder ex Dividende zu verstehen ist für den Vergleich, was bei hohen Dividendenrenditen schon was ausmachen kann: wie hoch ist die Dividendenrendite, wenn zuletzt 5€ gezahlt wurden bei Kurs 100€, wenn aber seither eine 10% Verwässerung stattgefunden hat? Eigentlich müßte man dann 5/110 rechnen. Gut, in aller Regel gibt es keine so große Verwässerung und wenn doch, dann sind das Spezialfälle, auf die man auch so aufmerksam wird. Aber für einen mechanischen Backtest wäre das schon relevant zu berücksichtigen.


    Ah, irgend einer Deiner Screener hat das VC2 im Angebot, nicht wahr? Da wäre auch interessant, wie sie das berechnen und woher sie die Daten nehmen und ob sie diese für Europa denn auch haben.


    An Aktien mit nennenswerten Rückkaufprogrammen, die ich halte, fällt mir z.B. Origin Enterprises ein, CTT Correios oder auch Imperial Brands. Bei BAT ist es noch gering, ebenso bei Petrobras (~10% der Dividendensumme).

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Ah, irgend einer Deiner Screener hat das VC2 im Angebot, nicht wahr? Da wäre auch interessant, wie sie das berechnen und woher sie die Daten nehmen und ob sie diese für Europa denn auch haben.

    Jep, da nutze ich seit ein paar Wochen ww.quant-investing.com. Die bieten als "Fertigscreen" sowohl VC1 als auch VC2. Die Verfügbarkeit erstreckt sich auf deren gesamtes Daten-Universum, also inklusive Europa, und die Datenbasis scheint (meine Beobachtung) identisch zu sein mit der von https://de.finance.yahoo.com/


    Für detailliertere Fragen würde ich an deiner Stelle ruhig den Betreiber kontaktieren - er präsentiert sich zumindest so, als wäre er an einem regen Gedankenaustausch interessiert. Ich hoffe, meine Formulierung kommt jetzt nicht negativ rüber.

  • Als einfach zu konfigurierender Screener ist QuantInvesting im Augenblick wohl der Beste. Nicht nur für O’Shaughnessy, Greenblatt oder Tortoriello Freunde. Der Betreiber antwortet auf Fragen sofort und ist auch an Diskussionen interessiert. Bis jetzt kann ich nur positives berichten. Für mich wesentlich waren historische "point in time" Daten.

    Für aktuelle Daten ist mein Liebling Simply Wall Street. Leider gibt es da keine Möglichkeit Daten herunterzuladen.

    Seeking Alpha ist imho zur Bühne für Selbstdarsteller verkommen und TradingView gefällt mir seit Umstellung des Screeners nicht mehr.

    Koyfin hat einen sehr guten screener. Leider muß man die Daten in Blöcken zu 2000 Aktien herunterladen, dafür gibt es alles was man testen möchte :-).


    p.s. der Blog von QuantInvesting ist auch interessant zu lesen.

    "If it sounds too good to be true, it probably is."


    "Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen der Theorie und der Praxis. Praktisch stimmt das aber nicht."


    "Erfahrung ist das was man bekommt, wenn man nicht bekommt was man möchte."