Türkische Aktien

  • Zitat von cktest

    Wenn ich es mir recht überlege, könnte eine Wette auf den Verfall der Türkischen Lira der Deal des Jahres sein.


    Im Ganzen kommt das nicht völlig überraschend: Die Türkei ist keine hochentwickelte Wirtschaft wie USA oder Westeuropa, hat aus politischen Gründen viel Führungspersonal gegen anderes, vermutlich weniger qualifiziertes aber garantiert nicht eingearbeitetes Personal ausgetauscht (Auswirkungen von so etwas kann man auch in Venezuela bewundern), sich mit Kunden (russischen Touristen) überworfen, sich alle Mühe gegeben, Geschäftspartner vor das Schienbein zu treten und zu vergraulen, und nebenher sich in den sicher nicht billigen Krieg in Syrien eingemischt. Man kann das zwar ein paar Jahre mit Financial Engineering überdecken und Flughäfen und Autobahnen bauen, aber jetzt scheint die Rechnung zu kommen. Der Markt hat jetzt vermutlich Lunte gerochen, und der Beutetrieb setzt ein.


    Darüber freuen, nur weil man Erdogan nicht mag, sollte man sich aber nicht. Wenn die Türkei wirtschaftliche Probleme bekommt, werden wir das in Deutschland in verschiedenen Formen zu spüren bekommen.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • ist schon krass wenn eine Währung am Tag im Schnitt 2-4 % verliert. (so war es die letzten Tagen.

    Vor allem Nachts in den asiatischen Börsen bricht die Lira gegenüber Euro und Dollar regelrecht zusammen.


    Aktuell höre ich, dass sehr viel aus Deutschland in die Türkei überfliegen und sich massiv in türkische Lira verschulden.

    Mit der Hoffnung, dass der Euro stärker wird und die Schulden in Euro dadurch weniger.


    Ich denke auch, dass Firmen wie Tchibo, Media-Markt, Metro, Deichmann, Rossman das alles zu spüren bekommen werden.

  • Aktuell höre ich, dass sehr viel aus Deutschland in die Türkei überfliegen und sich massiv in türkische Lira verschulden.

    Mit der Hoffnung, dass der Euro stärker wird und die Schulden in Euro dadurch weniger.

    Das ist das Geschäft der Hedgefonds, und so hat Soros seinerzeit gegen den Thai Bath spekuliert. Nur hat der nicht ein paar hundert oder tausend sondern ein paar hundert oder tausend Millionen eingesetzt.


    Die Hedgefonds leihen sich das Geld overnight bei türkischen Geschäfts- oder Zentralbanken, tauschen in Euro und hoffen am nächsten Tag weniger Euros für den Kauf der Türkischen Lira für die Rückzahlung ausgeben zu müssen. Die ganze Aktion läuft natürlich stark gehebelt. Die schwedische Zentralbank hat in den 90ern bei so einem "Angriff" auf die Krone die Overnightrate auf 70% hoch gesetzt, um die Spekulationen zu unterbinden.


    Übrigens sind in den Turbos wie dem von cktest immer diese kurzfristigen Zinsen (meist 1 Monats Libor (oder hier Tübor?) ) in den Klauseln mit verwurstet. Die tägliche Anpassung des Basispreises der Turbos hängt meist an diesen kurzfristigen Zinsen. Das liegt daran, weil die emittierenden Banken ja das Risiko aus dem Stillhaltergeschäft genau auf diese Art und Weise hedgen: Leihe von TRL, Kauf von Euro.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Zitat

    Ich denke auch, dass Firmen wie Tchibo, Media-Markt, Metro, Deichmann, Rossman das alles zu spüren bekommen werden.


    Die Erfahrung zeigt dass die Probleme nur dann kommen wenn der Staat mit Preiskontrollen uder Devisenbeschränkungen eingreift. Ansonsten haben gute Retailer das im Griff und der Umsatz steigt erfahrungsgemäß inflationsbereinigt weil jeder sein Geld schnell in Waren anlegen will und gar nicht so genau auf den Preis schaut.


    Die Retailer in BRasilien waren da z.B. ein gutes Besipiel, das Geschäft lief trotz Inflation immer granatenmässig und die Margen sind hoch.

  • Das ist das Geschäft der Hedgefonds, und so hat Soros seinerzeit gegen den Thai Bath spekuliert. Nur hat der nicht ein paar hundert oder tausend sondern ein paar hundert oder tausend Millionen eingesetzt.

    Hier mal der link zu einem Spiegel Artikel aus 1998 und dem Spiel gegen den Baht:


    "Blut im Haifischbecken


    Mit dem Angriff auf den thailändischen Baht begann die Asienkrise - und eine der erfolgreichsten Währungsspekulationen aller Zeiten. US-Geldmanager verdienten Milliarden. Der gefeuerte thailändische Notenbankchef erinnert sich mit Bitterkeit: „Die Attacke war unfair.“

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7893956.html

  • Ist etwas OT, aber bei der Abwertung der türkischen Lira, die von der Türkei so gar nicht geschätzt werde, denke ich intensiv an Italien und Griechenland. Dort wird der starke Euro zuweilen als Problem bezeichnet, weil er eine Anpassung der nationalen Wirtschaft an die gesunkene Konkurrenzfähigkeit behindert, die Abwertung einer nationalen Währung wäre doch viel einfacher.
    In der Türkei sehen wir gerade bilderbuchmäßig, dass so eine Abwertung jede Menge anderer Probleme mit sich bringt:

    - Typischerweise fehlt die Kraft einer gelenkten Anpassung, sehr häufig geht das in einen unkontrollierbaren Absturz über.

    - Die eigenen Bürger sehen die Stärke der Währung als Signal für die Stärke der eigenen Wirtschaft, bei einer Abwertung steigt sowohl die Flucht aus der eigenen Währung (in Hartwährungen) als auch das Vertrauen in den eigenen Staat.

    - Verschuldungen in Hartwährungen sind für Unternehmen in "Weichwährungsländern" nicht unüblich, weil die Zinsen oft deutlich niedriger sind. Bei unkontrollierten Abwertungen besteht aber schnell das Risiko, dass ehedem gut ausbalancierte Verschuldungslevel in einem Maß anwachsen, der zahlreiche Unternehmen in die Überschuldung treibt.

    Eine Hartwährung hat nicht nur Vorteile (man kann die nationalen Kosten nicht auf die einfache Art senken), aber die Nachteile von Weichwährungen gerade in Krisenzeiten scheinen mir deutlich größer zu sein.
    Griechenland wusste schon, warum sie letztlich vor dem Ausstieg aus dem Euro zurückschreckten, und Italien dürfte sich die Entwicklung der Türkei auch mit großem Interesse anschauen.
    Preisfrage für Europa: Wie stark sind türkische Unternehmen bei europäischen Banken verschuldet? In einem sehr pessimistischen Traktat las ich, dass mehrere insbesondere italienische und französische Banken im Fall einer Welle türkischer Zahlungsausfälle in ihrer Eistenz gefährdet seien - allerdings schien mir dort auch der Wunsch zum Schwarzmalen stark in die Argumentation einzufließen (Journalistenweisheit: bad news are good news).

  • ist schon krass wenn eine Währung am Tag im Schnitt 2-4 % verliert. (so war es die letzten Tagen.

    Vor allem Nachts in den asiatischen Börsen bricht die Lira gegenüber Euro und Dollar regelrecht zusammen.

    Ein Grund für die nächtlichen Kurseinbrüche war anscheinend auch das hier:


    https://www.bloombergquint.com…ira-s-freefall#gs.QXetF4I


    Zitat

    "When retail investors capitulate - as it’s been the case overnight when Japanese margin traders decided to cut their mounting losses on their long lira positions against the yen - one could argue that it is a contrarian signal that perhaps the worst is over," says Piotr Matys, an emerging-market currency strategist in London, in an interview.

  • Gestern war "Gehen Sie zurück auf Los. Ziehen Sie keine €4000 ein".


    Heute scheint die neue Runde begonnen zu haben...

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Ach, Nourini ist doch Berufspessimist, der sieht allmonatlich das Finanzsystem untergehen.
    Ich finde eher interessant, dass mal auf ihn gehört wird und er mal komplett ignoriert wird.

  • Es ist immer wieder schön zu sehen wie den "bösen Spekulanten" aus dem Ausland die Schuld zugeschoben wird.


    Auslöser ist ja, dass in der Türkei aktuell einfach zu viel Geld in den Umlauf gebracht wird. Vermutlich um sich (indirekt) die Wahl zu kaufen. M.E: darf man deshalb auch alle GDP Zahlen aus der Türkei nicht wirklich ernst nehmen.

  • https://www.nzz.ch/finanzen/fo…h-stark-werden-ld.1385691

    Interview: «Die Insolvenz der Türkei ist keine Frage der Zeit mehr - der Anfang ist schon gemacht»


    "...Zweitens können mehrere türkische Firmen ihre Schulden nicht mehr bedienen, vor allem die in fremden Währungen..."


    Spannend, aber auch gruselig, wie eigentlich überhaupt alles, was man aus der Türkei in den letzten zwei Jahren gehört hat.


    Hoffentlich nimmt das keine Ausmaße an, die zu einer neuen Bankenkrise wie 2008 führen. Fragil genug wären das Vertrauen in die europäischen Banken dafür ja ohnehin schon.

  • ist denn aber auch nicht so ,wenn die Nachrichten am gruseligsten sind, es dann der richtige Zeitpubkt ist einzusteigen?

  • ist denn aber auch nicht so ,wenn die Nachrichten am gruseligsten sind, es dann der richtige Zeitpubkt ist einzusteigen?

    Ja schon, aber woher weiß ich wann genau sie am gruseligsten sind? Ich meine, es gibt noch viele denkbare schlechte Nachrichten, die man sich vorstellen könnte, die noch nicht über den Ticker gelaufen sind? In der Vergangenheit war ich bei solchen Überlegungen meistens deutlich zu früh.

  • Meistens weiss man immer im Nachhinein am besten wann es am gruseligsten war.


    Für einen kurzfristigen Zock wäre es aktuell vielleicht sogar interessant. Langfristig aber ist es sicher problematisch.Die aktuellen Probleme kommen ja v.a. daher, dass anch 2016 Erdogan die Geldschleussen geöffnet hat und es mittterweile eifach zu viele Türkische Lira gibt im vergleich zur Wirtschaftsleistung.


    ich galueb auch, dass die ganzen positiven Wachstumszahlen alle "gegriecht" waren....

  • ist denn aber auch nicht so ,wenn die Nachrichten am gruseligsten sind, es dann der richtige Zeitpubkt ist einzusteigen?

    Aber wann ist "am gruseligsten"?
    Wann wäre das beispielsweise bei Venezuela der Fall gewesen?
    Das Land zeigt seit mindestens 5 Jahren, dass es immer noch weiter abwärts geht - und auch jetzt erkenne ich nicht den Boden.
    "Blood on the floor" gab es bei Venezuela auch regelmäßig.

  • Ich dachte immer, das Bild von dem "blood on the steet" wäre bei Börsianern im übertragenen und nicht im wortwörtlichen Sinne gemeint.


    Und leider hält der Gruselfaktor von damals ja immer noch an, denn von den vielen Verhafteten dürften etliche noch immer im Gefängnis sitzen, und dann ist ihr physischer und psychischer Zustand heute wahrscheinlich kaum besser als vor eineinhalb Jahren?

    Und ich frage mich immer, wovon die tausenden von Beamten und Hochschulangestellten, die damals entlassen worden sind, heute leben. Ob die wohl alle in der freien Wirtschaft untergekommen sind?

    So gesehen ist es ja eigentlich löblich, wenn sich der große Sultan um eine florierende Wirtschaft und genügend Arbeitsplätze sorgt, wenngleich ich mal annehme, dass er es nicht wegen der eigentlich Bedürftigen, sondern nur wegen seiner Popularitätswerte tut...