• BAYERN DEUTSCHER UMWELTPREIS
    Die Provinz hat auch eine Antwort auf den Diesel
    Von Miriam Zerbel | Stand: 30.10.2017
    https://www.welt.de/regionales…twort-auf-den-Diesel.html



    "Wegen seiner „revolutionären Entwicklungen“ wurde der bayerische Mittelständler Oswald jetzt mit dem höchstdotierten Umweltpreis Europas ausgezeichnet. Dessen Elektromotoren sind besonders energieeffizient.


    Seit der Jahrtausendwende entwickelt und baut Oswald mit seinen Mitarbeitern sogenannte Torquemotoren, also drehmomentstarke Elektromotoren für Direktantriebe vor allem im industriellen Bereich.


    Die Miltenberger sind eines jener „Hidden Champions“ genannten mittelständischen Unternehmen, die in ihrer Nische Weltmarktführer sind.


    Im Vergleich zu einem Normmotor habe der Torquemotor die sechsfache Kraftdichte und die zehnfache Dynamik, schwärmt der Oswald-Chef. Das ist vor allem für Industriekunden interessant, die solche Motoren direkt an ihre Maschinen anbauen und als Hauptantrieb nutzen. Maschinen, die pressen, schreddern, mischen sind typisch für den Einsatz von Torquemotoren, die aber auch in Schiffen den Dieselmotor ersetzen und in Wasserkraftwerken eingesetzt werden.


    Es ist keine Massenware, die die Oswalds mit ihren 180 Beschäftigten konstruieren. Eher kleine Stückzahlen, manchmal sogar nur ein einzelner Motor, der individuell auf die Kunden-Maschine angepasst wird, „wie eine Krone auf den Zahn, maßgeschneidert“, erklärt Johannes Oswald.


    Im Einzelfall lassen sich mit einem Motor bis zu 1,5 Terrawattstunden jährlich sparen. Damit könnten eine Million Menschen ihren jährlichen Stromverbrauch decken. Oder 500.000 Elektroautos ein Jahr lang unterwegs sein, bei einer Durchschnittsfahrleistung von 16.000 Kilometern – eine Rechnung, die auch der Umweltpreis würdigt.


    30 bis 70 Prozent weniger Energieverbrauch verspricht Oswald. Die Technik wird häufig auch für Hybride eingesetzt. Zu den ersten hybriden Nutzfahrzeugen, die ausgerüstet mit Oswald Antrieben erfolgreich auf den Markt kamen, zählen mobile Hafenkräne: 13 Meter hoch, mit jeweils vier Motoren aus dem Betrieb in Miltenberg, fahren die Kräne mit Diesel und elektrisch. Rund 1000 davon gibt es inzwischen in den Häfen weltweit.


    Auch Antriebe für Pkw entwickeln die Franken, allerdings nicht für die Großserie, sondern auf individuellen Kundenwunsch. Zum Beispiel für den preisgekrönten, rein elektrisch fahrenden Muldenkipper. Beim Bergauffahren verbraucht der Kipper Energie, die er beim Hinunterfahren per Energierückgewinnung wiedererlangt und in die Batterien leitet, wenn er bremst. „Der ist völlig energieautark“, lobt Oswald. „Früher hat man das alles mit Diesel gemacht.“


    Zum Beispiel zum Einsatz in hybriden Verkehrsflugzeugen. Eine völlig neue Anwendung, die Oswald in einem Entwicklungsprojekt zusammen mit Airbus und mehreren namhaften Universitäten vorantreibt. Das ist das Steckenpferd von Bernhard Oswald, dem Senior, der es sich nicht nehmen lässt, mit seinen 87 Jahren noch täglich in die Firma zu kommen."

    First focus on risk, before focus on return! (Seth Klarman)